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Nr. 83. Pulsnitzer Wochenblatt. — Sonnabend, den 16. Juli 1910. Seite 2. ringere geworden. Die Kreter haben vorläufig eingelenkt, unter allerlei Verklausulierungen, über die man ruhig hinweggehen kann, hat man sich bereit erklärt, die musel manischen Abgeordneten auch ohne Treueid für den König von Griechenland zur Nationalversammlung zuzulassen, gleichzeitig hat man allerdings den Zusammentritt des Parlaments um vier Monate verschoben, um keine un liebsamen Zwischenfälle herbeizufühcen. Die Krisis ist also in der Hauptsache nur vertagt worden, vielleicht steht aber doch zu erwarten, daß sich in der Zwischenzeit die Gemüter endlich beruhigen werden. Insbesondere ist das Einlenken der Kreter auf das Erscheinen der fremden Kriegsschiffe, wodurch man erkannte, daß die Mächte nunmehr nicht länger mit sich spaßen lassen würden. Dieses energische Einschreiten ist sehr erfreulich, es hat unzweifelhaft der Erhaltung des Friedens in jenen Ge genden gedient und eventuellen weiteren folgenschweren Verwickelungen vorgebeugt. Auch in anderen Staaten scheint nun endlich die politische SommerSruhe einzuziehen. So ist der Konflikt zwischen dem Vatikan und Spanien zwar noch lange nicht beigelegt, aber die Verhandlungen sind infolge Erkrankung eines diplomatischen Gesandten vertagt und somit ist anzunehmen, daß man auch in diesem Falle nicht so heiß die Mahlzeit essen wird, wie sie gekocht ist. Die Richtigkeit dieses Satzes hat sich auch in Frankreich erwiesen, wo die parlamentarische Kampagne in Ange legenheit der Affäre Rochette ausgegangen ist, wie das Hornberger Schießen. Ein anderer Ausgang war auch nicht zu erwarten, das Kabinett hat eine gewaltige Mehr heit auf sich vereinigt und Herr FalliereS wie Herr Briand mit seinen Kollegen können guten Mutes nach jetzt er folgter Vertagung des Parlaments in die Ferien gehen. OsrtNckss unv Sücdsiscbss. Pulsnitz. (Sonntagsplauderei.) Wichtige be deutungsvolle Gedenktage sind es, die im diesjährigen Juli für uns angebrochen sind. 40 Jahre sind nunmehr verstrichen, daß vom westlichen Nachbar aus nichtigen Gründen der KriegSrus in unsere Gauen getragen wurde und einen Wiederhall erweckte, der seinesgleichen kaum findet in der ruhmreichen Geschichte unseres Vaterlandes. Am 15. Juli 1870 hielt der französische gesetzgebende Kör per zu Paris die entscheidende Sitzung ab, in welcher fast einstimmig der Krieg beschlossen wurde. Am 16. Juli war es, daß Kaiser Napoleon III. zu St. Cloud einer De putation des gesetzgebenden Körpers erklärte: „Ich em pfinde eine hohe Befriedigung, am Vorabende meines Ab ganges zur Armee Ihnen für die patriotische Unterstütz ung, die Sie meiner Regierung gewährt haben, zu dan ken. Ein Krieg ist legitim, wenn er mit Zustimmung des Landes und der Bewilligung seiner Vertreter geführt wird. Wir haben alles, was von uns abhängt, getan, um ihn zu vermeiden." Das letztere war keine Wahr heit. Man war an der Seine nicht bestrebt gewesen, den Krieg zu vermeiden, sondern zu entfesseln und niemand wußte dies besser als der Kaiser selbst. So brach er denn heute vor 40 Jahren am 17. Juli 1870 mit einer Unwahr heit von Sr. Cloud nach ChalonS in das Lager seiner Armee aus. Laut scholl ihm entgegen das „Vive I' em- pereur!", war man doch jenseits der Vogesen überzeugt, daß es nur ein militärischer Spaziergang nach Berlin werden würde. Doch die Vorsehung hatte beschlossen, daß es anders kommen sollte. Pulsnitz. Das Kinematographen-Theater „Saxonia" — am Markt — kann sich allabendlich eines sehr regen Besuches erfreuen und die Besucher sind mit dem Dargebotenen voll und ganz zufrieden. Man beachte das im Inseratenteil befindliche Programm für die bevorstehenden Jahrmarktstage. Pulsnitz. (Jahrmarkt.) Die Märkte und Haupt straßen unserer Stadt zeigen wieder ein jahrmarktliches Bild. Buden und Stände sind aufgestellt und schon am morgigen Sonntag wird jahrmarktfrohes Leben in unserer Stadt herrschen; ebenso auf dem Schützenplatz, wo Ver gnügungsgelegenheiten mannigfacher Art vorhanden sind. Am Herrenhaus befindet sich wieder Paluszyks Edison- Theater-Ktnematograph. Nach den bereits voriges Jahr wiederholt stattgefundenen Vorstellungen, welche stets mit großem Beifall ausgenommen wurden, kann der Besuch bestens empfohlen werden. Die Eintrittspreise sind sehr niedrig bemessen. Das Unternehmen steht überall im Mittelpunkt des Interesses. Die Vorführungen sind vor züglich, originell und fesselnd, werden stets gut besucht und bereiten auch dem erwachsenen Publikum ein recht erheiterndes Amüsement. Pulsnitz. (Einquartierung.) Die erste Einquar tierung für die diesjährigen Manöver trifft am 8. August d. IS hier ein und nimmt in unserer Stadt Marsch quartier. ES sind vom 8. zum 9. August zu verquar- tierenft 9 Offiziere, 90 Unteroffiziere und Mannschaften und 72 Pferde der 1. Batterie des 2. Feldartillerte-Regi- mentS Nr. 28 und zwar werden die Offiziere, ohne die Unteroffiziere und Mannschaften mit Verpflegung unterge bracht. WeitereEinquartierungen sind noch zu erwarten. Pulsnitz. (Gewitter.) Am Donnertag in der sie benden Abendstunde ging über unserer Stadt und der Umgegend ein kurzes, aber außerordentlich heftiges Ge witter nieder. Einige Blitzschläge trafen die hiesige elek trische Leitung. — In Obersteina schlug ein Blitz in die massive Scheune der Gutsbesitzerin Auguste verw. Steglich, ohne zu zünden. Das Schieferdach, Sparrwerk und der Bretterverschlag des Giebels sind beschädigt worden. Besonders unheimlich gestaltete sich das schwer Gewitter in Weißbach. Hier traf ein kalter Schlag e Scheune des Gutsbesitzers Oscar Mütze; durch den .Utz wurde ein Schwein gelähmt und mutzte sofort gesc^ .achtet werden. Weit gefährlicher war ein Blitz, der ir die Be hausung des Kaufmanns Gustav Schäfer fuhr; er zer störte die M Umleitung und setzte den Motor in Brand. Nur mit großer Mühe konnte man des sich schnell ver breitenden Feuers Herr werden. — In Bretnig schlug es mehrere mal ein; es wurde eine der ältesten und schönsten Fichten zerschmettert. Ferner schlug ein Blitz in den Giebel des Fr. Grundmannschen Hauses, ohne zu zünden. — Es liegen auch noch von anderen Orten Meldungen vor, in welchen die Gewitter mehr oder weniger Schaden angerichtet haben. Pulsnitz, 16. Juli. Heute vormittag in der 8. Stunde passierte eine Kampagnie des 178. Infanterie-Regiments aus Kamenz, von Obersteina her kommend, unsere Stadt. Nach vorangegongener Uebung wurde in einem Stein bruch in der Nähe der Waldhaus-Wirtschaft abgekocht. Nach eingenommenem Mittagsmahl sowie stattgefundener Kritik trat die Kompagnie gegen 12 Uhr den Rückmarsch nach ihrer Garnison an. Pulsnitz M. S., 15. Juli. (Stallscha-u.) Heute hielt das Direktorium des landwirtschaftlichen Kreisvereins für die Oberlausitz eine Stallschau mit Prämiierung aus Staatsmitteln über bieder Zuchtgsnossenschaft angehören den Ställe ab. Trotz mehrfacher Aufforderung hatten sich nur 28 Besitzer der Schau unterworfen. Das Preis gericht, bestehend aus den Herren Kreissekretär Prof. Or. Gräfe, Bautzen, Rittergutspachter Hauffe, Brauna, Guts besitzer Bernhard Hantsche, Prittitz, Bezirkstierarzt vr. Zietzschmann, Kamenz und Tierzuchtinspektor Dietrich, Bautzen, besichtigte die Ställe eingehend und hatte die schwierige Aufgabe unter den durchweg in peinlich saube ren Zustand gebrachten Ställe die besten herauszufinden. Bei der Versammlung der Genossenschafter, welche sich der Schau unterworfen hatten, hielt Herr Kreissekretär Prof, vr. Gräfe eine eingehende Kritik. Er beleuchtete die ein zelnen Punkte, nach welchen die Ställe bewertet wurden. Lobend konnte hervorgehoben werden, daß die Einrich tungen der Ställe in Bezug auf Fußböden, Ventilation und Futtervorrichtungen in den weitaus meisten Fällen voll befriedigten, was auch eine Ursache des günstigen Gesundheitszustandes der Genoffenschaftstiere ist. Die Milchaufbewahrungsräume waren teilweise mustergültig und in einem Zustande, welcher die Gewinnung einer einwandfreien Butter bedingt. Die Qualität der Rinder war den aus Oldenburg für teures Geld eingeführten in vielen Fällen gleichwertig, und ihre Haltung und Pflege ließ auch in den kleinsten Wirtschaften nichts zu wünschen übrig. Vielfach fand die Kommission das Jungvieh auf den Tummelplätzen, eine Einrichtung, welche sich immer mehr Bahn brechen muß, um die Tiere gegen Krankheiten widerstandsfähig zu machen. Mitdem Wunsche, daß auch diese Stallschau ihre bezweckte Wirkung im Orte und in der Genossenschaft zeigen werde, und der Ermahnung zu zielbe wußter Weiterarbeit schloß der Herr Redner seine treff lichen Ausführungen. Es erfolgte nun die Verteilung der Preise, welche in wertvollen schönen Geschenken be standen und zeigten, wie die König!. StaatSregierung immer bestrebt ist, die Viehzucht zu fördern. Der Vor sitzende, Herr vr. Weitzmann, Pulsnitz M. S., dankte im Namen der Zuchtgenoffenschaft dem Herrn Kreissekretär sowie den übrigen Herren des Preisrichterkollegiums, und forderte die Anwesenden zu weiterem Eifer auf. Preise konnten vergeben werden: 1. Preise an: Herren vr. Weitz mann, Ewald Mager, Paul Frenzel, Oskar Mager, Emil Mägel, August Gräfe in Pulsnitz M. S. 2. Preise an: Frau verw. Oswald, Herren Max Garten, Emil Brückner, Alwin Wetzig, Ernst Rammer, Erhardt Hübler in Puls nitz M. S., Max Diebel, Edwin Hoffmann in Pulsnitz Stadt, August Hübler in Vollung, Alwin Wolf, Rein hold Gude in Pulsnitz Stadt. 3. Preise an: Herren Ernst Mitschke, Wilhelm Garten, Franz Mirisch, Adolf Zeiler, Ernst Bauerdorf, August Milde, Moritz Georgi, Emil Freudenberg in Pulsnitz Stadt. 4. Preise an: Bernhard Schreiber in Pulsnitz Stadt, Wilhelm Kenner, Richard Hempel in Pulsnitz M. S. — Freitag, den 22. Juli 1910, vormittags ft,12 Uhr findet im Sitzungssaals der Königlichen Amtshauptmann schaft Kamenz öffentlicher Bezirkstag statt. Großröhrsdorf. In der Nacht vom Mittwoch zum Donnerstag wurde aus der Wohnstube des Herrn Fleischer meister Droth ein daselbst aufbewahrter Geldbetrag von etwa 200 M entwendet. Der Dieb, welcher anscheinend mit den Lokalitäten vertraut gewesen ist, auch gewußt haben mochte, daß Herr Droth abwesend war, ist durch das Küchenfenster, welches nur angedrückt war, aber nicht zugewirbelt gewesen ist, eingestiegen und durch die Küche in die Stube gelangt. Hier hat er das bare Geld, das in einer Sparbüchse aufbewahrt war, an sich genommen, ein dabei liegendes Sparkassenbuch der Tochter und Schmucksachen aber unberührt gelaffen. — Ein Hand werksbursche, welcher auf der Nordstraße bettelte vergriff sich an einem 11jährigen Schulmädchen. Selbiger wurde von der Schutzmannschaft verhaftet. — Se. Maj. der König hat den früheren Staats sekretären Freiherrn v. Schön und Dernburg das Groß kreuz des AlbrechtsordenS mit dem Goldenen Stern ver liehen. Dresden, 15. Juli. Gestern nachmitag fand in der Vorstadt Löbtau daS Begräbnis des bei dem Brande im König-Albert-Hafen verunglückten Feuerwehrmanns Schnei der statt. Vom Rate der Stadt Dresden wohnten Bür germeister vr. Map sowie die Stadträte vr. Körner, Leu temann und Christer, ferner die Offiziere des Dresdener Feuerwehrkorps und die dienstfreien Mannschaften der Feier bei. Bürgermeister vr. Map widmete dem Verbli chenen herzliche Worte des Dankes. U. a. waren auch vertreten die Berufs- und freiwilligen Feuerwehren von Leipzig, Chemnitz und Bodenbach. Dresden, 15. Juli. Im Monat Juni betrug die Zahl der hier angezcigten Verbrechen, Vergehen und Uebertre- tungen 4093. Im Juni wurden hier 9 Selbstmorde und 27 Selbstmordversuche verübt. Dresden, 14. Juli. (Eine Skandalaffäre in Dresden.) Der Naturheilkundige Walter Kämpf und dessen Ehefrau, eine Masseuse, wurden vor kurzer Zeit verhaftet, weil sie schwere Kuppeleidelikte begangen hatten. Durch Inserate kamen sie mit Leuten aus den besten Gesellschaftskreisen in Verbindung und veranstalteten in ihr r Wohnung geheimnisvolle „Zirkel", bei welchen die frivolsten Orgien gefeiert wurden. Die Polizei erfuhr davon und drang in eine solche „Sitzung" ein, wobei sie auch eine große Anzahl moderner erotischer HilfSwerk- zeuge vorfand und beschlagnahmte. Da die Vorunter suchung gravierende Umstände zutage förderte, hat sich Kämpf in seiner Zelle erhängt, während die Untersuchung gegen seine Frau fortgeführt wird. Von den dabei bloß gestellten Beteiligten haben mehrere die Flucht ergriffen, um den gerichtlichen Weiterungen zu entgehen. Pirna, 15. Juli. Durch Blitzschlag getötet wurde gestern nachmittag bei Komotau in Böhmen die siebzehn jährige Frida Genauck, die Tochter des Herrn PrivatuS Genauck in Pirna, welche im Forsthaus Neuhaus zu Be such weilte und gestern nachmittag mit etwa zehn Per sonen im Heu war. Getroffen wurden auch diese Perso nen, wobei die Tochter des Försters schwer verletzt wor den ist, während die anderen mit dem Schreck davonge kommen sind. Döbeln. (Das Ende einer Zeitung.) Die seit Ende November 1909 hier bestehenden Neuesten Nach richten haben ihr Erscheinen eingestellt. — Zu der Pilzvergiftung in Söbrigen, bei der, wie schon gemeldet, eine ganze Familie zugrunde ge gangen ist, wird weiter ausführlich berichtet: Der in Söbrigen wohnende 38 Jahre alte Arbeiter Simon, von Beruf Bäcker, der aber seit Jahren als Feuermann in der Gasanstalt zu Mügeln tätig war, hatte sich vor etwa einem Vierteljahr eine Schädigung im Berufe zugezogen, sodaß er bereits seit dieser Zeit arbeitsunfähig war. Es mag ihm nicht leicht gewesen sein, mit dem Krankengelde allein die sechsköpfige Familie durchs Leben zu bringen. Die Frau suchte zwar durch Waschen zum Unterhalte bei- zutragen, immerhin scheint aber Schmalhans Küchen meister gewesen zu sein. Da kam dem Familienvater der jetzige Pilzreichtum zustatten. Er sammelte davon im Pillnitzer Walde ein recht großes Quantum Pilze, die er für Champignons hielt, die aber in Wirklichkeit die in der Dresdner Gegend häufig vorkommenden sehr giftigen Knollenblätterpilze gewesen sein mögen. Am letzten Sonn- abend nahm die Familie mehrere Mahlzeiten von diesem Ptlzgerichte ein, dessen furchtbare Folgen sich sehr schnell bemerkbar machen sollten. Schon am Sonntag starben nach andauerndem Erbrechen die beiden jüngsten Knaben im Alter von 6 und 4 Jahren, und am Montag folqte ihnen der älteste, 9 Jahre alte Knabe und abends der Vater selbst im Tode nach. Auch Frau Simon ist später noch ihrem schweren Leiden erlegen. Das noch am Leben befindliche 10 Jahre alte Mädchen schwebt noch in großer Gefahr und hat große Schmerzen auszustehen. Eisenberg-Moritzburg. (Ein verhängnisvoller Biß.) Vor kurzem wurde in der Beschälstation JahnS- dors des Königlichen Landstallamts Gestütswärter Haus mann I von einem Hengst in die Hüfte gebissen. Der Bedauernswerte ist am Mittwoch an dieser Verwundung gestorben. Chemnitz, 15. Juli. In Anwesenheit Se. Maj. des Königs wurde heute nachmittag im Park des König-Al- bertheimS zu Gelenau die Einweihung eines König Al bert-Denkmals in feierlicher Weise vollzogen. Deutsches Reich. Der Kaiser auf der Nordlands reise. Der Kaiser ist nach guter Fahrt gestern früh 8ft, Uhr in Balholmen eingetroffen. Das Wetter ist unverändert schön und warm. In der Nacht waren nur 9 Grad. An Bord alles wohl. — Dem Reichstag wird in seiner nächsten Session der Vorschlag zu gehen, den Train in Regimentern statt wie bisher in Bataillonen zu organisieren. Berlin, 14. Juli. Die Reichstags-Kommission für die VersicherungLordnung führte die erste Lesung der beiden ersten Bücher des Gesetzentwurfs zu Ende und vertagte sich bis zum 20. September. Dann wird mit der Be ratung des dritten Buches, das von der Unfallversiche rung handelt, begonnen. Bis zum 8. November, an dem die Plenar-Verhandlungen wieder ausgenommen werden, will die Kommission nicht nur die erste Beratung des ausstehenden Restes, sondern auch die zweite Lesung des ganzen Etats zustande bringen. — Der Staatssekretär a. D. Bernhard Dernburg trat am 15. Juli eine Reise nach Ostasien an. Dernburg begibt sich auf dem Landwege mit der transsibirischen Bahn zunächst nach Wladiwostok. — Die Einführung einer dritten Turnstunde in allen Volksschulen Preußens wird vom Unterrichtsminister Trott zu Solz angeordntt. Da die Unterrichtszeit nicht vermehrt werden darf, soll eine deutsche Stunde fortfallen. Karlsruhe, 14 Juli. Bei der heutigen Abe^dsitzung der zweiten Kammer über daS Finanzgesetz haben die Sozialdemokraten für das Budget gestimmt. Der Abge ordnete vr. Frank gab vor der Abstimmung folgende Er klärung ab: „ES läge nahe, durch Ablehnung des Finanz gesetzes dagegen zu protestieren, daß die völlige poli tische Gleichberechtigung der sozialdemokratischen Staats bürger noch immer nicht durchgeführt ist. Mit Rück sicht auf die besonderen politischen Verhältnisse verzichten meine Freunde sedoch auf eine solche Demonstration und werden für das Finanzgesetz stimmen." Die Erklärung wurde mit lebhaftem Bravo auf der Linken ausgenommen und das Finanzgesetz gelangte dann einstimmig zur An nahme. Berlin, 15. Juli. Der „Vorwärts" veröffentlicht heute eine in sehr scharfen Worten gehaltene Erklärung gegen die badische sozialdemokratische Landtagsfraktion, die beim Finanzgesetz für das Budget gestimmt hat. — Der Plan der Gründung einer Münchener Messe Die große und erfolgreiche industrielle und gewerbliche'