Volltext Seite (XML)
Nr. 37 u. 38 DER HANDELSGÄRTNER, Handelszeitung für den deutschen Gartenbau 149 tenreisig, welches ihnen genügenden Schutz bietet. Vor allem verhindert das Reisig den schädlichen Einfluß der Wintersonne auf die Pflanzen bei hartgefrorenem, schnee losem Boden. Wer ganz sicher gehen will, mag zwischen die Pflanzenreihen etwas kurzen verrotteten Mist aus breiten. Die Reisigdecke legte ich früher stets in der Weise auf, daß ich aus Bohnenstangen in geringem Ab stand über der Erde ein Traggerüst errichtete. Dabei achtete ich besonders darauf, daß das Reisig seitlich bis zur Erde überging, um dem Winde den Zutritt einiger maßen zu verwehren. Im vergangenen Jahre schenkte ich mir diese um ständliche Vorrichtung und erzielte durch direktes Lagern des Reisigs auf den Kohlpflanzen denselben guten Erfolg. Natürlich liegt es nahe, zur Aussaat ausschließlich Frühsorten zu verwenden. Also von Rotkohl den Erfurter frühen Blutroten und Hamburger Markt, von Weißkohl Ruhm von Enkhuizen und Erfurter frühen, kleinen, runden, Zucker-Maispitz und Kasseler kegelförmigen, von Wir sing den Bonner Advent und frühen Kitzinger. Nun haben viele Frühsorten aber den Nachteil zu geringen Gewich tes. Deswegen habe ich im Herbst 1916 versuchsweise auch mittelfrühe Sorten der genannten Kohlgemüse aus- gesät, und zwar die Rotkohlsorten Schwarzkopf und Ber liner dunkelroten, die Weißkrautsorten Kopenhagener Markt und Schweinfurter Riesen, die Wirsingsorten Eisen kopf und Erfurter Markt. Mit dem Erfolg war ich zufrie den. Die ersten Köpfe der letztgenannten Sorten waren nur um durchschnittlich 12 Tage später fertig als die der Frühsorten, brächten aber bedeutend besseres Gewicht. Der Anbau erfolgte im Garten bei reichlicher Bewässerung. X. Y. Z. Quecken nicht verbrennen! Noch immer ist es viel fach üblich, die beim Umgraben ausgelesenen Quecken auf Haufen zu sammeln und dem Feuertode zu überliefern. Das ist eine Verschwendung, deren sich jetzt in der Kriegszeit kein Gärtner schuldig machen sollte. Denn wenn wir die Quecken verbrennen, so vernichten wir die darin enthaltenen stickstoffhaltigen Bestandteile. Stick stoff aber ist es gerade, den wir bitter notwendig brau chen. Er ist der Stoff, der bei allen Pflanzenkulturen auf die Vermehrung der erzeugten Masse in erster Linie ein wirkt. Er ist der Pflanzennährstoff, der infolge des Feh- lens ausländischer Kraftfuttermittel und der verminderten Eiweißzufuhr bei der menschlichen Ernährung im Kriegs- Stall- und Abtrittsmist viel mehr zurückgegangen ist als der Gehalt an Phosphorsäure und Kali. Deshalb müssen wir gerade mit allen, den Stickstoff in irgendeiner für die Düngung nutzbaren Form enthaltenden Abfällen so haus hälterisch wie nur möglich umgehen. Ich kenne einen alten märkischen Landwirt, der zu sagen pflegt: „Der Buer, der die Päden (Quecken) herut- holt, raubt dem Acker die Kraft.“ Der Mann war der Meinung, män könne des lästigen Unkrautes auch mit Sicherheit durch tiefes Eingraben Herr werden, wodurch ihr Nährstoffgehalt dem Boden erhalten bliebe. — Nun, herausholen müssen wir die Quecken schon. Aber nicht, um sie zu verbrennen, sondern um sie auf gesondeften Haufen zu nahrhafter Queckenkomposterde werden zu lassen und dann dem Kulturboden wiederzugeben. Viburnum tomentosum plicatum, ein prachtvoller Schneeballstrauch. Während meiner Lehrtätigkeit in der Schweiz an der mittlerweile eingegangenen Obst- und Gartenbauschule zu Wädenswil lernte ich in der Gehölz sammlung dieser Lehranstalt den in der Ueberschrift ge nannten prächtigen Zierstrauch kennen. Er verdient als wirkliches Schmuckstück in unseren Gärten häufig ange pflanzt zu werden. Leider aber findet man ihn so selten. Teils mag das an der geringen Verbreitung des Strauches in den Baumschulen liegen, teils aber auch an den man gelhaften Gehölzkenntnissen mancher Landschaftsgärtner. Der Strauch wird 1 bis 2 m hoch und einzeln stehend 2% bis 3 m breit. Er ist stark verzweigt und die einzel nen Zweigpartieen sind mehr oder weniger flach, annä hernd wagerecht angeordnet. Diese Zweigstellung ist für die Wirkung des Strauches in der Blütezeit sehr wesent lich. Ich habe immer das Gefühl gehabt, als laste die Fülle der rein weißen, kugeligen Scheindoldenblüten auf dem dunkelgrünen Laubwerk, wie verspätet gefallener Schnee. Der gewöhnliche Schneeballstrauch ist gewiß auch recht hübsch, aber Viburnum tomentosum plicatum ist viel schöner, denn er ist mit Blüten förmlich überschüttet. Die Blütezeit fällt in den Juni. Jedoch kann sie in mildem Klima und bei warmem Maiwetter bisweilen schon in der letzten Woche dieses Monats beginnen und sich in küh len Sommern bis in den Juli hinein ziehen. Ein großer Vorzug des Strauches ist, daß seine eirund-elliptischen, oberseits dunkelgrünen, unterseits grau oder gelblich grün filzig behaarten Blätter nie von Ungeziefer zerfres sen werden, wie die Blätter von Viburnum Opulus. Landschaftsgärtnern, welche den Wunsch haben, einen prächtigen Einzelstrauch anzupflanzen, kann Vibur num tomentosum sehr empfohlen werden. Besonders mit dunkelgrünen Nadelhölzern als Hintergrund ist er zur Blütezeit von herrlichem Aussehen. X. Y. Z. I Kleinere Mitteilungen J Das 50jährige Jubiläum des Zementbetons, der Erfin dung eines Gärtners. Am 10. Juli waren es 50 Jahre, daß der Pariser Gärtner Joseph Monier sein später so bedeut sam gewordenes Patent auf den Beton — zu Blumenkübeln! — erhielt. Monier war der erste, der Blumenkübel aus Ze mentmörtel und Eiseneinlage fertigte, später auch Patente auf Brücken, Treppen und Eisenbahnschwellen aus Beton mit Eiseneinlage nahm. Das Glück war dem genialen Gärt ner abhold, und er mußte 1876 seine sämtlichen Patente wegen Nichtzahlung der Gebühren verfallen lassen. Später nahm er aber neue Patente und es gelang ihm, seine Erfin dung ins Ausland zu verkaufen. Bei uns erwarb sie Adolf Wayß, der mit der Monier-Bauweise in Berlin umfassende und sehr erfolgreiche Versuche anstellte. Der Betonbau wurde dann besonders in Deutschland wesentlich vervoll kommnet. Strafgefangenenarbeit in einer Forstbaumschule. Seit Jahren ist man bestrebt, in den Gefängnissen die ge werbliche Tätigkeit auszuschalten, die von den Gewerbe treibenden als unliebsame Konkurrenz empfunden wird; es wurden deshalb die Gefangenen hauptsächlich mit Kul turarbeiten beschäftigt. Auch die Verwaltung der Ge fangenenanstalt in Laufen, Oberbayern, schritt zur Er richtung einer Forstbaumschule, die nun zehn Jahre be steht. Im Frühjahre 1907 war mit der Anlage auf einer Fläche von 1,429 Hektar begonnen worden, wobei 400 000 Pflanzen und 95 Kilogramm Samen verschiedener Holz arten verwendet wurden. Bald hatte der Garten eine Fläche von 20 Hektar mit einem Vorrat von etwa 40 Mil lionen Pflanzen, und bis zum Ende dieses Jahres wird die Forstbaumschule auf 55 Hektar erweitert und mit rund 150 Millionen Pflanzen bestellt sein und bildet damit die größte derartige Anlage in Süddeutschland. Dem Betrieb dient eine ausgedehnte Bewässerungsanlage, bestehend aus einem 550 Kubikmeter fassenden Staubecken und einem Pumpwerk. Zur Verrichtung der nötigen Arbeiten sind vorerst durchschnittlich 150 Gefangene tätig. Richtpreisüberschreitung beim Verkauf von Kohl- rabipflanzen? Eine Händlerin, die auf einem Wochen markte Kohlrabipflanzen mit 75 Pf. das Schock verkauft I hatte, ist auf Grund der Bundesratsverordnung vom 23. ! Juli 1915 in Verbindung mit einer Bekanntmachung des betreffenden Magistrats wegen übermäßiger Preissteige rung angeklagt. Die von der Landwirtschaftskammer für die Provinz Brandenburg festgesetzten Richtpreise haben für 100 Stück 1 Mark betragen. Zu ihrer Rechtfertigung gibt sie an, daß sie die Pflanzen mit 60 Pf. das Schock