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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 17.04.1904
- Erscheinungsdatum
- 1904-04-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-190404170
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-19040417
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-19040417
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1904
-
Monat
1904-04
- Tag 1904-04-17
-
Monat
1904-04
-
Jahr
1904
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 17.04.1904
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Nr t rujr Diebe welche dn tagrs und Maßnahn lands zu begegnen i nähme. ' tungen all daß sie schen Beu misten lies hohem Gr den Orgai z e itu nx JnhaltSskiz TageSz .Ob war, oder klang etu Nur eiom auf den L Heiterkeit zweimal > daß wir Boden we aber auch mit warm Soldaten ! denen sich goß der M Die , Wegs Entzi maßen veri .Sch» Or. Sattle Kirchenpoli Zugeständn obwohl er stärkste Pai sein Bermel n cht so wi dafür, ein! Heraus mii Hegen solä Sache mach Widerspruch Bei sichern« Livia lehnte sich an den Kamin. Ihr schwin. Um hundert Jahre zu spät ge- einer größeren Anzahl die sich den Jahre." Livia nahm vermochte nicht zu ihren Äugen. ES »elte. Zu spät! kommen! Man verließ dann gingS durch wieder durch eine Ahnensaal. men und 11. davon, daß die in 34. Zu der Entstehung und Berechnung des Ge- meindezinseS auf einer Anzahl hiesiger Grundstücke vermag auch der Gemeinderat der oberen Behörde keine sachdienliche Auskunft zu geben. schon lange her, wohl hundert den Bries in die Hand, aber sie lesen. Die Lettern tanzten vor daS Gemach durch die Tapetenlür, einen evgen dunklen Gang dann Reihe von Zimmern, endlich in den 10. Bon dem Dankschreiben des Oberlehrers Scheffler für die Beglückwünschung anläßlich seines 40 jährigen AmtkjubiläumS wurde Kenntnis genom „DaS Schloß mußt Du unbedingt sehen," sagten Verwandten. „Er ist entzückend!" Natürlich mußte Livia es sehen. An einem warm:« Spätnachmittag machte man zur Besichtigung aus den Weg. Livia dacht« an Lärm der Großstadt, als sie durch di« Straßen schritt. Wie einsam er hier war! Die Giebel der alten Häuser ragten scierl ch still in den blauen, sonn igen Herbsthimmel. Hoch in der Last kreisten die letzten Schwalben. Tann vorüber an einem schläfrig plätschernden Brunn«-, Ein sonderbares Männlein stand daraus mft einem Dreimaster aas dem Kops und erhobenem Finger, als wolle eS sagen: „Daß Da mir nicht zu hastig plätscherst da unten! Alle« hat seine Zeit!" Am Ende der Straße ein ephenbesponvene- Tor ES stand offen; denn die verrosteten Angeln ließen sich nicht mehr drehen Kleine, niedere Gebäude, wohl cm- sti»^ DienknHIngNtzen, StaLaögev umläomtcv einen großen, runde« Platz, in dessen Mitte sich aus verwildertem B-et eine steinere Nymphe erhob. Der Weg führte rechts und links um »,S Blumcurandteil und dann geradezu nach einem stattlichen Gebäude mit steil aufstcigevdem Dach und emblrmevgeschmückter Fassade. DaS war das Schloß. ES währte picht lang, so erschien der Verwalter mit einem großen Schlüsselbund und erklärte sich vvdlich bereit, den Herrschaften da» Schloß zu zeigen- „Dies hier ist also die Einfahrt, wie Sie sehen, uu die« hier ist die Treppe," begann er wichtig mit der bei jeder Schloßbefichtiguvg unvermeidlichen Er klärung der Sehenswürdigkeiten- Er macht pfl-cht- schuldigst auf die wertvollen Böden und Plafonds, so- wie die kostbare» Uhren und Vorhänge ausmersam Livia ging den ander» voraus. Eie bedurfte der Füh rung de» Dieners nicht. Ihr war daS Schloß so be kannt, als wäre sie schon oit, oft darin gewesen. Sie wußte schon, wie jede» Zimmer auSsah, bevor sie e» betrat Und da» merkwürdigste war, sie wunderte sich nicht einmal darüber ES kam "hr ganz natürlich vor, daß ihr hier nicht» fremd sein könne. „Nun kommen wir in da» Privackabiuet deS un glücklichen Fürste» Alexander. Die» hier ist da» Vor zimmer," erklärte der Verwalter, die Türe nach dem Kabinett öffnend. Livia durchfuhr eS wie ein Schlag. Sie eilte hastig hinein. Die Hände auf die Brust gepreßt, sah sie verstört um sich. ES war schön hier, einfach und vornehm. Die Wände und Möbel alle in rotem Damast, zwischen den Fenstern eine Marmorkonsolr mit vergoldeten Löwensüßen; dann noch ein Schreibtisch, ein winziger Ecksofa, einige Stühle. Und über der Konsole und und dem Kamin hohe Spiegel mit breiten Goldrahme». Aus dem Bord deS Kamins eine Bronzefigur, Diana einen Hirsch verfolgend. Links und rechts ein zwei- armiger Leuchter. Die Kerzen halb herabgebrann». Bericht über die Sitzung des Gemeinderates zu Oberlungwitz am 13. April 1904. Anwesend waren 2b Herren Ratsmitglieder Entschuldigt und unentschuldigt fehlte je ein Mitglied. Nach festgestellter Beschlußfähigkeit deS Rates er öffnete der Herr Vorsitzende die 6. diesjährige Sitz ung und machte hieraus geschäftliche Mitteilungen. 1. Hierbei nahm man davon Kenntnis, daß von 6b BezirkSgemeiudev 482,64 M. für die abgebrannte Stadt Aalesund ausgebracht worden sind. 2. Gegen den Plan über die Errichtung einer oberirdischen Telegraphenlinie durch den Hüttevgrund nach dem Bethlehemstist in Kuhschnappel hat man keine Einsprüche zu erhebe». In einer Klagsache gegen die Gemeinde wegen Nichlfreigabe gepfändeter Gegenstände soll vor Fort setzung des Verfahrens und vor Einleitung weiterer Maßregeln der anderweite Termin abgewartet werden. 4. Die Verhandlungen wegen Erwerbung von Areal zu Straßenzwecken im Hüttengrund sollen fort gesetzt werden. 5. nahm mau davon Kenntnis, daß die Stadt gemeinde Hohenstein-Er. daS zur Regelung des Hüt- tengrundwegeS benötigte Areal von Parzelle Nr. 1b35 «uentgeltlich abtritt. 6. Zu dem geplanten Bou eines Wohnhauses an der Soldbachstraße hat man Bedenken nicht zu er heben. 7. Desgleichen auch zu dem gleichen Bauvorhaben in Neuoberlungwitz und 8. zu dem auf den früher Kunath'jchen Parzellen. Zu Ersterem wird die Entrichtung deS Schleuser- und TrottoirkostenbeitrageS bedingt und zu dem letzten Bauvorhaben die erforderliche Dispensation von den Bauvorschriften bezüglich des DachauSbaueS besür- Worte», zur Förderung der Bautätigkeit. 9. Auf Anregung deS Herrn Vorsitzenden wird der Bauausschuß mit der Besichtigung deS Armen- Hauses beauftragt, behufs Festlegung der erforderlichen Baulichkeiten und der Brunnenreparatur. „DaS ist der Fürst Alexander," sagt der Ver walter, aus ein Bild zeigend, „die Leute behaupten, er ginge noch heute im Schloß um. Man weiß nicht, was davon zu halten ist. In den letzten Jahren Hai man nichts davon gehört. Vielleicht hat seine arme Seele ihre Ruhe gefunden." Die Gesellschaft ging weiter, das Geschwätz der Verwalters still belächelnd. Livia blieb etwas zurück. Sie stand vor dem Bilde deS Fürsten und starrte eS an. Es war das selbe Gesicht, das sie im Traum gesehen, derselbe Schatten an den Schläfen, dieselben Augen! Die frühe Herbstdämmerung lag bereits im Saal. Die Züge der Bilder begannen sich zu ver- wischen. Die Augen wurden glänzender, der Mund lebendiger. Todesbleich wandte sich Livia endlich ab, ging weg, blieb stehen und sah wieder zurück. Die Lippen blieben stumm, aber die Augen leuchteten immer beredter durch die tiefer und tief-r einsinkende Dunkelheit. Sie verfolgten Livia, daß sie sich immer wieder nackl ihnen umwenden mußte. Eine Frage schien in ihnen zu liegen: .Du kommst spät! ?" War es ein Borwurt, der dem unrrbirtl chen Zimmer gewesen wäre, dann hätte doch das Unglück nicht geschehen können?" L via stand bereits an der Türe. Noch einmal sah sie zurück. „Alexander", flüsterte sie, „wie hätten wir glücklich sein können! — O stillt Zwischen an- der» steht das Leben, die Verhältnisse, der Haß uvd Neid der Menschen. Wir sind frei davon. Zwischen uns steht nicht» — als ein Jahrhundert. Auch mein Lebe» wird hinübergehen wie ein Augenblick. Dann, wenn Raum und Zeit aufhören, dann vielleicht — gehören wir unS." „Livia!" klang eS aus einem entfernten Zimmer. „Ja, ich komme!" Es war so dunkel, daß man daS Bild kaum mehr zu unterscheiden vermochte. Nur die Augen glänzten sternengleich nach der Tür hinüber: „Ich danke Dir." Livia aber floh weinend hinaus aus dem Saale der Vergangenheit — zurück ins Leben. Ach eS rauschte fortan an ihr vorbei wie leerer Schall und ihre Jagend verblühte unentwciht. Beistehend bringen .'wir unseren^ Lesern ein Bild deS unterg^a^ene^ Linienschiffes „Petropawlowsk", - welches mit den Schiffen „Poltawa" ^d „Sewa stopol" als einheitliche Division den Kern der russischen Schlachtflotte in Port Arthur bildete. war eine kleine, zierliche Hand- fchrist, das Papier alt und gelb. „Sagen Sie, wie war die Geschichte? Ich habe Aas uatkUWM G LiuienM.Mo Mlanlsk".^ „Hier steht alles noch," erklärte der Verwalter „wie eS bei der Ermordung deS Fürsten Alexander stand. Sein Nachfolger wollte eS so. — Hier auf diefem Stuhl vor dem Kamin saß der Unglückliche und laß in einem Brief. Der Brief liegt hier auf der Konsole. — Hier ist die Tapetentür, durch welche der Mörder hereingekommen ist und dem Fürsten, der sich wohl nach dem Geräusch umgewandt, den Dolch in die Brust gestoßen hat." „Wie lange ist daS her?" fragte Livia. „O taS ist " einmal davon gehört. Eine Hosdame spielte dabei eine Rolle?" „Eine Hofdame? Nein, davon ist mir nichts bekannt." „Nicht? Ich deuke, sie war doch mit im Zim- mer, als der Mörder eindrang?" „Nein, Fräulein, darin irren Sie sich. Der Fürst befand sich leider allein. Der Adjutant im Vorzimmer war eivgeschlafen. Ja, wenn jemand im eingegangenen Bewerbungen um die Arbeiten zu dem RathauSneubau zunächst der Prüfung unterliegen. 12. Zur Erwerbung von Trinkwasser für das RathauSgrundstück wird Herr Vorsitzende ermächtigt, mit dem Gutsbesitzer Herrn Coder hier zu verhandeln ev. abzuschließe«. Man nahm hierbei unter DankeLauSdruck davon Kenntnis, daß die Herren Gutsbesitzer Beckmann und Hausbesitzer Hornbogen in Gemeinsinn betätigender Weis.- sich bereit gesunden haben, die LeitungSröhren unentgeltlich ourch ihre Grundstücke legen zu lasten. 13. Zu der von der vorgesetzten Behörde auf- gebenen sofortigen Anlegung deS zehnten Teiles des EinlegerguthabenS bei dec Gemeindesp rrkasse in Wert- papieren verhält man sich bis auf weiteres ablehnend. 14. Die von den oberen Behörden bedingte Ab- änderuvg des 4. Nachtrages zum Sparkassenregulativ, betr>ff-nd die Verzinsung der bis zum 3. Tage des MonalS bewirkten Einlagen für den vollen Monat, wurde genehmigt. 15. Desgleichen genehmigt man die erststellige Beleihung eines hier und eines auswärts projektierten WohnhauSveubaukS, sowie die Beleihung von drei hiesigen HaüSgrundstücken mit 1500, 3200 und 10 000 Mark. 16. Ein Gesuch um Ermäßigung des DahrlehnS- Zinsfußes sand nur teilweise Berücksichtigung und drei gleiche Gesuche wurden abgelehnt. 17. Ein weiteres Gesuch um Verlängerung der lfür Sparkassendarlehen festgelegteu einvierteljährigen Kündigungsfrist wurde der Konscquenz wegen eben- falls abgelehnt. 18. Nach längerer Aussprache genehmigt man im Interesse deS Verkehr» dir Verbreiterung der Nutz- ungsstraße hinter dem Restaurateur Uhlig'jchen Haus- gruvdstück und den Ankauf des dazu nötigen Areals zu dem geforderten ermäßigten Preise. 19. Einem Bauenden wurdr ein Streiken Hinter. , laud vom Gemeinde-Areal käuflich überlasten. 20. Bon dem Verkaufe deS der Sparkasse ge- hörigen Gute» in Thiemendorf und der Abrechnung wird Kenntnis genommen. 21. Die Zahlung der von einem Agenten ge- forderten KaufoermittelungSgebühren wurde abgelehnt, da die Forderung unberechtigt ist. 22. Auf Ansuchen der hiesigen freiwilligen Turu- feuerwehr soll die Verleihung eines FruerwehrzeichenS und eines Diploms an zwei langjährige Mitglieder beantragt werden. 23. Zur Errichtung des elektrischen Lichtes in das Steigerhaus der gedachten Wehr wurde der er- forderliche Kostenbeitrag b-willig'. 24. Dem Gesuche um Einführung elektrischer Straßenbeleuchtung im OUSteil Neuoberlungwitz ver mocht: der Gemeioderat nicht zu entsprechen, da z. Z'. nach diesem OrtSteil die oberirdische Leitung noch nicht geführt und auch nicht in Aussicht genommen wor den ist. 25. Der von dem Herausgeber der sächsischen Feuerwehrzeitung erbetene Petitionskostenbeitrag durch ein Jahresabonnement auf die Zeitung wurde abge- lehnt. 26. Einem Einspruch gegen die Erhebung von BesitzveränderungSabgabe» wurde nach Lage ministe rieller Eotscheidungev stattgegeben und 27. die besitzveränderungSabgabevpflichtige Summe der Erwerbung eines Fabrikgrundstückes festgesetzt. 28. In Sache», betreffend Nachsorderunz deS Beitrages von OberhermSdorf zum Kirchengemeinde, kasienzufchuß, beschließt man nur auf eine fünfjährige Nachzahlung zu bestehe». 29. Bon der amtShauptmanuschaftlichen Ver- sügung wegen Anstellung einer stellvertretenden Leichen- stau wird Kenntnis genommen und beschlossen, für diesen Dienst die Bewerberin Frau Marie verw. Hof mann hier bestellen zu lassen. 30. Zur Sammlung von Gaben für Deutsch- Südwesttfrika wird gegen 6 Stimmen ein Beitrag von 50 M. aus Gememdemitteln bewilligt. 31. Zu der Einbezirkung eine- in Kuhschnappeler Flur gelegenen G-undstückeS in den politischen Ge- meindebezirk Kuhschnappel erklärt man sein Einver- ständni» unter Ablehnung der Rückerstattung von Ab- gaben. 32. Behufs Instandsetzung der Brücke uvd der Bachusermauer hinter der LSbet^chen Färberei wurde der Bauausschuß mit der Besichtigung und Borberat ung beauftragt. 33. Die erforderliche Neueinmauerung eirer Säule am Mühlengrabenufer beim Grundstück Kat.» i Nr. 24 soll sofort vorgenommen werden. , ganze» Tag. ES verfolgte fie Wochen- und monate- lEvg Lie begann «»blich >» die Existenz bieser Traum gestalt zu glaube''. Sie war im Lullen überzeugt, baß dieser Fürst irgendwo in einem Erdwinkel lebe WM auch nickt ul« Fürst, so doch al» Mensch, der »0W Lchick'al bestimmt sei, ihu »och einmal in de" Weg z» trete». Eie »artete aus ihu, fwie aui etwa», da» komme» muß und fie fing «», ihn im Lebe» so innig zu lieben wie fie e» im Traum getan. Alle Welt wunderte sich und am meisten Baron Ahlev selbst, daß er in den Aug«n Livia» keine Gnade mehr finden könne. Früher freilich war wenig AuSficht dazu, Aber während jener Theateraufsühruag hatte fie ihn doch so auffällig bevorzugt Und nun wieder die gleiche Kälte wie immer Weiber find Rätsel! * * * ES verginge» einige Jahre. Livia l:bte im Stru del der Vergnügungen. Bälle, Theater, Konzerte lösten einander ab. Die Erinnerung an jenem Traum verblaßte allmählich. Eines Tage» erhielt sie eine Einladung von Ver wandten au» einer kleine» Stadt. Sie reiste hin und blieb eivige Woche» dort. E» gefiel ihr ausnehmend gut m dem kleine» Rest- Sie fühlte sich hier bald mehr zu Hause al» m der Großstadt. Vielleicht war e» die fast ländliche Einsamkeit, die reizvolle, waldige Umgebung, die ihr de« Aufenthalt so lieb machte; vielleicht auch war eS jenes unnennbar« Etwa», da» glte Stätten umwebt, die, jetzt tot und vergessen, einst fröhliches Leben geschaut. Eine Stadt gewinnt wodurch eine schöne Frau verliert — sie muß ihre Vergangenheit haben. Da- Städtchen hatte e». In de» Straßen, über den Plätzen lag der Duft der Erinnerung- Einst war hier eine fürstliche Hofhaltung gewesen- Jetzt lagen Schloß und Park verödet. Aber die Stadt trug »och de» Stempel des Gewesenen. ES wehte etwa» wie Hoflust in de» Straße». ber Fürst selber, de» fie liebte. Uvd dieser Fürst sali auch so ganz ander» aus, gl» de, gestrige. Der laug «eilige Ahlen uvd jener! Lie vückte iMer au den eigeutümliche» stummtraurigeo HM deDeu uud da« fast fragend gesprochene WM: „DU kommst spät? !" Der Blick, die Stimme, e» verfolgte fie den ZiichWes. Hoh-uft-iuErustthal, 16. April 1904. — Na wart^ nur, wen« du erst i« die Schule kommst! Diese A-ußcr«»g hört man leider gar nicht selten von Mütter, die mit einem kleinen leb- hafteu Kerlchen nicht mehr recht fertig zu Verden wisse». Die Folge davon ist, daß viele Kväblem und Mägd lein deu ersten Gang zur Schule in rrcht gedrückter Stimmung avtretev. Der alte Brauch, den Kinder» beim Eintritt in die Schule eine Zuckertüte zu über reichen, hängt auch damit zusammen. In den Kinder» soll die Meinung erweckt werde», der gütige Geber sei der Lehrer, also gar nicht ein so schlimmer Mann, wie iHv die ä geriiche Mutter g lentlich geschildert hat, wen» fie d e Schule al» eine Einrichtung hivstellte, i» »er alle kindlichen Unarten, begangen vor dem Eintritt in die Schule, ihre nachträgliche Vrrgeltuuz finde». Trotz der Zuckertüte kommt e» aber gar nicht selten vor, daß so ei» ABC-Schützlein sich ängstlich an die Mutter avklammirt uvd nicht dableiben will- Woher die Angst, die Beunruhigung de» kindlichen Gemüt»? Der erfahrene Lehrer weiß, woran e» liegt. Sache , der Eltern ab:r ist e» in solchem Falle, sich zu besinnen, ob sie nicht selbst e» waren, die schreckhafte Vorstellungen vou Schule und Lehrer in dem Kinde wcckteu. Noch rst e» Zeit, den Schade» zu he>lm wenn mau küaftig vorsichtiger mit Aenßeruage» «st, die tür kindliche Ohren und empfindsame K »dergemütcr bestimmt find. Hat sich die Ausnahme in die Schule ohne solchen Zwischen fall vollzogen kommt das Kind freudig erregt mit seinen liejnen Neuigkeiten nach Hause, so zeige man Jirteresse, taffe sich erzählen und achte sorgsam auf jede Regung oeS kindlichen Gemütsleben, besonder» auch darauf, wie das Kind über Erfolge und Mißerfolge seimr Mitschüler sich äußert, um et aa hervortretender Schadenfreude mit ' einer geeignrten Bemerkung entgegenzutretcn. Sorgsam vermeide man künftige Aeußerungen, wie: „Na wart nur, ' das sage ich deinem Lehrer!" DaS Kind merkt wohl, oie Drohung, die darin liegt. Der Lehrer soll nicht zum - Popans wcrocn Die 'anit erzielte augenblickliche Däm« > psung kindlich n U oe-mu s wird immer mit einer Schä- aigung des B^nauenS zum Lehrer erkauft. Solcher Mßbrauch des NameuS „Lehrer" ist ein Erziehungsfehler, ocn man von Ansa ig an vermeiden maß. — Wie schon oft Erfindungen gemacht morde» siad, die für die ganzen Industriezweige neue, wesent- lich veränderte Existenzbedingungen schufen, die Ein führung veuer Maschintv uvd die Umgestaltung des ProduktiovSprozesseS notwendig machten, die Technik vereivsachtev oder komplizierter gestalteten, so wird jetzt eine Erfindung praktisch in die Industrie ein- geführ», die — so lesen wir in einem Fachblatte — geeignet ist, in der Webereiiudustrie eine völlige Umgestaltung Hervorzurusen. Die Hämigsche Patentgefellfchast, G. m. b. H , in Algäu in Bayern, die schon seit längerer Zeit mit ihren Patent«« Ver suche angestellt hat, ist j tzt so weit damit gelangt, daß sie praktisch angrwendet werden lönnen, und eS siod denn auch bereit» verschiedene Bestellungen vou großen Websabrike» eingegangen. Diese Er findungen ermöglichen eS, daß ein Weber sechs bi» acht und noch mehr Web stühle zugleich bedienen kann, und die allgemeiveSinsühruugdieser technischen Vervollkommnung wll sehr leicht sein, weil fie an jedem Webstuhl, ganz gleich welchen System», anzubringen ist. Al« erste wird eine große bayerische Weberei dieses Vielstuhlsystem ein führen. Mit der Durchführung dieses ShstemS würde die Produktivität in der Webindustrie von neuem ganz bedeutend gesteigert werden, zugleich aber würde der größte Teil der Weber brotlos gemacht. Ganz besonder» würde die Hau»industrie getroffen, denn die Hausweber könnten dann im Wettbewerb gar nicht mehr in Betracht kommen. — Man wird abzuwarten haben, ob die Erfindung wirklich so epochemachend ist, wie der Schrerbrr des vorstehenden Artikel» meint. Mit dem Ruin der HauSweberei wird e» noch seine guten Wege haben; er lst schon ko ost prophezeit worden, daß er nachgerade keinen Glauben mehr findet. — SS ist verschiedentlich vorgekommev, daß Handwerker junge Leute, welche die Absicht habe» daS betreffende Gewerbe zu erlernen, nicht mehr alr Lehrlinge, sondern lediglich als jugendliche Ar beiter in Beschäftigung nehmen. ES geschieht die», weil die Lrhrherren nicht die Pfl chten auf sich nehmen wollen, welche da« Gesetz ihnen den Lehr lingen gegenüber auferlegt. Deshalb mag hier aus drücklich darauf hingewnsen sein, daß die Ausbildung eine- ordentlichen Handwerkers notwendigerweise die Ableistung einer in der Regel aus drei Jahre festzu setzendell Lehrzeit voraussetzt und daß eine Beschäftig ung al» jugendlicher Arbeiter nicht die Vorteile für einen junge« Mann mit sich bringt, die er für sich
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