Volltext Seite (XML)
Nr. 27 PAPIER-ZEITUNG 983 15 Jahren in Südamerika als Papier-Einfuhrhändler thätig, die letzten 8 Jahre als Theilhaber der Firma Stahr y Mex in Valparaiso, aus welcher er behufs der Neugründung austritt. S. Harzleim Zu Nr. 25 S. 911 Freiburg i. B., 30. März Die Redaktion der Papier-Zeitung hat bereits in klarer Form auf den merkwürdigen Wandel in den Ansichten des Herrn Huth hin sichtlich des Werthes des freien Harzes im Harzleim hingewiesen. Der Grund des sich selbst dementirenden Verhaltens des Herrn Huth kann nur darin gesucht werden, dass Herr H. in praxi mit seinem Druckkessel die früher von ihm erhoffte und angepriesene Menge freien Harzes nicht erzielen kann und deshalb die Bewerthung des Harz leims nach dem Gehalt an freiem Harz, als für sein Fabrikat unbequem, heute verwirft. Es wiederholt sich hier die alte Fabel vom Fuchs und den sauren Trauben. Dr. C. Dreher *** London, 30. März 1900 Der Zusatz der Redaktion zu meiner Ansicht über die Ver wendung von Harzlösemitteln ist nicht zutreffend. Ich habe eine ganze Anzahl Patente in Deutschland und England genommen, Harz leimbereitung betreffend, so z. B. die Herstellung von Harzleim mit überhitztem Dampf, alle zu dem Zweck, mir die Rechte der Benutzung der verschiedenen Verfahren zu sichern. Das von der Redak tion genannte englische Patent erwähnt nur den Zusatz von Carbol- säure als thunlich, nicht als nothwendig und ist nur angeführt den Gebrauch dieses längst bekannten Harzlösemittels frei zu machen. Meine Ueberzeugung ist, dass Harzleimbereitung in Spezialfabriken gehört, und dass das Druckverfahren in ungeahnt kurzer Zeit diese Umwälzung hervorbringen wird. Meine Thätigkeit in dieser Richtung hat nun eine ganze Reihe von Konkurrenzverfahren hervorgerufen, die wenn auch selbst nicht lebensfähig, dazu dienen, den Fabrikanten irre zu führen. Deshalb meine Aeusserung. G. Huth. * * * Harburg, Elbe, 1. April 1900. In Nr. 25 Ihres geschätzten Blattes lese ich einen Artikel des Herrn G. Huth mit einer Nachschrift der Redaktion. Ich habe mit Herrn Huth susammen kein Patent irgendwelcher Art angemeldet. Es handelt sich hier offenbar um einen Irrthum oder Druckfehler. Es ist möglich dass Herr Herrmann Arledter-London gemeint ist. Fritz Arledter. In dem Patent-Bericht des »Journal of Society of Chemical Industry« Februar-Heft von 1900, sind die Herren F. Arledter und G. Huth als Anmelder des erwähnten Patents genannt. Red. Feuer in der Memeler Zellstoff-Fabrik Memel, 29. März 1900 »Feuer in der neuen Zellulosefabrik!« hiess der Schreckensruf, der heute früh unsere Stadt alarmirte. Erfreulicher Weise konnte bald eine gewisse Beruhigung Platz greifen, da das Feuer schon nach einer Stunde auf seinen Herd beschränkt war und der imposante Gebäudekomplex, der eben erst fertig gestellt wurde und in diesen Tagen seiner Bestimmung übergeben werden sollte, im Wesentlichen unversehrt geblieben ist. Das Feuer entstand kurz nach 7 Uhr auf der chemischen Station, der sogenannten »Laugenbereitung«, und zwar, wie festgestellt ist, durch die Unvorsichtigkeit eines Arbeiters. In diesem vollständig fertigen Gebäude, in dem nicht mehr gearbeitet wurde, befand sich eine Werkzeug- und Frühstücksbude für die Blei- löther. Zur Heizung diente ein sogenannter »Kanonenofen«. Ein Arbeiter fand um 61/2 Uhr diesen Ofen stark überheizt, nahm ein Scheit Holz, das, wie er glaubte, noch nicht angebrannt war, das aber doch schon geglimmt haben muss, heraus, legte es in einen Korb und entfernte sich. Eine halbe Stunde später schlugen die hellen Flammen aus dem zwei Stock hohen Gebäude. Die Feuerwehr wurde gegen 714 Uhr alarmirt und rückte mit vier Spritzen aus. Sie entfaltete alsbald eine umfassende Thätigkeit, obgleich zuerst Wassermangel herrschte (das Haff war, des Eises wegen, anfangs nicht zugänglich) und es gelang ihr zunächst, den hart bedrohten Wasserthurm zu retten. Das Feuer blieb auf die Laugenbereitung beschränkt. Von diesem Gebäude ist der Dachstuhl und eine Balkenlage im Innern vollständig zerstört, von den zur Laugenbereitung dienenden 13 grossen Bottichen sind dagegen nur 6 verbrannt. Das Mauerwerk ist völlig intakt, desgleichen die in dem Gebäude befindlichen Maschinen. Die anderen sieben selbständigen Gebäude sind vom Feuer nicht berührt worden. Der Schaden beläuft sich auf etwa 12000 M., die durch Ver sicherung gedeckt sind. Die Betriebseröffnung der Fabrik, die kurz nach Ostern erfolgen sollte, erleidet durch den Brand eine Verzögerung von kaum mehr als vier Wochen. Memeler Dampfboot Erhöhung der Packpapier-Preise in Frankreich. Die am 15. März in Paris versammelten Packpapier-Fabrikanten beschlossen ein stimmig, die bis zu diesem Tage gangbaren 100 kg Preise um 2 Frank zu erhöhen und die Gewährung von Skonto aufzuheben. Kleineren Abnehmern darf der übliche Skonto gewährt, jedoch muss dann der Preis um weitere 2 Frank erhöht werden. Papierlieferung nach dem Ausland Aus dem hohen Norden Unsere Königliche Telegrafen-Verwaltung bestellte bei einer deutschen Papierfabrik eine Anzahl Morse-Rollen für ihren Betrieb, um damit einen Versuch zu machen, da dem Chef der Telegrafen- Verwaltung das Erzeugniss einer deutschen Fabrik besonders em pfohlen war. Zum grössten Erstaunen erhielt die Telegrafen-Ver waltung von der Papierfabrik ein eigenthümlich gehaltenes Schreiben, in welchem die Fabrik mittheilt, dass ihr das erhaltene Schreiben von der Behörde wegen der Unterschrift nicht genügte (es sollte wohl vom König selbst unterschrieben sein?), und sie daher den Auftrag nicht ausführt. Bei solchen Weitläufigkeiten bedankt sich die erwähnte Behörde dafür, ein zweites Mal mit einer deutschen Papierfabrik anzuknüpfen. Ich möchte ferner darauf hinweisen, dass sich die deutschen Firmen im Verkehr mit dem Auslande in ihren Briefen der lateinischen Schriftzeichen bedienen sollten und nicht der deutschen Keilschrift, welche die meisten deutsch verstehenden Ausländer nicht lesen können, wodurch so manches Geschäft verloren geht. C. Man kann es der deutschen Firma nicht übelnehmen, dass sie sich vor Annahme eines Auftrages erkundigt, ob die be stellenden Beamten zur Ertheilung des Auftrags befugt sind, und die ausländische Behörde hat Unrecht, wenn sie deshalb die Verbindung abbricht, statt die geforderten Nachweise zu liefern. Das vorsichtige Handeln der Papierfabrik ist eher dazu angethan, ihr das Vertrauen des Bestellers zu erwerben. Den Vortheil der Lateinschrift im Verkehr mit den Aus lande haben wir wiederholt betont. Red' Umgehung des Zwischenhandels Es wurde schon häufig darüber Klage geführt, dass seitens einiger Papierfabrikanten direkt an Verbraucher geliefert wird, jedoch glaubte ich bislang, dass solches entweder seitens kleinerer Fabriken geschähe oder nur an Verbraucher, welche nicht unbedeutende Mengen ab nehmen, und in solchen Fällen ist darüber nicht viel zu reden. Dass aber eine Firma mit 6 Fabriken und 14 Papiermaschinen direkt an Wirthe geht und Papierservietten verkaufr, war mir und jedenfalls den meisten Lesern unbekannt. Noch mehr wird sich aber Jeder wundern, wenn ich sage, diese Fabrik bedruckt dem Wirth auch 10000 Servietten für 12 M. 50 Pf. und sendet demselben eine Klosetpapier-Preisliste »Nur für Wiederverkäufer«. Die Beweise sende ich der Papier-Zeitung mit Gegenwärtigem ein. C. F., Grosshändler Schüttelrahmen der Langsiebmaschine Thomas H. Savery, Leiter der Pusey and Jones Co. Maschinenfabrik in Wilmington, Del., V. St. v. Amerika, be müht sich seit vielen Jahren, die einzelnen Theile der Papier maschine so zu vervollkommnen, dass an der Maschine trotz raschen Laufs möglichst wenig Stillstände vorkommen, und dass die Güte der Erzeugnisse unter dem raschen Gange nicht leide. In seinem amerikanischen Patent Nr. 635511 sagt er unter Anderem, dass die Bewegungen des Schüttelrahmens und des Siebes auf den Registerwalzen genau berechnet und ein gehalten werden müssen, wenn die Verfilzung des Papiers richtig vor sich gehen soll, und dass jede Abweichung von der für die gearbeitete Papiersorte richtigen Gangart fehlerhafte Verfilzung und Ausschuss-Papier zur Folge hat. Der Schüttelrahmen wird meist an dem Gautschwalzen- Ende so in Zapfen gelagert, dass er in waagerechter Ebene be weglich ist. Dem Brustwalzen-Ende des Rahmens ertheilt der Arm des Schüttelbocks rasche seitliche schwingende Bewegung, meist 250 Schwingungen in der Minute mit von 0 bis 6 mm schwankendem Ausschlag. Will man gutes Papier er zielen, so müssen Registerwalzen, Brust- und Gautschwalze, Siebleit- und Spannwalzen mit der grössten Sorgfalt gebaut und ihre Lage gegen einander genau eingestellt sein. Trotzdem erhält man auch auf guten Maschinen oft fehlerhaftes Papier, und zwar umso häufiger, je rascher die Maschine läuft. Savery fand, dass — trotz grösserer Geschwindigkeit als bisher üblich war — viele Fehler im Papier vermieden werden können, wenn man die Zapfen der auf dem Schüttelrahmen angebrachten Walzen (Brust-, Register-, Gautsch- und Leitwalzen) derart ver stellbar macht, dass die Walze und das Sieb in jedem Punkte gleichförmige Geschwindigkeiten haben, d. h. dass kein Theil des Siebes durch unbewegliche oder langsam sich bewegende Walzen zurüchgehdlten wird. Durch diese Unregelmässigkeiten, so klein sie auch seien, entstehen dickere und dünnere Stellen im Papier, und auch das Sieb leidet, wenn es an einem Punkte vorwärtsge schoben und gleichzeitig an einem anderen durch träge Walzen zurückgehalten wird. Alle diese seit jeher bekannten Unvoll-