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WsnitzerMchenblatt Sonnabend, 30. August 1924 Beilage zu Nr. 1V4 76. Jahrgang Politische Rundschau. Deutsches Reich. Seettn, LS. August. (Auch der Preußische Landtag will seine Auslösung beschlie. H en.) Wenn der R«ich«1ag infolge der Ablehnung der EutachUngesetzr der Auflösung verfällt, dann wird, wie wir au« parlamentarischen Kreisen hören, der Preußische Landtag im Laufe der nächsten Woche zu- sammentreten und seine eigen« Auslösung beschließen, — (Die Unterzeichnung de« Londoner Ablom ment.) Im Reichstag ist ein Antrag der Koalitionsparteien ringegangen, der folgende Fassung de« Paragraphen 4 de« Gesetze« über die Londoner Konferenz beantragt: »Den Zeitpunkt de« Jnkraft. treten« diese« Gesetze« bestimmt die Reichrregierung." Dieser Antrag ist offenbar von der Regierung ge wünscht worden. Er soll ihr dir Möglichkeit geben, am Sonnabend durch den Londoner Botschafter da« Schlutzprotokoll der Konferenz unterzetchnen zu lassen, auch für den Fall, daß kein« Zweidrittelmehrheit er- reicht wird. Wie au« London gemeldet wird, soll die Unterzeichnung de« Londoner Abkommens am Sonn abend im englischen Auswärtige« Amt stattfinden. — sek. (Kirchliche Nufrollungder KriegSschuldsrage?) Einen Appell der Kirchen zur Prüfung der KrirgSschuldsrage plant die S. Jahr,»- versammlung der Deutschen Vereinigung de« Welt bünde« für Freundschafikarbeit der Kirchen, die oom 22.-24 September in Stuttgart stattfindet. Die Verhandlungen werden eingrlritet durch Vorträge von RetchrgerichtSpräfident Dr. StmonS-Leiptig und Staat»- präst->rnt a. D. Dr. Hieber-Stuttgart über di« Frage der Schuld Deutschland« am letzten Krieg«. Unter den Vortragenden der Tagung befinden sich ferner der methodistisch« Bischof Dr. Nuelsen-Zürich und der Erz bischof der griechtsch.orthodoxen Kirche Germano« in Konstantinopel. Berlin, SS. August. (Eine deutschnatto- «ale Erklärung zu dem A b st im m u n g « e r - gebni») Don der deutschnattonale« Parteileitung geht der T«l«grophen - Union folgende Erklärung ,u- Die beiden Anschauungen, dir bet der Abstimmung der Deutschnationalen «olttpartrt »um Eisenbahn- gtsetz in Erscheinung traten, beruhen selbstverständlich nicht auf einem Gegensatz der Grurckauffaflung, sondern lediglich in der dtfferen»ierten Beurteilung der Lage. In der Beurteilung de» Londoner Abkommen«, der Notwendigkeit seiner Verbesserung, der Gefahr eine» drohenden Linktkurse« sind alle Mitglieder der Deutsch- nationalen Fraktion einig. Bei dieser gemeinsamen Grundauffassung haken die Abgeordneten, die mit Rein stimmten, den Gedanken der Unerträglichkeit der Lrnvoner Ergebnisse und der wirtschaftlichen Untrag barkeit der Abkommen den Vorrang gelassen, während die, die mit Ja stimmten, auf die Erwägung zurück- gingrn, daß nur durch da« Vermeiden einer akuten Kris«, durch Beteiligung der Deutschnationalen Volk«- partei an der Regierung und durch Einflußnahme auf die Durchführung de« Abkommen« im Sinne einer stetigen Verbesserung den augenblicklichen Notwendig keiten genügt wird. Di» Fraktion, die ihren Gepflogen heiten entsprechend, auch in diesem Fallt keinerlei Fraktionszwang autgeüdt hat, darf bei jedem Einsich tigen Verständnis für diesen Gedankengang erwarten. Sie sieht den Mißdeutungen ihr»r Gegner in dem Gesühl grundsätzlicher Urbrretnsttmmung in den hohen Zielen der Partei mit Ruh- entgegen. Di« Lag« hat Übrigen« dadurch eine wesentliche Veränderung erfahren, daß die Regierung in «iner aurdrückltchen, feierlichen Erklärung da« Schuldbekenntni» von Versailles wider ruft» hat. Diese grundlegende Vendrrung der außen politischen Haltung der Regierung ist ebenso, wie die gemachten Verbesserungen in dem Dawekplan «in E<folg der Opposition, die sich j-tzt zu mitwirkender Teilnahme an der deutschen Politik anschickt. Berlin, 2S. «ug. (Der Londoner deutsche Botschafter mit der Unterzeichnung be- aufteagt. — Eine Unterredung mit dem Reich«kan,ler.) Kurz nach Beendigung der Ab stimmung«« im R«tch«tagt empfing Dr. Marx einen Vertreter der Telegraphen - Union und gab ihm auf einige gestellte Fragen Au«kunst. Reichskanzler Marx bracht« «ingang« zum «»«druck, daß er sich über da« Ergebnis der Abstimmungen außerordentlich freue, denn ein negative« Ergebnis und die darau« folgende Auflösung de« Reichstage« hält, in der Abwicklung der mit London zusamm«nhängend«n Fragen für die Reich«regi«rung zu großen Schwierigkeiten geführt, da Ein« RäUmungrfrtst nicht zu laufen begonnen hätte Und «st dem neuen Reichstag neue Gesetze hätten vorgelegt werden müssen. Ganz besonder« für die besetzten Gebiete bebrütet di« Abstimmung eine unge heure Entlastung, von der sich der Kanzler sehr viel verspricht. Von dem Ergebnis der Abstimmung ist sofort der Londoner deutsche Botschafter in Kenntnt« gefetzt und beauftragt worden, morgen die Unterzeich nung der Londoner Pakte« für die deutsch« Regierung vorzunehmev, ähnlich wie die« auch von den anderen in London akkreditierten Botschaftern am Sonnabend geschehen wird. Marx legte besonderen Wert darauf, zu betonen, daß die Aufrollung der SriegSschuldfrage nicht nur «in Wunsch der Deutschnationalen, sondern sicherlich de« ganzen deutschen Volke« sei. Schon in London hab« di« brutsch« Del«gat!on jeder sich bieten- den Gelegenheit, wevn auch nicht in osfijieller Form, betont, daß da« deutsche Volk von dem s«iner»eit z erzwungenen Schuldbekenntni« loikommen müsse. Bei den außerordentlichen Lasten, die uns der Londoner Pakt für die nächsten Jahre auferlegt, war es unbe- dingt notwendig, da« deutsche Volk von dem Druck der Kriegsschuldlüge durch di« heutige amtliche Erklä rung zu befreien. Urber die Entwicklung der parla mentarischen Lag« und eine etwaige R«gierung»um- bildung äußerte sich der Kanzler begreiflicherweise sehr zurückhaltend. Er glaubt, daß die Aursührung der Londoner Gesetz- zunächst die Mitarbeit de» Reichstage« nicht erheische und nannte alt Termin für den Wieder- zasammentritt d«« Rtich»tax»s Anfang Oktober. Essen, 29 August. (ZudenneuenMicum- Verhandlungen.) Zu den gestern nachmittag 3 Uhr in Düsseldorf stattgelundeyen neuen Verhand lungen zwischen der M eum und dem Bergbau wird berichte!, daß anscheinend b-tderseit« di« Verlängerung de« bttherigen Abkommens vom Mona» Juli erstrebt wird, bis zu dem Tag«, an dem der Dawr-plan in Krast tritt. Dieser neue Micamvertrag wird demnach unbefristet sein, jedoch geht da« Bestreben dahin, den beiden Parteien eS zu ermöglichen, das Abkommen mit fünftägiger Frist jtderz« t zu kündig«!. Durch dir neuen Micumabmachungen würden die London«! Ab. machungen über dir Ruhrtndustrie nicht von selbst wirksam. Wann der tn London geschloffene Vertrag über die Ruhrtndustrie In Kraft tritt, hängt von d«r Ratifizierung de« Gutachten« ab. Lscbecho-Slowakei. Aussig, 39. «ugust. (Die BefreiungStaxe id-r Tschecho-Slowakei.) Wie die Regierung». stellen Mitteilen, hat di, Tschecho-Slowaket an bi« Rr- paratrontkommission eine Befr«iung»toxr im Betrag« von 7SO Millionen Goldfranc» zu bezahlen. Er ist di«» jene Summ«, die für den Unterhalt und di« «u« rüflung der in den HeereSverbänden der Entente gegen Oesterreich und Deutschland kämpfenden tschechischen Legionen von der Entente »»«gelegt wurde. Frankreich. Paris, 29. August (Scharfe Angriffe de« ,T«mp»' gegtn England.) Dir fortgesetzt« Stimmung»mach« der englischen Jndustriekreis« gegen den Sachveiständig«nb»richt wird hier mit steig«nd«r vesorgni« verfolgt. Der ,T«mp»' schreibt in seinem heutigen Leitartikel unter anderem: Die «»«führung de« Sachoerständigenbericht« hängt nicht nur von Deutschland ab, dar die Gesetzentwürfe annehmen muß, auch nicht von Frankreich, da« auf der Stelle die Londoner Abmachungen ratifiziert hat, auch nicht von den Vereinigten Staaten, die «inen Teil der Anleihe ausbringen werdtn. Eine andere Nation vermag viel, entweder für den Bericht und dauernde Befriedigung, Europas, oder gegen dm Sachoerständigenbericht und dir deutschen Republikaner, di« ihre Politik aus da« Spiel gesetzt habm. Dies« Nation ist Großbritannien! Wenn man Deutschland für immer daran hindern will, nach Maßgabe seiner Leistungsfähigkeit zu pro. duzierm und zu verkaufen, selbst wenn »« den Sach« verständkgenbericht zur Aursührung bringen will, so tun die Deutschnationalen recht daran, sich um Ttr. pitz zu scharen, der eine Politik versinnbildlicht, wo nach di» Wiederbeltbur-g Deutschland« unmöglich ist, solange Großbritannien nicht besiegt am Boden liegt. Paris, SO. August. (Günstiger Eindruck in Pari«.) Die Annahme der Gssetzeniwürfe im Reichstage mit der erforderlichen Zweidrittelmehrheit wurde hier spät abend« bekannt. Die Blätter bringen daher keine Kommentare. In politischen Kreisen hat die Meldung «inen günstigen Eindruck hervorgerusea, doch gibt sie zu keinerlei besonderem Optimismus Anlaß. Offenbar sind di« hiesigen Kreise bemüht, sich im Hinblick auf die englische Stimmungsmache gegen den DaweSplan weise Zurückhaltung aufzuerlegen. Der TrmpS bedauert, daß die ReichStagSdebatte einen so stürmischen Verlauf genommen har. DaK Blatt befürchtet, daß den Gegnern deS Sachverständigengut achtens von gewissen Rednern de« Reich«tage« uner wartete Argumente in di« Hand grsptelt worden seien. So hab« d«r Graf Reventlo» die Erklärung wagen können, daß die Obligationen, die in deutschen Namen zur Aurgabe gelangen sollen, keinerlei Wert haben. Di« englisch«« und am«rikanisch«n Kapitalisten wüßten doch nicht, inwieweit Gras Reventlow al» Prophet in seinem Lande zu gelten habe. Gegen die deutschen Wertpapiere besteh» ohnehin ein« große Voreingenom menheit, weil sie im Anschluß an die berüchtigt« Papirrmark ausgegeben werden, die den größten Schwindel aller Zeiten bedeut«. Man dürse doch nicht annehmrn, daß di« Wertpapiere für di« auswärtigen Selbgebl-r anziehender werden, wenn die deutschen Parteien, dir am meisten Lärm schlagen, nichts unser, sucht lassen, um da« Gutachten zum Scheitern zu bringen. Außerdem sei e« Srdouerlich, daß dir Retch«- regterung durchblicken ließ«, daß Deutschland früher oder spät«! um eine Rkvidierunx der Londoner Ab machungen Einkommen werd«, (Der Teo p« schreibt diese Sätze, wie gesagt, in Unkenntnis der erfolgten Kbstimmung.) Amerika. Newyork, 29. Aug. (Amerikanische Trup pen in Shanghai.) In Shanghai sind gestern amerikanische Truppen gelandet worden, da dr« Sttua« tton dort für die Bevölkerung gefährlich zu werden scheint. Einzeln« Zusammenstöße werden gemeldet, Young erwartet seine Ernennung Washington, 27. August. Oöerst Aoung hat sich jetzt osfiz'ell bereit erklärt, den Posten des General- agenten für die deutschen Reparationszahlungen anzu- nehmen und erwartet bald seine Ernennung. England. London, 29. August. (Vor derUnterzeich- n un g.) Nach Aeußerungtn eine« httvorragenden Po- litiker« wird mit der Unterzeichnung der Abkommen« durch den deutschen Botschafter der Vertrag noch lang« nicht angenommen, da man nicht wissen könne, war die neue deutsche Regierung tun werde. Die Unter- schrift de« Vertrag«» wird im NukwärtiL«n Amt im Zimmer Macdonald« geschehen. MWWIWWI», Gisenbahnfahrplan. Eiltig vom 1. Juni 1924. Kamenz — Arnsdorf — Dresden. Kamenz ab Bischheim Pulsnitz Großröhrsdorf Kleinröhrsdors Arnsdorf an 5,16 5,29 5,40 5,50 5,57 6,07 8,25 8,40 8,51 9,01 9,06 9,14 12,19 12,32 12,42 12,51 12,55 1,03 2,48' 3,01' 3,11' 3,19' 3,23' 3,31' 3,47 4,01 4,11 4,19 4,24 4,32 7,20 7,34 7,45 7,54 7,59 8,07 10,05 10,20 10,34 10,46 ! 11,00 Arnsdorf ad Raichen an 6,19 7,09 10,01 10,50 1,12 2,85 3,37 4,29 5,56 6,47 9,53 10,50 12,55 1,44 Arnsdorf ab Radeberg Dresden-N. Dresden-H. an 3 6,33 i 6,55 7,08 vresd 9,20 9,28 9,46 9,59 en — 1,30 1,38 1,55 2,88 Arns 4,02 i 4,27 4,41 >orf- 4,53 5,01 5,20 5,33 Ka« 8,28 8,36 9,00 9,12 nenz. II,IO II,IS 11,36 11,49 Dresden-H. ab Dresden-N. Radeberg Arnsdorf an 2,20" 2,32" 3,88" 3,17" 6,03 6,1t 6,51 9,35 9,48 l 10,21 12,19 12,34 ! 1,12 3,13 3,26 4,01 4,09 7,28 7,40 8,12 8,20 II,00 II,14 11,48 11,56 Bautzen ab Arnsdorf an 1.30 2,15 5,3t 6,33 9,OS 10,19 12,35 1,30 5,58 6,56 10,12 II,10 Arnsdorf ab Kleinröhrsdors Großröhrsdorf Pulsnitz Bischheim Kamenz an 3,31 1 3,49 4,00 4,10 4,20 Arn« 6,5t 7,8t 7,14 7,24 7,34 7,46 ,do 10,25 10,36 10,45 10,54 11,03 II,13 rf-y 1,33* 1,44* I,i3* 2,03" 2,12* 2,22* Urn« 4,18 4,29 4,38 4,48 4,56 5,06 ». 8,32 8,43 8,52 9,03 9,11 9,21 12,05 I 12,19 12,29 12,37 II,4S Arnsdorf ab Dürröhrsdors Pirna an 4,32-h Mb,52 l 4,57f ! 7,88 5,23f ! 7,27 1 Pirna — 10,23 10,39 11,00 Arn« 1,36 1,53 2,14 »darf. 4,17 4,33 4,56 zS,28 8,45 9,04 Pirna ab Diirröhrsdorf Arnsdorf an Die mit * tag jeder Woche tags, imt?nur 5,00f 6,02-s- verzeichn . mit " Festtags 8,54 9,27 9,44 eten Zi nur au mit Z 12,12 12,47 1,04 g- ver erste, nur Fe 2,44 l 3,15 3,32 ehren uu Werktac sttags u»! -7,18 Z 7,50 8,08 r am le! , mit - am Wk 10,57s 11,27 11,45s zteu Wochen - - nur Werk- iktag vorher.