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Nr, 277. Pulsnitzer Tageblatt. — Freitag, den 29. November 1929. Seite 3. brandversicherungskammer hin; wenn diese jährlich 400 000 Reichsmark für Feuerwehrbestrebungen ausbringe, so wissen wir ganz genau, daß diese Mittel nicht um sonst ausgegeben seien In seinem Festvortrag schilderte Branddirektor Frank-Leipzig die Vorgänge bei dec Grün dung des Verbandes und begleitete diesen dann auf dem Wege zu seiner jetzigen Organisation, die seit dem Jahre 1890 eine gewisse Stabilität erreicht habe. Die Weiterent wicklung des freiwilligen Wehrwesens sei, wie einsichtige Männer erkannten, nur möglich gewesen durch einheitlichen Zusammenschluß, aus dieser Erkenntnis heraus sei im Juni 1869 in Chemnitz der Landesverband gegründet worden. Der Redner schilderte 'dann, wie die Entwicklung während des Krieges gestockt habe, doch sel später das Gefüge des Verbandes erneut gefestigt worden. Der Hochstand des sächsischen Feuerlöschwesens lasse sich in der fortgeschrittenen Technisierung erkennen. Er wünschte, daß von Seiten der Unfallversicherungen den Wehren ein größeres Entgegenkom men bewiesen werde und gab zum Schluß der Hoffnung Ausdruck, daß Staat und Gemeinden in Zukunft nicht mehr soviel als bisher auf die finanzielle Leistungsfähigkeit der Freiwilligen Wehren rechnrn werden. Oie deutsch-russischen Flüchtlinge überwintern in Deutschland. Die Verhandlungen, die die deutsche Regierung durch den deutschen Generalkonsul in Montreal mit der kana dischen Regierung über die Unterbringung der deutsch stämmigen Flüchtlinge aus Rußland führt, sind noch nicht endgültig gescheitert, wie bereits in einem Teil der englischen Presse zu lesen war. Die kanadische Regierung hat aber darauf hingewiessn, daß die Ansiedlung im Winter erheb liche Schwierigkeiten bereiten würde und daß auch im Som mer nicht ohne weiteres sämtliche Flüchtlinge untergebracht werden könnten. Jedenfalls werden die deutsch-russischen Flüchtlinge zunächst den Winter in Deutschland zubringe« müssen. Die Flüchtlinge werden entgegen der ursprünglichen Absicht, zunächst nicht in dem Schneidemühler Optantenlager, sondern in den Flüchtlingsquartieren und in den alten, jetzt unbenutzten Kasernen in Hammerstein, Kreis Schlochau, Un terkunft finden. In Hammerstein ist zur Zeit alles für die Ausnahme des ersten Zuges von Flüchtlingen ausnahmebereit. Zum Direktor des Flüchtlingslagers wurde Major a. D. Fuchs ernannt, der sich bereits nach Hammerstein begeben hat und vorher eine eingehende Besprechung mit dem Reichs kommissar der Flüchtlingshilfe, Reichstagsabg. Stück len, hatte. In Hammerstein hird zur Zeit fieberhaft gearbeitet. Bereits abgerissene Flüchtlingsquartiere werden wieder auf gebaut. Die Handwerker der Stadt finden hierbei-lohnende Beschäftigung. Auch die Lebensmittel werden, soweit "ch ermöglichen läßt, aus der engeren und weiteren Umg g von Hammerstein bezogen. Volksentscheid endgültig am 22. Dezember? Die öffentliche Erklärung des Reichsausschusses gegen die Festsetzung des Termins für den Volksentscheid auf den Goldenen Sonntag, den 22. Dezember, hat bei der Regie rung eine ablehnende Haltung hervorgerusen. Von unter richteter Seite wird erklärt, daß die Reichsregierung nicht die Abicht habe, den Termin für die Volksabstimmung zu ver legen. Da der Goldene Sonntag aus religiösen und aus wirtschaftlichen Gründen als Tag einer Volksabstimmung absolut unmöglich sei, hatte der Reichsausschuß für den Volksentscheid gegen den 22. Dezember als Termin für den Volksentscheid Einspruch bei Ler Reichsregievung eingelegt. Zwei Milliarden Dollar für die amerikanische Wirtschaft. Washington. Die letzte Beratung, die der, ameri kanische Staatspräsident Hoover cinberufe« hatte, um Maßnahmen zur Abhilfe der schlechten Wirtschaftslage zu treffen, die infolge des letzten Bankkrachs über ganz Amerika hereingeürochen ist, dauerte kaum zwei Stunden. Um Be schlüsse über die von Präsident Hoover angeregten Maß nahmen zu fassen, inwieweit die öffentliche Hand zur För- derung der Wirtschaft beisteuern könnte, vereinigten sich die Leiter der Elektrizitüts-, Gas- und Wasserwerke, sowie der Straßenbahnen. Sie teilten dem Präsidenten Hoover mit, daß ihre Gesellschaften 1,8 Milliarden Dollar im nächsten Iabr ausgcben würden. Andere wichtige Betriebe der „öffent lichen Hand" versprachen die Maßnahmen des Staatspräsi denten gleichfalls zu unterstützen und der Wirtschaft durch Erweiterungsbauten zu helfen. Voungplan ohne Gaarlösung? mE-Miuasrt aus Paris ist nicht daran zu denken, daß d1e La?rverhand ungen vor Abschluß der zweiten Haager bringen könnten. Es werde» nur BorbespN geführt, die nicht emmal auf die Sache, sondern nur auf die Verhandlungssormen eingehen. Frank- reich verschon«. Nein Grunde, weil in Frankreich zwei das Saargebiet überbnunt nicht zurückgebe», die andere mit seiner Rück-,«^ L Mft machen" das über 1935 hinaus der französischen Wi^chaft außerordentliche Vorteile bringt. Frankreichs Riesenrüstungen. Jährlich Milliarde für Heereszwecke. dem Fortgang der Arbeiten unterrichtet. Der Finanzausschuß der Kammer hat sich ferner mit dem von der Regierung aufgestellten Programm für die nationale Ausrüstung und für die Steuerermäßigung be schäftigt. Entgegen dem Regierungsvorschlag, der dahin geht, fünf Milliarden auf fünf Jahre zu verteilen, hat der Ausschuß mit 16 :14 Stimmen dieses Programm dahin ab geändert, daß eine Milliarde jährlich in den Haushalt auf- genommen und auf die einzelnen Posten eines jeden Ministe riums verteilt werden soll. Gärung in Rußland. Moskau. In Smolensk soll ein F i nan z s k a n d a l, ähnlich wie der bekannte Astrachanprozeß, aufgedeckt sein. Beamte des Smolensker Stadtfinanzamts werden beschul digt, Bestechungen angenommen und Privatunternehmen un genügend besteuert zu haben. Die Steuerrückstände der Pri vatunternehmer seien zwar abgeschrieben, aber die Genossen schaften seien innerhalb von zwei bis drei Tagen gepfändet und ihre Sachen sofort verkauft worden. Sechzehn Beamte sind entlassen worden, ein Teil ist vor Gericht gestellt. Befehl an Sowjetgeneral Blücher. Wie aus Moskau gemeldet wird, hat die Sowjetrcgie- rung den Oberbefehlshaber der sowjetrussischen Truppen in der Mandschurei, Blücher, telegraphisch angewiesen, den Vormarsch auf Eharbin eiuzustellen. Die russischen Truppen werden aber nur dann das chinesische Gebiet verlasse», wenn das Abkommen zwischen China und Rußland über die Ver waltung der chinesischen Ostbahn unterzeichnet wird. Die Minderheiten in Polen wehren sich. Warschau. Die Konferenz der Ukrainer, Weiß- russen und Litauer brachte zur großen Ueberraschung der polnischen politischen Kreise, insbesondere des polnischen Regierungslagers, den Zusammenschluß sämtlicher ukrainischer, weißrussischer und litauischer Parteien in Polen, die den nationalen Gedanken betonen, auch wenn einige Parteien darunter sich radikal oder sozialistisch nennen. Ausgeschlossen ind die kommunistischen Gruppen und solche, die eine Ver- Bändigung mit Polen anstreben. Diese beiden Gruppen haben jedoch in den jn Betracht kommenden Gebieten nur einen sehr geringen Anhang. Zur Konferenz wurden die Deutschen und die Juden nur aus dem Grunde nicht herangezogen, weil sie keine rein territorialen Min derheiten sind. Eine Zusammenarbeit von Fall zu Fall wird jedoch dadurch in keiner Weise beeinträchtigt. Lst -er Vorsprung -es AusLan-es einzuholen? i Die entscheidende Frage des Rundfunks. Auf einer Besprechung bei dem Rundfunkkommissar des Reichspostministers Staatssekretär a. D. vr. Bredow in Berlin, an der die Vertreter der Presse wie auch der Funk vereine teilnahmen, wurde darüber Klage geführt, daß es heute kaum möglich sei, z. B. von Berlin aus den Leipziger Sender oder sogar in der näheren Umgebung von Stuttgart den dortigen Sender zu hören, weil diese einfach von stär keren Sendern übersprochen würden. Von den Ver tretern der Reichspost wurde daraufhin dargelegt, daß diese Klagen zuträfen. Es werde nunmehr ein neues Großsendersystem für Deutschland in Angriff genommen werden, nachdem es bereits mehrere Auslandssender mit gewaltigen Energien im Aether gäbe, so z. B. in London, Moskau und eine tschechische Station. Deutschland sei in dem Bau von Großsendern bisher zu rückgeblieben, aber die Reichspost sei bemüht, den Vor sprung des Auslandes nach Möglichkeit einzuholen. Es sei bereits für Süddeutschland ein Großsender von 60 Kilowatt vorgesehen, welcher in der Nähe von Heidelberg aufgestellt werden soll. Weitere acht solcher Groß sender sollen ferner gebaut werden. Neben den neuen Haupt sendern mit je 60 Kilowatt Leistung, die ohne weiteres bis auf 100 Kilowatt erhöht werden kann, bleibe eine große Zahl der bisherigen Ortssender bestehen, die jedoch auf dem Prinzip des Gleichwelle nrundfunks betrieben werden. Die Abstellung der Mißstände beim Rund funk ist deshalb besonders erforderlich, weil in den Grenzgebieten durch die starken Sender der Nach barstaaten die schwächeren deutschen Sender ganz empfindlich gestört werden. — Bei der Besprechung wurde zum Ausdruck ge bracht, ob es nicht möglich sei, irgendwie gegen die Rück ¬ koppler vorzugehen, die durch unsachgemäße Behandlung der Cmpfangsapparate einen einwandfreien Empfang der an deren Rundfunkhörer verhindern. Ferner wurde zum Aus druck gebracht, daß die Tage des Bildfunks wohl vorüber seien. In der Bevölkerung bestehe für den Bild funk wohl kaum Interesse, abgesehen davon, daß sich heute bei der allgemeinen Notlage kaum ein Deutscher die teuren Bild- funkapparate kaufen könne. Es wurde fast einstimmig die Einstellung der Bildfunksendungen gefordert, an deren Stelle besser eine Vervollkommnung des unter haltenden und belehrenden Funkprogramms eintreten könne. — Staatssekretär vr. Bredow hatte zuvor noch erklärt, daß nach seiner Ansicht von einer parteipolitischen Einstellung der Funksendungen nicht gesprochen werden könne. Aus aller Welt. Der Nachtschnellzug Barcelona — Madrid entgleist. Madrid. Der Schnellzug Barcelona — Madrid ist infolge Räder- und Achsenbruchs des Speisewagens bei Calatayud entgleist. Personen sind nicht zu Schaden gekommen. Der Verkehr auf der Strecke Bar celona—Madrid Ht unterbrochen, - Durch einen Scherz zum Krüppel. Jn St. Paul km Lavanttal (Klagenfurt) bekam ein vierzehnjähriger Hüte-j junge von seinem Dienstgeber den Auftrag, aus dem Dach- i boden mehrere Nägel einzuschlagen. Da der Junge keine» Hammer sand, sagte ihm der Bauer scherzweise, er möge die Nägel mit einer der auf dem Boden liegenden Handgranaten einschlagen. Der Vierzehnjährige führte diesen Auftrag wörtlich aus, die eine der Handgranaten explodierte und riß dem Knaben beide Arme vom Körper ab, ' Al Großstadtelend. Eine soeben abgeschlossene Untersuchung hat ergeben, daß nach ärztlichem Urteil 30 Prozent aller Berliner Gemeindeichulkinder unterernährt sind. Von diesen 30 Prozent werden etwa 17 Prozent in der Schule' mit Frühstück und Mittag gespeist, für die übrigen 13 Prozent reichen die städtischen Mittel nicht aus. Dabei haben Stich-' proben in den städtischen Schulen ergeben, daßtäglichfast 50 000 Kinder nüchtern und ohne Frühstück zur Schule! kommen und die Schule nach dem Unterricht wieder hungrig verlassen müssen. Vom Mühlenrad völlig zermalmt. In einer Wassermühle in Woykowiec im Dombrowaer Grubenbezirk wurde ein > 24jähriger Müllcrgeselle infolge eigener Unvorsichtigkeit von einem Zahnrad der Mühle erfaßt und vollständig zermalmt, i -Die Wände der Mühle waren ganz mit Blut bespritzt. Die Leichenteile wurden am Fußboden unter dem Mühlenrad verstreut aufgefunden. 100 Schweine verbrannt. Bei einem Brande, der in Großkrampen bei Wilster (Schleswig) in einer Scheune ent stand, verbrannten etwa 100 Schweine sowie 30 Fuder Stroh' und einige landwirtschaftliche Maschinen. Laudesmrtterwarte Dresden IStnchdrn» v«,bo»«v) Teils stark wolkig, teils durch Föhn zeitweise Aufheiterung, ört lich vorübergehend etwas Regen möglich. Temperaturen schwankend, ober im Flachland weiterhin vorwiegend mild. Kammgebicte Tempe ratur um den Nullpunkt. Flachland schwache bis mäßige südöstliche bis südliche Winde, Gebirge vorwiegend lebhafte Luftbewegung aus Süd bis Tüdwefi. MM-MW SesWSUW MVISM Dresden, 29. November, 11 Uhr 50 Min. T.-lck. Commander Byrd zum Südpol gestartet Newyork. Nach einer Meldung der New-Iorker Times ist Commander Byrd am Donnerstag um 22 Uhr 29 Min. amerikanischer Zeit (4 Uhr 29 Min. mitteleuropäi scher Zeit) nach dem Südpol gestartet. Freude am M Freude am Wort WfslMN« MonaWchk kdesSciiMiglÄMlt — WcftermannsMouatSbeste sind in ihrem Inhalt. Ihrer Biel. seiagkeitundFarbenfrendlgkeit die schönst« und mit dem Seft- vreis do» S Mark dl« billigst« Zeitschrift dies«» Art. Probeheft kostenlos Wir senden Ihnen ei» Heft dieser schönen Zeitschrift kosten los. gegen Einsendung dieser Anzeige und so Pf. in Marke« fürPorlo»AlSSond«rb«Ilage „Westermanns Monatsheft- AtlaS-Karten" ohne Erhöhung des Bezugspreises. * Verlag von „Westermanns Monatsheften", draunschweig AluMrvZtMM öa-GtdÜdüm INI fA.äic veunäcrvolle ^rbeiixerleich- icrung. <üc im diu Ile UeN- unä Zpeisenrezie vSM Oe^cÜIrr son- rpüh. -sie all« mit herrlichem Olsnr umgibk.äarl In Ihrem tiallrhsh nicht fehlen! 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