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11100 vörsenblatt s. d. Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. 224. 27. September 1910. Kleine Mitteilungen. AuSstellungSpr-iS Brüssel 1910. — Auf der Meltaus, stellung in Brüssel hat die Firma F. A. Lattmann in Goslar die »Goldene Medaille« erhalten. Die Firma ist auf der Ausstellung sowohl mit ihrer Abteilung Spielkartenfabrik, als auch ihrer Druckerei vertreten und ausgezeichnet. In Spielkarten gibt sie eine interessante Übersicht nicht nur über die verschiedenen Arten für die einzelnen Länder und Gegenden, sondern auch die Ver- vielfältigungs- und Druckarten. So finden sich dort Kartendrucke in polychromer Zinkographie, Holzschnitt, Lithographie, in kolo- riertem Stahl- und Kupferstich und auch Zeugen früherer Zeiten in handkoloriertem Messerholzschnitt, von dem mittels Haar reibern gedruckt wurde. Deutsche, französische, dänische, hollän dische, englische und andere Kartenbilder sind vertreten. — Die Druckerei-Abteilung legt in den ausgestellten Drucken Zeugnis ab von der hohen Leistungsfähigkeit der Anstalt, namentlich in modernen Druckverfahren und Druckausstattungen. Hervorragende Werkdrucke in ausgesucht schönen Schriften, Bunt- und Jllustrations- drucke, moderne Reklamedrucksachen, auch intime Ausstattungen von Familienanzeigen sind in reicher Mannigfaltigkeit vertreten. Die Spielkartenfabrik besteht bereits 70 Jahre und die Druckerei 306 Jahre. Beide Abteilungen haben schon vielfache Prämiierungen auf großen Ausstellungen gefunden. AuSstellungSPreiS Brüssel 1910. — Die Maschinenfabrik Dietz L Lifting in Leipzig, gegründet 1875, die übrigens in diesen Tagen die fünfunddreißigste Wiederkehr ihres Gründlings- tages beging, hat auf der Weltausstellung in Brüssel 1910 in der Deutschen Maschinenhalle unter ihren zahlreichen Maschinen auch ihre kleine, insbesondere für die Sortimentsbuchhandlungen ge schaffene Schneidemaschine »Ideal« in 2 Größen von 30 und 42 ein Schnittlänge ausgestellt. Sie wurde vom Preisgericht mit dem Ehrendiplom und der Goldenen Medaille ausgezeichnet. Preiszuerkenuung auf der Brüsseler Weltausstellung in Brüssel. — Wie der Reichskommissar für die Weltausstellung 1910 bekannt gibt, hat die »^ur^ 8up6ri6ur« des Internationalen Preis gerichts auf der Weltausstellung in Brüssel 1910 am 10. September ihre Arbeiten im wesentlichen beendet, gleichzeitig aber eine Abord nung eingesetzt, die das Protokoll verfassen und die endgültigen Listen aufstellen wird. Vor Beendigung dieser Arbeit ist eine zu verlässige und endgültige Mitteilung über die verliehenen Preise unmöglich. Die Listen sollen am 10. Oktober amtlich veröffent- licht werden. Um jedoch inzwischen die beteiligten Kreise über die verliehenen Preise vorläufig zu unterrichten, wird vom Reichs- kommissar ein unverbindliches Verzeichnis aufgestellt werden, das Ende September zu erwarten ist. Verbot. — In Berlin wurde von der Polizei der Verkauf der Broschüre von Karl Schneidt »Wilhelm II. von Gottes Gnaden« verboten. (Voss. Ztg.) Arthur Schopenhauer und der Buchhandel. (Vgl. Nr. 213, 214 d. Bl.) — Zu dem in Nummer 213 und 214 dieses Blattes veröffentlichten Aufsatz »Arthur Schopenhauer und der Buch- Handel« macht die Firma F. A. Brockhaus mir freundlichst einige Mitteilungen, die ich hier wiedergeben zu sollen glaube: 1. Zu S. 10446, Sp. 2, Anm.: Wie die Firma Brockhaus aus dem in ihrem Verlagsarchiv befindlichen Original des be treffenden Schopenhauerschen Briefes dankenswerterweise fest, gestellt hat, bestätigt sich die Gwinnersche Lesart »platten«; siehe dieselbe übrigens auch in der neuesten vortrefflichen Ausgabe des Werkes, die Herr v. Gwinner jetzt zum fünfzigjährigen Todes gedenktage Schopenhauers veranstaltet hat. 2. Zu S. 10504, Sp. 2: Meine Angabe, daß Schopenhauers Gracian-Übersetzung erstmalig 1891 bei Philipp Reclam jun. er schienen sei, bedarf der Berichtigung. Das Werk ist vielmehr zu- erst im Jahre 1862, also schon bald nach dem Tode Schopen hauers, bei Brockhaus erschienen und hatte bereis vier von dieser Verlagshandlung veranstaltete Auflagen erlebt, als die Reclamsche Ausgabe erschien. W. Ahrens. * Björnsons Gesammelte Werke.— Die Witwe Björnstjerne Björnsons sandte an verschiedene Zeitungen folgende Zuschrift: »Sehr geehrter Herr Redakteur, ich wäre Ihnen zu großem Danke verpflichtet, wenn Sie Ihren Lesern Mitteilen wollten, daß Björnstjerne Björnson noch zu seinen Lebzeiten die einzige berechtigte Ausgabe seiner gesammelten Werke Herrn vr. Julius Elias als Herausgeber und Herrn S. Fischer als Verleger übertragen hat Ich sehe mich zu dieser Erklärung ver anlaßt, weil ein Berliner Unternehmer, der dazu nicht befugt ist, eine willkürliche Auswahl aus dem literarischen Gut Björnsons als eine zusammenfassende Ausgabe darzubieten im Begriff ist — ein Versuch, der geeignet scheint, das Publikum über Umfang und Charakter des Gesamtwerkes irrezuführen. Ich fühle mich zu dieser Abwehr um so mehr verpflichtet, als ich weiß, wie froh meinen Mann der Gedanke gemacht hat, sein Werk dem deutschen Volke in einer Form zu vermitteln, die er selbst noch mit Heraus geber und Verleger des Ibsen-Werkes vereinbaren konnte. Aulestad, den 20. September 1910. Mit ausgezeichneter Hoch achtung Karoline Björnson.« Diskonterhöhung der Sächsischen Bant. — Die Sächsische Bank hat den Wechseldiskont von 4'/z auf 5 Prozent und den Lombardzinsfuß von 6'/, auf 6 Prozent erhöht. Nach den gesetzlichen Bestimmungen ist den Notenbanken der Bundesstaaten ein höherer Diskontsatz, als der derzeitige Reichsbankdiskont, nicht verwehrt, es ist ihnen nur nicht gestattet, Wechsel unter dem jeweiligen Reichsbanksatz zu diskontieren. Deutsche Verlags-Anstalt in Stuttgart. — In seiner Sitzung vom 23. September hat der Auffichtsrat beschlossen, der auf den 21. November einzuberufenden Generalversammlung der Aktionäre für das am 30. Juni 19lO abgelaufene Geschäftsjahr eine Divi dende von (>o/o 0m Vorjahre 4°/,) in Vorschlag zu bringen. Herr Generaldirektor von Halem sieht sich aus Rücksicht auf seine Gesundheit gezwungen, aus dem Vorstande auszuscheiden. Herr von Halem, der seinen Wohnsitz in Stuttgart behält, soll der Generalversammlung zur Wahl in den Aufsichtsrat vorgeschlagen werden. Zur Ergänzung des Vorstandes wird der Aufsichtsrat das bisherige stellvertretende Vorstandsmitglied, Herrn Gustav Kilpper, zum Direktor berufen. K. Th. Völcker S Verlag und Antiquariat in Frank furt a. M. — Zu den erloschenen Firmen des Buchhandels, die einst unter den besten genannt wurden, wird sich demnächst K. Th. Völcker's Verlag und Antiquariat in Frankfurt a. M. ge sellen. Nach dem Ableben des Herrn Georg Völcker, dem wir in Nr. 79 d. Bl. einen Nachruf widmeten, hat sich die Witwe entschlossen, nach ausdrücklichen Bestimmungen des Verstorbenen das Geschäft aufzulösen und die Bestände nach und nach ver steigern zu lassen. Es erlischt damit ein Geschäft, das im Jn- und Ausland wohlbekannt war und das zu besuchen kein Bücher liebhaber bei seinem Aufenthalt in Frankfurt versäumte. Vom Vater auf den Sohn übergegangen, konnte es sich in manchen Eigenartigkeiten ausbauen. Wir erinnern nur an die Kataloge 269-274, die das außerordentlich reichhaltige Lager von alten Städteansichten brachten. Diese Kataloge umfaßten nicht weniger als 9000 Nummern durchweg interessanter, oft auch recht seltener Blätter. Überall ist ja jetzt die Liebe zur Heimat zum Durchbruch gekommen; man freut sich an den Darstellungen der Vaterstadt aus vergangenen Zeiten. Wie rufen uns die Bilder Münsters, Meißners und Merians den herrlichen Anblick wieder wach, den vornehmlich die deutschen Städte vor Ausbruch des dreißigjährigen Krieges boten; wie reizend nehmen sich die meist prächtig kolorierten Ansichten aus, die um die Wende und den Anfang des neunzehnten Jahrhunderts, ausgehend von den schweizerischen Künstlern, aus den Händen Bleulers, Morgensterns, Radls, Janschas u. a. hervorgingen. Doch nicht mit bloßen Ansichten der Städte begnügte sich der Sammeleifer unseres dahingeschiedenen Frankfurter Kollegen, auch jedes geschichtliche Ereignis, das im Bild festgehalten worden war, erregte in ihm den Wunsch, es zu besitzen. So enthält seine Sammlung eine Unzahl von Flug blättern, von Schlachtenbildern, von Haupt- und Staatsaktionen, von Unglücksfällen, Mordtaten und Karikaturen. Die Firma bringt in dem uns heute vorliegenden Versteige rungs-Katalog Nr. 1 vorwiegend Bücher wissenschaftlichen Inhalts,