Volltext Seite (XML)
Nr. 30 PAPIER-ZEITUNG 1095 woselbst sie nach fünfstündigem schwerem Leiden, ohne wieder das Bewusstsein erlangt zu haben, um 1 Uhr nachts starb. Dem 22 Jahre alten Hilfsarbeiter Fritz Maurer aus Münchenstein wurde durch ein von dem explodirten Zylinder herrührendes schweres Eisenstück der Kopf weggerissen. Leichtere Verletzungen durch ausströmenden Dampf und um herfliegende Eisenstücke erlitten der Maschinist Friedrich Asal, der 21 Jahre alte Arbeiter Reinhard Wagner, der 27 Jahre alte Ludwig Schaub und der 45 Jabre alte Albert Hachen. Der Maschinenraum bietet ein trauriges Bild der Zerstörung. Wirr liegen die Maschinentheile durcheinander. Von der Gewalt der Explosion kann man sich einen ungefähren Begriff machen, wenn man sieht, wie selbst 8—10 cm dicke Eisenplatten und Maschinentheile mit Leichtigkeit zersprengt wurden. Das Schwungrad, dessen Rand und Speichen 15 cm Dicke aufweisen, ist in eine Unzahl Theile zer splittert, die 80 cm dicke Mauerwand, welche das Kesselhaus und die Dampfmaschine von dem Explosionsraume trennt, ist bis auf den Grund zerstört, während das Kesselhaus selbst und die Dampf maschine nur unbedeutende Beschädigungen aufweist. Der 40 cm dicke Plafond des Maschinenhauses, der mit schweren eisernen Trag balken durchzogen ist, wurde von den zersprengten Zylindertheilen vollständig durchlöchert; infolge der gewaltigen Detonation wurden im ganzen Fabrikgebäude sämmtliche Fensterscheiben zertrümmert, Thüren und Thürfüllungen grösstentheils zersplittert. Der Schaden an Gebäuden, Maschinen, Geräthen, Rohstoffen und fertigen Fabrikaten ist bis jetzt noch nicht festgestellt; die Summe dürfte sich zwischen 40—50000 Franks belaufen. Nicht mitgerechnet ist dabei der Schaden durch die eingetretene Betriebsstörung, der ebenso hoch sein dürfte. Die in nächster Nähe befindlichen Wohngebäude wurden mehr oder minder stark beschädigt; überall sieht man zertrümmerte Fenster scheiben. Ob den die Maschine und den Trockner bedienenden Ar beiter die Schuld trifft, oder ob die Katastrofe durch einen Material oder Konstruktionsfehler herbeigeführt wurde, wird sich wohl kaum feststellen lassen. Die Geschäftsleitung der Oser-Thurneisenschen Papier- und Pappen fabrik theilt mit, dass das nur leicht beschädigte angrenzende Kessel haus einen Reseivekessel enthält, sodass die Fabrikation auf der nicht beschädigten Maschine schon am 4. d. Mts. wieder aufgenommen werden konnte. Erhöhung der Tintenpreise in Oesterreich. In Oesterreich haben die namhaftesten Tintenfabriken, darunter die Filialen der deutschen Firmen Eduard Beyer in Chemnitz, August Leonhardi in Dresden und Günther Wagner in Hannover, eine Erhöhung der Preise um 10 pCt. auf alle Sorten Tinten, Tintenpräparate, Stempelfarben, Klebstoffe sowie Hektografen- Artikel eintreten lassen. Diese Maassnahme war nöthig infolge Erhöhung sämmtlicher Rohprodukte für die Tinten- und Kleb stoff-Fabrikation, Vertheuerung der Kohlen und Löhne. G. Untersuchung von Harzleim Von Dr. Carl Dreher in Freiburg i. B. Fortsetzung und Schluss zu Nr. 28 Der Prozentsatz an freiem Harz gestattet noch kein Urtheil über das Verhältniss von freiem Harz zum Gesammtharz und damit den Werth des Harzleimes, sondern dieser Gehalt muss erst mit dem Gehalt an Gesammtharz in Vergleich gestellt werden, um aus diesen beiden Zahlen zusammen zu ersehen, wie viel von dem im Harzleim überhaupt vorhandenen Harze verseift und wie viel unverseift geblieben ist. Es folgt also nun die Bestimmung des Gesammtharzes Zu diesem Zweck werden 3—4 g Harzleim in eine vorher mit Glasstab zusammen genau gewogene trockene Porzellanschale von etwa 100 ccm Inhalt gebracht und Schale mit Inhalt wieder genau gewogen. Es wiegt im Beispiel: Porzellanschale + Glasstab 44,37 g Porzellanschale + Glasstab + Harzleim 47,07 g Demnach Harzleim: 2,70 g Auf einem Uhrglas wägt man ausserdem etwa 10 g weisses Bienenwachs, das durch Stehen über Chlorcalcium oder konz. Schwefelsäure imExsiecator lufttrocken gemacht wurde, genau ab. Es wiegt zum Beispiel das Uhrglas 16,875 g Uhrglas + Wachs 28,320 „ Daher das Wachs 11,445 g Man übergiesst nun den Harzleim in der Porzellanschale auf dem kochenden Wasserbade mit 60 ccm Wasser von 90° C. und bringt den Harzleim durch Rühren in Lösung, hiernach setzt man langsam unter Rühren aus einer Pipette 20 ccm ver dünnte Schwefelsäure zu, enthaltend 50 g chemisch reine konzentrirte Schwefelsäure in 11 Wasser, überzeugt sich durch Eintauchen eines blauen Lackmusstreifens in die Harzlösung davon, ob diese nun deutlich sauer (roth) reagirt, lässt auf dem kochenden Wasserbad noch 10 Minuten stehen, bis die grösste Menge Harz sich an der Oberfläche ausgeschieden hat und zusammengeschmolzen ist, hiernach setzt man noch etwa 10 g reinen Kochsalzes zu, lässt auf dem Wasserbade weitere 10 Minuten stehen unter zeitweiligem Rühren, bis alles Koch salz gelöst ist; nun giebt man das genau abgewogene Wachs zu und lässt auf dem gut kochenden Wasserbade noch eine halbe Stunde stehen. Das erst milchig gelöste Harz wird nach dem Ansäuern durch das Erwärmen sehr rasch nach der Oberfläche zusammenschmelzen, der Zusatz von Kochsalz be schleunigt das Zusammenballen sowie das Obenaufschwimmen des Harzes, und das schmelzende Wachs schliesst das Harz in sich ein. Man braucht am Schlüsse nur hier und da zu rühren, um einen ganz homogenen Wachsharzkuchen von gleich mässiger gelblicher Farbe und ohne gelbe Harzflecke zu er halten. Man lässt nun an kühlem Orte den Inhalt der Porzellan schale in der Schale erkalten und kann nach einigen Stunden durch Empordrücken mit dem in das Wachs eingeschmolzenen Glasstab den Harz-Wachskuchen von der Porzellanschale fast unverletzt loslösen. Man wäscht nun mittels Spritzflasche den Harzwachskuchen sammt Glasstab und die Porzellanschale mit kaltem Wasser wiederholt aus, bis eine Probe des Waschwassers mit Silber nitratlösung keinen weissen Niederschlag mehr giebt, also kein Kochsalz mehr vorhanden ist, und trocknet dann Porzellan schale und Wachskuohen erst oberflächlich durch Betupfen mit Filtrirpapier und dann über konzentrirter Schwefelsäure im Exsiccator. Beim Auswaschen achte man darauf, dass weder von der Porzellanschale noch von dem Harzwachskuchen Theile von Harzwachs weggespült werden, die etwa lose anhaften. Deshalb geschieht das Abspritzen am besten über einem grösseren Glasgefässe, worin die Waschwasser aufgefangen werden, und woraus man etwa verlorene Theile Wachsharz durch Filtration wiedergewinnen kann. Man wägt nach 24 stündigem Trocknen über Schwefelsäure im Exsiccator, der vortheilhaft mittels Wasserstrahlpumpe luft leer gesaugt werden kann, Porzellanschale, Glasstab und Harz wachskuchen. Diese Wägung ergiebt im Beispiel: 57,790 g. Man berechnet nun die in der angewandten Menge Harz leim enthaltene Gesammtmenge Harz wie folgt: Die angewandte Menge Harzleim wog 2,70 g. Das in dieser Menge Harzleim vorhandene Harz erhält man wie folgt: Gewicht der Porzellanschale, Glasstab und Harzwachskuchen 57,790 g hiervon werden abgezogen: Gewicht des Wachses 11,445 g und Gewicht der Porzellanschale und Glasstab 44,370 » weniger zusammen 55,815 g daher Harzgehalt 1,975 g Der Gesammtharzgehalt in pCt. ist danach nach der Gleichung 2,70 : 1,975 = 100 : x, = 73,2 pCt. Der untersuchte Harzleim ergab nun rekapitulirt, folgende Daten: Wassergehalt 21,2 pCt. Harzgehalt 73,2 „ 94,4 pCt. Der Rest bis auf 100 = 5,6 pCt. ist Alkali. Der Gehalt an freiem Harz wurde gefunden zu 25,5 pCt., d. h. von in 100 Theilen Harzleim gefundenen 73,2 Theilen Harz sind 25,5 Theile unverseift. Von 100 Theilen Harz sind also nach der Gleichung 73,2 : 25,5 = 100 : x, unverseift oder als freies Harz enthalten 35 pCt. Der untersuchte Leim ist mit nur 21,2 pCt. Wasser und 73,2 pCt. Gesammtharz ein sehr konzentrirter Leim, da es unter ge wöhnlichen Arbeitsbedingungen kaum gelingt, noch konzentrirter d. h. mit noch weniger Wasser zu arbeiten. Der Gehalt von 35 pCt. an freiem Harz ist sehr hoch und kann als das Maximum dessen betrachtet werden, was bei bester technischer Einrichtung an freiem Harz bis heute erreicht worden ist. Ich betone ausdrücklich, dass, sobald der Leim nicht aus reinem verseiftem Harz besteht, sondern demselben Beimengungen