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Nr. 285. Pulsnitzer Tageblatt. - Dienstag, oen 8 Dezember 1831. Seite 2. Wozu -te Mühe? Während wir im Lande mit Spannung der Veröffent lichung der neuen großen Notverordnung entgegensehen, die ein getreues Abbild der deutschen Not sein wird, verhandeln in Basel wieder Sachverständige über die Frage, ob Deutsch land leistungsfähig ist oder nicht. Der sogenannte „B e - ratende Sonderausschuß" hat sich die Aufgabe ge stellt, die Frage zu lösen. Eigentlich erscheint uns, die wir am eigenen Leibe die deutsche Verelendung spüren, die Baseler Konferenz reichlich überflüssig. Wer wollte denn heute noch glauben oder den anderen davon überzeugen, daß Deutschland leistungsfähig ist? Die Herren, die sich in Basel auf das Problem stürzen, würden viel schneller zu einem Er- gebnis kommen, wenn sie sich mit der deutschen Bevölkerung, ganz gleich welchen Standes, einmal unterhielten. Mess Erfahrungen würden sicher zehnmal aufschlußreicher sein als das Verhandeln am grünen Tisch in Basel. Vielleicht gibt ihnen die neue Notverordnung noch einige Fingerzeige. Denn denen, die willens sind, zu sehen und zu hören, wird sie allerlei sagen bzw. vor Augen führen. Wenn es überhaupt noch jemand bei uns zu Lande gibt, der jener Konferenz in Basel große Beachtung schenkt, wenn überhaupt noch jemand glaubt, daß bei dieser Konfe renz etwas herauskommt, das für uns von Nutzen sein könnte, dann sei dem empfohlen, sich den Anfang der Verhandlungen anzusehen. Es war das gleiche Bild wie immer: Man stritt sich über Formalitäten und vergeudete damit die kostbare Zeit. Mordstraurig, zu lesen, daß sich die Herren in Basel nicht über den Vorsitzen den der Konferenz einigen konnten. Die Sorgen möchten wir haben, mit denen jene Herren ans Werk gehen. Und daraus soll irgend etwas werden? Dort in Basel will man zu Erkenntnissen kommen über die Frage, ob wir noch Tri bute zahlen können oder nicht? Konferenzen und immer wieder Konferenzen. Immer dasselbe Bild: fast immer dieselben Reden, nur am ver schiedenen Orte. Darüber vergeht Zeit, und die Not in Deutschland wächst. Lächerlich eigentlich, daß die Leistungs fähigkeit noch geprüft werden soll, wo von einer Fähigkeit überhaupt keine Rede mehr sein kann. Ist das denn so schwer, zu sehen, daß die Katastrophe bei uns eigentlich schon da ist? Nur Verblendete, nur solche, die nicht sehen wollen, die sehen es nicht und werden es nimmer sehen. Man wird in Basel nur eine neue Kette von Konferenzen beginnen, denn man wird sich einfach nicht dazu entschließen können, zu erklären: Deutschland kann nicht zahlen, denn es ist am Ende. Wozu nur das Hinziehen? Einmal kommt doch der Zeitpunkt, wo man aus un seren Rippen nichts mehr herausschneiden kann. Oder glaubt man etwa, daß wir mit der Zeit vielleicht doch noch Fett ansetzen und daß man uns dann wieder von neuem schröpfen kann? Dieses Hinausschieben der Entscheidung über die Tributfrage ist ein schlechtes Geschäft für die Gläubiger. Es wäre besser, wenn man in Basel oder sonstwo auf einer Sachverständigenkonfe- renz handelte, wie es ein Kaufmann in diesem Falle tut: Er schreibt die uneinbringlichen Forderungen ab und liquidiert. Eine rechtzeitige Liquidation ist nicht immer das schlechteste Geschäft. Das sei auch jenen Herren in Basel gesagt, die sich ganz unnötigerweise den Kopf zerbrechen. Die Gläubiger werden sich mit dem zufriedengeben müssen, was sie aus uns schon heransgepreßt haben, und sich am besten daran erinnern, daß ja eigentlich schon längst die Rechtsgrundlage für ihre Forderungen fehlt und daß alles, was sie noch an Tributen von uns fordern, nur Erpressungen sind. Die ganze Sachlage ergibt eigentlich für di« deutschen Vertreter auf der Baseler oder ähnlichen Konferenzen ganz von selbst die Marschroute. Wenn sie überhaupt etwas auf diesen Konferenzen zu sagen haben, so wäre es höchstens das, daß sie zum tausendsten Male auf die Unmöglichkeit weiterer Tribute hinwiesen. Vor einem weiteren In teresse an dem Gang der Verhandlungen wäre zu warnen. Das Schlimmste, was sie tun können, wäre, daß sie sich auf einen Kompromiß einlasscn und etwa mit dem Versprechen nach Hause führen, sie würden versuchen, ob nicht doch viel leicht noch einige hundert Millionen aus dem deutschen Volks körper herauszupvessen wären. Nichts davon wollen wir wissen. Wir wollen auch nichts davon hören, daß sich berufene Stellen wieder darauf einstellen, mit Frankreich irgendwie ins reine zu kommen. Solche Versuche haben wir gar nicht nötig. Die Zeit arbeitet für uns und gegen Frank- reich. Denn es hat sich inzwischen herumgesprochen, daß durch die französische Halsstarrigkeit die ganze Weltwirtschaft in Verwirrung gekomnien ist. Da aber heute noch andere und mächtigere Staaten als wir unter diesem Durcheinander zu leiden haben, so mögen sich lieber die mit Frankreich ausein andersetzen als wir. Oertliches und Sachfisches (Nachdruck nur mit Quellenangabe gestattet.) Pulsnitz. Der Christ bäum brennt! Weihnachten naht. Schon strahlt der Christbaum im Hellen Lichterglanz. Biele Kerzen brennen und werfen Hellen Schein. Sie wollen eindringen in die Herzen aller Menschen, wollen Liebe ver künden. zu Liebesdienste aufrufen. Der Tannenbaum der Winterhilfe, der über Nacht mitten in der Stadt am Rietschel- Denkmal erstanden ist, will alle bitten, gebt für die Winter hilfe! Helft die große Not dieser schweren Zeit zu lindern. Werst alle euer Scherflein in die aufgestellten Sammelbüchsen am Christbaum. — 5,2 Millionen für Kleinsiedlung in Sachsen. Bekanntlich will das Reich 48 Millionen für Lie vorstädtische Kleinsiedlung und für Bereitstellung von Klein gärten an Erwerbslose zur Verfügung stellen. Davon entfallen 5,2 Millionen RM auf Sachsen. Das Arbeits- und Wohl- sahrtsministerium will diese Summe nach reinen Zweckmähig- keitsgesichtspunkten, also nicht schlüsselmähig, verteilen. Pulsnitz M. S. Märchenaufführung Les Turn- verrius DT. Wie im Vorjahr veranstaltete am vergangenen Sonntag der Turnverein eine Märchenaufführung: „Die Regenbogenkönigin" von Otto Roth. Am Nachmittag wurde das Märchenspiel für Kinder aufgeführt und konnten sich die Veranstalter eines regen Besuchs erfreuen, doch die Abendaufführung übertraf alles. Reichlich 800 Personen waren dem Rufe des Turnvereins gefolgt, um sich an dem Spiel von Groß und Klein zu erfreuen. — Die Handlung des Märchenspieles liegt 1000 Jahre zurück. Sie versetzt die Zuschauer in die Gegend des Czorneboh und Bieleboh, der Grenze zwischen Sorben und Germanen. Das erste Bild zeigt ein gefesseltes Germanenmädchen, das die Sorben von der elterlichen Burg bei einem Aeberfall geraubt haben und ihren Göttern opfern wollen. Prinzehchen Mor genrot, die Abgesandte der Regenbogenkönigin, rettet sie vor dem Opfertode und die kleinen Jgelleute sind ihr dabei behilflich. Don den Wurzelwichten in ein sicheres Versteck gebracht, führt uns das zweite Bild zum alten Schmied in den Miriquidiwald, der sich des Mädchens und des inzwischen wiedergefundenen Bruders an nimmt. Doch der listige Fuchs erkundete ihr Versteck und verrät es den Sorben, die schnell herbeieilen, um die Kinder von dem Schmied zurückzufordern. Im entscheidenden Augen blicke hält der goldene Ritter vom Regenbogen seine starke Hand schützend über die Heimatlosen. Am die verlassenen Geschwister den menschlichen Nachstellungen zu entziehen, bringt sie Prinzehchen Morgenrot in das Him- melsschloh, das Reich der Regenbogenkönigin. Bild 3: Hier sieht der Zuschauer die emsigen Vorbereitungen der kleinen Engel auf das Weihnachtsfest, unterstützt von St. Nikolaus und Frau Holle. Hier oben im Him melsschloß erfahren die schwergeprüften Kinder, daß ihre Mutter bei dem Sorbenüberfall ums Leben gekommen ist, während der Vater mit seinem Landesfürsten von blutiger Heerfahrt zurückkehrt. Das vierte Bild zeigt den Burg wartberg, die zerstörte Heimat der Kinder. Das erwachende Leben in der Natur und die Heimkehr des Vaters mildern das Herzeleid der Durgkinder, die nun mit neuem Hoffen dem Leben entgegensehen. — Durch Las ganze Mär chenspiel zog sich eine Reche bisher noch unbekannter Melo dien (von Martin Albricht), die von einer Kapelle und einem Frauenchor, aus Mitgliedern des Turnvereins, begleitet wur den. Die Gesamtleitung der wohlgelungenen Aufführung hatten die Herren P. Frenzel und P. Hofmann. Die musikalische Leitung lag in den bewährten Händen des Herrn Lehrer Frister. Turnwart Scheibe studierte die anmutigen Tänze der Elfen, Engel, der Hage butte und Ler kleinen Heckenrosen, der Wurzelwichte und der sieben Töchter der Regenbogenkönigin ein. Das Ganze wurde unterstrichen durch die reizenden Bühnenbilder, von Herrn Berndt gemalt. Der große Beifall bewies den Er folg der Aufführung und dankte den Veranstaltern ihre ge habte Mühe und Arbeit. — Der Turnverein wird am Sonn abend, 12. Dezember, auf vielseitigen Wunsch das Märchen spiel wiederholen. Der Reinertrag kommt den Bedürftigen der Gemeinde Pulsnitz M. S. zu. Wir wünschen dem Turnverein auch an diesem Tage ein volles Haus. Mederstoina. Adventsfeier der Sonntags schule. Am Abend des 2. Adventssonntages sammelte die Sonntagsschule Niedersteina die Eltern ihrer Kinder, sowie Freunde und Gönner der Arbeit zu gemeinsamer Adventsfeier im Gasthaus zum heitern Blick. Im festlich geschmückten über füllten Saal begrüßten die Kinder ihre Gäste mit Chorlied und Gedicht. Der Abend stand unter dem Gedanken „Durch Adventstreue zur Weihnachtsfreude!" (1. Kor. 4, 2.) In fünf Schattenbildern — Morgengebet, Morgenandacht, Sonntags schule, Ndventsheimlichkeiten, Abendandacht — sah die Fest gemeinde den Adventssonntag des Christen an sich vorüber ziehen. Am rahmt wurden die Bilder von Gedichten und Ge sängen. Nach kurzer Ansprache des Festredners, Herrn Haufe,, der treffend darlegte, daß, um zur Weihnachtsfreude zu ge langen, wir in wartender Adventstreue wandeln müssen,: leitete ein Schlußbild, Weihnachtsfreude, zur Einbescherung der 89 Sonntagsschüler über. Mit unserm Weihnachtslied „O du fröhliche, o du selige, gnadenbringende Weihnachts zeit!" schloß der innerliche Abend, der bei den Teilnehmern allgemeinen Dank auslöste, Dank aber auch bei den Trägern der Arbeit für alle Lie, Lie durch ihre Spenden mithalfen.,- den Kindern die Freude zu bereiten. Obersteina. Kampf! Doch nicht mit Waffen und auch nicht durch Schimpfkanonaden. Nein, — ein friedlicher Wett kampf wird es sein, zu dem sich die Turnvereine der DT. von Pulsnitz M. S., Oberlichtenau und Obersteina gefordert haben. Ein Kampf um die Leistungsstärke dieser Vereine im Geräte turnen: eine Leibesübung, die vielseitiges Können, Mut, Ent schlossenheit und stärkste Willensbildung voraussetzt, wenn Leistungen erzielt werden sollen. And die Kämpfer des Sonntags, es sind Leistungsturner. Die Jüngeren unter ihnen im Werden begriffene, die Aelteren auf der Höhe ihrer Leistungsfähigkeit stehend, sie werden deutsches Geräteturnen bester Art zeigen. Nur selten haben weiteste Kreise hiesiger Gegend Gelegenheit, solch' hochwertiges Geräteturnen zu sehen. Deshalb müßte das Zusammentreffen der Besten von drei leistungsfähigen Vereinen wie am Sonntag, 13. Dezember,' abends im Gasthof zur goldnen Krone, Obersteina, allseitige Beachtung finden. — Kampf! Kampf um den Ball, Kampf um den Zentimeter, die Zentelsekunde; wie spannend, wie mitreißend, wie begeisternd ist er doch. And so ist es auch beini Kampf um die Beherrschung Les Körpers an den Ge räten. Der jugendliche Schwung, der Wille zu höchster Kraft entfaltung, wie er den Wettkämpfern eigen ist, er überträgt sich, vielleicht ganz ungewollt, auch auf die Zuschauer. And zuletzt — das befreiende, das erlösende Gefühl, wenn die Ent scheidung gefallen ist. — Ja, das waren schon die Besseren. Ihr Sieg ist verdient. Gut Heil ihnen! — Gut Heil! aber auch den Anterlegenen. Denn ihre Kampfesweise war ritter lich, war deutsche Mannesart. — Der Kampfabend in Ober steina wird ein Erleben. Ein Erleben, wie wir es brauchen, du und ich, wir alle. Also komme, wer kann. Gut Heil! me. Kamenz. Auch Kamenz muh sparen! Die Stadt verordneten beschäftigten sich in ihrer letzten Sitzung mit dem vom Bürgermeister Dr. Gebauer vorgelegten neuen Spar programm. Der ungedeckte Fehlbetrag im Haushaltplan be trägt an 80 000 RM. Nach der sächsischen Notverordnung hat der Dat das Gl«ichgewicht im städtischen Etat herzustellen. Der Bürgermeister schlägt daher eine Reihe neuer rigoroser Spar maßnahmen vor, darunter Lohnkürzungen, Herabsetzung der Subvention für die Stadtkapelle und Einziehung der Stadt bankzweigstelle Wiesa. Die Stadtverordneten nahmen von dem Sparprogramm des Rats und den mit der Stadtkapelle ab geschlossenen Vereinbarungen Kenntnis. — Zugestimmt wurde ferner einer Ratsvorlage über die Bereitstellung von Land zur kleingärtnerischen Nutzung durch.Erwerbslose. Iesau. Wilderer gestellt. 2n den vorgestrigen Nachmittagsstunden wurden von Ler hiesigen Gendarmerie und einigen Einwohnern vier Wilderer beim Frettieren in den Waldungen ertappt und ihnen bereits eingefangene und ge tötete Kaninchen abgenommen. Die Frevler sind als drei Schönauer und ein Wiesaer Einwohner festgestellt. Es wurden verschiedene Fanggeräte beschlagnahmt. Leipzig. Moritz Mädler kann nicht erfüllen. Moritz Mädler, Kommandit-Gesellschaft in Leipzig, ist nicht in der Lage, den im September 1930 abgeschlossenen gericht lichen Vergleich von 66.33 Prozent zuzüglich 33,33 Prozent zu erfüllen. Es wird Lie Herabsetzung der Quote auf 40 Prozent unter Anrechnung der bisher gezahlten Raten über 20 Prozent angestrebt. — Moritz Mädler-Werke G. m. b. H. hat die Zustimmung zum nachgesuchten Vergleich nicht erhalten, der Kvnkursantrag ist mangels Masse abgelehnt worden. Wilsdruff. Schulflugzeug zu Bruch ge> gangen. Ein Flugzeug der Deutschen Verkehrsflieger schule Braunschweig nahm hier auf dem Rückflug eine Not landung vor, da der Pilot die Richtung verloren halte. Ter Führer blieb unverletzt, die Maschine ging bei der Landung z« Bruch. Groitzsch. Raubüberfall im Gasthaus. In der Mittagsstunde wurde in Troßkau die Gastwirtin Le onhardi im Hausflur des Gasthofes von zwei Männern, denen sie aus ihren Wunsch ein Glas Wasser gereicht hatte, niedergeschlagen. Wahrend ihrer Ohnmacht Haven die Burschen einen Wandschrank in der Gaststube erbrochen und daraus Schokolade, Zigaretten und etwa 2u Mar' Bargeld gestohlen. Leipzig. Berufung. Der Präsident der Jndustrie- und Handelskammer Leipzig, Direktor Albert Bolte, iß zum Mitglied des Vorstandes des Deutschen Jndustrie- und Handelstages gewählt worden. Limbach. Rai und Stadtverordnete. Jr der Stadlverordnetensitzung wurde mitgeteilt, daß de' Rat gegen die Beschlüsse des Kollegiums, eine Erhebung der Bier- und erhöhten Bürgersteuer nicht vorzunehmen Einspruch erhoben hat. Tesgleichen hat der Rar gegen der Beschluß des Kollegiums, die Lernmittelfreiheit wieder in vollen Umfange einzufüvren, auf Grund der Notverord nung Einspruch erhoben. Niederfrohna. Glückliche Bürger, Nus Nieder frohna kommt jetzt die für diese Gemeinde recht erfreu liche Kunde, daß es die Gemeinde infolge ihrer sparsamen Wirtschaft nicht nötig hat, den Landessatz der Bürger- steuer zu erheben. Damit ist Niederfrohna eine der wenigen Gemeinden, die von der Bürgersteuer verschont sind. Zwönitz. Zur Nachahmung empfohlen. Eine hiesige Firma hat der Stadt 500 Zentner Briketts zur Verfügung gestellt. Als weitere Beihilfe verteilt die Firma an eine größere Anzahl bedürftige ehemalige Werk angehörige selbst noch Kohlen und Briketts. Ferner läßt sie den Betreffenden in den Monaten Dezember, Januar und Februar je einm Barbetrag zukommen. Lilivulanertrupve verunglückt. Ihr Auto überschlägt sich bei Hartenstein. Auf der Fahrt nach Heidenau kam in Hartenstein im Erzgebirge ein Auto, welches eine Liliputanertruppe be herbergte, aus der vereisten Straße ins Rutschen und stürzte, sich überschlagend, eine Böschung hinunter. Von den kleinen Insassen erlitten sieben Verletzungen, zwei von ihnen mußten sich ins Krankenhaus begeben. * Schweres Kraftwagenunalück in Dresden. Drei Ärzte teils schwer verletzt. Auf der Kreuzung Leubnitzer und Bernhardstraße stießen eine Kraftdroschke und ein Berliner Personenkraft wagen heftig zusammen. Beide Fahrzeuge wurden stark geschädigt; die Insassen des Berliner Kraftwagens wurden zum Teil erheblich verletzt. Fräulein Dr. med Sofie Fritzen 'Berlin) erlitt schwere Kopf- und Beinverletzungen und wußte besinnungslos vom Platze getragen werden. Der Unfallwagen brachte sie nach dem Friedrichstadter Kran- senhaus, in dem auch ein zweiter Insasse, Dr. med, Mer tens (Dresden), der sich erhebliche Schnittwunden zuge- zogen hatte, Aufnahme fand. Der Wagenbesitzer, Tr. med. Baatz (Berlin) wurde ebenfalls verletzt. Der Berliner Kraftwagen mußte abgeschleppt werden. 160 ovo Mark veruntreut. Die Unterschlagungen bei der Dresdner israelitischen Religionsgememde. Wie vor einiger Zeit gemeldet, wurden bei der Dresdner israelitischen Religionsgemeinde Unterschlagun gen aufgedeckt, die man auf 80 bis 90 000 Mark bezifferte. Inzwischen hat sich ergeben, daß sich die Unterschlagungen ruf über 160 000 Mark belaufen und daß eine weitere Erhöhung dieser vorläufig festgesteüten Summe nicht rusgeschlossen ist. Die beiden ungetreuen Beamten, Schubert und Ploemacher, sollen ihre Betrügereien, die bis zum Jahre 1908 zurückreichen, durch Machenschaften wit Steuergeldern verübt haben. Hochverratsprozeß gegen sächsische Kommunisten. Des Dokumentendiebstahls angeklagt. D^r 4. Strafsenat des Reichsgerichts tritt unter dem Vorsitz des Reichsgerichtsrats Dr. Baumgarten am Don nerstag in die Verhandlung der Hochverratsanklagc gegen den Schlosser Wagner aus Dresden, gegen den Mechaniker Bannack aus Bad Lausick, den Eisendreher Harlaß aus Chemnitz und die Büroangestellte Doris Goller aus Leip zig ein. Die Angeklagten werden des versuchten Hoch verrats mit Vergehen gegen das Republikschutzgesetz, des Tokumentendiebstahls und der Anstiftung dazu, beschul digt. Sie haben besonders von Chemnitz aus als Partei funktionäre Zersetzungs- und Nachrichtendienst für die KPD. getrieben; außerdem haben sie einen Emigranten dienst und eine militärpolitische Organisation für die sächsische KPD. organisiert. Dabei wird der Inhalt einer ganzen Anzahl von Aktenstücken besprochen werden müssen, vie durch die Angeklagten und ihre Organisation bei Be hörden entwendet worden sind. Die Verhandlung wird fünf Tage dauern. Die Anklage vertritt Oberstaatsanwalt Dr. Eichler. Es sind zwölf Zeugen geladen.