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70 Mühewaltung dankte, einstimmig als Rechnungs prüfer für die Jahresrechnung 1905 wiedergewählt. Von den Ende 1904 ausgeschiedenen Direktorial mitgliedern wurden die Herren Amtshauptmann Or. Uhlemann, Freiherr v. Palm auf Lauter bach und Gemeindevorstand Schreiber-Frauen hain wieder- und an Stelle des Herrn Stadtrat Berg-Radeburg wurde auf dessen Wunsch Herr Bürgermeister Richter-Radeburg neugewählt. Herrn Stadtrat Berg wurde für seine auf opfernde Tätigkeit der Dank des Vereins durch den Herrn Vorsitzenden zum Ausdruck gebracht. So dann hielt Herr Stadtgärtner Pollmer-Großen hain einen viel Beherzigenswertes bietenden, mit reichem Beifall aufgenommenen Vortrag „Praktische Winke für den Obstbau", der in folgenden Leit sätzen zusammengefaßt werden konnte: Obstbau kann überall da mit gutem Erfolge getrieben werden, wo Getreidebau getrieben wird. Es dürfen nur gesunde, gut bewurzelte Bäume ge pflanzt werden. Die Baumgruben sind möglichst groß anzulegen. Die Baumscheiben sind frei zu lassen. Zu schneiden ist — von Formbäumen abgesehen — soviel, als zur Stärkung des Baumes bez. zur Beschaffung von Luft und Licht erforderlich ist. Künstlicher Dünger ist in gelöster Forni zu geben. Es sind nur möglichst großfrüchtige, am Orte bereits ausprobierte Sorten anzupflanzen bez. auf vorhandene Bäume zu veredeln. Zu dem Vortrage sprachen die Herren Freiherr v. Palm-Lauterbach, Schmidt-Nünchritz und B ern d t-Zschieschen, nachdem derHerr Vorsitzende dem Herrn Vortragenden noch besonders gedankt hatte. Das weiter folgende Referat des Herrn Gartenbau-JnspektorsBraunbart, der ein höchst anschauliches Bild von der internationalen Obst ausstellung zu Düsseldorf entrollte, wurde gleich falls mit regem Interesse verfolgt und mit reichem Beifall ausgezeichnet. Auch diesem Herrn sprach der Herr Vorsitzende den Dank der Versammlung aus, worauf die Herren Stadtgärtner Pollmer und Rittergutsbesitzer Sachße-Merschwitz zu dem Gehörten sprachen, letzterer die von ihm in Frankreich selbst in Bezug auf den Obstbau ge machten Wahrnehmungen berührend. Wander versammlungen sollen in Seußlitz und Schönfeld stattfinden, auch soll versucht werden, noch ander wärts solche zu veranstalten. Mit dem Appell an die Erschienenen, auch fernerhin bestrebt zu sein, den Obstbau zu fördern, wurde die Ver sammlung geschlossen, worauf noch der beim Obstverwertungskursus 1903 hergestellte Apfel wein zum Verkauf gestellt wurde, der reißenden Absatz fand. Aus dem Jahresbericht des Bezirks-Obstbau vereins Ottendorf und Umgegend. Das Vereinsjahr 1904 stand unter demZeichen lebhafter Arbeit und reger Betätigung im Ver einsleben; denn es galt, in der Erfüllung der Aufgaben, die der Obstbau an den Verein stellt, immer weiter zu streben und planmäßig fortzu arbeiten. Durch Einladungen an die Gemeinoe- behörden und Landwirtschaftlichen Vereine aller umliegenden Ortschaften zu Versammlungen und sonstigen Veranstaltungen seitens des Vereins suchte man das Interesse an der Obstbausache in unsere teilweise noch obstbaumatte Bevölkerung hineinzutragen und sie zum Kosten der edlen Speise einzuladen. Der Erfolg blieb nicht aus; denn die Mitgliederzahl des Vereins stieg von 60 auf 100 persönliche Mitglieder und 1 wrperschaftliches Mitglied. Im Berichtsjahre ließ der Verein im „Ritterhof Altmittweida" am 6. und 7. Juli einen Obstverwertungskursus abhalten, welcher von 27 Personen besucht war. Ein Baumkursus in Ottendorf gab den Mitgliedern Gelegenheit, verschiedene wichtige Arbeiten im Obstgarten kennen und selbst ausführen zu lernen. Eine Exkursion nach dem Plantagengut Gäppersdorf zeigte den Teilnehmern eine umfangreiche Obst anlage und eine Konservenfabrik im Betrieb. Im September fand je eine Demonstration in Ottendorf und Altmittweida über „Ernte, Ver packung und Aufbewahrung des Obstes" statt. Die im Oktober in Ottendorf abgehaltene Obst ausstellung mit Prämiierung, Obstmarkt und Ver kauf nach Mustern zeigte die Leistungsfähigkeit des jungen Vereins, wie auch das Interesse, welches für die Obstbausache geweckt worden ist. Der Verein ließ an der Freiherr!, von Friesenschen Gartendirektion in Rötha den Gastwirt Bruno Richter in Altmittweida als Vereinsbaumwärter ausbilden. An Versammlungen wurden abge halten 9 Vorstands-, 6 Vereins- und 3 Wander versammlungen, in denen 85 Punkte der Tages ordnung zur Erledigung kamen; außerdem 1 Aus stellung, 3 Demonstrationen, 1 Verwertungskursus, 1 Exkursion, zusammen 24 Zusammenkünfte. Vorträge wurden 5mal gehalten. Durch ge meinsamen Obstbaumbezug kamen 400 Obst bäume zum Absatz. Der Jahresbeitrag beträgt 2,50 M., wofür die „Zeitschrift für Obst- und Gartenbau" jedem Mitglieds geliefert wird. An Versuchen, die breite Masse unseres Volkes für den Obstbau zu interessieren, hat es nicht gefehlt, ebensowenig an praktischer Arbeit. So beginnt denn auch in hiesiger Gegend ein reger Eifer für den Obstbau, hervorgerufen zum großen Teile durch die Anregungen des hiesigen Bezirks- Obstbauvereins. Möge die Mitgliederzahl des Vereins immer mehr wachsen und demselben das bisher geschenkte Wohlwollen erhalten bleiben! Möge das Streben des Vereins allezeit darauf gerichtet sein, sich selbst Befriedigung zu schaffen, dem Vaterlande und der Volkswohlfahrt zu dienen und Gott zu danken! IV.