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geradezu die ihnen (Nachdruck verboten.) Forts. seltsamen Ahnunz durchzuckt, blickte Fortsetzung folgt. pndern auch den nur den Offizieren schasten in diesem wird vermutlich Erlasses geführt erregt haben, daß Von einer Paula auf Unsichtbare FSSe«. Roman von Reinhold Ortmann. Unterredung mit Walter gewesen war. Es wäre Tor- heit gewesen, ihn jetzt noch glauben machen zu wollen, daß er sich in einem Irrtum befinde. Seine unerbetene Einmischung in ihr- zartesten Angelegenheiten aber und die täppische Art, wie er die schmerzlichste Wunde ihres Herzens aufgcriffen hatte, ließen eine heiße Regung des Unmuts in ihrer Seele aufwallen. „Ich will kein Urteil über Ihre damalige Hand» lungswetsc fäll u, Herr Crafton," sagte sie, sich mühsam beherrschend, „und ich will Ihnen glauben, daß Sic sich jetzt von einer wohlwollenden Absicht leiten lasten über ich muß Sie nun doch bitten, es bei dem be wenden zu lasten, was Sie bisher getan. Weder vov Herrn Doctor Eichrodt, noch von mir dürften Sic Dani erwarten für eine weitere Teilnahme an unserem Geschick" Sie mußte annehmen, daß er nach einer so un zweideutigen Zurückweisung seine» Besuch als beendet ansehcn würde; aber er schien weder gekränkt, noch Mannschaften vorzulesen, statt saß er vorgelssen werden solle, um die Mann- Sinne zu belehren. Dieser Formfehler zur Anordnung der Zurückn hme der haben, Verstimmung aber könnte cs unv wie dieser Erlaß der Oeffentlichkckt MimmussM für MM (Rach den Feststellungen des König!, meteorol. Instituts Chemnitz.) Der Charakter des W-tters erfährt morgen keine lenderuvg. Es bleibt trocken bei zeitweise bewölktem Fimmel. Temperatur: Normal, Windrichtung: Süd westlich, Stand des Luftdruckmessers hoch. diese dann leicht zur Gewohnheit." Der Erlaß ver pflichtet weiter tue Rekrutenosfiziere und deren Bor- gesetzte zu schärsster Kontrolle des ausbildenden Unter, ossizierspersonals und gibt Hinweise, in welcher Weise diese Kontrolle auSzuüben ist. Ferner bestimmt der kom> mandirende General, daß dieser Erlaß sämtlichen Offi- zeiren, Unteroffizieren und Mannschaften mindestens drei- mal im Jahre vorzulesen und daß in der Instruktion-- stunde wie bei jeder sich sonst bietenden Gelegenheit die Mannschaften auf ihre Pflicht, etwaige Mißhandlungen zur Anzeige zu bringen, hingewiesen werden. Damit die Leute ohne Furcht vor etwaigen dienstlichen Ungelegen, heilen offen ihre Anzeigen erstatten, bestimmt der Erlaß schließlich, daß von jeder Beschwerde eines Mannes über eine erlittene Mißhandlung sofort dem Generalkommando Meldung erstatt« wird, damit dieses „geeignet erscheine^, den Falles die Versetzung des Beschwerdeführers in einen anderen Truppenteil verfügen kann". Selbstverständlich ist es auch der Wille des Kaiser-, daß den Mißhans- lungen auf das energischste gesteuert wird. Schon im Jahre 1890 ist vom Kaiser Wilhelm selbst ein dahin gehender Erlaß ergangen. Es ist mehr an der Form Anstoß genommen worden. Von militärischer Seite läßt sich die Münchner „Allgem..Ztg." zur Sache berichten: „Oeffentliche Erlasse eines Generalkommandos in diesem Sinne gibt es überhaupt nicht. Nun scheint ein formeller Fehler des Erlasses vorzuliegen, und zwar darin, daß be- timmt worden ist, der Erlaß sei nicht nur den Offizieren, rück und erhob mit einer stolzen Bewegung das Köp^. chen. „Wenu Herr Doctor Eichrodt für gut befunden hat, mir das durch Sie sagen zu lassen, zo antworten Sie ihm " Aber William Crafton ließ sie nicht auSreden. „Si find im Irrtum, Fräulein Förster! Er hat mir niemals auch nur mit einem einzigen Wort von Ihnen gesprochen, und ei ist ihm nicht eingefallen Ihnen durch mich eine Bestellung machen zu lassen. Wenn ich Ihr HerzenSgeheimuis kenne, so habe ich diese Kenntnis lediglich einem Zulall zu danken. Und ich hoffe Sie weisen mir nicht gleich die Tür, wenn ich Ihnen freimütig beichte, wie ich es erfuhr." Beschämt und verwirrt hörte Paula nun aus seinem Munde, daß er ein Ohrcvzeuge ihrer letzten zugefügte ullvorschrifts- Pflegceltern war niemals von einem anderen Schuldne Me Rede gewesen, als von jenem Gumpert, den man als den eigentlichen Urheber alles über die Familie hereiugebroch-nen Unglücke- allsah und dessen Ramen die Witwe kaum jemals anders als unter bittere» Berwüuschullgeu nannte. Des neuen Mieter« aber hatte Frau Eichrodt erst in einem ihrer letzten Briese Erwähnung getan, als eise» stillen bescheidenen, offen bar in recht dürftigen Verhältnissen befindlichen Mannes den das Leben sehr hart mitgenommen zu haben scheine. Boa einer Schuld, die er ihr zu zahlen habe, hatte sie mit keiner Silbe gesprochen, und gerade jener Brief war erfüllt gewesen von den fchmcrzlichsten Klagen über die Aussichtslosigkeit ihrer Lage- Die Worte de» Fremden mußten da» junge Mädchen darum in hohem Maße bedenklich stimmen, und Herr Crafton gab ihrem Schweigen sogleich die rechte Deutung. „Sie mißtrauen mir", fuhr er wrt. „Sie halten mich vielleicht für einen Narren, oder für einen Schwindler. Aber ich bin da» Eine so wenig alS^da» Andere. Und e» ist mir heiliger Ernst mit dem, was ich soeben sagte. Durch mich find die Eichrodt» dereinst um ihr kleine» Vermögen und um die Aussicht auf eine behagliche Zukunft gebracht worden, und wenn ich auch nicht vollständig wieder gut machen kann, was ich au ihnen gefehlt habe, so will ich doch verhindern, daß nun auch das LeberSglück de» wackeren jungen Mavnc» daran Schiffbruch leide." SSchfisches. Hnyeustetn-Grastttznl, 19. Mai 1903. — Bon zuständiger Seite wird uns mitgeteilt, daß die in unserer gestrigen Nummer befindliche Notiz über die ElektrizitätSfrage durchaus nicht den Tatsachen entspricht. Der betreffende Einsender ist über den Stand der Angelegenheit gar nicht un terrichtet gewesen. Die Verhältnisse liegen jetzt viel mehr so, daß ein Abschluß der Verhandlungen seitens der Stadt mit dem Elektrizitätswerk Oberlungwitz nahe bevorsteht. — Die Zeit der immerwährenden Dämmerung setzt jetzt ein. Es ist die schönste Zeit, am Höhepunkt des Jahres, die Zeit, in welcher von Sonnenunter gang bis zum Sonnenaufgang selbst über Mitternacht hinweg bei klarem Himmel der Sonne Dämmerlicht den nördlichen Horizont umspielt und einen Zustand fortwährender Dämmerung herbeisührt, welcher im Norden Europas, und bereits in Stockholm dermaßen ist, daß man im Freien selbst um die Mitternacht noch ein Zeitungsblatt ohne weiteres zu lesen vermag. — Die Gründung eines sächsischen Sängerbundes findet, soweit sich übersehen läßt, in der sächsischen Sängerschaft rege Unterstützung. So haben der Julius Otto - Bund in Dresden und der mittelerzgebirgische Sängerbund (Sitz Ehrenfrie dersdorf) in ihren letztabgehaltenen Bundessitzungen ihre Beteiligung angemeldet. — Die Betnebskrankenkasse der Staatseisen» bahnen hatte am Jahresschluß 1902 28523 Mit glieder, darunter 548 weibliche. — Wüstenbrand, 18 Mai. Mit dem heu tigen Tage sind die letzten Arbeiten an dem Pfarr- neubaue beendet, so daß unser Geistlicher, Herr Pfarrer Kachbach, seinen Einzug hat halten können. DaS vornehme und überaus geräumige Gebäude mit seiner schmucken Veranda ist eine Zierde für das Ober dorf. Den Eingang schmückt eine von Künstlerhand ausgeführte B-krönung in Original-Stuck, bereu Aus führung allein 4 Tage in Anspruch genommen hat. Sie zergt iu ihrem mittleren Felde die Inschrift: „Friede ei mit Euch!" Reben einem geräumigen Kov- firmandeusaale hat der Bau für 10 heizbare Zimmer Raum gewährt, die in ihrer harmonischen Ausgestal tung und bis ins kleinste gediegenen und wohlerwoge nen Ausführung die sachkundige einheitliche Leitung eine- Fachmannes verraten, wie solche in dem Bau meister Herrn Selbmann — Niedersedlitz, Dresden — gewonnen wo:den war. Eine so große Opferfreudig- kei.', wie sie unser Kirchenvorstand damit bekundet hat, v:rdieut alle Anerkennung. — Oberlungwitz. Der hiesige Einwohner H., welcher vor einigen Wochen in Neukirchen, wo er in Arbeit stand, beim Legen von Leitungsröhren sehr schwer verunglückte, ist nun so weit wieder hergestellt, daß ec kleine Spaziergänge unternehmen kann. — Gersdorf, 18. Mai. Zum OctSschätzungs- ausschuß für die Schlachtvieh-Versicherung wurden in der letzten, am 15. d. M. abgehaltenen Gmeinde- ratssitzung die Herren Gemeindevmstand Göhler, Gutsbesitzer Kretschmar und Buschmann bestimmt. Mau war ferner im Prinzip damit einverstanden, die zur Beratung stehenden Vorschläge, Arealtausch mit H:rrn Gutsbesitzer Neubert bitr., zu genehmigen, und zwar handelt cs sich um einen Streifen Bachrand, der der Gemeinde gehört (er wurde im Vorjahre mit llfermauer versehen) und für welchen Herr Neubert zur Verbreiterung oer Erlbacher Straß-: Areal von »einem Hrusg.rten gcben will. Der Austausch soll unter der Bedingung die definitive Genehmigung deS Gemcinderatcs finden, wenn Herr Neubert noch 20 Mark zuzahlt. — Gersdorf, 18. Mai. Um ein Fahrrad im Werte von 180 M. geprellt wurde ein hiesiger Fahr radhändler, ind-m er dasselbe einem etwa 18 Jahre alten Unbekannten, der sich Emil Oskar Müller nannte und iu Lugau als Barbiergehülfe in Stellung sein wollte, gegen Abschlagszahlung überließ. Erst als er sich nach dem Käufer erkundigte, mußte er die trübe Erfahrung machen, daß es in Lugau überhaupt keinen Barbier gleichen Namens gibt — Zwick»«, 18. Mai. Die hier seit Anfang dieses Jahres erschienene illustrierte Zeitschrift „Säch sische Woche" hat mit der letzt,n Nummer vom 16. d. M. ihr Erscheinen eingestellt. Sie wird mit dem in Leipzig erscheinenden illustrierten Familien blatt „Das Telephon" vereinigt. „Aber unter solchen Umständen begreife ich nicht u „Ich komme schon dazu, e» Ihnen zu erkläre». Sie hegen die Absicht, in naher Zukunft Deutschland und Europa zu verlaffen?" „Hat man Ihnen das erzählt?" „ES war vor einigen Tagen >v meinem Beisein davon die Rede. Frau Eichrodt sagte ihrem Sohne, daß Sie ihr vo« einer solchen Absicht geschrieben hätten" „Run ja, ich habe begründete Aussicht, eine Stellung als Erzieherin 'v Buevos-Aires zu erhalten. Darf ich fragen, Herr Crafton " „WaS mich da- angeht, wollen Sie sagen? Und ich mühte Ihnen darauf eigentlich antworten: Nichts Aber dann hätte ich natürlich auch n cht hierher zu kommen brauche». Und so muß eS wohl ein Jn ereff: für mich haben Ich suchte Sie auf, mein liebe» Fräulein, weil ich Sie drivgevd bitten möchte, von Ihrem Vorhaben abzustehen — um Ihrer selbst Willer und aus Rücksicht auf einen Anderen, den Sie durch einen solchen Schritt sehr unglücklich machen würden" Paulas zartcS Gesichtchen war plötzlich wie mll Blut übergossen „Ich verstehe Sie nicht, Herr Crafton." „O, ich denke, Sie wissen recht wohl, wen ick meine- Und wenn Sie den Doctor Eichrodt hätten sehen lönnev iu dem Augenblick, als er von Ihrer - Absicht erfuhr, so würden Sie eS auch gar nicht mehr über» Herz bringen, sie auszusühren." , DaS junge Mädchen trat um einen Schritt zu- ra,eS»eschtchte. L Deutsches «eich. Der Präsident des sächsischen Konsistoriums v Zahn hat sich auf der Meißener Kirchen- und Pa storal-Konferenz für den geplanten Zusammenschluß der deutschen evangelischen Landeskirchen ausgesprochen. Hiergegen wenden sich, iu Uebereiustimmung mit dem Vorstande der kirchlichen Landeskonferenz für die bei den Mecklenburg, die halbamtlichen „Mecklenburger Nachrichten" mit großer Schärfe, indem sie schreiben: „Diese Stellungnahme des sächsischen Konsistoriums ist höchst bedauerlich und beweist, daß die derzeitigen Leiter desselben leider nicht das erforderliche Augen- maß besitzen, um die Zeichen der Zeit zu erkennen und die ernste Lage voll zu würdigen, in der sich zur Zeit die evangelisch-lutherischen Kirchen befinden. Wer sie Schrift deS OberkonsistorialratS Braun, diese» einfluß reichen Mitgliedes de» preußischen Oberkirchenrats, ge lesen hat, der weiß, daß dieser in dem jetzt avgestr-b- tev Zusammenschluß nur den Anfang erblickt, und daß eS das entschiedene Streben der leitende» preußischen Kirchcvpolitiker ist, die Union und damit die Vorherr schaft Preußens auch auf kirchlichem Gebiete über ganz Deutschland auSzudehvev. Kann das sächsische Landcs- konfistorium heute bereits keinen Widerstand leisten, wie wird es dann Kraft hierzu gewinnen, wenn eine gewisse Gemeinschaft unter preußischer Leitung bereits hergestellt ist? Anscheinend steht man in Sachsen heute unter einer gewissen nervösen Angst vor dem Ultra- moutanismus. Sicherlich wird die evangelisch-lutherische Kirche allezeit im geistigen Kampfe mit der römischen stehen. Wie mau aber glauben kann, in dem preußi schen Oberkirchenrat für diese Kämpfe eine besondere Stütze finden zu können, ist uns nach de» Erfahrungen der letzten Jahre vollständig unverständlich. Die prcu» ßizche Kirchcnpolitik Rom gegenüber wird nicht vom Oberkirchevrat gemacht, sondern allein vom preußische» StaatSmimsterium bezw. vom Ministerpräsidenten unter Leitung des Königs. Würde sich der preußische Ober- kirchenratspräsident erkühnen, hierin cinzugreifeo, so würde es sich bald zeigen, daß dieser, um mit dem Minister v. PodbielSki zu reden, sehr movtbel ist. So lange der leitende Minister das Vertrauen des Königs besitzt, wird er jedes Eiugreisen des preußischen Ob-r- kirchenratspräsidenten >n seive Politik sich energisch ver bitten. Hat denn etwa der Reichskanzler Graf Bülow den Präsidenten Barkhausen gefragt, als er seine be kannte Erklärung über dic Aufhebung de» 8 2 des Jesuitengesetzcs im Reichstage abgab, oder wird er seive Erklärung vielleicht zurückochmeu, wenn der Präsident des preußischen Oberkirchenrats etwa Einspruch dagegen erhebm sollte? Wir glauben kaum. Die preußische Kirchenpolitik wird allein von dem Ministerpräsidenten nach politischen, nicht nach kirchlichen Grundsätzen ge führt Darum kann auch der preußische Oberkirchenrat den ev mgelisch-luthrrischen Kirchen Rom gegenüber keinerlei Stütze irgend welcher Art bieten, wenn er auch wollte." Da die Verabschiedung deS Erb prinzen von Meiningen wohl zweifellos in Zusammenhang mit seinem Erlaß betreffs Soldaten- mißhandluugeu und Beschwerden steht und die Ange- legenheit weites Jnteiesse findet, mag der Inhalt jenes Erlasses des kommandierenden Generals des 6. Armeekorps nochmals in Erinnerung gerufen werden. Er brachte, wie vetlaurrte, aus Anlaß des Selbst mordes eines Kanonieis, der von einem Unteroffizier fortgesetzte Mißhandlungen erdulden mußte, die früher ergangonen scharfen Bestimmungen g-gen Soldaten- Mißhandlungen erneut in Erinnerung, machte ihre sorgsamste Beobachtung zur Pflicht und sagte u. a.: „Für den Soldaten ist es schimpflich und erniedrigend, Mißhandlungen zu erdulden. Darüber darf die Mannschaft nicht im Zweifel gelassen werden. Es ist daher den Leuten durch die Offiziere öfter klar zu machen, daß ihnen durch Zufügung von Mißhavd- lungen eine ehrenrührige Behandlung widerfährt, daß sie an ihrer persönlichen Ehre geschädigt werden, und daß es weder dem Willen Sr. Majestät deS Kaisers und ihrer übrigen Vorgesetzten, noch dem berechtigten Ehrgefühle des Soldaten entspricht, wenn die Leute sich eine solche Behandlung stillschwe gcnd gefallen lassen. Wird aber die geschehene Mißhandlung von dem Mißhandelten nicht angezeigt, so ist es kaum mög lich, daß die Vorgesetzten die zum Schutze der Leute nöligen Schritte tun und denjenigen, welcher die, Mißhandlung verübt, zur Verantwortung ziehen können. Die Leute ermutigen durch ihr Schweigen I „Sic? — Ja, Sie glauben doch nicht etwa, daß Frau Eichrodt, die ihre» Gatten so innig betrauert, sich entschließen köuvte —" Mit einem kleinen, etwa» wehmüt gen Lächeln fiel er ihr kopfschüttelnd in die Rede. „Rein, nicht auf diese Art! Die Zeiten, da ich mich hätte mit Heiratsgedanken tragen dürfe», sind längst vorbei Aber ich habe eine alte Schuld an die Familie Eichrodt zu zahl n- Und ich bin entschlossen, ie zu tilgen." Paula sah ihn zweifelnd an. Zum erste» Male seit dem Beginn des Gespräches kam ihr der Verdacht daß dieser beständig blinzelnde Mensch vielleicht nicht ganz zurechnungsfähig sei Deon im Hause ihrer übergeben morden ist " Der Erlaß soll tatsächlich zurück genommen sein In der gestrigen Sitzung des BundeSratS wurde den Beschlüssen des Reichstages zum Entwurf eines Ge setzes betreffend weitere Abänderungen des Kcankenver- sicherungSgesetzeS Zustimmung erteilt. Zu Chamberlains Rede in Birmingham. Es wäre das Verkehrteste, was man tun könnte, wollte man in Deutschland Chamberlains (oergl. die Mel dungen der Sonutags-Rr.) Rede mit Angriffen aus den englischen Kolonialminister beantworten Herr Chamberlain wünscht nämlich geradezu Angriffe seitens der deutschen Presse, wie es scheint, weil er sie für seine Zwecke verwerten könnte, hoffentlich finden sich wenig Blätter in Deutschland, welche Herrn Chamber laivs Wünsche erfüllen. Vor allem sollte die deutsche Presse unterlassen. waS sie bisher leider so häufig ge tan hat, auf die de-tschen Geiäitigkeiten gegen Enziane hinzuweisev, um im Anschlusse dann zu zeigen, wie uns jetzt gedankt wird. Deutschland hat England keine Gefälligkeiten erwlesen weck eS dasselbe gebraucht hat, wie ebensowenig Deutschland gegenwärtig anderen Mächten Gefälligkeiten erweisen wird, weil englische Minister Reden halte», die als Unfreundlichkeiten gegen Deutschland aufgcfaßt werden könnten. Die deutsche Politik wird auf Deutschlands Interessen zu- geschnitten und rst unabhängig vom Uebelwollen und Wohlwollen einzelner Minister im Auslände. Krtgie«. Mechelen, 16. Mai. Die früher so blühende hiesige Sp tzeo-Jndustric — die so berühmten Brüsse ler Spitzen werden bis auf den heutigen Tag vielfach hier fabriziert — geht immer mehr ihrem totalen Ver falle cntgcgev, und zwar trägt hieran allein die schmäh liche Ausbeutung der Arbeiterinnen durch die Arben geber die Schuld, die den armen Frauerzimmcru wenige Centimes für den Meter Spitz: bezahlen, den sie selbst für 15—18 Frcs- verkaufen. Die Bezahlung jener Personen ist gegenwärtig eine so elende, daß eine gute Arbeiterin, die ihre Sache gründlich versteht, im Maximum 5 Centimes — 4 Ps. pro Stunde verdien» und cS ist denn auch erklärlich, daß die meisten von ihnen jene undankbare Beschäftigung aufgegeben und sich andecc» ErwerbSzwcigen, speziell der Herstellung vo» Stühlen, zugcwandtZhaben Infolgedessen ist denn auch die Spitzmindustrie, durch die früher der hiesige Handel Millionen vcrdieate, in einer so bedenkliche» Weis.- zurückgegaugen, daß einige lokal-patriotisch: P:r- onen sich veranlaßt sahen, auf ihre Kosten Schulen zu errichten, in denen junge Mädchen aus dem Arbeiter tande gratis Unterricht im Spitzenklöppeln erhielten, aber mit Rücksicht auf den späteren lächerlichen Ber ¬ gische Blätter diese Bezahlung armer Arbeiterinnen durch reiche Fabrikanten, die übrigens für gewisse so ziale Verhältnisse in Belgien äußerst charakteristisch ist, al» einen wirklichen Mißstand bezeichnen, so wird man ihnen hierin schwerlich Unrecht geben können. Krvkir«. Belgrad, 18. Mai. Die Beziehungen Serbiens zur Türkei haben durch einige Vorkommnisse in lctztrr Zeit Trübungen erfahren. Am 14 d. MtS. ist der provisorische, serbisch-türkische Handelsvertrag, der schon seit einem Jahr immer wieder auf ganz kurze Zeit verlängert wurde, erloschen, Da nun die Votierung deS im vorigen Jahre bis Ende 1903 abgeschlossenen endgültigen Handelsvertrages durch die Skupschtina nicht früher erfolgen kann, als bi» die neue Skupschtina zusammentritt, verlangte Serbien eine weitere Verlän gerung der Handelskonvention auf drei Mouate. Die» will vu» die Türkei nicht bewillige». Ein zweiter Fall dieser Art ist der deS früheren serbischen Militärattaches iu Konstantinopel, Obersten Radolitschitsch. Eines Tages, als Ser Oberst anwesend war, drangen türk-sche Gendarmen in seine Wohnung und warfe» unter einem falschen Vorwande seine Möbel auf die Straße, so daß sie arg beschädigt wurden. Die Türkei versprach iv einer offiziellen Rote, dem Obersten eine Entschädigung zu bezahlen, was sie jedoch bisher nicht tat, sie versucht sogar das gegebene Verspreche» abzuleugneu. Zu alle dem kommt die immer mehr um sich greifende Aus- saffung, daß Serbien mit seiner zuwarteuden loyale» Haltung iu der altserbisch-n und macedouiichen Auge legcnhert nicht viel erreich:» wird Die Niederhaltung uns Unschädlichmachung Ser Albanesen ist eine Lebens frage für den serbischen Volkrfiamm. Run mauöve- riercu die türkischen Truppen allerdings gegen die Al- bancseu, diese Nehme» jedoch »ach hiesiger Meinung bloß eine zuwartende Haltung ei», weil sie wissen, daß die Türkei aus finanziellen Gründen viel Truppen nicht lange in mobilem Stande unterhalte» kann, Di: Truppen werden also eines Tages Altserbien verlassen und die nach wie vor bis au die Zähne bewaffneten Albanesen werden den bekannten VernichtungSkampf gegen das wehrlose serbische Element nach altem Rezept wled-r aufnehmen Spairtru. Die spanische Regierung hat wegen der unsicheren Lage in Marokko Maßnahmen zur Verteidigung von Ceuta getroffen und wird w der nächste» Woche sechs schwere Geschütze, die seit dem sprnisch-amerikanischen Kriege sich in Algeciras befanden, zu Schiffe nach C:uta senden. Inzwischen hat der Sultan «inen be deutenden Ersolg über die Aufständischen zu verzeichucn. Einem Telegramm a«S Melilla zufolge griffen die Truppen des Sultans Tazza an und nahmen eS iw Sturm. Vorher hatten sie die Umgegend des Ortes geplündert und iv Brand gesteckt. Zahlreiche Personen vüßteu hierbei das Leben ein. (Also scheint cs, als od das Siegen und Erobern wieder beginnt.) Afrika. Die den Engländern im Somalilande vom Kaiser Menelik gesandte Hülfe scheint zu spät zu kommen, ja es kann dem HülfSkorpS der schwarzen Majestät passiere», vaß «s den General Manning gar nicht mehr antl ff-: auch den Abessiniern steht dann ein recht schwieriger Rück zug ins eigene Land bevor, denn im Unterhaus erklärte der KnegSminister Brodrick in einer Anfrage über dir künftigen Operationen in Somaliland: General Manning habe in einem vom 6- d. MtS. dauerten Telegramm ge meldet, es gehe das Gerücht, daß die Abessinier vom Süden h:r vorrücklcn und d,e Vorposten des Mullah a - gegr ffen hatten, dessen Hauptmacht sich insolgedtssen nach Norden ziehe. In der Näh- von Galadi sei seit einigen Tagen vom Feind: nichts gcsehcn worden. Mit Rück ich: auf die Transportschwierigkriten habe di- Regierung Ge nera! Manning angewiesen, seine Streickräfle beijBohotü rusammenz lziehen und von dieser Basis aus zu operieren. Außer andern Vorteilen, die Bohotle biete, werde es wahrscheinlich die günstigste Basis für ein Zusammengehen mit den Abessiniern sein Aber mit Rücksicht aas das Vorgehen der Abessinier sei es General Manning an heimgestcllt, den Posten bei Galadi noch etwas länger zu hallen, vorausgesetzt, daß er sich durch Mangel an Leben- mittcln oder infolge von Transportschwierigkeiten nicht Gefahren aussetzs. eiugeschüchtert, und blieb ruhig an seinem Platze. „Ich konnte diese Aufnahme vorauSsehea, den» mein Beginne» muß Ihnen naturgemäß al» eiue un geheuere Dreistigkeit erscheinen. Aber ich bitte Sic trotzdem, mich zu Ende zu höre». Weon Sie daS Weltmeer zwischen sich und Herrn Doctor Eichrodt legen wolle», geschieht e» doch wohl nur, weil Sie ihm damit auch die letzte Hoffnung zu nehmen beabsichtigen. Und Sie täten recht daran, sall- Sie wirklich aufge hört hätte», ihn zu lieben. Ist es aber nur die Rück sicht auf seive Pflichten als Ernährer der Famil e, die Sie zu solchem Opfer veranlaßt, so dürfen Sie es nicht bringen. Denn diese Pflichten werden, wie ich hoffe, bald von seine» Schultern geoommen werden." „Und wie sollte daS geschehen?" „Wollen Sie mir versprechen, vorläufig als ein Geheimnis zu bewahren, war ich Ihnen aovertraue?" „Wenn ich mich damit gegen Niemand versündige, Herr Crafton —" „Nun denn — ich selbst bin e-, der ihn von jener schweren Last befreien will." »icnst weigerten sich die Elter», ihre Kinder dorthm zu schicken, uud einer noch bestehenden Schule dieser Art fehlt er fast ganz an Schülerinnen, da m dicke, die letzteren faktisch als Arbeiter sungieren sollen und sie al- solche bei einer täglich zwöifstündigcu Arbeit