Volltext Seite (XML)
Herr Geheimrat Kluge weist ferner auf die Schwierigkeiten der Erhebung hin. Zunächst habe die Wahl der Zeit zu viel Bedenken Anlaß gegeben; da sich aber die Zählung mit den Bodenbenutzungserhebungen nicht vereinbaren ließ, hätte der 1. Dezember gewählt werden müssen. Trotz vielfacher Mängel weise jedenfalls die letzte Erhebung schon be deutende Fortschritte auf, da man in der Lage gewesen sei, sämtliche Obstbäume zu erfassen. Dies sei aber nur möglich gewesen durch die Beschränkung auf die vier Haupt-Obstgattungen. Die Vorschläge des Berichterstatters, betreffend Teilung nach Nutzungsflächen, Feststellung des Flächeninhaltes, Trennung nach Hoch- und Nieder stämmen, würden sich einstweilen schwer ver wirklichen lassen. Dagegen habe eher Aussicht auf Erfolg, in die nächste Zählung die Aprikosen, Pfirsiche und Walnüsse einzubeziehen, sowie die Süß- und Sauerkirschen zu trennen. Auch Herr Gutsbesitzer Engelbrecht-Obendeich spricht seine Freude über die Anregungen des Vortrages aus und warnt, jetzt gleich allzuviel von den Zählungen zu verlangen, da sonst die Gefahr vorhanden sei, daß man im Stoff umkomme. Zu verlangen sei zunächst jedenfalls eine Trennung von Zwetschen und Pflaumen. Herr Engelbrecht wünscht, daß Obstbaumkarten für kleine Bezirke und Gemeinden herausgegeben werden; aus denen werde der Praktiker lernen. Dem schließt sich Herr Ökono mierat Garcke-Wittgendorf durchaus an, der im übrigen auf den Wert von Sortenzählungen für kleinere Bezirke hinweist. Herr Garten- Ingenieur Möller-Erfurt hat an den Vor besprechungen zur Einleitung der Zählung teil genommen und kennt die Schwierigkeiten, welche die Jnswerksetzung dieser Zählung bereitet hat. Er warnt daher davor, die Anforderungen allzu hoch zu stellen, da sonst die Zuverlässigkeit der Statistik in Frage gestellt würde. An der Be sprechung beteiligten sich ferner noch Herr Garten- Direktor Degenhardt-Dresden und Fräulein Homann. In der Abstimmung werden die beiden Anträge des Herrn Berichterstatters ein stimmig angenommen. Zum nächsten Punkte der Tagesordnung: Die Versuche mit den Lemströmschen Frost fackeln*) berichtet Herr Prof. vr. Steglich-Dresden: Der Fackelvorrat Lemströms — der übrigens im vorigen Herbst gestorben ist — war durch ein Brandunglück sehr beschränkt; es standen nur *) Die von dem schwedischen Ingenieur Lemström erfundenen Frostfackeln sino hohle Zylinder aus Torf, welche an verschiedenen Stellen der Obstanlagen, Wein berge, Gemüsegärten usw. ausgelegt und, wenn Nachtfrost droht, angezündet werden sollen, um Ranch zu erzeugen. Die Red. 800 Fackeln zur Verfügung; diese sind ausgegeben zu Versuchen nach Diemitz, Hohenheim, Geisen heim und Erbach. Berichterstatter verliest die eingegangenen Berichte; es lassen sich aus ihnen noch keine Schlüsse auf die Rauchentwickelung ziehen. Immerhin stiegen die Temperaturen in den unter Rauch gefetzten kleineren Bezirken um 1—l'/^/o- Eine derartige Steigerung genügt, um Frostschaden zu verhüten. Das Verfahren habe unstreitig Vorzüge vor anderen Verfahren: 1. Unmerklichkeit der Temperaturerhöhung, 2. kein Verrußen, 3. Handlichkeit und Billigkeit. Bericht erstatter befürwortet die weitere Prüfung. In der Besprechung erklärt Herr Garten-Inspektor Schulz-Bonn die Fackeln für den Schutz von Weinbergen für bedeutungslos. Herr Patent anwalt Tolksdorf bemerkt, daß die gelieferten 800 Fackeln nicht ganz einwandfrei gewesen feien, da sie durch Frost sehr beschädigt und ihnen ein großer Teil der Feuchtigkeit entzogen worden sei. Die Ansicht, daß auf größeren Flächen die Benutzung infolge der nötigen großen Menge an Fackeln zu kostspielig sei, sei insofern irrtümlich, als die Fackeln nur an einzelnen Stellen aus gelegt zu werden brauchten; dies genüge für die Rauchentwickelung. Es seien übrigens noch 3000 Stück der Fackeln vorhanden, welche Herr- Tolksdorf zu Versuchszwecken zur Verfügung stellt. Herr Direktor Müller-Diemitz hält es für möglich, daß durch die Berücksichtigung des Feuchtigkeitsgehaltes das Ergebnis der Versuchs anstellung vielleicht ein noch etwas günstigeres Bild geben könne. Die bisherigen Versuche hätten nach seiner Ansicht gezeigt, daß die Fackeln sich nicht bewährt hätten; die Arbeit mit ihnen sei viel zu groß. Herr Müller stellt ein anderes Mittel in Aussicht, welches binnen kurzem vor aussichtlich in den Verkehr gegeben werden könne. Weitere Versuche mit den Frostfackeln dürften sich daher erübrigen. Nachdem Punkt 4, ob ein Preisausschreiben für nichtsüße Beerenweine zu erlassen sei, wegen Behinderung des Berichterstatters von der Tages ordnung abgesetzt worden ist, folgt unter Punkt 5 ein Vortrag des Herrn Landesökonomierat R. Goethe-Darmstadt über die Frage: Sind Untersuchungen über das Wurzelwachs tum der Obstbäume angezeigt? Zunächst wird die Tatsache festgestellt, daß man sich beim Obstbau seither fast ausschließlich mit der oberirdischen Entwickelung der Bäume beschäftigt und darüber das Wurzelwachstum, von welchem doch schließlich alles abhängt, nahezu ganz vernachlässigt habe. Dieser Fehler tritt ohne weiteres bei der Obstbaumdüngung hervor, die man auf Anschauungen stützt, welche von der Wurzelentwickelung meist flachwurzelnder Feld gewächse herstammen und deshalb nicht oder nur