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Nr. 99. Pul-nitzer Wochenblatt. — Dienstag, den 19. August 1913. Seite 3. Amerika. New Jork, 17. August. (Deutsch land und die Ausstellung in San Fran- ciS co.) Die gestern hier eingetroffene offizielle Be nachrichtigung, daß Deutschland an der Ausstellung in San Francisco nicht teilnimmt, überrascht hier nicht mehr. Man hat eine freundlichere Entschließung der deutschen Regierung kaum mehr erwartet. Neueste direkte Meldungen von Htrsch's Telegraphen-Bureau. Wie«, 19. August. (FreundlicheAufnahme der Trinkspruchsr Kaiser Wilhelms für Kaiser Franz Josef in Wien.) Das „N. W. Tageblatt" schreibt zu dem gestrigen Trinkspruch Kai- ser Wilhelms für Kaiser Franz Josef: In einem hoch- bedeutungsvollen Moment hat Kaiser Wilhelm Worte gefunden, die mächtig herausklingen und überall den stärksten Eindruck Hervorrufen werden. Ueber das Maß der sonstigen herzlichen Reden anläßlich der GeburtS- tagSseiern der Kaisers erhebt sich diesmal der Trink- spruch der Deutschen Kaisers, als eine wertvolle Kund gebung voller Kraft gegenüber allen Nörglern und Gegnern des Dreibundes, die in selbstgefälliger Freude erst in den jüngsten Tagen mit feindlichen Kundge bungen hervortraten. Niemals freier und niemals deutlicher ist der große Gedanke der engen politischen Zusammengehörigkeit Deutschlands updOesterreichS zum Ausdruck gelang; und die Zettumstände erheben die. Rede Kaiser Wilhelms zu einer ganz ungewöhnlichen Manifestation, die vor aller Welt Zeugnis ablegrn soll, daß die Grundfesten des Bunde» unsrschüttert sind und daß trotz der Ereignisse der letzten Zett nichts imstande war, Aenderungen oder Dissonanzen hervor- zurufen. Brüssel, 19. August. (Uebersall aus ein Automobil.) Das Automobil, in dem sich der Vizepräsident des Amtsgerichts von Terramonde, Vanderhofstatt, befand, wurde gestern in der Nähe von Erpe von 4 Männern, die sich im Chauffsegraben ver steckt gehalten hatten, überfallen. Der Chauffeur sank tödlich von einer Kugel getroffen vom Sitz herab. Der Richter besaß die Geistesgegenwart, das Steuer- rad zu ergreifen und sofort die größte Schnelligkeit anzuschlagen und so gelang er ihm, dem sichern Tode zu entrinnen. Eine Untersuchung ist eingeleitet. Paris, (9 August. (Verlobung der Groß herzogin von Luxemburg mit dein Prinzen Heinrich von Bayern) Der „Temps" m ldet, daß die bereits angekündigte Verlobung der Großherzogin Marie Adelheid von Luxemburg mit dem piinzen Hein rich von Bayern nunmehr vollzogen sei. Dis beiden Ver lobten weilen augenblicklich auf dem Großherzogin gehö rigen Schloß Hohenburg bei Tölz in Bayern, wo Prinz Heinrich ost zu Gast war. Sau Sebastian, (9. August (Kampf zwischen spanischen Nationalisten und Konservati ven.) Gestern kam es zwischen Nationalisten und Kon servativen in Zamudio (Biskaja) zu einem regelrechten Kampf. Beide Parteien beschossen sich. Die Konserva tiven hatten sich in ihrem Llublokal verbarrikadiert. Nach dem nun das Feuer eingestellt war, nahm man einen To ten und verschiedene Schwerverletzte, darunter auch «inen Priester, auf. Saloniki, 19 August. (Angriffeinerbulga- rischen Bande auf griechifche» Militär.) Eine griechische Militärabteilung, die sich unter Füh rung eine» Hauptmanns von Mrlenikon au» nach der Umgegend begab, wurde au» dem Hinterhalt von einer starken bulgarischen Bande beschoffen. Der Führer der ff E OHstpeLen Kaden Abteilung und eine Anzahl Soldaten sind gefallen bez. verwunde; worden. Nach Eintreffen von Verstärkung n wurde die Bande von mehreren Seiten angegriffen, wobei über 200 Mann der Bande getötet wurden. Nur wenige Mitglieder entkamen Athen, 19. August. (Rückkehr des griecht- schen Königs nach Athen.) Unter beispielsloser Begeisterung hielt gestern König Konstantin seinen feierlichen Einzug in Athen. Nachmittags 4 Uhr traf der König auf dem Admiralsschiff „Aweroff" ein, begleitet von der übrigen griechischen Kriegsflotte. Die Königin Sofie begab sich sofort an Bord zu ihren Gemahl. Die übrige königliche Familie, da» Ministerium sowie alle Behörden von Pyräu» erwarteten den König auf der Landungsbrücke. Der Strand war von vielen Tausenden von Zuschauern dicht besetzt, die dem König stürmische Ovationen darbrachten. Unter Glockengeläut und 101 Kanonenschlag begab sich das KönigSpaar mit dem Kronprinzen und den übrigen Prinzen und Prinzessinnen in Automobilen noch Athen. 4. öffentliche ErnieinöewtsMung in Horn abgehalten am 18 August 1913. Anwesend 16 Mitglieder. Sitzungsleiter Herr G.-B. Schäfer. Im Anschluß an die Protokollvergleiche wild die zur An sicht stehende Wahlurne besichtigt und beschlossen für beide Wahlbezirke je eine solche Wahlurne anz kaufen. Gegen Errichtung eines Telephonanschlutzes beim Stuhl bauer Herrn Käppler (Gickelsberg) werden vom Gemeinderat keine Bedenken erhoben und Einwendungen nach vorliegendem Plan nicht gemacht. Infolge Ablebens des Herrn vr. Hefelmanns, Dresden, wird feilens der König!. Amtshauptmannschaft die Nahrungs- mittelkontrolls dem Nahrungsmittelchemiker Herrn vr. Haupt, Bautzen, übertragen. Der Gemeinderat wünscht nach jeder Nahrungsmitteluntersuchung im hiesigen Orte Berichterstattung. Die ortsüblichen Tagelöhne werden wie folgt festgesetzt: Für männliche Personen über 21 Jahre . pro Tag 3.50 M - weibliche - - 21 - .... 2.20 - > männliche « - 16- 21 Jahre - - 3.00 - . weibliche . . 16-21 . - - 2.00 - - männliche - > 14—16 - - . 1.60 - - weibliche » » 14—16 - - - 1.50 - . männl, u. weibl. Kinder bis zum 14. Jahre > - 1.00 - Der König!. Amtshauptmannschaft ist anzuzeigen, an welchem Platze im hiesigen Orte eine nach Reichsgesetz aufzu stellende Plakattafel angebracht wird. Diese Tafel soll in der Nähe der Schule Platz finden. Das Weitere hierzu wird dem Bauausschutz übertragen. Da die für 1914 zu bauenden in Frage kommenden S ratzen und Wege der Witterungsverhält nisse halber nicht eingehend besichtigt werden konnten, wird der Bauausschutz Vorschläge in nächster Gemeinderatssitzung bringen Vom Schulvorstand ist Einladung an den Gemeinderat zur Beteiligung am Festzug zum Schulfest Sonntag, den 24. August ergangen. Der Gemeindevorstand bittet um zahl reiche Beteiligung. Zu einem Gesuch des Geflügel- und Kaninchenzüchter- Vereins zu Ohorn werden zur Ausstellung 10 M zu Ehren preisen dergestalt bewilligt, datz 5 Mark für Nutzgeflügel und 5 Mark sür Schlachtkaninchen bestimmt sind. Wegen Errichtung einer Kursausgleich - R cklage der Sparkasse ist auf Anordnung der Kgl. Amtshauptmannschaft alsbald entsprechender Beschluß herbcizuführen und solcher an- zuzcigen. Es wird hierzu beschlossen, die Wertpapiere jedesmal nach dem niedrigsten Kurswert einzusetzen und solches der König!. Amtshauptmannschaft anzuzeigen. Der Gemeinderat beschließt, die Spareinlagen ab 1. Ja nuar 1914 in der hiesigen Sparkasse mit 3'/, »/„ zu verzinsen, sowie die Hypothekenzinsen wie bereits in Nachbargemeinden von 4°/» auf 4'/j°/o zu erhöhen. Jederzeit werden Quartals- und Monats- Abonnements sowohl von der EXpedi- tion als auch von sämtlichen Postanstal ten, Landbriefträgern und unseren Zei- tungsboten angenommen. /H/* r/s/77 /-'/SA' /Vbp/k c/s/77 "0/7 DZer neue Balkan. Der Friedensschlutz von Bukarest wird hoffentlich dem von der Kriegsfackel so oft und so schwer heimgesuchten Balkan end lich die erahnte Beruhigung bringen. Gewaltige Veränderun- gen und Gebietsaufteilungen vollziehen sich dort jetzt. Rumä nien erhält den südlich der Donau gelegenen Teil der Dobrudscha mit Silistria, der durch die Grenzlinie Turtukai—Baltschik be zeichnet wird. Insgesamt beträgt sein Gebietszuwachs 8000 Quadratkilometer, der ihm auch einen besseren Zugang zum Schwarzen Meer sichert. Serbien vergrößert sich um etwa 32,000 Quadratkilometer durch den Anschluß eines Teiles des Sandschaks, Novibasars und Wcstmazedoniens mit dem histo rischen Amselfeld. Montenegro gewinnt den westlichen Teil von Novibasar, ein Stück des nordalbanesischen Alpenlandes und einen Teil der fruchtbaren Ebene am Skutarisee. Albanien wird ein selbständiges autonomes Fürstentum unter einem frei zu wählenden Fürsten. Griechenland bekommt einen Gebiets zuwachs in Epirus, Südmazedonien mit Saloniki und der Halbinsel Chalcidike sowie die wichtige Hafenstadt Kawala mit der davor liegenden Insel Thasos: außerdem soll ihm noch ein größerer Teil der türkischen Inseln im Aegäischen Meer zu fallen. Bulgarien gewinnt einen Teil von Thrazien und Ost mazedonien sowie den Zugang zum Aegäischen Meer mit dem Hafen von Dedeagatsch. Auf unserer Karte ist Adrianopel und ein Teil Thraziens bereits als zu Bulgarien gehörig eingezeich net, doch ist dieses Gebiet neuerdings von den Türken wieder besetzt worden, die es für sich beanspruchen. Zurzeit ist es noch nicht sicher, ob das im Londoner Vorfrieden den Bulgaren zu gesprochene Adrianopel ihnen auch wirklich verbleiben und ob es den Großmächten gelingen wird, die Türkei zur Räumung dieser Stadt zu veranlassen und sie auf die in London festge- legte Grenzlinie Enos—Midia zu beschränken. Annahme des Bukarester Friedens. Sofia, 18. August. Der bulgarische Ministerrat hat den Bukarester Vertrag angenommen. - Auch die rumänische Regie rung hat denselben ratifiziert. König Ferdinand unterzeichnet den Frieden. Sofia, 18. August. In unterrichteten Kreisen verlautet, daß König Ferdinand heute den Frieden von Bukarest unter zeichnet. Weiteres Vorrücken der Türken. Konstantinopel, 18. August Wie die hiesigen Blätter melden haben die türkischen Truppen Octoköi, das 40 Kilometer westlich von Adrianopel liegt, besetzt Die Meldung wird auch von anderer Seite bestätigt Bei de: Besetzung wurden meh rere bulgarische Offiziere und eine Anzai l bulgarischer So da ten gefangen genommen. Mehrere Komitatschis und Bulgaren wurden verhaftet. Deutsch.russische Mahnungen. Paris, 18. August. Wie die „Agence du Balcon" meldet, hat der russische Botschafter in Konstantinopel auf der Pforte einen sehr energischen Schritt unternommen, um diese an ihr früher gegebenes Versprechen, die Maritza nicht zu überschreiten, zu erinnern. Die deutsche Regierung hat durch ihren Botschaf, ter einen ähnlichen energischen Schritt unternehmen lassen. Die- ser hat besonderen Eindruck gemacht, datz die Pforte sich unter den gegenwärtigen Verhältnissen unter allen Umständen die Unterstützung der deutschen Diplomatie erhalten möchte. Man erwartet ähnliche Vorstellungen der übrigen Mächte.