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Nr. 31 u. 32 DER HANDELSGÄRTNER, Handelszeitung für den deutschen Gartenbau 127 H achunterrichtswesen 1 Lehrgänge über Obst- und Gemüseverwertung an der König lichen Lehranstalt für Obst- und Gartenbau zu P r o s k au (0—S.). Die Ueberführung von Obst und Gemüse in Dauerware ist in der Kriegszeit.eine ganz besondere Aufgabe auch für die Haushaltungen. Die Königliche Lehranstalt zu Proskau (O.-S.) erteilt Unterweisungen darüber am 3. und 4. Oktober d. J. Außerdem findet noch ein Lehr gang über Obstweinbereitung am 5. und 6» Oktober d. J. statt. Die Teilnahme ist jedermann, Männer und Frauen, gestattet. Gebühren werden nicht erhoben. Die Liste wird geschlossen, wenn eine bestimmte Teilnehmerzahl vorliegt. Eine baldige schriftliche Anmeldung ist deshalb geboten. \ Zwei neue Gartenbauschulen in der Schweiz? Wir brachten schon einmal im Handelsgärtner eine kurze Notiz über schweize rische Gartenbauschulangelegenheiten, welche auf eigenen Erfah rungen beruhte. Vor kurzem enthielt das „Luzerner Tagblatt" nach stehende Mitteilungen über die Neubegründung von vielleicht zwei schweizerischen Gartenbauschulen. „Am 1. Aug. 1916 beschloß die deutsch-schweizerische Gärtner schaft im „Union“ in Luzern die Gründung einer deutsch-schweize rischen Gartenbauschule. Der Schweiz. Handelsgärtnerverein, welcher den Auftrag erhielt, die Einzelheiten auszuarbeiten, berief auf den 16. Januar 1917 eine Delegiertenversammlung nach Zürich ein. Es waren etwa 100 Mann erschienen. Es wurde beschlossen, eine „Theoretische Schule mit praktischen Uebungen und Demonstra tionen“ einzurichten, verbunden mit einer Versuchsanstalt. Damit auch Gehilfen ohne große finanzielle Anforderungen den Jahreskurs besuchen können, wurde die Errichtung eines Internates beschlossen, das indessen nicht obligatorisch ist. Die Aufstellung des Lehrplanes und die Lösung der Platzfrage wurde einer 15gliedrigen Kommission übertragen. Das alles ist so ziemlich das Gegenteil des in Nr, 19 des „Luzerner Tagblatt“ von einem Korrespondenten aus Zürich be sprochenen Projektes, das sich in schroffen Gegensatz zur Mehrzahl der schweizerischen Gärtnerschaft stellt, die keine Hochschule für Herrensöhnchen will, sondern eine Anstalt, die uns tüchtige, prak tisch erfahrene Gärtner liefert, welche infolge besserer Ausbildung in Theorie und Praxis auch schneller zu gutem Auskommen ge langen, als beim bisherigen Ausbildungsgang. Einen Massenbesuch soll die Schule erhalten, und nicht der Geldsack einiger Weniger soll maßgebend sein. Wäre das nicht auch etwas für Luzern? Die Platz frage ist noch offen.“ ,,G artenbauschule. Die Berner beabsichtigen die Grün- dun einer Gartenbauschule auf der landwirtschaftlichen Schule „Schwand“ bei Mürsingen, und die Züricher wollen auch eine solche Schule — wahrscheinlich in Winterthur. Eine dritte besteht bereits seit längerer Zeit in Genf. Weil zwei Gartenbauschulen in der deut schen Schweiz auf absehbare Zeit kaum genügend Frequenz und Prosperität finden werden, so wird also voraussichtlich wieder die bekannte Rivalität zwischen Bern und Zürich entstehen. Wir fragen daher die Interessenten an, ob nicht Luzern mit seinen zahlreichen hübschen Gartenanlagen um den See herum und mit seiner zentralen Lage ebenso gut für eine Gartenbauschule geeignet wäre? Regt sich hier niemand dafür? Wenn zwei sich streiten, freut sich doch sonst der dritte!" Nachsatz der Schriftleitung: Ein ungelöstes Problem scheint es une zu sein, woher für gleich zwei neue Gartenbauschulen in der Schweiz die Schüler kommen sollen. Die eingegangene Schule in Wädenswil litt während der ganzen Zeit ihres Bestehens an unheil barem Schülermangel. Und nun gleich zwei neue Gartenbauschulen, oder womöglich sogar drei! ======================= Vereine und Versammlungen 0 * Hauptversammlung des Vereins Deutscher Rosenfreunde, e. V. Der Verein Deutscher Rosenfreunde hielt seine Hauptversamm lung in Sangerhausen ab. Es war die erste, welche nach Aus bruch des Krieges wieder stattfand. Es waren in der Versammlung vertreten: Süd- und Westdeutschland sowie Holstein, namhafte Thü ringer und sächsische Rosenzüchter und solche aus Hessen, Anhalt und Brandenburg. Folgende Städte hatten Vertreter gesandt: Banteln, Bonn, Hannover, Bernburg, Stumsdorf, Nürnberg, Brachstedt (Bez. Halle), Gersdorf (Oberlausitz), Elmshorn (Holstein), Ufhoven, Neu haldensleben, Badersleben, Vieselbach bei Erfurt, Köstritz, Ober cassel, Brietz bei Berlin, Karlsruhe und Cassel. Herr Gartendirektor a. D. Riess-Karlsruhe eröffnete um 10 Uhr die Versammlung. Er begrüßte mit herzlichen Worten die erschiene nen Mitglieder und gab seiner Freude Ausdruck, daß trotz der Kriegswirren viele Rosenfreunde selbst aus entlegeneren Orten die lange Reise nicht gescheut hätten, um an der Versammlung teilzu nehmen. Alsdann widmete der Herr Vorsitzende den anwesenden Vertretern der Stadt Sangerhausen, Herrn Bürgermeister Knobloch und Stadtrat Arendt, warme Worte der Begrüßung; er gab dem Wunsche Ausdruck, daß das innige Verhältnis, das sich zwischen der Stadt und dem Verein im Laufe der Jahre gebildet habe, auch fer nerhin bestehen bleibe. Hierauf nahm Herr Bürgermeister Knobloch das Wort, dankte für die freundliche Einladung und hieß die Er schienenen namens der Stadt Sangerhausen herzlich willkommen. Redner wünschte den Verhanldungen guten Erfolg. Nunmehr erstattete Herr Ries in ausführlicher Weise den Ge schäftsbericht. Aus demselben sei nur kurz hervorgehoben, daß die Mitgliederzahl gegenwärtig 1550 beträgt, das. sind rund 100 weniger als früher. Der Krieg hat sich eben auch beim Verein Deutscher Rosenfreunde fühlbar gemacht, denn seine Mitglieder wären nicht nur im neutralen Auslande, sondern auch bei unseren Feinden zahl reich vertreten. Zum Schluß gedachte der Herr Vorsitzende der in den letzten drei Jahren verstorbenen Mitglieder, besonders aber der jenigen, die den Heldentod fürs Vaterland erlitten hätten. Das An denken der Heimgegangenen ehrte die Versammlung durch Erheben von den Plätzen. — Alsdann wurde der Kassenbericht erstattet und dem Kassenführer Entlastung erteilt. Das Vermögen des Vereins beträgt über 12 000 M. — Von einer Zuerteilung der Goldenen Ver einsmedaille für hervorragende Verdienste in der Rosenzucht und i -kultur wurde des Krieges wegen diesmal Abstand genommen. | Ebenso war man der Meinung, daß die Bestimmung über die Prä miierung von Rosenneuheiten erst nach dem Kriege praktischer ge staltet werden könne. Einen breiten Raum nahm in den Verhand lungen die Besprechung über das Vereinsrosarium in Sangerhausen I ein, für das natürlich die Anwesenden großes Interesse zeigten. Herr Professor Gnau gab in erschöpfender Weise einen Bericht über die vom Verschönerungsverein Sangerhausen am Rosarium in den letzten Jahren vorgenommenen Arbeiten, die in jeder Weise sach- ; gemäß ausgeführt worden seien. Redner trat dabei der nur verein zelt im Verein Deutscher Rosenfreunde aufgetretenen Ansicht ent- | gegen, als wenn die vorgenommene Erweiterung der Anlagen nach Südosten etwa eine Vernachlässigung der Pflege des eigentlichen Rosariums herbeiführen könnte. Das werde niemals eintreten. Der Vorstand des Verschönerungsvereins werde das Ziel, das er sich in dieser Beziehung gesteckt, bestimmt erreichen und hoffe später auch die Anerkennung des Vorstandes des Rosenvereins zu finden. Daß natürlich jetzt, während des Krieges, die Erweiterungsarbeiten ruhen müßten, wäre selbstverständlich. Redner bat zum Schluß die Mit glieder des Vereins Deutscher Rosenfreunde, ihr Interesse für das Rosarium dadurch zu bekunden, daß sie demselben recht oft Neu heiten überwiesen. Auch der Vorstand des Vereins müßte mehr für das Rosarium tun als bisher. An den Bericht des Herrn Prof. Gnau, der von den Anwesenden mit großem Beifall aufgenommen wurde, schloß sich eine längere Aussprache, an der sich verschiedene Herren beteiligten. Als Ort, für die nächstjährige Versammlung wurde Cassel in Vorschlag gebracht. Bezüglich der Vorstandswahl wurde beschlossen, die bisherigen Mitglieder zu bitten, ihre Aemter während des Krieges weiterzubehalten. Nunmehr folgte eine Anzahl ungemein interessanter Vorträge, wie z. B.: „Bekämpfung der Rosenschädlinge aus dem Tier- und Pflanzenreich", „Erfahrungen bei der Verwendung künstlicher Dünge- I mittel", „Ueberwinterung der Rosen 1916/17" usw., über die wir leider wegen Mangels an Raum nicht ausführlich berichten können. , --7 I Bücnerschhau Werde ein Mann! Mitgabe fürs Leben von Theod. Lange. Zehnte Auflage. Unter dem Einflüsse und im Geiste des Weltkrieges neu bearbeitet. Leipzig, Otto Spamer. Gebunden M. 2,50. Dieses Buch will den jungen Männern, welche aus dem Eltern hause oder aus der Lehre ins Leben hinaustreten, ein sittlicher Füh rer sein, und ich bin überzeugt, daß es in der Auffassung seiner früheren Auflagen, diesen Zweck recht gut erfüllt hat, abwohl ich durchaus nicht in allen Dingen mit dem Verfasser der gleichen Meinung bin. Zu der neuen, zehnten Auflage habe ich jedoch folgendes zu sagen: Ich stehe grundsätzlich nicht auf dem Standpunkte, daß es einen geistigen und sittlichen Fortschritt bedeutet, alle Dinge und Ereignisse des menschlichen Lebens unter dem Gesichtswinkel dieses fürchterlichsten Krieges zu betrachten, der jemals seit Bestehen des Menschengeschlechts die kostbaren Güter seiner Kultur verheerte. Ich betrachte diesen Krieg als das größte Unglück, welches je die Menschheit betroffen hat, und als erhabenstes Ziel der Menschen aller Sprachen und Stämme, die es ehrlich meinen mit ihrem Men schentum, gilt mir die gemeinsame Arbeit, das inbrünstige Trachten und Sinnen, die Wiederkehr einer derartigen ungeheuren Katastrophe zu verhüten. Ein erster Schritt, der uns, wenn auch nur wenig, diesem Ziet näher bringt, ist die Förderung des gegenseitigen Ver ständnisses für die Eigenart und Charaktereigenschaften der Völker und die Erkenntnis der eigenen .Schwächen und Fehler. Von diesem i Geiste ist aber in dem Langeschen Buche kein Hauch zu spüren. Deshalb stehe ich ihm innerlich fremd gegenüber, wenn auch die hohe Auflagenzahl beweist, daß das Buch in seiner früheren Auf fassung viele Freunde gefunden hat, Als Motto gab der Verfasser seinem Buche das schöne Dichter wort: