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puisnitzerMchen^ Dienstag, 19. August 1913. Beilage zu Nr. 99. 65. Jahrgang. OerMebss unv Säckfiscdss. — 8. L. K, (Eine großzügige Organisa- tion) der gesamten protestantischen Mtsston»kräfte her- beizusühren, war die Aufgabe einer achtmonatlichen Reise um die Erde, die der tatkräftige Vorfitzende der großen Edinburger WeltmtsstonSkonferenz, vr. John Mott, ein Amerikaner, im Auftrag des Weltmission». aurschusse» durchgeführt hat. Dar große Erwachen, das jetzt vor allem durch die orientalischen Völker geht, bringt er mit sich, daß für die beteiligten MisstonSge- sellschaften Fragen brennend werden, zu deren Lösung gegenseitige Verständigung und einheitlicher Zusammen- arbeiten erforderlich ist. Reicht die missionarische Be setzung de» Gebietes aut? Wie sollen die werdenden Nationalkirchen gestaltet werden? Wie weit können einheimische Christen die leitenden und Verantwortung»- reichsten Stellen einnehmen? Wie kann das höhere und niedere Schulwesen aurgebaut werden? Empfeh len sich gemeinsame Sprachschulen für die künftigen Missionare? Diese und ähnliche Verhandlung»gegen- stände wurden zunächst in der Heimat mit den Mis- sion»leitungen beraten und dann in sorgfältig ausge stellten Fragebogen den Missionaren vorgelegt. Auf Grund der von ihnen gegebenen Berichte wurden sie dann aus großen dreitägigen Konferenzen beraten, de ren vr. John Mott nicht weniger al» 20 nach den Hauptmisstontzrntren einbertef, z. B. nach Kolombo für C ylvn, nach Madra», Bombay, Kalkutta für In dien, nach Rangun für Hinterindien, nach Canton, Schanghai, Peking, Mukden für China, nach Tokio für Japan. Ueberall wurden Ausschüsse gebildet, die die Ergebnisse weiter zu behandeln haben und in große Nationale Komitee» zusammengefaßt sind. So ist größere Einheitlichkeit der Arbeit und ein Zusammen- gehen der Missionen zu erhoffen. — Neben dieser ge- waltioen Arbeitrleistung hat Mott in den großen Uni- versttät»städten Ttudentenkonferenzen abgehalten, die einen ungeheuren Zulauf hatten. Die größten Lokale reichten oft nicht au», mehrfach wurden eigens für diese Ve.sammlungen große Zelte errichtet. Vor Peking» Toren sprach Mott in einem uralten Zypressenhain von dem Himmel»altar au», zu dem bi» vorige» Jahr nur der chinesische Kaiser Zuiri.t hatte. In China find etwa 137 000 Studenten durch diese reichgesegne- ten EvangelisaiionS-Versammlungen erreicht worden. Welcher Vertrauen Or. Mott genießt, geht darau» her vor, daß die vier arg gespaltenen syrischen Kirchen, Reste der uralten Thoma-ktrche, seine Vermittlung in Anspruch nahmen, und daß John Rockefeller zur Er- rtchtung einer christlichen Universität in Japan 1000 000 Dollar zur Verfügung gestellt hat, unter der Beding, ung, daß Mott die Ausführung des Plane« übernimmt. Arms KLeine Nnni! Roman von H. Courths - Mahler. 2 (Nachdruck verboten.) «So viel du willst, Beilina. Ich bi« ganz allein hier und habe nicht» zu tun, el» mein« leichte Kur zu gebrauche». Gern plaudere ich mit dir, solang, ,» dir gefällt.' Fra« Sundheim wandt« sich lächelnd und angeregt an ihre Tochle« »Du kannst die Zeit benützt», dich ei« wenig auIMau« fr», L«»I. Da» fehlt dir doch sehr. Laufe ruhig bi» zu de» T«nni»plätze», ich bi» ja i» guter Gesellschaft und erwarte dich hier." Anni sah di« Mutter besorgt an. »Wird e» dir nicht zu kühl werden, Mama?" »Nein, mein Kud, die Sonne scheint ja so warm.' Ana» war abr, immer «och in Sorg». »W rst du dich auch nichtzusehr aufreg«», liebe Mama?* Anni zögert« noch und wandt« sich an Fra« von Saßneck: »Mama ist hirzleidend und hat eben «»st eine Kur in Nauheim hinter sich. St» maß nun hier wegen ihre» starken Rheuma» noch Bäder nehmen und ist recht schwach.' Fra« von Saßneck sah wohlg,fällig in »uni« schön»» «»sicht, in d»m deutlich genug di, liebevoll» Sorg» um die Mutter ««»geprägt war. .B-Hen St« nur ruhig und unbesorgt, liebe» Kind. Wir wollen nur uns«» Eelebmffr aultauschen und von alt,», frohen Zeiten plaudern. Ich will Ihr Mütterchen wohl in acht nehmen.' Anni beugte sich nieder und küßte ihr di« Hand. Di« hübsch«, stattlich« Frau mit dem frisch«», kluge« Gesicht und de« gütigen Augen gefiel ihr sehr. Au» ih,„ Kinderzrit fingen rin p,ar sonnige Wochen am Ostseestrand wir »in kuchiend« Bild herauf. Schon domal» hatte fi« da» vornehm gütig« Wesen dies« Frau al» etwa« köstlich,» empfunden. »Dan« will ich also bi» zu den TruniSplätzi« gehen, Du bist auch ganz brav und ruhig, Mütterlein, gelt?' Frau sundheim lächelt,. . , , - »Ja, ja, lauf nur und fr,«« dich d,r freien Stund«. Magst ruhig «in Weilch» brim Tenni» »»seh»-" Seine bedeutungsvolle Weltreise aber gehört entschie den zu den großen Ereignissen der Gegenwart, kl. — (Die Zählung der Schweinebestände), die am 2. Juni 1913 erfolgte, hatte nachstehende» Er gebnis : In der Kreishauptmannfchaft Bautzen wurden zusammen 88 974 Schweine, in der Kreikhauptmann- schäft Chemnitz 68804, in der Kreirhauptmannschast Dresden 217 621, in der Kreishauptmannfchaft Leip zig 246151 und in der Kreishauptmannschaft Zwickau 60608 Tiere gezählt. Für da» ganze Königreich stellte sich die Zahl auf 662158, gegen 657 026 bei der Zäh. lung am 2. Dezember 1912. Erfreulich ist die Tat sache, daß der Schwetnebestand im Königreich Sachsen sich wieder zu heben beginnt, besonder» erfreulich ist die Zunahme der Jungtiere, die erwarten läßt, daß in kurzer Zeit eine größere Zahl schlachtreifer Tiere zur Verfügung stehen wird. — (Zum DitterSbacherJahrmarkt) am 31. August und 1. September werden um 10 Uhr abend» ab Dittersbach Sonderzüge mit 3. und 4. Wagenklasse nach Arnsdorf verkehren. Dresden. (Diebeginnendewtrtschastliche Krisis), die im herannahenden Winter ihren Höhe- punkt erreichen und dann besonder» für größere Kreise der arbeitenden Bevölkerung empfindlich fühlbar wer- den wird, tritt bereits bei den gerichtlichen Versteige- rungen auffällig zutage. Die Ecsteher der zur Ver- steigerung kommenden Sachen find in der Hauptsache Händler mit Möbeln, Schmuck oder Altwaren. Infolge überaus schlechten Absätze» haben dies« Händler ihre Lokalitäten vielfach bi» auf den letzten Winkel mit er standenen Waren gefüllt stehen, und die» hat zur Folge, daß die Kauflust auf den Auktionen stark abgeflaut ist und mitunter für an sich wertvoll« Sachen Preise her- au»kommen, die nicht einmal zur Deckung der Kosten aurreichen, geschweige denn einen Ueberschuß abwerfen. Der Benachteiligte ist dabei in erster Linie derjenige, der Besitzer der versteigerte»» Sachen war; dem Gläu- Stger aber kann e» passieren, daß er infolge der Kauf unlust auf den Auktionen, statt etwas auf seine For- derung zu bekommen, noch Kosten zu bezahlen hat. Moderne Möbel werden vielfach nur zum Preise der Feuerholze» verkauft, Metalle und Antiken sind äußerst schwer und Kassenschränte, sowie Ptanino» fast über haupt nicht mehr abzusetzen. Angesicht» dieser Sach- läge ist gegenwärtig bei der Ausführung von Zwang»- Vollstreckungen in da» bewegliche Eigentum Vorsicht sehr am Platze. Nus aller Welt. Berlin, 18. August. (Vereitelte» Schwirl- delmanöver) Ein groß angelegte- Schwindel- A»«i gi«g ««« schmll u«d leichtfüßig davon. -Welch «in rei,e«de« und bildschön,« «»schöpf ist diinr Tochter geworden, lieb» Bettina. Si« versprach schon al» Kmd »in» Schönheit ,« werd««. Aber »«» bin ich doch über» rascht, wie wundervoll st, sich entwickilt hat." Bettina Sundheim seufzt,. »I-, fi« ist schön — und wa» m«hr ist — fi« ist gut und klug und ich darf da» sag«n, oh», in de« Verdacht «in« eitlen Mutter zu komm«». Also «zähl mir von dir, Elisa» bith. Wi« trägst du da» Liberi, da» dir Man» und Sohn genommen hat?" Mein« höchsten Gitter — ja Betlin, — da» L,b«n «schien mir «st garnicht leben-wert. Ab« «an lernt sich bescheiden." «Und hast du nicht auch mit dein,« Galt« dein, H,im,t verloren? Irr, ich mich nicht, so war Saßurck doch Majorat?' Frau von Saßmck holt« tief Atem. »Nil«, di« Heimat verlor ich nicht, trotzdem Saßneck Majorat ist. E» gibt in Saßnick einen sehr hübschen, idylli schen Wit-ve«fitz, »ritt«, im herrlichste» Wald», an dir Park- grenz« gilege». Dort hab, ich bl» zu miinem Tod» unbr. stritt»««» H«imal»r»cht. Vorläufig wohn, ich i«d«» noch im Schloß und kann mich da ganz al» Herrin fühlen. D« jetzige MejoratShirr, «in Neffe meine» Manne», hat nicht Vater und Mutter mehr und ist «och unvnhelratet. Mei« Ma«n hat ihn bald «ach d«« Tod uns««» Sohne» nach Saßneck komme» lasse», weil « sich sehr leidend fühlt«. Norbert hat scho» damal« begonnen, für ««!»«» Man« di« Grschäft« zu führ«». Und im stete» Zusam«i«sei» ist « un» wir «i» Soh» a»» Her, g,wachs«». Al» mei» Man» starb, hat -r wir treulich zur Seit« gifland«» und mich liebevoll aufgerichtet. Manchmal ist mir zumute, al« habe mir d« li«b« Gott «inen Ersatz für m»i»«n Han« in ihm gegeben. Er hat «» nicht gelittrn, daß ich mich auf meine» Witwenfitz zurückzi«h«, ich soll dir Herrin s«i»e« Hause« blribr», bi« « fich verheiratet. E» ist mein Wunsch, daß die« bald grschieht, den» man wird alt und sehnt fich »ach Ruh«.' »Du stehst aber gottlob »och garnicht so ruhebidürftig au«, Elisabeth.» Dies« seufzt«. Manöver, durch da« eine Leipziger Großbank um 190000 Mark geschädigt werden sollte, ist im letzten Augenblick durch die Verhaftung de« Betrüger», de» Bankbeamten Rudolf Kerke in Berlin vereitelt wor- den. Kerle war bei einem großen Bankinstut in Leip zig, einer Doppelstrma, seit langer Zeit al» Korre- spondent beschäftigt. Er hatte sich in Spekulationen eingelassen und war mit der Zeit immer tiefer in Schulden geraten. Wahrscheinlich durch einen Helfer»- Helfer ließ er au» Newyork an seine Bank ein chiff rierte» Telegramm absenden, in dem eine Newy^rker Bank, die mit dem Leipziger Institut in Geschäft»- Verbindung steht, diese ersuchte, an einen gewissen Charle« Rupper 20000 Mark au«zuzahlen. In einem zweiten Telegramm wurde um wettere Auszahlung von 26 000 Dollar« gebeten, also im ganzen um 191250 Mark. Bei der Leipziger Bank stellte man fest, daß in dem Newyorker Telegrammen ein Vüum fehlte, da» diese sonst enthielten. Diese» Versehen ver eitelte den ganzen Schwindelplan. Berlin, 18. August. (EinEifersucht»drama.) Ein unter ungewöhnlichen Umständen verübter Mord ist heute vormittag in dem Hause Warschauerstraße 58 entdeckt worden. In ihrem Bette ermordet aufgefun- den wurde die 37 Jahre alte, von ihrem Manne ge schiedene Frau Hulda Eckelt. MS Mörder hat sich in Briesen und hinterlassenen Auszeichnungen der neun- unddretßig Jahre alte Monteur Paul Kossau aus der Warschauerstraße 30 bekannt. Kossan, der mit Frau Eckelt schon seit Jahren intime Beziehungen unterhal ten hat, gibt als Grund für den Mord Eifersucht an. Er hat die Eckelt schon in der Nacht vom Sonnabend zum Sonntag erschossen, die Leiche im Bett aufbewahrt, sie mit Blumen geschmückt und neben den Kopf der Ermordeten sein Bild und die Photographien ihrer Kinder gestellt. Die Augen der Toten waren mit einem nassen Tuch zugedrckt. Auf dem Kopf hatte sie eine rote Badekappe, auf die Kossau mit Bleistift geschrie ben hatte, daß seine Geliebte Schuld an seiner Tat habe. Sie sei ohne sein Wissen und Wollen nach dem Freibade gegangen, um sich dort mit anderen Männern zu amüsieren. Da» könne er nicht überleben. Der Mörder ist geflüchtet; wie er selbst in einem Briefe an «ine Nachbarin anlündigte, ist er am gestrigen Sonn- tag nach Wriezen gefahren, um dort seine eigene Ehe frau, von der er getrennt lebt, zu ermorden und dann Selbstmord zu begehen. Herne, 18. August. (Schwere» Grubenun- glück.) Heute nachmittag zwischen 4 und 5 Uhr er- eignete sich auf der Zeche »Konstantin der Große' Schacht 4 und 5 ein schwere» Grubenunglück. In der Richt- strecke zu dem neuen Schacht 10 war man mit Spreng, arbeiten beschäftigt. Al» ein Schuß nicht lo»grhen »Ja, m«tn Kölpe« ist imm«r s«hr robust g«w«s«» — sonst hält« mich wohl mri» Herzeleid »itdrrwerf«« müssm. E» gab Zeiten, da ich mehr für ««ine» Verstaub, als für m«in«n Körp« fürchte« mußt«. Al» man mir mit»«» Ha»I kalt und starr «ach Haus« brachte — ach, davo» laß mich schweig«». Du ka«nst mir da» zum Glück nicht »achfühle», denn du besitzest dein Kind «och und kannst dich siiner Jugend freuen.» Bettina» blosse» Gesicht rötet« sich jäh und i» ihr^n Aug«» lag «in seltsam««, rätselhafter Ausdruck. »Net» — da« kann ich di, wohl nicht »achfühle»," sagt« fi« leise, »noch viel wr»iger, al« du denkst." Frau von Saßneck blickt« b«troffe» auf di« Freundin, deren Auge» verloren in« Weit« blickte». Aber dies, richtete fich «u» sch««ll auf, al« würfe sie «in« Last vo» fich. Dan» sagt« fi« bittend: »Sprich w«itrr Elisabeth.? Dies« strich fich üb« di« A»ge». »Saust habe ich dir Wichtig,« »icht zu berichte». Ich hab« «ich mit dem Leben abg,funde» und obwohl »I mir »«glaublich sch!««, gibt e« auch für «ich »och manch« gut», froh.' Stund«. Man muß »ur g«»ügsam sei», dan» fi»d«t «a» fich auch im Trübsal und Kummer zurecht. Aber »u» erzähle mir «ft vo» dir. Mei» Schicksal kennst du »u» i» große» Umrissen. Seit ich hier neben dir fitze, ist »« mir unverständlich, daß ich dich im Egoi«mu« «eine« Schmerze» fast vergaß in den letzten Jah««. Und doch habe ich, wt« immer, we m wi« irgendwo auf unserer Leb,»«fahrt zusam« menirafea, do« Gefühl, da» wir ei»and«r »erstehen. Du hast immer mri»«m Herze» «abgestanden' »So wie du mir, Elisabeth. Gedacht hab« ich d«i»«r auch in de» letzt,« Jahre» sehr oft. Aber für ,i»e regel mäßige Korrespondenz find wir beide »i« zu habe» gewisen. Briefe find ja auch »«« e!» kümmerlich« Notbehelf für «in Austauschen. Im Glück Met man die Wort« ,« schal — und im Unglück wird man schweigsam. Erst we»n «an Hand in Hani», Aug in Aug geg,«übersteht, dann löst fich Glück und Unglück au« dem Herz«»." »Ja. Bettina — so ist ,». Wir beide waren un» trotz, dem unser« innigste» Freundschaft bewußt. Und nun sprich von dir. Auch du mußt inzwischen viel Leid getragen hab«».