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86 Die Wirkung des Kupfervitriols auf den Pilz ist nach neueren Forschungen auf die Bildung von Kupfersalzen zurückzuführen, die vom Pilz, der einen besonderen Stoff ausscheidet, aufgelöst werden, dabei giftig auf den Pilz wirken, so daß sich dieser demnach sein eigenes Grab gräbt. Hätten wir nur bei allen Rebenfeinden, z. B. bei der Reblaus, so sicher wirkende Mittel, wie bei diesen beiden Pilzen, dann dürfte uns um unseren Weinbau nicht bange sein. Tief zu be dauern ist daher das geringe Interesse, das von manchen Winzern dem Spritzen und Schwefeln entgegengebracht wird, wahrlich, manche Ge markung würde bei richtiger Bekämpfung dieser Feinde einem besseren Herbste entgegengehen. Wenn aber unter 100 Morgen Weinbergen nur 40 gespritzt und geschwefelt werden, dann fällt es allerdings den Besitzern dieser 40 Morgen schwer, sich dieser beiden pilzlichen Feinde zu erwehren, da immer neue Pilzsamen in ihre Weinberge gelangen und nach Regentagen oder Regennächten auf den abgewaschenen Blättern ein günstiges Feld zum Keimen finden. Daher möge jeder Winzer sich darüber klar werden, daß nur ein einmütiges Vorgehen von Erfolg begleitet sein kann, daß aber auch die Ausführung dieser Arbeiten eine peinlich genaue sein muß. Sollte öfters Regen nach dem Spritzen und Schwefeln eintreten, so wiederhole man die Arbeit, es lohnt sich hundertfach. Denn nicht nur ge sunde Blätter erhalten wir uns mit Spritzen und Schwefeln, auch die Reben bleiben in den Herbst hinein länger grün, versorgen also die Trauben auf längere Zeit noch mit Zucker, als unbehandelte Rebstöcke es vermögen. Es beruht dies auf einer sogenannten Schattenwirkung des Kupfers und Schwefels, worauf näher einzugehen etwas zu weit führen würde; es genügt hier die Tatsache, daß solche Weinberge im Herbst auf eine Entfernung von Stunden von anderen, nicht behandelten, zu unterscheiden sind. Denken wir daher stets an die Gesund erhaltung der Blätter, da wir wissen, welch wichtige Tätigkeit im Pflanzenkörper ihnen obliegt. Sorgt an verletzten Obstbäumen für eine gute Wundbehandlung! Jetzt, wo der Saft in den Obstbäumen auf- steigt, die Rinde schwammiger wird und sich leicht vom Holzkörper löst, kommt es sehr ost vor, daß durch Ackergerätschaften größere Rindenstücke ab gerissen werden, wodurch sogenannte Schälwunden entstehen, ohne daß der eigentliche Holzkörper verletzt wird. Diese Schälwunden, welche parallel zur Längsachse des Stammes liegen, werden auch Längs- oder Flachwunden genannt im Gegen satz zu denen, welche beim Auslichten der Krone durch Sägen entstehen und quer, im rechten Winkel zur Längsachse des Astes oder Stammes verlaufen, weshalb sie auch als Querwunden bezeichnet werden. Die Unterscheidung dieser beiden Arten von Wunden ist wichtig für ihre Behandlung und Heilung. Bei den Querwunden liegen ungleichaltrige Holzschichten frei. Ihre Oberfläche zieht sich beim Austrocknen zusammen, vermag dieses aber nicht gleichmäßig zu tun, weil tiefer unter ihr noch der grüne, faftreiche Holzkörper liegt, sie reißt auseinander. Die Risse verlaufen in radialer Richtung vom Mark zur Rinde und klaffen an ihrem Zentralpunkte am weitesten. Natürlich ist so den Witterungseinflüssen und den Zer störern aus der Organismenwelt Tor und Tür geöffnet an der für den Baum ungünstigsten Stelle, die wegen ihrer zentralen Lage bis zu allerletzt auf Vernarbung warten muß. Ver größert wird die Gefahr noch durch mehr hori zontale Lage der Wunde. Schon nach einigen Jahren können wir viel fach die „Früchte" der eingedrungenen Pilze in Gestalt von Baumschwämmen am Stamme finden. Der Baum ist dann unrettbar verloren, das Mycel des Pilzes wuchert unaufhaltsam weiter und zersetzt das Holz nach allen Richtungen. Windbruch, Hohlwerden und frühes Absterben sind die Folgen. Der Baum versucht ja auch diese Wunden zu vernarben und drängt aus der Schicht zwischen Holz und Rinde, dem Kambium, das, wie bekannt, nach innen Splintholz und nach außen Rinde bildet, einen Wulst hervor, der sich alljährlich vergrößert und über den Holz körper schiebt, ohne jedoch mit ihm zu verwachsen. Das seine Tätigkeit in ihm fortsetzende Kambium bildet auch hier nach außen Rinde und nach der Schnittfläche zu Holz, das Wundholz, welches natürlich eine abweichende Struktur von dem unter normalen Verhältnissen gewachsenen hat. Auf eine solche Wunde, die nur von den Rändern aus verwallt und Jahre dazu nötig hat, gehört ein Holz-Konservierungsmittel. Das beste unter diesen ist auch heute noch durch Erwärmen flüssig gemachter Steinkohlenteer. Wenn er auch die bloßliegenden Zellen tötet, so schadet dies nichts, die nachwachsenden überwallen je nach Umfang die Wunde doch in verhältnismäßig kurzer Zeit. Ganz und gar anders liegen die Verhältnisse bei den obenerwähnten Flachwunden. Der von der Rinde entblößte, aber sonst unverletzte Holzkörper liegt nur mit einer gleichaltrigen Holzschicht bloß, die sich beim Austrocknen mehr gleichmäßig zusammenzieht und deshalb keine