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ML Ire. « iken Mr«! Kaffee- tttüche» « emde«, i» Lerröcke , Nacht- >emder., nhosex. ^Ma. Z°° Wen Vin. ) tha 1. Beilage Freitag, den 4. Dezember 1925 Nr. 281 WWWWMWM Bo» unserem parlumkiitarischen Mitarbeiter Berlin, 3. Dezember Im Reichstan nab cs heute ebenso wie Nestern nor Eintritt in die Tagesordnung eine Keine Sensation. Der Abgeordnete Dr. Wirth nab eine Erklärunn ab, die sich auf die gestrigen Erklärungen des Abgeordneten Hen ning wonach Dr. Wirth eine Hohe gegen die Rechtsparteien einaeleitet habe, bezogen. Der Abgeordnete Dr. Wi-:h führt' etwa aus, dast er bei Erwähnung der Ermordung des Austen- ministers Dr. Rathenau auf die in Deutschland bis zur Siedehitze geiteigerte Mordhetze hinge wiesen habe und verlas die Stelle aus dem Stenogramm der betreffenden Reichstagsntzung, in der er unter anderem gesagt habe, dast eine Ätordhetze unser Vat'-'Nand bedrohe. Er — Dr. Wirth — habe die Mordhetze avgelehnt und dann von der Demokratie gesprochen und ge sagt: Darüber ist kein Zweifel: der Feind steht rechts. < Große Unruhe und scharfe Zurufe von Rechts.) Dr. Wirth legte weiter dar, dast er An- last hätte, von einer Mordhetze zu sprechen. in dem er sich auf das Junihest von 1929 der Kon servativen Monatsschrift „Mit Goit für König und Vaterland" bezog, woraus er einen Artikel des Abgeordneten Henning verlas, der damals in dem unter dem Titel „Das wahre Gesicht des Rapallo-Vertrages" etwa folgendes ausgeführt hat: Der deutsche Jude hilft dem russischen Ju- den zur Erreichung des gemeinsamen Zieles. Kaum hat der internationale Jude Rathenau die deutsche Ehre in seinen Fingern, so ist davon nicht mehr die Rede. lZurufe bei den Völkischen: Sehr richtig! Großer Sturm und Entrüstung und Zurufe links.) Und weiter heisst es in dem Artikel: „Die deutsche Ehre wird gesühnt wer den." Henty, so jchlost Dr. Wirth, seht sich die gesamte Rechte für den deutsch-russischen Han delsvertrag ein. Das ist die beste Sühne für Ra thenau und sein unschuldig vergossenes Blut. lGroster Beifall links.) — Das Haus, trat dann in die Tagesordnung ein und fehle die erste Le sung über die V e r m ö g e n s a u s e i n a n d er seh ungen mit den ehemaligen Fürstcnhäu- sern fort. Der Abg. Hampe (Wirtlchaftspar- tei) meinte, die Depossedierung von 1896 hatte die Revolution von 1913 erst ermöglicht durch die Diskreditierung des monarchistischen Gedankens. Hierauf sprach Geheimrat Dr. Kahl lDcutsche Volkspartci) und erklärte, die Deutsche Äolkspar- tei habe eine Stellung noch nicht nehmen kön nen. Eine enlschädigungslose Enteignung würde nach deutschen Rechtsnormen ein Dieb stahl sein. Die Kommunisten wollten auf diese Weise den Bolschewismus im kleinen entstehen lassen. Professor Kahl geiszelte die agitato rische Tendenz der kommunistischen Reden mit ihren geschmacklosen Schmähungen und setzte dann weiter in humoristischer Weise auseinander, dast der Antrag der Demokraten eigentlich sozialde mokratischer Initiative entsprungen sei. Die De mokraten hätten diesem Antrag, um nicht das Wort „abgeschrieben" zu gebrauchen, nachge fühlt. Der Redner spricht dann von einer Dan kesschuld, die man den Fürsten schuldig sei und sehte weiter auseinander, dast nur für privates Eigentum Gerichtsschuh in Anwendung kommen soll. Er gebe zu, dast die Fürsten verschiedene Erwerbungen nicht Hütten machen können, wenn sie sich nicht in der Position der Landesherren be funden hätten. Der Ausschlust des Rechtsweges sei mit demokratischen Prinzipien nicht verein bar und verfassungswidrig. Gleichviel, ob es eine öffentliche oder private Rechtsfrage sei, die Angelegenheit dürfe niemals eine politische oder gar parteipolitische werden. Der Abgeordnete Pfleger (Bayerischer Volkspartei) schlost sich den Ausführungen des Vorredners an und warnte vor Einsetzung von Sondergerichten, da man nicht der Masse, »andern dem Recht zu die nen Hobe. Abg. Schröder (Deutsch-völkisch) steht dem demokratischen und dem kommunisti schen 'Antrag ablehnend gegenüber und wies dar auf hin, die Hohenzollern Hütten mehr sozialen Geist bewiesen als die Sozialdemokraten gezeigt hätten. Der Abgeordnete Brede (Wirtschftl. Vereinigung) suchte nachzuweisen, dast die An sprüche der Hohenzollern Hausgut der Hohen- zollern darstellen. Der demokratische Abgeord nete Schücking legte nochmals den Standpunkt der Demokraten bei. womit die erste Lesnng be endet mar. Mit Rücklicht auf den demokratischen Partei tag findet am Freitag. Sonnabend und Montag keine Sitzung statt. Der Sitnmgsbericht besagt folgendes: Berlin, i). Dezember Präsident Loebe eröffnet die Sitzung nm 1,'>0 Uhr. Zunächst gibt Abg. Dr. Wirth lbei keiner Frak tion) eine Erklärung ab, in der er die gestrigen Angriffe des Abg. Henning (Völkisch) gegen ihn zu rückweist. Das Haus tritt daraus in die Tagesordnung ein und überweist rin Schreiben des Arbeitsministers, be treffend Teilung der Landesnersicherungsanstalt für die Provinz Oberschlcsien, dem Ausschuß. Di« Abfindung brr Fürstenhäuser Zn der fortgesetzten Aussprache nimmt Abgeord neter Hampe (Wirtsch. Vgg.) zunächst das Wort. Zwischen dem Staatsbesitz und dem Prioatbefitz der Fürsten lasse sich sehr wohl untcrschcidcu. Die Richter haben schon früher diese Frage zu lösen »ersucht, ende ten aber jedesmal mit der Verurteilung der Vis- marckschen Politik von 1866. Das war eine Revolu tion von oben; 1918 hatten wir eine Revolution von unten. 19t8 wäre es vielleicht anders gekommen, wenn 1866 der monarchische Gedanke nicht einen so schweren Stob erlitten hätte. Gegen den demokrati schen Antrag spreche auch der Artikel 10S der Wei marer Versassung, wonach niemand seinem ordent lichen Richter entzogen werden dürfe. Der Ueber- meisung der Vorlage an den Aurschub stimmen mir zu. Abg. Dr. Kahl (D. Vpt.) verlangt für seine Partei, dah der hier erörterte Fragenkreis nur im Geiste und im Sinne der Gerechtigkeit gelöst wird. Die enlschädigungslose Abfindung der Fürstenhäuser wäre in einem Rechtsstaate ganz unmöglich, denn sie wäre eine rechtswidrige Enteignung, die man kri minell Diebstahl nenne. Der demokratische Entwurf ist eigentlich sozialistisches geistiges Eigentum. Der vorgesehene Ausschluß des Rechtsweges ist mit den demokratischen Prinzipien unvereinbar und würde eine schwerwiegende Verfassungsänderung bedeuten, denn in ihm würden die deutschen Fürsten, also deutsche Staatsbürger ihrem ordentlichen Richter ent zogen. Zm Kreise meiner eigenen Freunde wurde die Anregung laut, vielleicht einem Reichsschiedsge richt die Nachprüfung der Abfindung zu übertragen. Abg. Dr. Pfleger (Bayr. Vp.) betont, es sei auner Frage, daß die Annahme des demokratischen Entwurfs eine schwerwiegende Verfassungsänderung bedeuten würde. Abg. Schröder (Völk.) «rklärt, die Absindungv- fragen hätten nach politischen Gesichtspunkten geregelt werden können, wenn nicht die Macher der Revolu tion von 1918 und die Schöpfer der Weimarer Ver fassung die Heiligkeit des Eigentums proklamiert und den Fürsten das volle Bürgerrecht in der Repu blik gegeben hätten. Abg. Brodaus (Dem.) bezeichnet di« Ansprüche der Fürsten als befremdend in einem Augenblick, in dem Hundcrttausende von Staatsbürgern entschädi gungslos enteignet worden sind. Die demokratischen und kommunistischen Anträge über die Abfindung der Fürstenhäuser werden dann dem Rechtsausschuh überwiesen. Es folgt die dritte Lesung de» RUchshaushaltplans Beim Haushalt des Reichstages werden für einen Erweiterungsbau des Reichstagsgebäudes zum Grundstückscrwerü 1 <20 000 Mark bewilligt. Es folgt der Haushaltplan des Reichsministe- riums für Ernährung und Landwirtschaft. Verbunden wird damit eine d e u t s ch n a t io n a le Inter pellation, betreffend Behebung der Kreditnot der Landwirtschaft und Anträge Stegerwald (Ztr.) auf Erlah der Steuer auf Weinzucker, Senkung der Preise für landwirtschaftlich« Bedarfsartikel und Milderung der Kreditnot. Ein Antrag Müller-Fran ken (Soz.) fordert ein Reichsmilchgesetz. Abg. Thomsen (Dtnl.) weist auf die katastro phale Lage der Landwirtschaft hin. Die Kreditnot sei unerträglich. Eine auch nur noch wenige Wochen andauernde Kreditnot müsse zu einer Entwurzelung des ländlichen Grundbesitzes in einem bisher noch nie dagewescnen Mabe führen. Darauf vertagt sich das Haus. Rächst« Sitzung: Mittwoch nachmittag 2 ilhr. Meiterberatung. Echluh 6,15 Uhr. Der alte Echulbiener Skizze von Walther Heuer- Goslar Der alte Berger war kein gewöhnlicher Schuldiener. Der jahrzehntelange Umgang mit humanistischer Bildung hatte aus ihm so etwas wie einen halben Gelehrten gemacht, mindestens konnte er sich gut und gewählt ausdrücken. Und da er außerdem etwas vom Dichter an sich hatte, war es mitunter eine Freude ihm zuzuhören. Wenn man den kleinen Mann mit dem etwas gebeugten Rücken ansprach, nahm er die Hacken zusammen und legte die viel zu langen Hände an die Hosennaht. In einem langen dienenden Leben war ihm diese Haltung aus der Militär zeit in Fleisch und Blut übergegangen. Er hatte Respekt nicht nur vor den Pro fessoren. die mit ihm in den Hallen des gleichen Gymnasiums ergraut waren, nein — auch die lang aufgeschossenen Primaner standen bei ihm in Achtung und Verehrung, und es gab Stunden, wo er vor ihrem Wissen sich buchstäblich ver beugte. Er hatte vergessen, dast er sie einst, vor 12 Jahren und mehr, an der Hand hineingeleitet hatte in die Klasse mit den kleinsten Bänken. Sie waren junge Herren geworden, denen er dienen mutzte. Und wenn sie die Anstalt ver lassen hatten, kamen andere, bei denen es ihm genau so erging. So war er, immer von Jugend umgeben, alt geworden, ohne es recht zu merken, und sollte nun, nach vierzigjähriger Dienstzeit, in den verdienten Ruhestand treten. Eines schulfreien Nachmittag» traf ich ihn vor dem Portal des Gymnasiums. Still und versonnen blickte er vor sich hin. „Ich kann's nicht glauben, datz es schon vierzig Jahre sind", sagte er. „Ein Jahr sieht aus wie das andere und geht hin wie das andere, und wenn man sich besinnt, ist's nicht eines gewesen, sondern es war eine lange Reihe." Ich drückte ihm die Hand. „Sie haben sicher lich viel Freude gehabt, Papa Berger." „Das ist wahr. Sehen sie, so um Ostern jede-' Jahr, wenn beispielsweise die Kleinen kamen die mit den ängstlichen Vogeläüglein und der, riesengroßen Fragezeichen im Gesicht, dann war Papa Berger immer derjenige, der mit etwa« Naschwerk oder freundlichem Zuruf ihnen die erste Brücke schlug und dafür sorgte, dast sie Vertrauen gewannen zu dem neuen Land. Und die älteren, die einem immer mehr über den Kopf wuchsen, die fanden, wenn sie etwas be drückte, stets den Weg zu mir. In der Pause, oder des Nachmittags, oder auch in einer ver schwiegenen Abendstunde kamen sie und machten den alten Berger, ob er wollte oder nicht, zu ihrem Vertrauten. Der mutzte vermitteln, aus gleichen oder gut zureden, und tat es immer gern, denn cs war ihm längst eine liebe Ge wohnheit geworden. Der Nachtecpreh Skizze von Alfred Strafsow Mit unermüdbar aufschlagende Hämmer dä monischer Niesen vernahm ich das Näderrattern. Ehe ich über die Harmonikabrücke zum Speise wagen schwankte, blieb ich kurze Zeit an einem offenen Fenster im Laufgang stehen. Schlafende Bäume schreckten auf, als das Un tier vorüberraste. In eisernen Signalmasten zit terte das Metallherz. Stellwerke, Blockbuden lagen am Bahndamm wie verlorene Spielsachen Les Nielenfräuleins zu Niedeck. Au» dem Ge stänge einer Brücke drang es wie Kinderweinen an mein Ohr. Vorbei! Andere Bäume, auf geregte Wipfel. Neue Niesenspielsachen. Ein finsterer Bahnhofskaften. Weitze und bunte Lichter als glühende Striche im schwarzen Man tel der Nacht. Und unter mir die Dämonen hämmern unablässig auf dem Cchienenambotz. — Es befiel mich ein Kleinmut, — gefangen mit vielen anderen in diesem dahinrasenden Nacht- ticr, und andererseits erschauerte ich vor der Grütze menschlichen Geistes, die soviel mechanisch sich auswirkcude Kraft bändigend in der Ge walt hatte. Im Speisewagen, Lichtfülle, Spiegelscheiben, Pelsiersitze. Elegante Welt, Brillanten und Wohlgerüche, hin und wider leise ausgirrendes Lachen. Ueber einen schmalen Tisch gebeugt in eif riger Unterhaltung zwei Köpfe. Der eine bärtig, rund, gesund, mit buschigem Haupthaar. Der an dere schmal, scharf gemeißelt, glattes Gesicht. Der Lichtschein der. elektrischen Birnen spielta-auf sei nem Schädel. Ein Block mit Zahlenschwänzen sag zwischen ihnen. Ich hörte von Hopsen spre chen , in kurzen abgehackten Sätzen, hin und wie der streifte mich ein unruhiger Blick, — ein auf- slackerndcs Licht im Sturm. „Wollen Sie?" — Es fuhr dem Vebärieten wie ein Dolch zwischen den Zähnen heraus. „Verchrtester, ohne meinen Sozius hin ter seinem Rücken — es ist immerhin ein dunkles Erschüft." „Verzeihen Sie, Sie sind ein Kaufmann unt solche Gelegenheit " „Es verträgt sich nicht mit meinen Geschäfts lbaximen." „Sie müssen großzügiger denken. „Also — wollen Sie?" „Ich kann nicht akzeptieren. Mein Gewissen verbietet «s." „Mein Lieber," — er legte die Hände inein ander. Der Kopf fiel ihm bedauernd auf die Schulter — „Gewissen — was heißt Gewissen, wenn es gewinnen gilt!" „Ich niag nicht." „So so — — Sie wollen nicht gewin nen?" Der Dolch fuhr zwischen den breiten Zäh nen heraus wie aus einer Scheide. „Gewinnen? — beim Spiel kann man gewin nen. Als Kaufmann arbeitet man, und was da bei heraus kommt, ist der Verdienst." „Also verdienen wollen Sie?" „Das ist jedes ehrlichen Menschen Gewtssens- pflicht." „Pflicht also auch noch? Verdienen Sie sich arm!" Der Bärtige erhob sich, klopfte seinem Gegen über mitleidig auf die Schulter und sagte, während er davonging: „Gewissen und Pflicht sind " „alles!" ergänzte der gertenhaste Partner mit einer knappen Verbeugung. Im Wärterhäuschen 219 unter einer armseli gen Petroleumlampe, trippelten die kurzen Se kundenschritte eines Weckers unentwegt durch den Halbschlaf des Schrankenwärters Felsmann. Der saß mit eingesunkenem Kopf auf einem Brettcr- stuhl in der Ecke und sah in geringen Zeitabstän den nach der Uhr. „Karl, ich hab' eine Unruh' — —In den buntgewürfelten Betten tat die Wärterfrau einen tiefen Atemzug. „Um den Nachtzug." „Es ist noch eine halbe Stunde Zeit." „Weiß Gott, ich hab' eine Unruh' ." Sie richtete sich in den Kissen auf. „Ich geh'." Felsmann zündete die Signallampe an und iahm die Dienstmütze vom Haken. Er ging zum 'Zett der Kinder. Sie schliefen cng aneinander geschmiegt; er zog ihnen die Decke zurecht. Sei ner Frau fuhr er über das braune Haar. Ebe er die Tür hinter sich zuzog, nickte er ihr wie immer einen Gruß zu. „Kommst noch mal, wenn die Schranke liegt?" rief sie ihm nach. Er hörte es aber nicht mehr. Wie ein Irrlicht tanzte seine Lamps über den Bahndamm, schaukelte neben ihm her zwischen den Schienensträngen. Auf dem schmalen Rücken der unendlich gedehnten Eisenschlange lag ein selt sam kalter Glanz. Felsmann schritt von Schwelle zu Schwelle der Richtung zn, aus der in zwanzig Minuten der Expreß kommen mutzte. In die angstvoll stille Stockfinsternis fiel ein metallener Klang. Er hielt ein, horchte auf. Ein schriller Pfiff, wie er zwischen Zähnen und Zunge mit Hilfe von vier Fingern erzeugt werden kunn, dnrchschnitt die Nacht. Er griff in die Ta sche, entsicherte die Schußwaffe und ging weiter, — zehn, fünfzehn Schritte. Der Waldboden rechts vom Bahndamm dröhnte auf unter schweren Stiefeln. Reisig brach. „Halt, wer da?" schrie er in den Wald hin ein. Einige fluchtartige Stampfschritte — dann Totenstille. «elsmann zag dis Uhr. Vierzehn Minuten. Bevor er sich zur Umkehr entschloß, um das Schrankenwerk zu bedienen, brachte er die Signal lampe in Kopfhöhe. Er wollte um ein paar weitere Meter Sicht gewinnen. Ein Schienen rücken lag in kaltem Glanz, eine r. Der andere Zwei Schritte ging er. drei fünf. „Herr — Gott — im Himmel " Die Laschen gelöst, neben Brechstangen, Schraubschlüsscln und anderem Gerat verstreut. Ejn Schienenende herausgerissen, an die Bö- chung geschleift. Er ritz die Uhr in den Lichtschein. Zwölf Minuten. Ergriff eine Brechstange, setzte sie unter die über Böschung ranzende Schiene. Der Kies gab knirschend nach. An einer anderen Stelle bei der Steinschüttung. Vergebens! Die Eisenteile kreischten sich an. Die Schiene lag un verrückbar. Er versuchte es wieder und noch ein mal. Die Brechstange fiel ihm aus den zittern den Händen. Er sank neben der Schiene nieder. Achteinhalb Minuten. — War der Sekundenzei ger ein feindliches Maschinengewehr? — Tack — lack — tack — tack — unaufhörlich tack — tack tack —! Zum Sturm! — schrie sein Gewissen, Sprung auf, marsch — marsch! Er lief, lief mit der Signallampe dem Expreß entgegen — stürzte. Das Licht erlosch. „Hilfe — Feuer — Feuer!!" schrie er in die Nacht. Kein Echo. Es war an der Blöße, an der ein umgelegter Roggenschlag an den Bahn körper trat. Einige Tage zuvor waren die Gar ben gestellt morden. Er sprang die Böschung hinab, rannte wie ein Irrer über die Stoppeln, riß einige Garben unter den Arm und stürmte den Bahndamm hinan. Er stolperte und schlug hin. .Die Garben lagen zwischen den Schienen, er daneben. Wie das Singen des Meeres kam es heran, ihm entgegen, immer brausender. In der Nacht- tief« ^'s Schienenwegcs tauchten die Glotzaugen des herandonnernden Untieres auf. Es knisterte leise neben Felsmann. Er brachte das Zifferblatt an das aufflackernde Stroh. Zweieinhalb Minuten. Taghell wurde es um ihn. Die Bleuelstangen stampften. Stöh nen drang aus den Zylinderlungen. Die Glotz augen des Nachttieres stutzten, Räder kreischten, der Zug stand, einen Steinwurf weit vor dem verglimmenden Strohfeuer. Eine Schwelle brannte wie das letzte Scheit eines verlassenen Lagerfeuers. Das Zugpersonal wurde alarmiert. Einige Beamte gingen auf das verlöschende Feuer zn. Felsmann wollte sich aufrichten. Da spürte er einen heftigen Schmerz im rechten Bein. Be amte halfen ihm auf, wollten ihn führen; es ging nicht. Sie sahen näher zu. Unterschenkelbruch. Felsmann erzählte in abgerissenen Sätzen. Man 'rächte eine Tragbahre vom Zuge. Ein Arzt legte ihni einen Notverband an. Es bemäch tigte sich eine große Aufregung der Fährgäste, als sie Näheres über die Ursache des Aufenthal tes aus freier Strecke erfuhren. Der Morgen dämmerte herauf. Der Bärtige fragte den anderen: „Kommen Sie mit?" „Wohin?" , „Wärterhaus 249." „Warum?" „Ich möchte das schulidige Schulgeld zahlen, ofern das, was ich gelernt habe, in dieser Nacht überhaupt mit Geld gezahlt werden kann. — Kewissen - Pflicht — jst alles!"