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Nr. 73. Pulsnitzer Wochenblatt. — Donnerstag, den 23. Juni 1910. Seite 2. teren, teils unter der Einwirkung einer neuen, vom Ozean anrückenden Störung warmes, teilweise heiteres Wetter und vielfach Gewitter. — Noch ist ja die herrliche Zeit der Rosen, wir wollen sie ja recht aus nutzen, umsomehr als uns das fast immer herrliche Wet ter geradezu zum Genießen auffordert. — Johannistag ist morgen. Wenn des Jahres Höhe er-eicht ist und allmählich, wenn auch anfangs kaum bemerkbar, doch unaufhaltsam hinabgeht in die dunkle Tiefe, aus Licht und Duft und Farbenfülle in das graue, nebelhafte Einerlei herbstlichen Welkens und winterlichen Sterbens, da bemächtigt sich unser ein gar eigenartiges, man möchte sagen, zwiespältiges Gefühl. Genugtuung und Freude einerseits über das Erreichte, dem man sich im Vollgenuß all der Wonnen, die die herrliche Natur nun in so verschwenderischer Fülle bietet, ahnungslos hingibt, auf der' anderen Seite eine leise Wehmut, daß selbst dem Köstlichsten und Vollkommensten hienieden keine Dauer beschieden ist. Es ist dies jene .Wonne der Wehmut", von der unsere Dichter singen und sagen, ein Gefühl, das im Glanze des Mittsommer - tages, im geheimnisvollen Zauber einer Mittsommernacht so ungesucht zu seinem Rechte kommt. Daher feierten unsere heidnischen Vorfahren, deren ganzes Sinnen und Minnen eng mit den Vorgängen im Naturreiche ver wachsen war, den Tag der Sommersonnenwende durch mancherlei Bräuche, unter denen Licht und Feuer, die sprechenden Symbole der Jahreszeit, eine Hauptrolle spielten. Für uns knüpft sich die bedeutungsvolle Wende im Naturleben an den Tag Johannis des Täufers, der auch an der Wende zweier Weltanschauungen stand, einerseits als letzter und größter Prophet des alten Bundes, dann als Vorläufer des Erlösers, als Morgen röte des neuen Bundes. Er „muß abnehmen", wie er selbst von sich bezeugte, der Sonne gleich, die nun einen immer kürzer werdenden Bogen am Himmelsgewölbe be schreibt. bis sie endlich die Herrschaft dem Dunkel über läßt. Johannistag ist morgen. Er ist einer der köst lichsten Tage des Jahres. — Am Johannistage, morgen, Freitag, nachmittags 6 Uhr, wird eine Feier aus hiesigem Kirchhofe stattfinden, an die wir hierdurch erinnern. — (Größere Truppenübungen des XIl. (1. K. S.) Armeekorps.) Für Regiments-Übungen (vom 1. bis 6. September) des Regiments Nr. 12 ist das Gelände bei Elstra, des Regiments Nr. 48 das bei Pulsnitz, für Brigadeübungen das Gelände bei Bischofswerda in Aussicht genommen. Beide Regimenter marschieren am 30. August von Dresden ab und kehren erst am 25. September (nach Manöverschluß) zurück. Die Manöver finden vom 12. bis 24. September statt, und zwar: a) Brigade-Manöver: 45. Jnfanteriebrigade (Grenadier-Regimenter Nr. 100 und dir. 101, zugeleilt Manen-Regiment Nr. 17, Feldartillerte- Regiment Nr. 12 und 3. Pionierkompagnie (vom 12. bis 14. September bei Elstra, 46. Jnfanteriebrigade (Infan terie-Regimenter Nr. 177 und 178, zugeteilt Gardereiter- Regiment, Feldartillerie-Regiment Nr. 48 und 4. Pionier kompagnie) vom 12. bis 14. September bei Königsbrück, 63. Jnfanteriebrigade (Infanterie-Regimenter Nr. 102 und 103, zugeteilt zusammengesetztes Kavallerie-Regiment und Feldartillerie-Regiment Nr. 28) vom 12. bis 15. Sep tember bet Bautzen, 64. Jnfanteri brigade (Schützen und Jäger, zugeteilt Husaren-Regiment Nr. 18, Feldartillerie- Regiment Nr. 64, Unteroffizierschule Marienberg und 1. und 2. Pionierkompagnie) vom 12. bis 15. September westlich Bautzen, b) DioisionSmanöver vom 16.—20. Sep- rember: 23. Division (45. und 46. Jnfanteriebrigade ein schließlich Kavallerie, Artillerie rc.) bei Kamenz und Puls nitz, 32. Division (63. und 64. Jnfanteriebrigade ein- schließlich Kavallerie, Artillerie rc) bei Bautzen, c. KorpS- manöver vom 22. bis 24. September bei Bautzen. An den Manöver« vom 16. September ab nehmen bei der 32. Division eine Korps - Telegraphen - Abteilung, bei der 23. Division eine Fernsprechabteilung teil. Für die KorpS- manöver steht jeder Division die Hälfte zwei Batterien des 1. Bataillons Fußartillerie-Regiments Nr. 6 (Glogau) zur Verfügung. Die Rückkehr des Armeekorps erfolgt in der Hauptsache am 24. September. Das Gardereiter-Re giment, die Maschinengewehr-Abteilung Nr. 12, die ge samte Feldartillerie und der Train treffen Sonntag, den 25. September, Ulanen Regiment Nr. 17 am 28, Husaren- Regiment Nr. 18 am 27. und Nr. 19 am 23. September in ihren Standorten wieder ein. Die Entlassung der Re servisten erfolgt allgemein am 2. Tage nach der Rückkehr aus den Herbstübungen. — (Esperanto-Unterricht in Volksschulen.) Wie die „Germania Esperanto Gazeto" (Magdeburg) mit- teilt, wird nach Zustimmung der Schuldirektion die erste Klaffe der Volksschule in Deuben in Esperanto unter- richtet. Der Unterricht, geleitet von Lehrer P. Siegel, wird wöchentlich einmal abgehalten und begann am 8. April. Desgleichen hat Herr Lehrer Sykora die Er laubnis erhalten, bei der 30. Bezirksschule in DreSden.-N. Esperanto-Unterricht zu erteilen. Etwa 40 Schulkinder kommen zunächst in Frage. In der Schule in Weinböhla bei Dresden sind für Esperantounterricht wöchentlich vier Stunden zur Verfügung gestellt worden. Ebenso wird ab Sommersemester 1910 bekanntlich an der Handels hochschule in Leipzig Esperanto gelehrt werden. Bretnig. Das anfänglich für den 10. Juli d. I. hierselbst geplante Konzert der Gruppe Radeberg vom Sächsischen Elbgau-Sängerbunde ist auf den 28. August verschoben worden. Bischheim. Das JahreSfest und die Haupt- Versammlung der BeztrkSvernnS für Innere Mission zu Kamenz findet hier Sonntag, den 26. Juni statt. Die Feier wird bestehen in einem nachmittags 3 Uhr beginnenden Festgottesdienst und einer '/,5 Uhr folgen den Nach- und zugleich Hauptversammlung des Bezirks- Vereins. Ein recht zahlreicher Besuch von hier und aus wärts ist dieser Veranstaltung zu wünschen. Kamenz. (Jubiläum.) In festlicher Weise beging die Fleischerinnung unter Beteiligung von Kollegen aus Dresden, Leipzig, Pulsnitz, Elstra, Bischofswerda, Königs brück, Bernsdorf, Senftenberg, Wittiuenau (mit Fahne), Bautzen, Pirna, Radeberg, Radeburg, Großenhain usw ihr 300jährigeS Bestehen. Königsbrück, 22. Juni. Ein beklagenswerter Unfall hat sich heute vormittag in der 12. Stunde im Rathaussaal zugetragen. Bet den Vorbereitungen für die nachmittags und abends geplanten Kino-Vorstellungen entzündeten sich auf noch nicht festgestellte Weise die die Bilder enthaltenden Films. Im Nu war ein heftiges Feuer entstanden, welches den kinomatographischen Apparat und die Films zerstörte, auch alle in der Nähe befindlichen Gegenstände durch Ansengen stark beschädigte. Besonders stark hat daS Feuer das Büffett angekohlt. Glücklicher weise war Hilfe rasch zur StelleHsodaß der Brand bald gelöscht werden konnte. Dem Vernehmen nach hat der Mitbesitzer des Apparats, Herr Eltektrotechniker Weiß, be- deutende Brandwunden davongetragen. Es heißt, der entstandene Schaden sei auf 1500 M zu beziffern. Die angekündigten Vorstellungen mußten ausfallen. Radeberg (Denunziantentum) Eine erfreuliche Zurückweisung des Denunziantentums erfolgte in einer Gerichtsverhandlung vor dem Radeberger Schöffengericht. Von lieben Nachbarn waren zwei Zimmerleute angezeigt worden, weil sie Sonntags gemeinschaftlich an der Her stellung eines Zaunes gearbeitet hatten, und dadurch die Sonntagsruhe gestört haben sollen. Das Gericht mußte zwar zu einer Verurteilung kommen, sagte aber in der Begründung des Urteils, daß es keine Ursache habe die Denunziationslust in solchen Bagatellsachen zu unter stützen und deshalb das niedrigste Strafmaß — 2 Mark und 1 Mark — ausgeworfen habe. Radeberg. (Kolonialverein.) Nach einem Vortrage des Rechtsanwalts Schlechte (Dresden) wurde ein« Ab teilung Radeberg des Frauenbundes der Deutschen Kolo nialgesellschaft gegründet. Radeburg. Großes Aufsehen erregt hier, wie die „Dr. Nachr." berichten, die beanstandet.' Beerdigung eines Schulknaben. Der schnelle Tod des Knaben wurde von Personen mit einer vom Lehrer erhaltenen Züchtigung in Verbindung gebracht und die Staatsanwaltschaft in Dresden von dem Verdachte benachrichtigt, worauf das Begräbnis telegraphisch sistiert wurde. Mittags 1 Uhr traf dann eine Gerichtskommission, bestehend aus einem Vertreter der Staatsanwaltschaft und zwei Gerichtsärzten aus Dresden im Trauerhause per Automobil ein Die sofort vorgenommene Sektion des Leichnams ergab als Todesursache Blutvergiftung, die mit der dem Knaben vom Lehrer zugefügten Züchtigung nicht im Zusammen hang steht. Dresden, 23. Juni. Se. Majestät der König ist gestern wohlbehalten in Bitsch eingetroffen und wird heute abend 6 Uhr 7 Minuten ab Niederbronn die Rückreise nach Dresden über Zwickau antreten. Die Ankunft in Dresden erfolgt morgen nachmittag 5 Uhr. Dresden. Eine Huldigung für den König wegen seiner Stellungnahme zur päpstlichen Enzyklika findet nächsten Freitag, wenn der König nachmittags in der 6. Stunde aus Auerbach wieder hier eintrifft, seitens der Dresdner Bürgerschaft statt. Auf dem Wege durch die Stadt, den der König zur Fahrt vom Bahnhof nach Wach witz benutzt, werden Schulkinder aller Schulanstalten, Milttäroereine, Innungen, Bogen- und Scheibenschützen, Bürger- und BezirkSvereine, politische Vereine, der Hand werker- und der Gewerbeverein, die Dresdner Kaufmann schaft, Rat und Stadtverordnete, Turnvereine, Sportvereine, Lehrervereine, Evangelische Arbeiter- und Jünglingsvereine, Beamtenvereine, die Lehrerschaft und die Studenten der Hochschulen usw. Spalier bilden. Auf dem Bahnhof wird Prof. Or. Nowack eine Ansprache halten und vr. Hopf wird ein Hoch auf den Monarchen ausbringen. Bei der Spalierbildung spielen acht Musikkapellen. Dresden, 22. Juni. (GroßerFabrikbrand.) Heute vormittag ist in Heidenau bei Dresden die aus 6 großen Fabrikgebäuden bestehende Filzhutfabrik von Riedmann L- Riedel ein Raub der Flammen geworden. Trotz der von Dresden requirierten Dampfspritze konnte nicht? er halten bleiben. Der Brand ist infolge Explosion eines Benzinmotors ausgebrochen. Dabei wurden vier Arbeiter schwer und 15 leicht verletzt. 350 Arbeiter sind durch den B.and arbeitslos geworden. Dresden, 22. Juni. (Fackelzug.) Gestern abend sand aus Anlaß der Sonnwendfeier ein Fackelzug der Dresdner Studentenschaft statt, der sich um 9 Uhr von der Stübelallee in Begleitung von 7 Musikkapellen nach der Bismarcksäule zu in Bewegung setzte und bei prächti gem Wetter einen glänzenden Verlauf nahm. Die Be teiligung war sehr stark. An dec Bismarcksäule, wo ein Freudenfeuer loderte, wurden Ansprachen gehalten und die Fackeln zusammengeworfen. Schandau. Als ein ganz rabiater Tscheche ent- puppte sich auf hiesiger Dampfschiff-Landungsbrücke ein k. k. österreichischer Bahnbeamter, der auf einer Urlaubs reife begriffen, mit dem Dampfschiff Schandau passierte. Dieser Beamte führte ein Kistchen Zigarren mit sich, von seiten der hiesigen sächsischen Zollbeamten wurde dem Tschechen bedeutet, daß er diese Zigarren unter allen Um ständen verzollen muß. Der Bahnbeamte weigerte sich ganz entschieden und machte dabei solchen Skandal, daß Passagiere und Schiffsmannschaft den Grenz- und Zoll beamten beistanden. Erst als ihm mitgereilt wurde, daß er überhaupt nicht weiterfahren dürfte und seiner Be hörde dieser Vorfall gemeldet werden müsse, entschloß sich der Herr, den Zoll zu zahlen und bat, die Sache auf sich beruhen zu lassen. Zittau. Die Trennung der Handels- und Ge werbekammer vom 1. Januar 1911 an ist vom Mi nisterium des Innern genehmigt worden. Ebenso er scheint dem Ministerium die Belastung des Sitzes der Gewerbekammer in Zittau gerechtfertigt. Von der Han dels- und Gewerbekammer erwartet das Ministerium noch besonderen Bericht wegen Festlegung der Mitgliederzahl beider Kammern. Waltersdorf. DaS erste Automobil erschien dieser Tage auf der Lausche. Das Kraftfahrzeug, das den Zit tauer „Phänomen-Werken" gehört, war mit zwei Perso nen besetzt. Sebnitz. Erhängt aus Schwermut hat sich in Her- tigswalde der einzige 17 jährige sohn eines Blumen fabrikanten R. Schüler der Handelsschule in Bautzen, in der Schlafkammer des elterlichen Hauses. 8. — (Die Mordtat im Walde.) Der Arbeiter Wenzel in Hamersdorf bei Sebnitz geriet im vorigen Jahre mit seiner Ehefrau auf einem Spaziergang in Differenzen. Der Streit nahm einen tragischen Verlauf, denn der Ehemann wurde handgreiflich und warf seine Frau in einen Teich, auS dem sie sich jedoch retten konnte. Die Frau erstattete gegen ihren Mann Strafanzeige und die Folge seines unüberlegten Handelns war die Verur teilung zu einer längeren Gefängnisstrafe, die er in der Strafanstalt zu Bautzen verbüßte. Am 15. Mai d. I. wurde Wenzel jedoch vom König infolge seiner guten Führung in der Strafanstalt begnadigt und freudig be wegt kehrte er noch am selben Tage in seine Heimat zu rück, ohne daß seine Ehefrau von seinem Kommen eine Ahnung hatte. Zu Hause machte er jedoch eine furcht bare Entdeckung. Er überraschte seine Frau in unerlaub tem Verkehr mit seinem eigenen Vater. Der eheliche Frie den war aufs neue gestört. Es kam zwischen den Ehe leuten von jetzt ab wiederholt zu heftigen Szenen. Am 12. Juni verschwand nun plötzlich die Ehefrau Wenzel aus ihrer Wohnung und blieb trotz umfangreicher Nach forschungen spurlos verschwunden. Erst am vorigen Sonntag fanden Spaziergänger im Sebnitzer Walde die Leiche der Frau an einem Baume hängend. Die Polizei wurde von dem Leichenfunde sofort in.Kenntnis gesetzt. Man nahm an, daß die Frau infolge der ehelichen Zwistig keiten Selbstmord verübt habe, doch bald kam man zu einer anderen Annahme. Es wurde festgestellt, daß die Frau vorher stranguliert und dann am Baum befestigt worden war. Somit mußte ein Mord vorliegen. Der Verdacht der Täterschaft lenkte sich gegen den Schwieger vater der Frau, der, wie schon bemerkt unlautere Bezie hungen unterhalten hatte. Die Staatsanwaltschaft ord nete auch die Verhaftung des Schwiegervaters an, der alsbald in das AmtSgerichrSgesängnis eingeliefert wurde. Noch bevor aber die Famtlientragödie durch die Verneh mung d s Verhafteten aufgeklärt werden konnte, machte der letztere seinem Leben in der Gefängniszelle durch Er hängen ein Ende. Annaberg. Bischof vr. Schäfer aus Dresden traf Sonntag hier ein, um in der erneuerten katholischen Kirche das Sakrament der Firmung zu spenden. Der hiesige katholische Pfarrer mußte leider von einem bedauer lichen Übergriff Mitteilung machen. Von bisher nicht ermittelter Seite war nachts der zu Ehren des Bischofs angebrachte Guirlandenschmuck herabgeristen worden. 6us aller Welt. Berlin, 22. Juni. (Familiendrama in Nix dorf.) In der Weißmannstraße in Rixdorf versuchte gestern die 36 Jahre alte Kellnerfrau Marta Kirchhoff wegen Zwistigkeiten mit ihrem Manne ihre drei Kinder, die 10, und 2 Jahre alt sind, und sich selbst mit Leucht gas zu vergiften. Alle 4 konnten glücklicherweise ins Le ben zurückgerufen werden. Neustadt (Donau), 21. Juni. (Hochwasser.) DaS Hochwasser der Donau hat die Schutzwälle bei Mittel öhr und Jrsching zweimal durchbrochen. Der Ort Wöhr bei Neustadt mußte fast ganz geräumt werden. Regensburg, 21. Juni. (Großfeuer.) In Hellkofen steht das Fürstlich Turn- und Toxische Gut in hellen Flammen. Die Entstehungsursache ist unbekannt. Friedberg (Hessen), 22. Juni. Heute Nachmittag 4 Uhr erfolgte im hiesigen Rathause eine schwere Explo sion. Man glaubte zuerst an eine Gasexplosion, es stellte sich aber heraus, daß es sich um eine Pulverexplosion handelte. Die Treppe nach den oberen Stockwerken wurde vollständig zerstört, sodaß die Beamten verschiedener Ab teilungen sowie die Polizei von der Straße abgeschnitten wurden. Sämtliche Türen und Fenster wurden heraus geschleudert, das Dach teilweise durchschlagen. Während die gesamte Einwohnerschaft in großer Bestürzung nach dem Rathause eilte, wurde die in einem anderen Teile der Stadt gelegene Reichsbanknebenstelle überfallen. Der allein anwesende Bankoorstand Meier wurde durch Schüsse schwer verletzt und die Bankstelle beraubt. Der Täter ist in der allgemeinen Verwirrung unerkannt entkommen. Kattowitz, 22. Juni. (Unwetterkatastrophe hn einer russischen Grenzstadt) Der „Kattowitzer Zei tung" zufolge ist am Sonntag über Petrikau ein gewal tiges Gewitter niedergegangen. Das Gewitter mit wol kenbruchartigem Regen und schwerem Hagelschlag richtete ungeheuren Schaden an. Der gewaltige Regen verur sachte weit und breit große Überschwemmungen. Durch die Wucht des Wogendranges wurden mehrere Scheunen weggerissen und unter ihren Trümmern fanden 6 Men schen den Tod. Bei den Petrikauer Kalköfen stürzte ein Lehmhäuschen in sich zusammen, und die Einwohner, eine Witwe mit ihren 4 Kindern, wurden erschlagen. M Czonow wurden durch einen Blitzschlag 48 Wohnhäuser eingeäschert. Der Schaden beläuft sich auf 100000 Rubel- Budapest, 21. Juni. (B a l l o n u n f a l l.) Offizi^ wird aus Baja gemeldet: Gestern abend wurde in dem in der Nähe von Budapest gelegenen Osukosd ein Lust' ballon gesichtet, der sich vergeblich bemühte, zu landen. Schließlich wurde die Gondel so heftig zu Boden geschleü' dert, daß von den 4 Insassen desselben 3 herauSgeschleU' dert wurden. Der eine derselben, ein Arzt, l)r. AlbrE aus Leipzig, erlitt eine schwere Gehirnerschütterung und