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Dünger, zu trockener und durchlassender Boden durch Mergel oder Lehm bindiger und schwerer, und zu schwerer, nasser Boden durch Mischung mit sandiger oder Humuserde durchlassender gemacht wird; ebenso wird stauende Nässe durch richtige Draiuage entfernt und sehr trockener Boden durch künstliche Bewässerung für den Obstbau tauglicher gemacht Auch durch die Düngung können wir, je nachdem das eine oder das andere für nötiger erscheint, die Fruchtbarkeit befördern bei zu sehr ins Holz treibenden Bäumen, indem wir die Obstbäume mit solchen Düng- stoffen mehr versehen, welche auf die Erzeugung von Fruchtknospen und Fruchtbolz hinwirken, z. B. Kalisuperphosphat, Kalk usw.; ist das Gegenteil der Fall, dann müssen wir durch mehr stickstoffhaltige Dünger, Jauche, Chilesalpeter, mehr junges Holz zu erzielen suchen. Sehr viel kann in dieser Hinsicht auch durch zweckentsprechenden Schnitt erzielt werden, indem sehr üppig ins Holz wachsende, aber keine Früchte tragende Bäume gar nicht, diejenigen Obstbäume aber, die ihrer fast übermäßigen Fruchtbarkeit wegen fast kein Holz mehr treiben, stark zurück geschnitten werden. Man kann aber auch bei zu üppigem Holztrieb diesen letzteren behufs Erzielung von "mehr Fruchtholz dadurch eindämmen, daß man den Saftumlauf so viel als möglich zu hemmen sucht damit, daß man entweder einzelne Wurzeln im Boden absticht, die Spitzen der jungen Sommer triebe abkneipt oder aufwärtsstehende Äste im Bogen niederbiegt. In der Wahl der Unter lagen und Edelreiser wird meist dadurch gefehlt, daß für Bäume, die niedrig bleiben und all jährlich beschnitten werden sollen, starkwüchsige Wildlinge als Unterlagen genommen werden. Das Pfirsichspalier Ziehen wir den Pfirsichbaum in bestimmter Form, so geschieht das fast stets auf Kosten seiner Fruchtbarkeit. Dabei erlebt man oft noch Ärger und Verdruß, weil der strenge Schnitt dem Baume nicht behagen will, auch seiner Ge sundheit nicht sonderlich zuträglich ist, und weil sich sehr häufig Gummifluß einstellt, der zur Folge hat, daß ganze Äste, ja ganze Baumhälften absterben, sodaß die Form dann meist wieder verloren geht. Während solche symmetrisch gezogenen Formen auch einen sachgemäßen Schnitt verlangen, der wiederum eine größere Fachkenntnis voraussetzt, ist das formlose Pfirsichspalier nicht nur hinsicht lich seiner Erziehung und Behandlung bedeutend einfacher für jeden, selbst für den weniger im Schnitt Bewanderten ausführbar, sondern es ist ferner auch diese Art der Erziehung für die Gesundheit des Baumes viel dienlicher. In diesem Falle darf dann gar nicht beschnitten werden, oder aber man muß die Äste im Bogen niederheften. Wenn in einer sehr rauhen Lage in sonst gutem Boden und bei kräftigem, aber nicht zu üppigem Wüchse keine Früchte ansetzen, so ist dies ein Zeichen, daß es hier für die betreffende Sorte zu rauh ist und daß in solcher Lage nur harte, rauhe Sorten gedeihen. Ist ein Baum in schon vorgerückterem, aber doch noch leistungsfähigem Alter fast plötzlich unfruchtbar geworden, so hilft hier nur ein starkes Zurückschneiden oder Verjüngen der Baum krone, und in Verbindung damit eine tüchtige Bodenlockerung und Düngung; der durch zu frühe und zu große Tragbarkeit erschöpfte Baum wird dann bald wieder neue Kraft zu weiterer Frucht barkeit und besserem Triebe erhalten. Ist der Boden zwar nicht schlecht, aber doch arm an mineralischen Bestandteilen, so hat auch dies öfters Unfruchtbarkeit der Obstbäume zur Folge. In diesem Falle beseitigt man die ganze obere Bodenschicht bis auf die Wurzeln und führt dem Baum andere, möglichst kalk-, lehm- und mergel haltige Erde zu; es muß aber ein fruchtbarer Mergelboden sein; auch reiner Sandboden leistet oftmals sehr gute Dienste. Bei allem aber halte man Maß; daher darf auch nicht die Fruchtbarkeit auf Kosten des Holztriebes zu stark besördert werden, sonst treibt der Baum kein junges Holz mehr, oder aber er erschöpft sich schon nach einigen Jahren wieder bis zur völligen Unfruchtbarkeit. Endlich vergesse man nie, daß ein Baum mit sehr schwachem Holztrieb von Insekten und Krankheiten mehr zu leiden hat als ein Baum mit kräftigem Holztrieb. (Ratgeber für Obst- und Gartenbau für Oberhessen.) ohne strenge Form. Was die Ertragsfähigkeit angeht, so liefert uns das formlose Pfirsichspalier reichere Ernten, als die dem strengen Schnitt unterworfenen Bäume. Wir brauchen ferner zu diesem Zwecke keine teuren, vorgeformten Spaliere zu kaufen, sondern es genügen hierzu kräftige, einjährige Ver edelungen, welche wir gleich nach dem Pflanzen bis auf einen halben Meter über dem Boden zurückschneiden. Die nun daraus gewonnenen Triebe werden im folgenden Sommer breit geheftet, und zwar derart, daß die Mitte des Baumes möglichst frei bleibt. Im Jahre darauf stutzt man diese Zweige etwas ein, während man die schwächeren ganz entfernt. In dem ersten Jahre werden wir nur Holztriebe zu erwarten haben, doch bald erhalten wir auch Blütenzweige, deren Bildung durch das wagerechte Anbinden der einzelnen Zweige begünstigt wird.