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Nr. 28 PAPIER-ZEITUNG 1027 Schönste an Miniaturen und Initialen aus dem 6. bis 16. Jahr hundert gesammelt und in getreuer Wiedergabe zu einem Lehrgänge vereinigt. Den kalligrafischen Meisterwerken aus der karolingischen Zeit folgen solche aus der roma nischen Zeit, aus der Periode der Gothik und der Renaissance. Bei diesen Nachbildungen ist es dem Künstler vortrefflich gelungen, die lange verlorene Kunst der Relief vergoldung auszuführen. Der zweite Theil der Ausstellung enthält eine lückenlose Uebersicht über das Schriftwesen des 16. Jahrhunderts, vorgeführt in Handschriften und Buchdruck- Erzeugnissen, chronologisch und nach Ländern geordnet. Aus Theilen von Lehrbüchern der Schreibschulen ist die Sorgfalt zu erkennen, die man den Schriften zuwendete. An Hunderten klassischer Beispiele wird die Entwicklung der lateinischen wie der deutschen Schriftcharaktere nachgewiesen. Meister haft gezeichnete Initialen in den verschiedensten Formaten zeigen, mit welcher Sauberkeit man zu jener Zeit arbeitete, und beweisen, dass die in neuerer Zeit oft missbrauchte Derbheit der altdeutschen Schriftformen vielfach nur auf die unvollkommene Drucktechnik jener Zeit zurückzuführen ist, während die gezeichneten und geschnittenen Originale überaus fein gearbeitet sind. Georg Wilhelm Winter % In Frankfurt a. M. wurde am Sonnabend, 31. März, ein Mann zur Ruhe bestattet, der sich sowohl um die lithografische Kunst, als auch um die naturwissenschaftlichen Bestrebungen besondere Verdienste erworben hat: Georg Wilhelm Winter, Mitinhaber der 1871 gegründeten Lithografischen Anstalt, Buch- und Steindruckerei von Werner & Winter. W., der im 55. Lebens jahre stand, hat früher längere Zeit auf der deutschen zoolog ischen Station in Neapel gearbeitet und im Taucheranzug Erforschungen der Farbeneffekte in der Meerestiefe ausgeführt. So kam es, dass die feine künstlerische und dabei getreueste lithografische Wiedergabe makro- und mikroskopischer Prä parate, sowie von Zeichnungen aus den verschiedenen natur wissenschaftlichen, namentlich zoologischen Gebieten der Firma die Anerkennung der wissenschaftlichen Kreise der ganzen Welt verschafft hat. Tafeln, wie die der Abhandlungen der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft zu Frankfurt und der Veröffentlichungen vieler anderer Gesell schaften, die aus der Meisterhand Winters hervorgingen, stehen wohl unübertroffen da. W. war es auch, der in Gemeinschaft mit Herrn Leopold Sonnemann, Begründer der »Frankfurter Zeitung«, seiner Zeit den Ankauf der Biblio thek des bekannten Naturforschers Karl Vogt in Genf für Frankfurt anregte. Es wurden damals 28350 M. zu diesem Zwecke zusammengebracht. W. leitete die Verhandlungen mit der Wittwe Vogts und sorgte für die Ueberführung der Biblio thek von Genf nach Frankfurt. Für die Werke Karl Vogts hat er viele Illustrationen in Farbendruck geliefert. W. war arbeitendes Mitglied der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft und hat derselben durch seine mit praktischem Sinn verbundenen technischen Kenntnisse mannigfache und wichtige Dienste geleistet. CI. Preisausschreiben Im Auftrag der Firma Kast & Ehinger, Druckfarben-Fabrik, Stuttgart, erlässt der dortige Verein für dekorative Kunst folgendes Preisausschreiben: Eine einfarbige Zeichnung für den Katalog obiger Firma. Sie soll in Feder- oder Kreidemanier ausgeführt sein, sodass sie sich sowohl für Steindruck, als auch Buchdruck eignet. Die Zeichnung hat in der Wiedergabe die Güte der Druckfarbe zu zeigen und muss daher neben schwarzen, also vollständig gedeckten Partien auch feine Abstufungen enthalten. Für letztere sind bei Anwendung der Kreidemanier ein feines Korn, bei Federmanier feine Strichlagen anzuwenden. Die Wahl des Vorwurfs ist dem Künstler vollkommen überlassen, nur das religiöse oder politische Gebiet darf nicht betreten werden. Die Zeichnung kann auf die Fabrikation der Firma hinweisen. Ebenso kann die Firma Kast & Ehinger, Gesell schaft mit beschränkter Haftung, Stuttgart, oder die Fabrikmarke, oder Beides in der Zeichnung enthalten sein. Falls die Fabrik marke angewendet wird, muss sie mit der im Handelsregister eingetragenen übereinstimmen; einen Abdruck derselben ver sendet der Verein auf Wunsch kostenlos. Die Zeichnung ist soweit fertig zu stellen, dass, falls nicht eine Originallithografie geliefert wird, direkt durch fotografische Uebertragung darnach gearbeitet werden kann. Der Druck erfolgt auf weisses Papier, Grösse der Zeichnung im Druck 12.2 X 8,5 cm Hochformat. Erster Preis 250 M. Zweiter Preis 125 M. Dritter Preis 75 M. Die Firma behält sieh vor, weitere vom Preisgericht zum An kauf empfohlene Zeichnungen mit denselben Rechten wie die prämiirten Entwürfe innerhalb drei Monaten zum Preise von 50 M. zu erwerben. Einlieferungstermin: 15. April 1900. Die Firma Greiner & Pfeiffer, Kgl. Hofbuchdruckerei, Stutt gart, erlässt folgendes Ausschreiben: Ein farbiger Entwurf zu einer Adresskarte (Dreifarbendruck) mit der Aufschrift Greiner & Pfeiffer, Kgl. Hofbuchdruckerei, Stuttgart. Erster Preis 200 M. Zweiter Preis 150 M. Dritter Preis 100 M. Einlieferungstermin: 1. Mai 1900. Die Firma U. Levi, lithographische Kunstanstalt, Stuttgart, sucht einen farbigen Entwurf zu einer Adresskarte, für Lithografie bis zu drei Farben, mit der Aufschrift U. Levi, Lithographische Kunstanstalt und Druckerei, Stuttgart, durch Wettbewerb zu er langen. Erster Preis 100 M. Zweiter Preis 60 M. Dritter Preis 40 M. Einlieferungstermin: 1. Mai 1900. Zur Theilnahme an diesen drei Preisausschreiben ist jeder Künstler eingeladen. Die näheren Bedingungen sind kostenlos vom »Verein für dekorative Kunst und Kunstgewerbe, Stuttgart« zu beziehen, s. ■ Verbot der Anpreisung von Geheimmitteln Der Verein der Buch- und Steindruckerei-Besitzer von Barmen und Elberfeld erhielt auf seine in Nr. 16'd. Js. mitgetheilte Eingabe an die Handelskammer in Barmen folgenden Bescheid: Barmen, 22. Februar 1900 An den Verein der Buch- und Steindruckerei-Besitzer Barmen-Elberfeld z. H. des Vorsitzenden Herrn Wilhelm Hyll Barmen Die unterzeichnete Handelskammer bedauert, dem Wunsche, welchen der verehrliche Verein in seiner Eingabe vom 19. April 1899 ausgesprochen hat, keine Folge geben zu können, da sie nach reiflicher Erwägung sich nicht dazu verstehen kann, einem Gesetze entgegenzutreten, welches einem fühlbaren Bedürfniss, dem Publikum Schutz gegen Schwindel von Geheimmitteln zu gewähren, Rechnung tragen will.. Die Anlage des Schreibens vom 14. d. Mts. lassen wir anbei zurückfolgen. Die Handelskammer gez. Dahl Barthels Ackermann Der Verein der Buch- und Steindruckerei-Besitzer von Barmen- Elberfeld wird sich bei diesem ablehnenden Bescheide nicht beruhigen. Die Handelskammer scheint das Wesen der beabsichtigten neuen Be stimmungen übersehen zu haben. Der genannte Barmer Verein be absichtigt äusser den Druckern auch die Vereine der Papierfabrikanten, Papierverarbeiter, Drogisten usw. zum Kampf gegen die neuen Be stimmungen heranzuziehen und hofft, dass diejenigen Mitglieder der beiden Handelskammern von Barmen und Elberfeld, welche dem grafischen Gewerbe angehören, die übrigen Mitglieder überzeugen werden, dass die bestehenden Gesetze gegen den »Geheimmittel- Schwindel« vollkommen genügen, und dass die beabsichtigte Neu reglung des »Verkehrs mit Geheimmitteln«, insbesondere mit erlaubten Geheimmitteln, dem Druck- und Papiergewerbe grossen Schaden zu fügen würde. M. Die »Gesellschaft der Bibliophilen«, die sieh die Aufgabe stellt, als erster deutscher Verein dieser Art, schöne und werthvolle Publikationen nur für ihre Mitglieder zu veranstalten, versandte soeben ihren ersten Jahresbericht nebst Mitglieder verzeichniss. Der Verein ist trotz seines kurzen Bestehens schon seinen französischen und englischen Vorbildern an Mitgliederzahl überlegen. Er ist mit mehr als 410 Mitgliedern in sein zweites Jahr eingetreten. Als erste Veröffentlichung hatte die Gesellschaft eine vortrefflich gelungene Faksimile-Reproduktion von Goethes Lustspiel »Die Mitschuldigen« herausgeben, als weitere folgen jetzt ein lexikalisches »Handbuch des Bücherfreundes« und die erste deutsche Uebersetzung des »Philobiblion« des R. de Bury, eines kulturhistorisch und bibliofilisch hochinteressanten Werkes. Nähere Auskunft über die Gesellschaft ertheilt ihr Sekretär, Herr V. Ottmann in Stuttgart, Hasenbergstrasse 19. g. Pariser Weltausstellung 1900. Die für die Ausstellung des deutschen Buchgewerbes bestimmten Ausstellungs-Gegenstände wurden in Leipzig im Deutschen Buchgewerbehause unter Auf sicht der Ausstellungs-Kommission und des Geschäftstührers des Deutschen Buchgewerbe-Vereins gesammelt, verpackt und am 28. und 29. März in sechs Waggonladungen nach Paris ge sandt. g.