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Pfarrhäuser sind auch unter den heutigen Zeitläuften noch immer Wirtshäuser zur freien Einkehr. Ihre berühmte Gastfreundschaft wird besonders im Sommer von Freunden und Ver wandten aus der Stadt gern in Anspruch ge nommen. Sie alle wollen draußen sitzen und Landlnft genießen. Auch die Pfarrerkinder wollen im Freien spielen. Hier soll ferner Kaffee getrunken und womöglich auch gegessen werden. Darum muß es einen Genußgarten geben, und darum muß er dem Hanse zunächst liegen. Ob vor, neben oder hinter dem Hause, das ergibt sich aus den örtlichen Verhältnissen. Seine Größe richtet sich nach dem Bedürfnis und dem Geldbeutel des einzelnen. Manchem genügt ein Fleckchen, wie es eine breitästige Linde, oder ein weitverzweigter Nußbaum be schattet; ein anderer aber muß einen „Park" mit Rasenflächen, Baum- und Strauchgruppen, Rosen- und Blumenbeeten haben. Für die An lage eines solchen Ziergartens Ratschläge geben zu wollen, hieße alle Regeln der Landschafts gärtnerei zusammenstellen. Bei der Anpflanzung aber sollte man immer bedenken, daß nach fünf Jahren ein Viertel, und nach abermals fünf Jahren nochmals ein Viertel der angepflanzten Sträucher und Bäume unwiderruflich herausgeworfen werden muß. Man follte gleich fo pflanzen, daß durch die notwendige Lichtung das Bild der Gruppe nicht beeinträchtigt wird. Ist der Pfarrer Bienen züchter, so sucht er sich Gehölze aus, die von den Bienen gern beflogen werden, wie den un verwüstlichen, lange blühenden Petersstrauch und die Silberlinde, die vierzehn Tage später als ihre Schwestern blüht. Guten Rasen zu erhalten, ist ost wegen Mangels einer Bewässerung schwierig. Darum sind auch Rasenmähmaschinen selten zu gebrauchen, ganz abgesehen davon, daß das Schärfen derselben nicht einfach ist; besser geht's mit der Sense in der Hand eines geschickten Mähers. Eine Laube halte ich für überflüfsig. Bei schlechtem Wetter bleibt man doch im Zimmer, und scheint die Sonne warm, so ist ein Holz gestell nur beengend und stickig. Wer's dazu hat, mag sich besser am Hause eine gedeckte, nach vorn offene Halle anbauen lassen. Eins aber muß unter allen Umständen ver langt werden. Die Steige rein, der Rasen kurz, die Sträucher in richtigem Schnitt! Wer das nicht kann oder will, begnüge sich mit einem Spielplatz für die Kinder und mit Tifch und Bank für die Erwachsenen unter einem Baume. Der Nutzgarten muß von seinem vor nehmen Bruder gehörig abgegrenzt sein. Ist dieser ein Park, so geschieht's durch Buschwerk; sonst genügt eine Hecke von Liguster, auch von Stachel- oder Johannisbeeren. Gradlinige Wege sollen diesen ganzen zweiten Gartenteil möglichst in gleichgroße Rechtecke zer schneiden. 2 ui ist die Breite für die Haupt wege, deren so viele sein müssen, daß man an alle Quartiere Dung herankarren kann. Auf beiden Seiten desselben läßt man gern eine ungefähr 1,50 m breite Rabatte frei für Obst pyramiden, hochstämmige Rosen, einjährige oder noch besser ausdauernde Blumen liegen. Besteht die Einfriedigung des Gartens aus einer Mauer oder einer Bretterwand und ist sie wenigstens 2 m hoch, fo ist sie mit Wein oder Obst — schrägen Schnurbäumen oder Ver- rierpalmetten — je nach der Sonnenlage zu be pflanzen. Wer es aber nur zu einem Drahtzaun gebracht hat, der legt sich davor eine Hecke an, denn der Garten muß heimelig sein. Es darf jedoch nicht verschwiegen werden, daß das Reinigen und Schneiden der Hecke in diesem Falle Schwierig keiten macht. Eine Hecke ohne Zaun aber schließt den Garten nicht genügend ab. Es ist darum schon vorgeschlagen worden, die Hecke doppel reihig anzulegen und den Drahtzaun zwischen die Reihen zu setzen. Die sauberste Wegeinfassung bleibt der Buchs baum. Freilich muß er durch alljährlichen Schnitt, der am besten kurz vor dem Austreiben, also im April geschieht, möglichst niedrig gehalten werden. Der sparsame Mann nimmt auch wohl rankenlose Monatserdbeeren, Schnittlauch, krausblättrige Petersilie, Sauerampfer und ähnliches. Wichtig ist ein für jedes Jahr neu anzu fertigender Gartenplan, aus dem zu ersehen ist, womit jedes Quartier, ja jedes Beet bestellt war. Wechselwirtschaft ist ein dringendes Erfordernis. Und damit kommen wir zum Gemüse: Erbsen, Bohnen, Zwiebeln, Mohrrüben, Sellerie, Gurken, Kohl, Küchenkräuter. Zur Gewinnung ihres Bedarfes braucht eine Familie von 5 Personen nicht mehr als 5 Ar. Wo Kohl und Gurken, die beide viel Dung beanspruchen, gestanden haben, werden im nächsten Jahr Bohnen, Erbsen, Zwiebeln, Mohrrüben und Sellerie ungedüngt bestellt. Der übrige Teil des Gartens trägt außer Spargel und Beerenobst die viel gebrauchte Kartoffel. Im Pfarrgarten follte nicht mehr gebaut werden, als im eigenen Haushalt gebraucht wird. Beim Versuch, Gemüse zu verkaufen, wozu die nahe Stadt vielleicht einladet, kommt meist nur Verdruß und unnötige Konkurrenz heraus. Vielmehr Verständnis als das Gemüse er fordert das Obst. Das ist des Mannes Sache. Ja, der Landpfarrer hat neben dem Lehrer die Pflicht, sich mit dem Obstbau zu beschäftigen und vertraut zu machen; denn sachkundig betrieben, ist dieser eine reiche Quelle des wirtschaftlichen und gesundheitlichen Wohles unseres Volkes. Wie der Pfarrer durch feine