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chcnde Veranlassung zu Brockhaus' Weggang von Amsterdam, der in dem dritten Abschnitt der Biographie: „Von Amsterdam nach Al tenburg", geschildert wird. Schon die dortigen politischen Verhältnisse hatten Brockhaus den Aufenthalt daselbst verleidet, da sie den buchhändlerischen Ver kehr nach allen Richtungen hin erschwerten; der Tod seiner Gattin und die damit sich verknüpfenden Verhältnisse machten, daß er keine bleibende Stätte mehr in Amsterdam für sich erachtete. Am 10. Mai 1810 verließ er, nach unsäglichen Arbeiten und Schwierigkeiten, die ihm die Umsiedelung bei seinen verschiedenartigen Geschäften und Verbindungen verursachen mußte, diese Stadt, um sich fürs erste nach Leipzig zu wenden, wohin ihn die gerade damals bevorstehcndeOster- messe rief. Hier, wo nur kurze Zeit seines Bleibens war, indem die Ungunst der Verhältnisse ihn nach einigen Monaten uöthigte, sich nach Altenburg zu begeben, sowie die erste Zeit seines Aufenthalts in letzterer Stadt, schlugen zunächst die Wogen des Schicksals fast über ihn zusammen, so daß diese Zeit Wohl die allertrübste in Brockhaus' Leben genannt werden muß. Unendliche Schwierigkeiten des Arran gements und Verkaufs der in Amsterdam verbliebenen Geschäfte, politischer Verdruß und unangenehme Verhandlungen mit den französischen Behörden und der preußischen Regierung wegen zweier Verlagswerke von Reichardt und Massenbach, die dem Geschäft leicht große Gefahr bringen konnten, finanzielle Bedrängnisse von ollen Seiten, namentlich von Leipziger Häusern, mit denen Brock haus in Geschäftsverbindung gestanden, ein unglückseliges Vcrhält- uiß zur Hofräthin Spazier, der Herausgeberin der in Brockhaus' Verlag erschienenen „Urania", das, man möchte fast sagen tragisch im Sande verlief, geschäftliche Wirrnisse aller Art, hervorgerufen durch die traurigen Zeitereignisse wie durch den Wechsel in der Ge- fchäftsresidenz, alles stürmte auf Brockhaus ein, und ein Charakter von weniger energischer Federkraft, ein Geist von weniger Hilfs mitteln , eine geringere Intelligenz hätte unzweifelhaft untergehcn müssen; daß dies nicht geschah, muß schon an sich Brockhaus in den Augen jedes Einsichtigen ebenso hoch stellen, als dies durch den nachfolgenden Aufschwung seines Geschäfts der Fall ist. Jedenfalls hat er durch sein Verhalten und sein Verfahren ein glänzendes Bei spiel davon gegeben, wie Mannesmuth, Unverzagtheit, Arbeits kraft, redlicher Wille unv einsichtiger Unternehmungsgeist den sonst nur tüchtigen Mann aus jeder Bedrängniß zu retten und bei nur einigermaßen begünstigenden Aeitumständen wieder zu fröhlichem Gedeihen verhelfen können. Darum ist auch der Abschnitt: „Von Amsterdam nach Leipzig " zwar nicht der aumuthigste, wohl aber der interessanteste der ganzen Biographie, Weil er eine wahre Peripetie im Leben Brockhaus' mit dramatischer Lebendigkeit schildert, in der Motive und Triebkräfte der verschiedensten Art, politische wie ge schäftliche, persönliche wie sächliche, leidenschaftliche wie kaltvernünf tige sich geltend machen und wirkend eingreifcn, bis zuletzt die per sönliche Tüchtigkeit des Haupthandelnden alle Widerwärtigkeiten überwindet, die verwirrten Fäden mit Einsicht und Geschick abwickelt, und so schließlich, statt zu einer Katastrophe, zu einem glück lichen Ende führt. Dieses zu schildern behalten wir dem nächsten Artikel vor. Miscellen. Im Verlag von Duncker L Humblot in Leipzig soll dem nächst eine Biographie des Königs Ludwig 1. von C. Th. Heigel, zu deren Ausarbeitung dem Verfasser ein reiches bisher unbenutztes Quellenmaterial, u. a. auch der schriftliche Nachlaß des genialen Fürsten, zur Verfügung stand, in der Stärke eines Bandes von etwa 30 Bogen und glänzender Ausstattung erscheinen. Leipzigs Ausfuhr von Büchern, Musikalicu und Bildernnach den Vereinigten Staaten im ersten Quartal d. I. beläuft sich nach einein soeben erschienenen Berichte des hiesigen nordamerikanischen Consulats auf 80,575 Thlr. 21 Ngr. Der Ausschuß des Deutschen Journalistentages faßte in seiner am 5. d. Mts. in Dresden abgehaltenen Sitzung folgende Beschlüsse: 1) Nächster Versammlungsort des Journalisten tages ist München, die Versammlungstage sind der 27., 28. und 29. Juli. 2) Bei dieser Versammlung kommen der Reihe nach zur Verhandlung: der Entwurf des Reichspreßgesetzcs, namentlich in seinein von der vorläufigen Beschlagnahme handelnden Thcile (Re ferent Sonncmaun, Korreferent Klette); die Tagespresse und die Annoncenbureaur (Referent Maron); die Aenderung der Statuten in Bezug auf die Berechtigung zur Mitgliedschaft (Referent Or. Stein sen.); die Presse und das Telcgraphenwcsen (Referent Or. Stein jun. von der Ostdeutschen Zeitung). Ehrentafel für die Firma Deyrolle. — Die Firma bl. Os^roUs üls, 19 Uns äs la. inonnsäs in Paris bezog seither von meinem ,,6ataIoAu8 oolsoptsrornm, sä. Osrnnnngor st L. äs Oarolä" 60 Exemplare. Infolge der letzten Schläge, die die Herren Franzosen doch sehr von Rechts wegen bekommen haben, ist Monsieur Deyrolle jedoch so übler Laune geworden, daß er nicht allein kein Blatt mehr bezieht, sondern er macht auch seinem Zorn nach Art eines gezüchtigten Schulknaben Luft. Vor mir liegt ein Kreuzband, eine Bücheranzeige enthaltend, welches die Firma Deyrolle über schrieb an: „Llormisur 1s Laron äs Oarolä, Oapitains äss 6rs- äius äuRoi äsLaviörs" und es gibtdoch nochFranzosen- freundc!? München, 24. April 1872. E. H- Gummi's Buchh. (Gustav Beck). /Veuer /irr Zrä/io^raz»/«!!! unä ürö5ot/ie^i0!.,»enLc^,i/k. Osr- nusASAsbsn von Or. ä. kstnüolät. äallrx. 1872. Oskt 5. Inllult: IVIsäsrllerstslIlloA äsr LtaätbibliotllsI: von LtrassburA. — Oisiäsrata an Libliotllskso. — Ois Illttsralur äss Oent8oll-b'rau2ö8i8obsn IürisA88 1870—71. (8olllnt>8.) — Inttsratnr unä LlmesIIsn. — ^IlAemsin« LiblioAraxlüs. Personalnachrichten. Zu Mitgliedern der gemeinschaftlichen Sachverstän digen- Ver eine zwischen Württemberg, Baden und Hessen (Börsenbl. Nr. 86) sind weiter ernannt worden I) von Seiten der großh. ba dischen Regierung: a) für den literarischen Sachverständigcn- Verein: 1) der Geh. Rath Or. R- v. Mohl in Carlsruhe, 2) der Universitätsbuchhändler Ernst Mohr in Heidelberg, als Stellver treter: der Baurath Lang in Carlruhe; d) für den musikalischen Sachverständigen-Verein; 1) der Hofkapellmeister Levi in Carls ruhe, 2) der Hofkapellmeister Vinzenz Lach n er in Mannheim, als Stellvertreter: der.Musikalienhändler Emil Heckelin Mannheim. II) Von Seiten der großh. hessischen Regierung: a) für den lite rarischen Sachverständigen-Verein 1) der ord. Prof., Geh. Justiz rath Or. Friedrich Wasserschleben in Gießen, 2) der Gym nasiallehrer Or. Ludwig Lindenschmit in Mainz, als Stell vertreter: der Vcrlagsbuchhändler Victor v. Zabern in Mainz; b) für den musikalischen Sachverständigen-Verein: 1) der Musik verleger, Commerzienralh Franz Schott in Mainz, 2) der Kam mermusiker F. Küchler in Darmstadt, und als Stellvertreter: der Musikverleger I. A. Andrä in Offenbach a. M-