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Nr. 104 Pulsnitzer Wochenblatt. — Sonnabend, orn 30. August 1924. Seit« 3. sunden. Der Himmel, der sn den ersten Tagen so griesgrämig drrtnsah und Att unerbetenen Regrnspen- den so ausgiebig aufwariete, daß einem um da» die», jährige Forstfest angst und bange werden konnte, schien am Donnerstag alles wieder gutmachen zu wollen. Söldener Sonnenschein durchbrach siegreich dir Wolken, al» mittags halb 2 Uhr der festliche Kin- auszug seinen Anfang nahm, und verklärt« mit seinem Glan,« da» liebliche Bild der festseUgen Jugend, da» immer und immer wieder rin« unwiderstehliche An ziehungskraft ourübt. Zum Glanzpunkte des Tage» Ststaltete sich aber der «tndereinzug am «Send, «r wird allen, die ihn miterlrbtrn, unvergeßlich sein. Noch in keinem Jahr« zuvor war wohl di« Illumination der vom Einzug »«rührten Straßen und des Markte« so umfangreich und schön al« gerade diermal, und der Opferfinn und da« Bestreben der Anwohner, die Festfreude zu «rhöhen, verdienen rühmliche Anerkennung. So rindrucktvoll wie die äußer« Aufmachung war auch der Einzug selbst. Freude und Begeisterung lag auf all den jugendlichen Gesichtern und schosst« sich in nichtendenwollenden Bivat Rufen und Tücherschwenken Ausdruck. Da« Abendlted: »Die Sonn« neigt zum Abschied-kuß" leitete den Schlußakt auf dem Markt platz, ein. Königsbrück. (Einbruchs diebstahl.) Ein großer Eindruchsdiebstahl wurde in der Nackt zum Donnerstag im Herrschaftshause des Rittergutes Tauscha bei Königsbrück verübt Die unbekannten Spitzbuben haben nicht weniger wie vier Zimmer gewaltsam erbrochen und dann aus den Räumen, in die sie dadurch gelangen konnten, wertvolle Silbersachen, Teppiche und andere Dinge sowie fünf Fahrräder gestohlen. Von den letzteren wurden zwei im Nitter- gutsparke stehend vorgefunden, diese beiden Räder konnten vermutlich nicht mehr mit fortgebracht wer- den. Gegen 3 Uhr morgens hatte ein in der Nähe wohnhafter Gastwirt ein verdächtiges Auto bemerkt, das dann in der Richtung nach Dresden wsggefahren ist. Man vermutet, daß eine ganze Diebes- und Räuberbande gleich mittels Kraftwagens nach dem Ritiergute Tauschau gefahren ist Rittergutsdrsitzer Lämpe hatte während der Nacht das Anschlägen seiner Hunde bemerkt, dieser nächtlichen Unruhe aber keine Beachtung weiter geschenkt. Ein herbeigeholter Polizeihund verfolgte wohl eine Spur, die aber schließ- ltch verloren ging. Dresden. (Fahrplanänderung fürden Winterabschnitt) In Rücksicht darauf, daß im besetzten Gebiet der Uedergang von der westeuro päischen Sommerzeit zur normalen westeuropäisch-n Zeit in der Nacht vom 4. zum 8. Oktober staltfindet, werden bei der deutschen Reichsbahn etwaige mit dem Winterzeirabschnitt eintretende Aenderungen ebenfalls erst vom 5 Oktober ab eingeführt. Ler jetzt ver öffentlichte Fahrplan gilt daher bi» mit 4. Oktober. Dresde». (Pilzvergiftung.) Hier sind wiederum 2 Frauen nach dem Genüsse der von ihnen gesammelten Pilze erkrankt und im Stadtkrankenhaus Johannstadt gestorben. Dresden. (Achtet auf den Kartoffel krebs!) Die jetzt beginnende Kartoffelernte gibt Veranlassung, die Oeffentlichkeit erneut auf den Kar toffelkrebs hinzuweisen. Man erkennt die Krankheit an der mehr oder weniger großen, blumenkohlartigen Wucherungen der Knolle, die anfangs von Heller, später von dunklerer Farbe sind Nicht selten sind die Wucherungen so umfangreich, daß von der eigent lichen Knolle nichts mehr zu bemerken ist. Gemäß Mnisterialoerordnung vom 4 April 19l8 ist jedes Auftreten von Kartoffelkrebs der Ortsbehörde anzu zeigen In Zweifelsfällen wende man sich unter Einsendung einer Kartoffelprobe an di- Hauptstelle für Pflanzenschutz, Dresden A. 16 Stübel-Dtlee 2 Um eine weitere Verschleppung der überaus gefähr lichen Krankheit zu verhüten, müssen die bei der Ver wendung krebskranken Kartoffeln emstehenden Ab fälle verbrannt werden, falls man es nicht vorzieht, sie in gekochtem Zustande zu verfüttern oder technisch verarbeiten zu lassen. Auf den verseuchten Flächen dürfen nur krebsseste Sorten angebaut werden über welche die Hauptstelle für Pflanzenschutz nähere Aus kunft gibt. Dresden. (Keine Sparlotterie.) Einige sächsische Gemeinden beabsichtigen nach dem Beispiel außersächstscher Sparkassen bei ihren Sparkassen so genannte Prämien-Volks-Sparkassen einzurichten. Da bei müssen sich die Sparer zu bestimmten monatlichen Einzahlungen verpflichten, die gesperrt oder garnicht oder gering verzinst werden. Der dadurch erzielte Gewinn wird den Sparer in Form einer Prämien- wieder Sugesührt. Das Ministerium des ,,„?"N d ober diese Verbindung zwischen Lotterie Eichen Spareinrichtungen für bedenklich und ran,, di« Genehmigung zur Errichtung solcher Volks- sparkassen "^t in Aussicht stellen. Dagegen würde gegen eine Regelung, wonach die Sparkassen für besonders treue und regelmäßige Sparer nach Maß- gäbe ,h«r wirtschaftlichen Verhältnisse und der Ent wicklung ihrer Sparguthaben besondere Prämien aus- werfen, die aber nicht verlost, sondern von Fall zu Fall verteilt werden, keine grundsätzlichen Bedenken zu erheben haben. Beifallskundgrbungen, auch von d« Diplomatevloz«. Dl« Nationalsozialisten und die Kommunisten drohen mit den Fäusten nach den Tridünen. D«r Präsident erklärt Beifallskundgebungen von den Tribünen für unzulässig und droht im Wieder- holungtsalle mit Räumung. Nachdem sich der Sturm gelegt hat, teilt d« Präsident weit« mit, daß da« Gesetz mit 3^ gegen 127 Stimmen angenommen worden ist. Er stellt fest, daß da« Grsttz also di« zur Atnderung von Verfaffungrbestimmungen «forderliche Mrhrheit erhalten hat. (Lebhafter Beifall bei der Mehr heit. Nbg. v. Graef« (Nat.-Soz.) ruft: Berrätirbande! Das Reichsbahnpersonal-Gesetz wird mit 270 ge gen s63 Stimmen angenommen. Von den Kom munisten wird d«n Deutschnattonalen zugerusen: Jetzt stimmen st« wi-cker tapfer mit Nein, wo e« kein« Wir kung hat! Bei der dann folgenden Abstimmung über das Mantelgesetz reicht di« für die Durchsetzung der namentlichrn Abstimmung «ford-rliche Zahl der Kommunisten und Nationalsozialisten nicht au«. Das Gesetz wird in einfacher Abstimmung angsnom- Dresden. (Mord an einem Förster.) Der Förster Naumann vom Rittergut Giesensiein bei Gottleuba ist am 27. August, nachmittags Uhr am Waldrands der Flur Giesensiein mit umgehängtem Gewehr und einer Schußwunde tot aufgefunden worden. Vom Kriminalamie Dresden begab sich die Mordkommission sofort an Ort und Stelle. Nach den Feststellungen liegt zweifellos Mord vor, der offenbar von Wilderern ausgefühlt wurde. Die Untersuchung ist noch im Gange. Dresden. (A u s str a l i sch s r Besuch) Am Donnerstag trafen 71 ousstralische Pfadfinder in Dresden ein, die zuletzt Dänemark besucht hatten und von dort direkt hierher kamen. Dresden. (Verhaftung von Geldfäl schern) Durch umfangreiche Erörterungen ist es der Krimialpolizri jetzt gelungen, die Hersteller und Verbreiter der in letzter Zelt vielfach in Verkehr ge langten gefälschten Sächsischen Schuldverschreibungen zu ermitteln und festzunehmen. Dis Erörterungen wurden dadurch sehr erschwert, daß zunächst nur die Verbreiter des gesälschten Geldes erlangt werden konnten, die jede Angabe über dis Hersteller ver weigerten. Als Anfertiger des Falschgeldes wurde später der Litograph und vormalige Zigarettenfabri kant August Zimmermann, von hier und der Photo- graf Köhler aus Bautzen ermittelt, während Zimmer mann bereits vor einigen Tagen festgenvmmen werden konnte, war der Aufenthalt des Köhler zunächst nicht zu ermitteln, bis er jetzt in der Sächsischen Schweiz ausfindig gemacht und zur Festnahme geschritten werden konnte, gerade als Köhler im Begriff stand, abzureisen Bei der weiteren Untersuchung wurde den Geldfälschern auch di« Nachahmung von Ziga- rettensteuerzeichen nachgewiesen und die Werkstätte ermittelt, die sich in einem einsamen Haus in Wein- bohla brfand, dessen Besitzer sich gleichfalls wegen Beihilfe zu verantworten haben wird. Die Drucker presse will Zimmermann bereits vor 4 Wochen mit einem Auto abgeholt, zerschlagen und in die Elbe geworfen haben. Diese Angaben sind aber durchaus unglaubhaft, so ist vielmehr anzunehmen, daß die Maschine, die Steine und die sonstigen Materialien verborgen gehalten werden. Dle Kriminalpolizei bittet alle, die hierzu Angaben machen können, sich um gehend noch der Kriminalabteilung, Schießgasse 7, zu melden. — (Neuer Wechselkredit desKalisyn- dikats.) Mit Rücksicht auf die bekannte Kredit mittelnot der deutschen Landwirtschaft hat das Deutsche Kalisyndikat die Zusage der Reichsbank erhalten, noch bis zum 15. Oktober bei Aufträgen zur prompten Lieferung einen 3-monatigen Wechselkredit zu ge währen. Die Hälfte der Diskonlspesen (Reichsbank satz) trägt — neben dem Wechselstempel — entgegen kommend das Syndikat. Bet Barzahlung bleivt der üblich« Kasseskonto von 1'/,«/, bestrhen; außerdem gewährt das Syndikat eine Zinsvergütung von 3-/t»/,, d. h je Monat 1>/i°/o — (Eine Falschmeldung gegen die Reichswehr.) Die „Sächs. Republikanische Korre spondenz", das halbamtliche Pressebüro der sozial demokratischen Partei in Sachsen, verbreitet die Mel- düng, daß die am Anschluß der diesjährigen Herbst- manöver der Reichswehr vorgesehene Truppenparade nicht, wie erst beabsichtigt, in Crostwitz stattfinden könne, sondern in oder bei Bautzen stattfinden müsse. Als Grund wird angegeben, daß sich mehrere wen dische Bürgermeister den von der Reichswehr gefor derten Vorbereitungen und Leistungen gegenüber ablehnend verhalten hätten, so daß der Manöverplan der Reichswehr teilweise hätte abgeändert werden müssen. Diese Meldung ist, wie uns von zuständiger amtlicher Stelle mitgeteilt wird, in allen Punkten vollkommen aus den Fingern gesogen. Tatsächlich ist nicht in einem einzigen Falle von einer Gemeinde- behörde oder einer ähnlichen Stelle auch nur der ge- ringste Einspruch gegen die Belegung ihrer Ortschaften mit Reichswehrtruppen erhoben worden. Am aller wenigsten liegt Grund vor, den Ort der Parade zu verlegen. Sie findet, wie das gleich von Anfang an men. Dafür stimmt auch «i« großer Teil drr Deutsch- n ationalen. Damit sind sämtliche Gntachtengesetze angenommen. Die Kommunisten beantragen nunmehr, den nach Art. 72 drr Reichsverfaffung zu erhebenden Einspruch gegen die Verkündung drr angenommenen Gesetz«. Wird «in solch« Einspruch von «lnem Drittel der Ab. geordneten unterstützt, so hat er dir Wirkung, daß di« Inkraftsetzung dir Ersetze um zwri Monate ver zögert und der Volksentscheid darüber vorgenommen werden muß, wenn nicht der Reichstag und der Reichspräsident dl« Gesetz« drin, gend erklärt. Abg. Koenen (Kom.) «klärt vor der Abstimmung, die Kommunisten wollten mit ihrem An trag« nur di« Deutschnattonalen zwing,«, Farbe zu bekinnen. Dir Kommunisten und di« Nationalsozia listen stimmten für den Einspruch, dir Deutschnatio- nalen gaben blaue Enthaltungszettel ab. Der kom« munistlfche Antrag wird mit 274 gegen 73 Stimmen b«! 84 Enthaltungen abgelehnt. vorgesehen war, auf dem Gelände des Klosters Marienstern bei Crostwitz statt. Die Absicht des so zialistischen Pressebüros, die mit der Falschmeldung verfolgt wird, ist leicht erkennbar: Es soll der An schein verbreitet werden, als ob man sich draußen in der Landbevölkerung unfreundlich und ablehnend gegenüber der Reichswehr verhielt. Die Tatsachen beweisen das Gegenteil. Ja den Gemeinden der Ka- menz—Bautzner Gegend, die Belegung mit Reichs- wehrtruppm zu erwarten haben, sieht man unserer braven Reichswehr allerorts mit großer Freude ent gegen und die von sozialdemokratischer Seite in den letzten zwei Wochen in dieser Gegend eifrigst betrie bene Propaganda gegen die Reichswehr hat nirgends auch nur irgend welchen Erfolg gehabt. Bischofswerda. (Bei der Eröffnug des Zirkus Blumenfeld) am Mittwoch abend brach während der Vorstellung ein Teil der Sitz- und Steh- galerie ein, der anscheinend überlastet war, und ruschte in die Tiefe. Unter lautem Schreien und zum Ent- fstzen der übrigen Zirkurbesucher glitten die mehrere Hundert Galeriebesucher, die darauf Platz genommen hatten, in die Tiefe. Da sich das Balken- und Bretter werk nur langsam löste, wurde größeres Unglück ver mieden Mehrere Personen erlitten Hautabschlürfungen und Quetschungen. Eine Frau wurde schwerer ver letzt, sodaß sie vom Platze getragen werden mußte. Durch die musterhafte Haltung der Zirkusbesucher wurde eine Panik verhindert, und die Vorstellung konnte fortgesetzt werden. Freilich neigten sich Zelt dach und Masten bedenklich zur Seite, sodaß diese von neuem ausgestellt werden mußten. — selc. (Lehrgang für Jugendarbeit.) In den Tagen vom 14 bis 16. September 1924 findet in Zittau ein Lehrgang für Jugendarbeit in evangelischen Mädchenvereinen statt. Nähere Aus kunft und Anmeldung durch die Geschäftsstelle des Eoarg. luth. Landesverbandes sür die weiblische Ju gend in Sachsen, Dresden, Ferdinandstraße 19. Neugersdorf. (Eine neue Bank.) Hier ist unter dem Namen „Ostsachsen-Bank A.-G. Neu gersdorf und Girozentrale Sachsen, Zweiganstalt Neu gersdorf, eine neue Bank gegründet worden. Döbeln. (Der Bulle auf dem Heu boden.) In einem Gute in Töllschütz bei Mockritz sprang ein Bulle nach einer Operation in seiner Wut zwanzig Stufen bi« auf den Heuboden hinauf und brach dort infolge seiner Schwere durch die Diele. Nach großen Anstrengungen gelang es, das Tier unschädlich zu machen Leipzig. (Verbilligung des Eisenbahn verkehrs zur Leipziger Mess«) Die Eifen bahnverwaltung hat wegen der aufs höchste ge steigerten Anspannung der Betriebsmittel zu Beginn der Messe Gesellschaftrsonderzüge von einer gewissen Mindestentkernung ab gefahren Um aber auch den kleineren Geschäftsleuten den Besuch der Messe zu ermöglichen, wird zur diesjährigen Herbstmesse erst malig der Versuch gemacht, in der zweiten Hälfte der Meßwoche Sonderzüge mit der 4. Wagenklasse zu besonders ermäßigten Preisen verkehren zu lassen. Ein derartiger Sonderzug fährt von Dresden am Donnerstag, den 4. Seplember, und am Freitag, den 5. September. Plauen. (Mieterverbandstag) Am 30. und 31. August findet hier ein außerordentlicher Ver- dandstag der Sächsischen Mietervereine statt. Am 30. August abends wird eine Massenkundgebung in der Turnhalle am Anger abgehalten. Nübnersuzen 638 kEsiwittei Horudsut suk -ter k^uösoNIe versell-vinNet NurLli I,6bexvojil - Lallen - Z^eiben. Kein Verrulsckeu, Kein ?esikleberi am Ztrumpk, In vrüxerien uoä äpotkekeu. Ali« Devise», Leutrat-vroLerie, Ksll^esti-LLzs,