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am Uk lü di til w h' w Hohenftein-Ernstthaler Tageblatt Amtsblatt. Nr 88. Sonntag, den 17. April 1904. 3. Beilage. Die beiden kedendesGrafeuW-w, UM- ung der darin festgesetzten Maßregeln gesolgt. Schon «heschlteßnnsen: arävbische Me no-n Fabrikwebec Anhur Reinhard Nürnberger Mi! der graphische Weisungen ergangen wegen der Annestte.Damrnichmiderin Hildrgard Frida Boigt. b tde hier; der Auf Sattler» zahme Provokation hin erhob sich der Reichskanzler Graf Bülow selbst. Richt daß er dir Sattlerschcn Angriffe allzu ernst genommen und sich deshalb für ihre Zurückweisung in größere Unkosten gestürzt hätte. Er wehrte sie mehr ab wie lästige Fliege» Rar aus die Frage nach de» HandelSv-r trägen blieb er die Antwort schuldig: da» ist der wunde Punkt, an den er nicht gern rührt. Aber im übrigen war der Kanzler recht gesprächig.' Am schärssten äußern sich jene Blätter, die sich im übrigen ihrer politischen Parteistellung noch die- metral gegenüberstehen, die „Hamb. Nachr-- und der „Vorwärts-. Erstere lassen sich wie solgt Repatriierung, Zollerleichterunqen usw., sodaß da Abkommen sofort nach seiner Genehmigung durch den Sultan auch praktrisch in Kraft tritt. Gleichzeitig ist eine Kommission eingesetzt worden, um über die vor behaltenen weiteren Punkte mit Bulgarien zu verhan deln. Natschewitsch suchte heute den Großvezir auf, um ihm sür die getrcffmen Maßregeln zu danken. So ist nunmehr trotz aller entgegenstehevden Schwierig, leiten das sehr heikle Werk des türkisch-bulgarischen Einverständnisses zu einem glücklichen Ende g, führt worden, zu welchem sowohl die Türkei wie Bulgarien sich beglückwünschen können. Wenn auf der einen Seite Bulgarien durch den vom Fürsten Ferdinand bewiesenen staatsmännischen Sinn sich selbst wie der Sache des Friedens einen Dienst geleistet hat, welcher überall Anerkennung finden wird, so hat auf der an deren Seite die Türker jetzt eine starke Rückversicher ung gegen wiederum austauchende Unruhen in Mece- donien, welche eS ihr gestattet, sich dem Werke der Reformen in ganz anderer Weise zu widmen, als eL unter den unruhigen, um nicht zu sagen, kriegerischen Umständen, möglich gewesen war." i L ' Da» -Berl. Tgbl.- kleidet sein Votum üb« die gestern abend sind an die zuständigen Behörden tele Versicherung anzunehmen, daß durch die im Bundes neueste Kanzlerrebe in folgende sarkastischen Worte: ° «« Dastürkijch-bulgarilcheAbkommen vird vom Auswärtigen Amt in Berlin mit folgen- >en begrüßenden Worten begleitet, die wir heule in der „Köln.Ztg." in einem Telegramm aus Berlin finden: „Mit einer für Kenner der türkischen Verhältnisse über raschenden Schnelligkeit ist dem gestern ergangenen vernehmen: „Gras Bülow erwiderte in einer Rede, wie er sie matter kaum jemals gehalten hat. Das Haus blieb saft durchweg still und der Reichskanzler ver mochte nur einmal die Heiterkeit des Hauses auszu lösen und der verhältmSmäßig schwache Beifall, der am Schluffe seiner AuSsührungen laut wurde, kam fast nur von den Bänken deS Zentrums und der Sozialdemokraten. Seine Darlegung über die äußere Politik, die marokkanische Frage, sowie über den russisch-japanischen Krieg hielten sich, wie hier nicht anders zu erwarten, in den Grenzen vorsichtiger Zu rückhaltung, aber seine Auslassung über das Haupt- ihema war nicht dazu angetan, an anderer Stelle Be friedigung zu erregen, als beim Zentrum, da allerdings auch gründlich." Der „BorwärrS- endlich urteilt: „Ueber wenigsagendeS Geplauder kam Graf Bülow nicht hinaus, wobei er mehrfach aus Fragen einging, die er erwartet haben mag, die aber nicht gestellt waren. Fast allenthalben Allgemeinheiten ohne sach lichen Gehalt.- Ltandesamtliche Nachrichten auf die Zett vom S. bis mit 9. April 1994. Geburten: Ein Sohn: Dem Strumpfwirker Karl Ernst Marlin; dem Handarbeiter Otto Max Lehmann; dem Lateinenwärter Karl Emil Grad; !cm Heuermann Ernst Wilhelm Lorenz; dem Briefträger Christian Paul Heilmann; dem Fabrikwebec Emil Heimann Schumann. Eine Tochter: Dem Fleischer August Emil Schmidt; dem Kaufmann Iuliu» Hermann August Kuhnert; dem Schuh macher Emil Paul Teumer; auherdem zwei uneheliche Söhne und eine uneheliche Tochter. Uufaebvte: Ter Schlosser Albin Otto Goiam in Chemnitz mit Rosa Hedwig Zimmermann in Langenhessen; der Fabrikweber Ma; Emil Böhm mit der Fadrikipulerin Helene Auguste Albani, ie de hier; der Bahnarbeiter Richard Pöhlmann mit der Fabrtk- spulerin Klara Emma Albani, beide hier; der Hau-weber Franz Hermann Rothe mit der Strumpfformerin Anna Marte Schönfuß, beide hier; der Slruinpswirker Karl Wilhelm Otto mit der Ränderfchneiderin Alma Minna Rudolph, beide hier; der Bergarbeiter Kurt Johanne» /Schindler mit der Fabrik arbeiterin Anna Bertha Wenig, beide in Lichtenstein. tagks und vorgestern zur Verteidigung seiner politischer Maßnahmen wie zur Erläuterung der Stellung Deutsch lands zu Fragen der auswärtigen Politik gehalten hat, begegnen in der Presse einer wenig freundlichen Auf nahme. Vor Allem von der ersten Rede wird von Zei tungen aller Parteirichtungen übereinstimmend festgeftellt, daß sie „matt- war, daß sie die Schärfe der dialekti- sehen Beweisführung und auch jenes attische Salz ver mißen ließ, das die früheren Reden de» Kanzlers in so hohem Grade auSzeichnete. Während die beiden führen den Organe der konservativen Partei, die „Kreuz- zcitung- und die „Post-, sich mit einer einfachen Jnhaltsskizze begnügen, schreibt die agrarische „Deutsche Tageszeitung- nicht ohne Ironie: „Ob der Herr Kanzler nicht recht disponiert war, oder ob andere Gründe Vorlagen — seine Rede klang etwas matt und sie wirkte dementsprechend. Nur einmal, als Graf Bülow eine BiSmarck-Am kdote auf den Abg. Sattler anwandte, rang sich eine kleine Heiterkeit im Hause durch, und Beifall erscholl nur zweimal am Schluß seiner Rede, als er erklärte, daß wir um keines Fußes Breite vom afrikanischen Boden weichen, daß wir den Aufstand niederwersen, aber auch auS ihm lernen werden, und als der Redner mit warmen Worten die Bravour unserer deutschen Soldaten hervorhob. Ueber die Handelsverträge, nach denen sich der Abg. Sattler auch erkundigt hatte, ver gaß der Reichskanzler sich zu äußern. - Die „Berl. N. Nachr." verraten auch keines- Wegs Entzücken über die Rede, wenn sie sich folgender- maßen vernehmen lassen: „Schwach war die Entgegnung des Kanzlers aus Or. Sattlers übrigens maßvoll gehaltene Angriffe zur Kirchenpolitik. Graf Bülow leugnet natürlich jeder Zugeständnis an den UltramontaniSmuS einfach ab, obwohl er zugleich mit Recht sagt, daß er ohne die stärkste Partei nicht regieren kann. Hier aber zog sein Bermch, die Gache etwas ins Spaßige zu ziehen, n cht so wie gewöhnlich: Or. Sattler müßte doch dafür .ein Rezept haben und eS ihm ins Ohr sagen! Heraus mit dem Mittel, heraus mit dem Rezept! Gegen solche etwas oberflächliche Behandlung der Sache machte sich auf der linken Seite de» Hauses Widerspruch geltend. ES ist auch ohne Graf Bülows, Aufnahme sand." Die „Natl- Korr.- urteilt ebenfalls abfällig über Sie Rede, indem sie schreibt: „Die Entgegnung des Herrn Reichskanzlers berührte, soweit sie sich in eine Polemik mit Abg- Tr. Sattler ein- ließ, dessen wesentliche AuSsührungen auf dem Gebiete Ser kirchenpolitischen Politik fast gar nicht, sondern richtete sich gegen Aeußerunzen der Pnsie. Sehr verfehlt müßen wir die Darlegungen des Reichskanzlers über die Vor gänge im Bundesrat halten Er b> findet sich den fest stehenden Tatsachen gegenüber allerdings in einer üblen Lage. Denn es ist wohl noch niemals in der Geschichte deS jungen Reiche» vorgekommen, daß sofort nach einer Abstin mung im Bundesrate einzelne Regierungen sich unaufgefordert mit der Konstatierung beeilten, daß sie gegen ein Gesetz, hier die Aushebung des 8 2, gestimmt hätten. Abgesehen von der Stelle über die deutschen Kämpfe gegen die HereroS sand die Rede des Reichs kanzlers eine ziemlich kühle Aufnahme." Währenb Blätter wie bie „Täg l- R un b s ch a u" unb „Berl. Börsevztg- sich begnüge», den matten Eindruck der Rebe sestzustellev, schlägt ber „Hann- Cour- eine schärfere Tonart au, bie fol- genbcrmaßeo erklingt: „Au» seinen (Graf Bülow») Ausführungen ist uns am wichtigsten ba» offene Eingestänbui», baß ein beut- scher Reich»kanzler zur Zeit nicht regieren kann, ohne mit bem Zentrum zu gehen- Ganz verfehlt aber ist e», daß Graf Bülow absolut vom Abg. 0r. Sattler ei» Rezept verlangte, nach bem er in Deutschland ohne da» Zentrum regieren könne. Ein solche» Rezept muß , . der te tende und im Reiche allein verantwortliche Jrade, welche» die Durchführung deS türkisch-bulgar- Staatsmann sich selber schreiben können oder er ver- ischen Abkommens anordnet, der Befehl zur AuSsühr- sieht sein Handwerk nicht. - . . — - - r.. —? welche dieser am Wiederbeginn der Sitzungen des Reichs- ziehuugen zwischen den Bundesstaaten auf die Dauer nicht verletzt worden sind. Aber einen recht pein lichen Eindruck hat die Sache doch gemacht, und das Schlimmste ist: Graf Bülow, der ja selbst jeden „Kuhhandel" leugnet, hat den 8 2 ganz umsonst ge- cpsert, das Zentrum ist dadurch nur noch übermütiger geworden. Mit wärmster Anerkennung sür unser tapferen Truppen in Südwestafrika schloß Gra Bülow effektvoll seine Rede, die an dieser Stelle wirklich lebhaften Beifall, sonst aber eine etwas kühle