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Pulsnitzer Mckenblatt K2. Jahrgang Sonnaöend, 3si Dezember 1910. 30,- 84,— Wer daß waS Wonnen, was verloren? Eine kurze Strecke st ein sol ches Jahr tm Leben eures Menschen, ein N ch!S, ein Tropfen in dem M.er der Ewigkeit! Und dock, wenn man es betrachtet mit sei irn dreihundert und fünsund- sechSzig Tage welch eine Fülle der Ereignisse bringt c?, wie viel Leid und Schmerz und wie wenig Gluck und Freude! Wie oft entscheidet ein einziger Tag über eine Menschengeschichte und wie viel Augen schließen sich im Kreislauf eines ZahrcS. Wie mancher, der auch auf das vergangene Jahr zurückblickt, hat sich in ihm mit einem schmerz ichcn Verluste abzuftnden gehabt, w'e mancher einen LieblingStraum begraben, wie unzählige haben ein paar liebende Augen zudrücken müssen, die ihnen nie mehr lächeln sollten, nie mehr! Ja, ein Jahr bringt gar manchen herben Verlust, gar manche bittre Stunde, aber Oertiicbes unO Sücdsiscdes — (Sylvester— des Jahres letzte Stunde.) wäre so gedankenlos, wer lebte so in den Tag hinein, er dabei nicht ein wenig anyielte und sich fragte: Hut daS Juyr für d ch gebracht, waS hast du ge- 82,50 78,50 74,50 53,— 2) fleischige 3) gering entwickelte Mastschweine, sowie am Schnitteber (Altschneider) und ausgemäs 4) nichtausgemästete Sauen, Schnitteber ( Zuchtsauen und Zuchteber, sowie sehr nährte oder mangelhaft entwickelte M 5) s. magere, bez. im Ernährungszustände z bene Tiere b. abgemagerte, soweit sie nicht nach § 1 Zn Gesetzes von der Versicherung ausgesch Annaberg, 29. Dezember. Heute früh in Stunde ist in Frohnau die in der alten Oelmühle unter? gebrachte Meycrsche Posamentenfabrik vollständig nieder- gebrannt. Die Entstehungsursache-ist unbelc^^z^. Slätkemoklzusatz in geringer würstcken zum Zwecke der Slslscdvs nickt mekr strakb«E 8. Chemnitz, 28. Dezember. sächsi'cke: Gerichte, die Schöffen- und als aurb das sächsische OberlandcSgcricht Frage b- schäftigt, ob der Zusatz von S bei Herstellung der Würstchen alSNahrungSmittelve anzu sehen ist, wenn der Mehlzusatz nur UW geringer ilt fbis zu 2 Prozent) und lediglich nur zt Zwecke erfolgt, um das Flei ch bindiger zu machen! Nahrungsmittel-Sachverständigen waren biSherMW sicht, daß jeder Mehlzusatz bei der FabrikaW Brühwürstchen eine Nahrungmiti.elverfälschung M und der Zusatz von Kartoffel- oder Stärkemehl dM strafbare Handlung in sich schließe. Auf Grur« Anschauung der Sachverständigen ist denn biSlaM stets das Sächsische Oberlandesgericht den von dM instanzen, den Amts- und Landgerichten aufgW Grundsätzen beigetreten und hat in jedem Falle dB den ersten Instanzen ausgesprochenen Verurteilung« Fleischermeister als oberster sächsischer Gerichtshof be« nicht« mehr von dir, al« mein einzige« Eigentum. Meine per sönliche Freiheit, die fordere ich zurück." Anne-Marie sah sich verwirrt um. „Wa« soll denn da« heißen! Wir find doch bald vier Jahre verheiratet und haben mit Ausnahme der letzten Zeit sehr glücklich gelebt! Ich will glauben, daß nur dir Koketterie der Holzinger dich verführte, ihr in dieser unpassenden Weise die Cour zu machen. Wenn sie fort ist, geht unser Leben, weiter, wie bi»her." Er lachte schneidend auf. „Da kommt wieder einmal so recht deine grenzenlose Verblendung, der völlige Egoi«mu«, der dich befangen hält, zu Tage. Wir hätten glücklich gelebt, sagst du? Glücklich? Großer Bott — jeder Tag war eine neue Marter für mich! Ich rieb mich wund an den Fesseln, die ich mir anlegeu mußte. Jeder deiner Anfichten hätte ich entgegen» treten, jedem deiner Worte widersprechen mögen! Deine Art, über alle« abzuurteilen, dein« prosaische Leben«auffaffung, dein beschränkter Geficht«krei« ist entsetzlich für einen Menschen, wie ich einer bin, selbst wenn du weniger eigensinnig und herrsch» süchtig wärest." Anne-MarieS Lippen bebten. Du bist sehr ungerecht! Ich dächte, du hättest nur Ursache, mir dankbar zu sein. Mit mei» nem Vermögen habe ich dein väterliche« Gut gerettet. Deiner Mutter gebe ich eine Heimat, dir —" „Ja, wir beide essen hier da« Gnadenbrot — e» ist bitter genug!" »Da« ist eine ganz verkehrte Auffassung." „Dein Benehmen drängt sich mir alle Tage schärfer auf." Al« wir un« heirateten, warst du damit einverstanden, daß ich Lehmin allein bewirtschaften wollte." „Blieb mir «ine andere Wahl? Ich konnte meinen Eltern nur durch eine Heirat mit dir helfen. Darum brachte ich da« Opfer und trennt« mich von Nadin«." „Du kannst doch nicht wirklich d«nn wahnsinnigen Bedanken gehabt haben, diese Malerin zu heiraten?" „Ja, so wahnsinnig war ich, ein schöne«, geniale« Mädchen heiraten zu wollen — weil ich sie liebte." Unverantwortlich finde ich, daß du Fräulein Holzinger in mein Hau« brachtest, nachdem solche Beziehungen zwischen euch bestanden haben!" „Ich habe sie nicht hergebracht. Du selbst hast Nadine engagiert und mir wie gewöhnlich erst von der Angelegenheit ge sprochen, al« sie bereit« eine Tatsache war." — - — - Kyleester. - Du letzter Tag im alten Jahre, Wie wehst du uns so eigen an! Jst'S doch, als träten an die Bahre Von einem Freunde wir heran! Und doch bekränzen wir die Locken Mit Bacchus frischem Blättergrün, Wenn brausend die Sylvesterglvcken Mit lautem Ruf landeinwärts ziehn! — Des alten Jahres letzte Stunde Ruft die Erinn'rung in uns wach. Da brennt von neuem manche Wunde, Da jauchzt manch gold'ner Märchenrag. Und Lie-,' und Leid die Hand sich reichen. Und gleichen sich einander auS, Jndeß durch alle Lüfte streichen Syloesterglock n Sturmgebraus Ein Holter Zauber macht die Runde, Der nur erlöst und nirgends bannt, Und der geheimnisvolle Kunde Trögt lächelnd fort von Land zu Land. Heut lösen sich die schwersten Zungen, Heut glänzt ein jedes Augenpaar, Und jeder Mund ruft frohbezwungen: Viel Glück und Freud' zum neuen Jahr! Sylvesterzauber . . . Glockentöne . Und eine jubelnd frohe Welt Als ob daS Große, Hehre, Schöne, Für immer seinen Einzug hält! — Zum Abschiedsgruß drückt uns die Hände DaS alte Jahr nun welk und müd', Jndeß das neue Jahr behende Schon jubelnd durch die Pforte zieht! — 80,50 75,— 67,- 58,50 2) junge fleischige — ältere ausgemästete 3) mäßig genährte junge — gut genährte ältere . . 4) gering genährte jeden Alters 5) ». magere b. abgemagerte, soweit sie nicht nach Z1 Zffr. 1b des Gesetzes von der Versicherung ausgeschlossen sind k. Kalben und Kühe: 1) vollfleischige, ausgemästete Kalben höchsten Schlacht wertes 83,— 76,50 69,50 55,— 36,- 2) vollfleischige, ansgemästete Kühe .höchsten MWM wertes bis zu 7 Jahren .......... 3) ältere, ausgemästete Kühe und gut entwickelte jün gere Kühe und Kalben 4) gut genährte Kühe und mäßig genährte Kalben . 5) gering bez. mäßig genährte Kühe und gering ge nährte Kalben ' 7^ 6) 3. magere dergl b. abgemagerte dergl., soweit sie nicht nach § 1 Zffr 1b des Gesetzes von der Versicherung aus geschlossen sind c. Bullen: 1) vollfleischige höchsten Schlachtwertes 2) mäßig genährte jüngere und gut genährte ältere . 3) gering genährte 4) ». magere b. abgemagerte, soweit sie nicht nach §1 Zffr. 1b des Gesetzes von der Versicherung ausgeschlossen sind l). Schweine. 1) vollfleischige, ausgemästete, höchsten Schlachtwerr und zwar der feineren Rassen und deren, gen im Alter bis zu 1»/« Jahren . . . auch gar manches Freudige. Das neue Jahr wird wie der trübe und freudige Ta^e bringen. Mögen für all unsere Leser und Lese innen nur die fr.udigen Tage zahl reicher sein, als die trüben, das ist unser inniger Wunsch am heutigen Tage, dem letzten des Jahres 1910 8. Dresden, 30. Dezember. (Die er sie Verurtei lung eines Stellen Vermittlers in Sachsen auf Grund der neuen Gebührenordnung) Eine für das Gastwirts- und Stellenvermittlungsgewerbe wichtige Frage von prinzipieller Bedeutung hatte das Dresdner Amtsgericht zu entscheiden. Nach dem am 1. Oktober dieses Jahres in Kraft getretenen Tarif für die Stell,iw.rmiller darf cio Stellenvermlttler von soge nannten AuShiliStcllnerinnen, d. h von solchen Kellnerinnen, die nur tageweise sür die beurlaubten Kolleginnen Dienst tun, nur eine Gebühr von 30 Pfg. erheben. Unter den DuSdner Kellnerinnen war nun die Vereinbarung ge troffen worden, dem Stellenoermittler Meißner statt der oorgeschriebenen Gelühr von 20 Pfg. eine solche von 30 Pfg. zukommen zu lassen, während die Vermittler sich vor dem Inkrafttreten des neuen Gesetzes eine weitaus höhere Gebühr, nicht selten bis zu 20 Mk., zahlen ließen. Diese Vereinbarung der Kellnerinnen erreichte das Ohr der Polizeibehörde, die nun gegen den genannten Stellen- vermittl-r auf Giund des Gesetzes vom 30. Juni 1910 einen Strafbefehl über 20 Mk. erließ, gegen den dieser gerichtliche Entscheidung beantragte, mit der Begründung, daß er die Gebühr von 30 Pfg. anstelle der vorgeschrie benen 20 Pfg nicht gefordert, sondern von den Kellnerinnen freiwillig erhalten habe. Das Gericht bestätigte den Straf befehl, setzte aber die Strafe auf 3 Mk. herab und führte aus, daß der von dem Stellenvermittler vorgebrachte Ein wand, er habe lediglich ein Geschenk erhalten, gegen die Gebührenordnung aber nicht gefehlt, unbeachtlich sei. Die Gebühren für die Stellenvermittler seien nach dem Reichages-tz vom 30 Juni 1910 gesetzlich geregelt und dürsten in keiner Form überschritten werden. Die Ver mittler dürften von den Kellnerinnen für vermittelnde Tätigkeit ein Geschenk nicht entgegennehmen. — Gemäß 8 14 des Gesetzes, die staatliche Schlachtvieh' ... , , 2. Juni 1898 verucheruuq betr., vom —--- —— sind vom Verwaltungs- 24Aprü1906 ausschusse der Anstalt für staatliche Schlachtviehversicherung hin sichtlich der in der Zeit vom 1. Okt. bis 31. Dez. 1910 statt- findenden Schlachtungen die der Ermittlung der Entschädigungen nach Z 2 des angeführten Gesetzes zu Grunde zu legenden Durch schnittspreise für die einzelnen Fleischgattungen für je 50 Kx Schlacht gewicht wie folgt festgesetzt worden: ä. Ochsen: 1) vollfleischige, ausgemästete, höchsten Schlachtwertes bis zu 6 Jahren 87,50M Dev Urinz-HemaHL. Roman von Henriette v. Meerheim b. 34 (Nachdruck verboten.) Grorg legte seine Hand auf Anne-Marie» Schulter. Wie ein Bleigewicht fühlte sie den Druck seiner kalten Finger. Frös» teln überlief sie, al« fie den Auldruck in seinem Besicht bemerkte, Unwillkürlich legte fie eine Minute lang die Hände an di« Ohnn, um di« Wort«, di« auf s«in«n Lippen schwebt«» und, wir fi« instinktiv fühlt«, Furchtbare« für fie enthielten, aufzuhal- ten. Al« sie di« Hände sinken ließ, sprach er schon, zuerst ein» tönig, erst allmählich anschwcllend, mit steigendem Affekt, durch den eine grenzenlose Bitterkeit klang. „Deine Spione sahen richtig. Ich stieg gestern nach der Rückfahrt mit Nadine auf den Turm. Eie ist vollkommen un» schuldig, denn ich redete ihr vor, fie solle die schöne Mondbeleuch- tung sehen." „Ihr habt euch gut verabredet ! Dasselbe sagte di« Höl ting«! mir auch," warf Ann«»Mari« v«rächtlich hin. Georg beacht«!« d«n Einwand gar nicht. „We«halb ich fi« hinauslockte, ist mir selbst nicht ganz klar. Hauptsächlich war e« der Wunsch, fie einmal ungestört sprechen zu können. Bi« dahin sah ich fi« imm«r nur im Beisein ve« Kinde« oder meiner Mutter. Bei der Rückfahrt störte mich die Anwesenheit de« Kutscher«." „Wat hattest du denn allein mit ihr >u reden?" „Vor Jahren, ehe ich dich heiratete, war Nadine Holzinger in Pari« meine Braut." „Deine Braut? Wir waren doch bereit» vor deiner Ab» M« nach Pari« verlobt!" „Diese« halbe Verlöbni» galt sür mich nicht al« bindend. Da« war ein Teschäft»abschluß, den ich für leicht lösbar hielt — weiter nicht«. Ich bin damal« auf den Vorschlag nur ein» gegangen, um meinen Aufenthalt in Pari« durchzusetzen." „Du bist nicht sehr galant* „Bei unserer heutigen Autsprache, die über unsere Zukunft entscheiden muß, hört die Komödie auf, in der ich eine so kläg lich« Rolle spielt«. Du hörst hrute di« Wahrh«it, kein« Schmeiche« leien, an di« du so gtwöhnt bist." „Durch dich nicht." „Nein — aber MLUnbedingte, fast sklavische Fügsamkeit meinerseits! Auch ist'« von heute an vorbei. Ich will „Hättest du mir damals gleich die es ein leichte», alles wieder rückgängig zu sie aber vermutlich gern wieder sehen." „Ja, weil die Sorg« um ihr Schicksal schwerer Vorwurf auf dem Herzen lag." „Warum schicktest du ihr kein Geld?" „Geld — Geld! — Damit, glaubst du, kann man alle« in Ordnung bringen. Wie niedrig gedacht, wie schief g«sehen I Nein, alle« läßt sich nicht mit Geld gut machen, und der Luxu«, der mich umgibt, ist mir auch kein Ersatz für mein elende« Dasein." „Dein elende« Dasein?" „Jawohl, mein elende» Dasein! Hier im Haul^habeiA weniger Recht, wie ein Diener. Mein Kind wird in eine Richtung grdrängt, die seiner und meiner thisch ist. Ich stehe stumm, mit gebundenen er verkehrt erzogen wird. Ich muß in einem Kreise langweilige Nüchternheit mich anwidert, soll DtzsgLnWWHM mir innerlich widerstreben, weil du sie für «inen min" für passend hälft. — Gott im Himmelt Hätte ich nicht an meine alt« Mutt« und mein kleine» Kind gedacht, ich hätte mir schon längst eine Kugel vor den Kopf geschossen." Anne-Marie stieß einen unterdrückten Schrei au». „Da« — da« kannst du sagen? Ist da» Wahrheit? Oder sprich^ .da« nur deine sinnlose Gereiztheit wegen — wegen der Perfol die zwischen un» steht?" „E» ist Wahrheit, bitterernste Wahrheit!" beharrte er. „Gib mich frei, ehe ich in meiner Verzweiflung einmal meinem Ketten auf diese Weise zerreiße. Behalte alle» — ich will deifl^ Geld nicht, keine Ackerscholle von Rettershof — nicht«, gar nichM» Sorge für meine Mutter und erziehe da« Kind nicht im gegen seinen Vater — mehr verlang« ich nicht." „Hast du gestern nacht Fräulein Hvlzing« diese^MKU Pläne mitgetesit?" Ä „Ich habe sie gebeten, mein Schicksal zu „Und war sagte sie dazu?' „Sic wie« nflch ab. Du hast ihr also bitten." „Ich hätte ihr etwa« abmbittm,"" angetan hat?" ... ' Ä-L „-"7- rat fie dir Linn 's Sie