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66 Weise gefördert, und zwar durch jährlich unent geltliche Abgabe von Obstbäumen an die Mit glieder, oder durch den gemeinsamen Ankauf der Pflanzware und billigere Abgabe an die Besteller, fowie auch durch die Abgabe von Obstbäumen aus den eigenen Baumschulen einzelner Vereine zu billigem Preise an die Mitglieder. Auf diese Art werden, unterstützt durch Vereinsmittel, in manchen Bezirks-Obstbau vereinen jährlich eine große Anzahl von Obst bäumen und Obststräuchern angepslanzt. Auch im allgemeinen wurden im Berichtsjahre in recht erheblicher Weise Neupflanzungen von Obstbäumen ausgeführt. Der gute Preis der Früchte des Jahres 1903 mag insofern eine er freuliche Nachwirkung hervorgerufen haben, als der Grundbesitzer, veranlaßt durch die Erträge der Obstbäume, weit eher an das Anpflanzen von Obstbäumen herangetreten ist, auch den tragbaren Bäumen anderweit sachliche Pflege zu teil werden ließ, als nach geringen Obsternten. Der Landes-Obstbauverein nahm vielfach Veranlassung, durch Wort und Schrift die An pflanzung von Obstbäumen zu fördern; in diesem Sinne unterstützt der Landes-Obstbauverein auch die Anlegung von Muster-Obstbaumpflanzungen, welche dann wiederum Anregung zur Nachahmung geben sollen. Zu den bisherigen Obstmuster anlagen in den Bezirks-Obstbauvereinen Herrn hut in Herrnhut, Auerbach i. V. in Rebesgrün, Großenhain in Naundorf, Eythra in Quesitz, Schwarzenberg in Schwarzenberg, kamen 1904 als neue Obstmusteranlagen hinzu im Bezirks- Obstbauverein Chemnitz eine solche in Chemnitz und im Verein Colditz in Möseln. In der Anlage begriffen ist eine Musterpflanzung des Bezirks- Obstbauvereins Pirna in Dorf Wehlen. Geplant sind ferner Musterobstbaumpflanzungen in den Vereinen Ottendorf Bezirk Leipzig und Tharandt. Der Pflege der Obstbäume, insbesondere der Düngung, wird nun zweifellos größere Auf merksamkeit zugewendet. Die Bezirks-Obstbau vereine berichten fast ausnahmslos in diesem Sinne und werden vielfach gemeinsam künstliche Düngemittel (Schippans Obstbaumdünger) be zogen, oder gleich demselben zusammengestellt, verwendet. Als Anregung zur Verwendung von Düngemitteln wurden auch kleinere Posten künst licher Düngemittel unentgeltlich an die Mitglieder abgegeben. Die Bezirks-Obstbauvereine entfalteten viel fach eine rege Tätigkeit durch die Abhaltung von Versammlungen mit Vorträgen (165) und solchen außerhalb ihres Sitzes, als Wanderversammlungen (61), bei welchen zeitgemäße Demonstrationen in Obstanlagen stattfanden. Eine Anzahl Vereine besichtigten gut geleitete Obstanlagen und größere Baumschulen, Lehrkurse von kurzer Dauer über Baumfchnitt, sowie Obsterntekurse fanden statt. Sortenbestimmungen wurden durch Sachver ständige vorgenommen; ein Verein setzte Prämien aus für gut gepflegte Obstanlagen in seinem Gebiet usw. Nachdem die erste Auflage des Landes-Obst- sortimentes vergriffen war, hat die Verlagsbuch handlung von C. Heinrich in Dresden die zweite Auflage herausgegeben. Derselben ist ein An hang: über Pflückezeit, Haltbarkeit und Frucht fleischwert allgemein bekannter Kernobstsorten beigegeben. Das Direktorium des Landes- Obstbauvereins hat wiederum mit dem Verleger ein Abkommen dahin getroffen, daß die Bezirks- Obstbauvereine das Landes-Obstsortiment zu Vorzugspreisen geliefert erhalten. Eine recht zahlreiche Verbreitung des Merkchens wird so recht geeignet sein, den Obstbau in mannigsacher Hinsicht zu fördern und insbesondere bei Neu anpflanzungen die Sortenwahl erleichtern. Eine wesentliche Aufgabe erblickt der Landes- Obstbauvereiu darin, daß jedes Jahr eine Anzahl junger Männer zu Baumwärtern herangebildet werden. Ausgehend von der Tatsache, daß nur gut gepflegte Obstbäume verwendbare Früchte und dadurch lohnenden Ertrag liefern, ist die Kenntnis richtig angewandter Baumpflege noch bei weitem nicht allgemein genug verbreitet, und sollte eine weit größere Zahl von Baumwärtern besonders in Gegenden mit stärkerem Bestände an Obst bäumen vorhanden und in Tätigkeit sein. Obstbäume mit marktfähigen Sorten lohnen die Pflege sicherlich und liegt es somit im Interesse der Obstbaumbesitzer selbst, die Baum wärter auch zu den verschiedensten Arbeiten der Baumpflege zu berufen. Das Königliche Ministerium des Innern be willigte dem Landes-Obstbauverein im Jahre 1904 zur Ausbildung von 14 Obstbaumwärtern den Betrag von 1050 M. Die Bezirks-Obstbauvereine, welche geeignete Männer zur Teilnahme am Baumwärterkurse bei den Lehranstalten anmelden, haben meist noch erhebliche Beträge aus der Vereinskasse zur Unter stützung des Kursisten beizutragen. Die Baumwärterkurse fanden statt: an der Obst- und Gartenbauschule zu Bautzen und an der Freiherrlich von Friesenschen Lehranstalt in Rötha. Wie bisher gewährten beide Lehranstalten für je einen Teilnehmer am Baumwärterkurse, welchen die Bezirks-Obstbauvereine den Lehr anstalten zuwiesen, in dankenswerter Weise Be freiung vom Lehrhonorar. Von den 14 Obstbaumwärtern, welchen die Beihilfe des Ministeriums durch den Landes- Obstbauverein zu teil wurde, haben abgeordnet: die Bezirks-Obstbauvereine Bautzen, Colditz, Glauchau, Herrnhut, Meißen, Ottendorf, Rochlitz, Schwarzenberg und Weinböhla je einen Kursisten, Großenhain zwei und Kamenz drei Kursisten.