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sätzen der alten Tarife und Verträge zu beziehen. Die im großen und ganzen günstige wirtschaft liche Entwickelung deS Weltmarktes und unsres heimischen Marktes wurde auch durch diepolitischen Störungen und Unruhen, an denen das abgelaufene Jahr reich war, nicht wesentlich gehemmt. Insbesondere blieben die kriege rischen Vorgänge in Ostasien auf ihren engeren Schauplatz beschränkt, und erst die nach dem Friedensschlüsse ausgebrochenen, das ganze russische Reich unterwühlenden revolutionären Un ruhen haben in jüngster Zeit den deutschen Ab satz nach Rußland in empfindlicher Weise einge schränkt und die Handelsbeziehungen zwischen den beiden Ländern erschüttert. Mit dem erhöhten Beschäftigungsgrade, der im Berichtsjahre festgestellt werden konnte, vermochte jedoch daS finanzielle Geschäfts- Ergebnis keineswegs Schritt zu halten; vielmehr haben verschiedene Momente die Rentabilität mehr oder weniger ungünstig be einflußt und es vielen Betrieben unmöglich gemacht, aus der Besserung der allgemeinen Verhältnisse einen entsprechenden Nutzen zu ziehen. Vor allem wurde der Gewinn beschränkt durch eine sehr erhebliche Verteuerung der Roh materialien und H i l f s st o f f e, die sich fast in allen Branchen zeigte. Zwar ist es nament lich in den letzten Monaten vielfach gelungen, auch die Verkaufspreise der Fertigfabrikate heraufzusetzen; allein ein angemessenes Verhältnis zwischen den höheren Materialpreisen und den Preisen der fertigen Erzeugnisse herzustellen, war nicht möglich. Um hierin eine Besserung zu erzielen, macht sich inner halb zahlreicher Fabrikationszweige immer entschiede ner das Bestreben geltend, Organisationen zur ge meinsamen Aufbesserung der Preise zu bilden — ein Bestreben, das um so mehr als berechtigt anerkannt werden muß, je weiter der Zusammenschluß der Produzenten der Roh- und Hilfsstoffe um sich greift und die Position der auf sie angewiesenen Abnehmer schwächt Fassen mir sodann die w i ch t i g st e n In du st r i e n des Handelskammerbezirks ins Auge, so ergibt sich folgendes Bild: Die Geschäftslage des Lugau-Oelsnitzer Steinkohlenbergbaues war im Berichts jahre sehr wechselvoll. Gleich zu Anfang stieg in folge der großen Ausstandsbewegung im Ruhrkohlen gebiet, sowie wegen der eingetretenen kalten Witterung die Nachfrage plötzlich so gewaltig, daß man in den Monaten Januar und Februar nur mit äußerster Anstrengung den stürmischen Anforderungen gerecht zu werden vermochte. Allein mit dem Bergarbeiter ausstande in Westfalen hörte Anfang März ebenso plötzlich wieder diese lebhafte Nachfrage auf. Die Kohlen-Verbraucher räumten zunächst mit ihren aus Vorsorge hingelegten Beständen auf, und die Kohlen werke mußten bis zum Juli abermals beträchtliche Mengen auf Vorrat stürzen. Infolge fortgeschrittener Besserung der allgemeinen Geschäftslage und, um den Winterbedarf rechtzeitig einzudecken, gingen dann im Monat August die Kohlenbestellungen aufs neue lebhaft ein, die Nachfrage stieg von Monat zu Monat, und als im November unter den sächsischen Bergarbeitern eine Lohnbewegung zum Ausbruch kam, wurden sämtliche Kohlensorten ebenso stürmisch be gehrt, wie am Anfänge des Jahres. Sehr störend wirkte während der letzten vier Monate der f a st ununterbrochene Mangelan leeren Wagen. Es bleibt zu wünschen, daß die bei den zuständigen Behörden vorgebrachten Beschwerden wegen dieses lästigen Uebelstandes, bezw. das Ver- langen nach hinreichender Vermehrung der Zahl der offenen Güterwagen nachhaltige Berücksichtigung findet, damit die Kohlenwerke, die regelmäßig Tag für Tag ihre Massengüter der Staatseisenbahn zur Beförderung überweisen, zu Zeiten, wenn auch andre Industrie ausnahmsweise einmal verfrachten (Rüben- tranSport und dergleichen), nicht benachteiligt werden. Die im Monat November hervorgerufene Lohn bewegung unter den Bergarbeitern ist, wie es scheint, dadurch zum Stillstand gekommen, daß den Arbeitern, in Anbetracht der gestiegenen Lebensmittelpreise, vom 1. Dezember ab bis auf weiteres eine Teuerungs zulage gewährt worden ist. Die Löhne der Berg arbeiter sind immer entsprechend der jeweiligen Ge schäftslage der Kohlenwerke gehalten worden. Durch die Teuerungszulage für die Arbeiter wurden die Werke veranlaßt, die Preise um 5—10 Mark pro Doppelwagen zu erhöhen. Da im übrigen der Preis sür Klarkohle, die viel von der hiesigen Industrie verwandt wird, im Jahre 1904 um 0 Mark er mäßigt worden ist, so macht jene Erhöhung gegen die Preise des Jahres 1904 nur etwa 2 Mark pro Doppelwagen aus. Die Lage im Maschinenbau war im Jahre 1905 im allgemeinen zufriedenstellend und es wurden hier auch in verschiedenen Zweigen etwas bessere Preise als im Vorjahr erzielt. Ein größerer Gewinn ergab sich hieraus für die Maschinenfabriken jedoch nicht, da eine den bedeutenden Preissteigerung für Rohmaterialien und Halbfabrikate entsprechende Erhöhung der Preise für Fertigfabrikate nicht durch zusetzen war. Am wenigsten befriedigend lagen noch immer die Verhältnisse im Dampfmaschinen- und Werkzeugmaschinenbau In diesen Branchen blieb durch den Druck der Konkurrenz das Preis niveau niedrig, und mußte, obwohl der Bedarf spe ziell an Werkzeugmaschinen außerordentlich groß war, noch immer zu ungünstigen Bedingungen geliefert werden. Erst gegen Ende des Jahres machte sich hier eine gewisse Besserung geltend. Günstig war wiederum die Beschäftigung im Spinnmaschinen- und im Webstuhlbau, und auch das Geschäft in Wirkmaschinen nahm im Berichtsjahre einen Auf schwung. Im Stickmaschinenbau war die Beschäf tigung etwas bester als im Vorjahre; doch ließ hier der Absatz namentlich im Inlands noch zu wünschen übrig. Stark war die Nachfrage nach Tüllmebstühlen, und ferner nach Maschinen für die Ausrüstung von Garnen und Geweben. Hennig-Mosse«. Unter dieser Ueberschrift schreiben die.Berliner Reuest. Nachr.": Die kleinen D»ebe hängt man, die großen läßt man laufen. So sagt ein altes Svrich- wort. Man kann entsprechend sagen: Die kleinen Verbrecher müssen vor Gericht sich anständig und gesittet betragen, die großen aber dürfen eine Lippe riskieren. Der Ton, den der Raubmörder Hennig anschlug, als er vor seinen Richtern stand, spottete jeder Kritik; er behandelte die Geschworenen, Richter und den Herrn Staatsanwalt als seinesgleichen. Für die Frechheiten, die er sich herausnahm, hätte ein kleiner Mann aus der Zunft der Verbrecher so viel Ordnungsstrafen gekriegt, daß er es im Lause der Verhandlung verlernt hätte, in seinen Richtern gute Freunde und Nachbarn zu sehen. Allerdings ist zu beachten, daß man dem Kapitalverbrecher nicht mit Haftstrafe kommen kann; wenn eS sich um den Kopf handelt, gilt keine Haftstrafe mehr. Man beobachtet diese etwas familiäre Führung der Sitzung und den vertrauten Ton allerdings oft, wenn gegen einen Verbrecher verhandelt wird, der durch die Zeitung zum „berühmten" Mann geworden ist. Berüchtigt kann man nämlich heutzutage nicht mehr bei solchen Anlässen sagen. Wie erinnerlich, wurden ähnliche Bemerkungen in Frankreich gemacht, als gegen die Millionenschwindler Humbert verhandlt wurde. Die Leser erinnern sich vielleicht auch noch an die Höf lichkeit, mit der der Buchhalter behandelt wurde, der samt seinem Verhältnis und den defraudierten Unsummen auf geheuerter Jacht nach Südamerika durchgebrannt war. Es ist eine Folge der Bericht erstattung, — eine schlechte Seite der Oeffentlichkeit, daß der Verbrecher mit dem Nimbus deS Helden umgeben wird. Vor einem Zuschauerraum, der zum Teil von den Damen deS Hofes und Mitgliedern der Dynastie besetzt ist, wurde in Potsdam der Schwurgerichtssaal zum Theater; das „große Tier", der Angeklagte, wurde aber nicht nur von der Tochter des Königs von Württemberg, die vom Präsidenten in den Saal geführt wurde, und von anderen Spitzen der Gesellschaft betrachtet, sondern von dem zeitung lesenden Publikum ganz Deutschlands, das sensations lüstern die Berichte erwartet. — Kein Wunder, daß die Stimmung des großen Tages, die Massenhypnose im Saale lag. Damit verbindet sich eine Dosis „Simplicissimus„-Laune, die die Reden würzt und stürmische Heiterkeit hier und dort hervorruft. Lautes Lachen und Todesurteil, — diese Mischung ist etwas für die abgestumpften Nerven von Berlin VV. Die frechen Bemerkungen Hennigs über die „Hypothesen der Anklage", die auf der Höhe der Hypothese ständen, daß der „Mond ein Pfannkuchen" sei, dieVerulkung der Juristerei, die in den Worten Hennigs liegt: „Dazu bin ich zu wenig Jurist", die familiäre An rede an den Vorsitzenden: „Erlauben Sie mal" und: „Darüber müssen wir uns mal erst klar werden", die Worte Hennigs über den Schnurrbart des großen Unbekannten: „Man muß schon dichte ran gehen und eine Lupe nehmen, um ihn zu sehen", — das sind alles Glossen,, die dem Ernst der Sache so wenig entsprechen, wie die Anwesenheit höchster Per sonen im Zuschauerraum. Wie der raffinierte Raub mörder über die Berichterstattung der Presse über ihn selber denkt geht aus der satirischen Bemerkung über die Dächerflucht hervor. „Ein bißchen über treiben ja alle Zeitungen." Demgemäß ist auch als satirisch das Wort des Vorsitzenden zu erwähnen, der zu Hennig sagte: Darüber hat ja der „Lokal- Anzeiger" berichtet gehabt. Der „Berliner Lokal- Anzeiger" ist ja nun einmal Ihr Lieblingsblatt"." Stürmische Heiterkeit folgte diesem Satze voll Ironie, über die der „Lokal-Anzeiger" trotz breitester Bericht erstattung natürlich sich ausschwieg. Aber auch die Berliner Polizei, die wegen des Nichteinfangens von Kapitaloerbrechern viel bespöttelt wird, erhielt von Hennig einen Hieb ab, indem er sagte: „Erlauben Sie mal! Det ick nich früher verhaftet bin, is doch nich meine Schuld!" Stürmische Heiterkeit folgte natürlich auch auf diese Worte im vornehmen Zu schauerraum. — Wir wollen die im übrigen sehr geschickte Leitung durch den Landgerichtsdirektor Barchewitz nur loben, aber daß er diesem Milieu erlag, ist nur eine Folge unserer modernen Kultur verhältnisse. — Ach, — wenn wir armen Redakteure, falls wir mal dem Kadi verfallen, doch auch so nett behandelt würden, wie der Raubmörder Hennig von dem Vorsitzenden; aber wir dürfen ja auch nicht so plump vertraulich sein, wie dieser, der zu seinem Richter sagte: „Also erlauben Sie mal, Herr Vor sitzender: Sie haben doch den Herren Geschworenen vorgehalten, daß ich früher von dein Franz nichts gesagt habe. Darüber müssen wir uns mal erst klar werden." Worauf der freundliche Vorsitzende antwortet: „Gewiß, wir müssen uns nur richtig ver stehen, dann wird sich schon alles aufklären. ES handelt sich ja um keine Kleinigkeit, sondern um Ihren Kopf, das wissen Sie und das wissen wir." Worauf denn der Angeklagte unter großer Heiterkeit meinte: „Na, dann werden Sie doch also zugeben, daß ich recht habe." Solche Haltung dürfte kein Redakteur sich erlauben, ohne in Ordnungsstrafe ge nommen zu werden. Allerdings ist er auch keine international berühmte Verbrechergröße. Und auch keine Erbprinzessin zu Wied sitzt dann im Zu schauerraum. Letzte Tetezramme. Leipzig, 3. Mai. Von den Maidemonstranten in der Holzindustrie sind hier 17ÜO Man« auf 14 Tage ausgesperrt. In der Metallindustrie sind 200, in anderen Berufen in geringerer Zahl Arbeiter ausgesperrt. Zittau, 3. Mai. Heute früh verstarb nach längerem Leiden der nationalliberale LandtogSabge- ordnete, Syndikus der hiesigen Handels- und Ge merbekammer, Johannes Rollfuß. Görlitz, 3. Mai. In Goldbach kamen bei einem Brande, welcher 2 Gärtnereibesitzungen ein äscherte, die Frau des einen Besitzers und ihr sechs jähriges Kind um. Berlin, 3. Mai. 50 Vertreter der General- Verbandes der deutsche« Metallindustrieve« aus allen Teilen Deutschlands berieten gestern abend >n Berlin unter dem Ausschluß der Oeffentlichkeit über die Frage: Sollen die Streiks, unter welchen zur Zeit 8 Bezirke deS Verbandes leiden, durch eine Generalversammlung der in den Verbandsbe trieben beschäftigten 3Ü0Ü00 Arbeiter beanworter werden? Der Beschluß deS Gesamtoerbandes soll von einer eingesetzten Kommission redigiert und als dann bekannt gemacht werden. Berlin, 3. Mai. Wegen der Maifeier sind hier 40—50000 Arbeiter ausgesperrt. Am stärksten beteiligt sind die Metallarbeiter, dann folgen die Holz- und Bauarbeiter. Köln, 3. Mai. Laut Meldung der „Kölni schen Volkszeitung" befahl Weihbischof LikoWski in Vertretung des Erzbischofs von Gnesen und Posen allen Geistlichen beider Diözesen, schleunigst aus dem polnischen Ostmarkverein „Straz" aus- zutreten. Der Beitritt zu diesem Verein ist den Geistlichen künftig strengstens untersagt. Frankfurt a. Main, 3. Mai. Der „Frank furter Zeitung" wird aus Tientsin telegraphiert: Frankreich und China sind bezüglich der Vor gänge in Nanchang im Februar d. I. zu einer Einigung gelangt. China erkennt an, daß der Beamte Selbstmord verübt hat gewährt Frankreich eine Geldentschädigung und zieht die Rädelsführer zur Bestrafung. Die Einigung zwischen China und England in dieser Angelegenheit soll, wie dem Blatte weiter gemeldet wird, nahe bevorstehen. Wie«, 3. April. Die „Wiener Zeitung" ver- öffentlicht ein kaiserliches Handschreiben an den scheidenden Ministerpräsidenten Freiherrn Von Gautsch, in welchem es u. a. heißt: Wiederholt sind sie unter schwierigen Verhältnissen Meinem Rufe mit Selbstoerleugung und Patriotischer Hin gebung gefolgt. Besonders haben Sie sich während Ihrer jüngsten Wirksamkeit durch Ihre erfolgreichen Bemühungen um die Wiederbelebung der Tätigkeit des Reichsrates hervorragende Verdienste erworben. Ein nicht minder erhebendes Bewußtsein mag es für Sie sein, daß Ihr Name stets mit den großen Reformgrundlagen des Reichsrates verknüpft sein wird. Der Kaiser spricht dann Freiherrn von Gautsch seinen wärmsten Dank auS, versichert ihn steter Huld und behält sich vor, ihn wieder im Staatsdienste zu verwenden. — Gleichzeitig wird ein kaiserliches Handschreiben an den scheidenden Minister deS Innern, Grafe« Von Byla«dt- Rheyvt, veröffentlicht, dem der Kaiser ebenfalls wärmsten Dank ausspricht uud dessen Verwendung im Amte er sich ebenfalls vorbehält. Budapest, 3 Moi. In Königsberg (Komitat Bars) hat ein blutiger Zusammen stoß zwischen Militär und Wählern stattgefunden. Mehrere Soldaten wurden durch Steinwürfe verletzt. Das Militär gab darauf Feuer, wodurch 2 Personen getötet und mehrere verletzt wurden. Binz, 3. Mai. An den Rettungsarbeiten beim Brande des Kurhauses beteiligten sich 100 Matrosen, die von dem auf der Gaßnitzer Reede liegenden Uebungsgeschwader auf einem Torpedoboot zur Hilfeleistung abgesandt worden waren. Paris, 3. Mai. Präsident Fallidres hat durch Erlaß vom 26. April 27 Mitgliedern der deutschen Rettungsmannschaften, die sich durch mutiges Verhalten bei der Katastrophe in Courriercs ausgezeichnet haben, die goldene Ehrenmedaille verliehen. Paris, 3. Mai. Ein Soldat des 90. In fanterieregiments verweigerte den Gehorsam. Der Unteroffizier versuchte den Mann zu beruhigen und teilte ihm die auf Gehorsamsverweigerung festgesetzten Strafen mit. Daraufhin warf der Soldat die Waffen und den Tornister auf den Boden und rief: „Ich bin ein Sozialist und schieße nicht auf das Volk." Der Hauptmann der Kompagnie veranlaßte die Verhaftung des Widerspenstigen. Parts, 3. Mai. Wie der „Agence Haoas" aus Melilla gemeldet wird, hat zwischen den Truppen des Sultans von Marokko und denjenigen des Prätendenten am Muluiafluß ein neues Gefecht stattgefunden. Die Truppen des Sultans bedienten sich der Kriegslist, den Rückzug anzutreten, über fielen dann unvermutet die Aufständischen und trieben sie auf das jenseitige Ufer des Flusses zurück. Die Aufständischen sollen eine ernstliche Niederlage er litten und 30 Tote auf dem Kampfplatze zurückge lassen haben. Das Geschützfeuer wurde in Melilla gehört. Mauren kamen nach Melilla und baten um Tragbahren, auf welchen sie bald nachher zahlreiche Verwundete heranbrachten, die im Hospital unterge bracht wurden. St. Etien«e, 3. Mai. Manifestanten ver anlaßten die Einstellung mehrerer Fabrik betriebe. Die Zahl der Ausständigen beträgt 10000 Athen, 3. Mai. Anläßlich der Beendigung der olympischen Spiele gab der König gestern ein Festmahl, zu welchem auch Vertreter der ver- schiedenen Länder und die Sieger bei den Spielen, sowie mehrere Diplomaten eingeladen waren. Der König beglückwünschte die Vertreter der Völker, die zum Kampf um die SiegeSpalme nach Athen geeilt seien, der Stadt, die wie keine andere sich zum Schauplatze solcher Veranstaltungen eigne. Ferner gab der König der Freude Ausdruck, welche die königliche Familie und das griechische Volk an diesen Veranstaltungen empfänden, eine Freude, welche alle 4 Jahre wiederkehre, wenn Griechenland Gelegenheit habe, die friedlichen Bande zu erneuern, die es mit allen Völkern vereinigt, die Mitarbeiter sind an dem großen Werke der fortschreitenden Zivilisation. Athen, 3. Mai. Gestern am letzten Tage der olympischen Spiele wurde die Verteilung der Preise unter großer Beteiligung der Bevölker ung vorgenommen. Der König und die ganze Königliche Familie wohnten der Feier bei. Die Sieger defilierten vor dem König, der ihnen unter dem Beifall der Menge die Preise überreichte. N. a. erhielten die Deutsche« 10, die Österreicher 3, die Ungarn 4 und die Finnländer 2 Preise. Tanger, 3. Mai. Risteute griffen ein englisches Schiff an und machten 1 Passagier und 1 Matrosen zu Gefangenen. Es sind bereits bei den Kabylenhäuptlingen Schritte unternommen um den Gefangenen die Freiheit wieder zu verschaffen. Durban, 3. Mai. Die Operationen zur ve- lstrafung der Rebellen i« Z«lula«d haben be- gönnen. Eine Anzahl Krals sind niedergedrannt, eine Menge Vieh weggenommen und 5 unbotmäßige Eingeborene bei einem Scharmützel in der Nähe von Ukandbla getötet worden. Hongkong, 3. Mai. In der vergangenen Woche kamen hier 58 Fälle von Erkrankungen an Pest und 52 Todesfälle vor. New Uork, 3. Mai. Präsident Roosevelt hat der Zurückweisung ausländischer Beiträge für San Franzisko mit seiner Botschaft an den Kongreß einen Komentar gegeben, in welchem er sagt, er habe nur die Gaben, welche ihm direkt an geboten worden seien, zurückgewiesen, doch habe er damit nicht gemeint, daß alle Gaben, welche durch Privatleute den Gesandtschaften angeboten wurden, zurllckgewiesen werden sollen. Washington, 3. Mai. Der den Vereinigten Staaten zugesprochene Anteil an dem Gründungs kapital der marokkanischen Staatsbank beläuft sich auf 200,000 Dollars. Die Regierung kann diesen Anteil nicht übernehmen und auch aus Seilen der Finanzinstitute scheint kein Verlangen zu be stehen, dies zu tun. Wahrscheinlich wird die Regie rung von ihrem Anrecht auf die Bankanteile keinen Gebrauch machen, und die Anteile werden daher nicht förmlich emittiert werden. Chicago, 3. Mai Der Ausstand vo« 3OOÜ Eisenarbcitcr« hat Arbeiten im Werte von 15 Millionen Dollars im Zentrum des Geschäfts- Viertels zum Stillstand gebracht. (Neuestes vom Tage. f Leichen im Bergwerk. Auf Zeche „Borussia" in Dortmund wurden Mittwoch früh 22 Leichen von Bergarbeitern gefunden, die zu den Opfern des Grubenunglücks vom 10. Juli 1905 gehören. Von den damals v.runglückten 39 Berg leuten waren 14 Leichen gleich nach der Katastrophe geborgen worden; 3 Leichen sind bisher noch nicht aufgefunden. Ertrunken, beerdigt und doch leben dig. Ein in Neuendorf bei Elmshorn beschäftigter Malergehilfe hatte sich in Glückstadt zur Kontroll- Versammlung gestellt. Da er nicht aufgerufen wurde, meldete er sich, und nun ergab sich, daß er schon am 26. Februar d. I in der Ruhr ertrunken und in Westfalen beerdigt sein sollte. Es stellte sich her aus, daß ihm frühereinmal eineJnvalidenkarte ab- handel! gekommen oder gestohlen worden war, und daß sich der unrechtmäßige Eigentümer mit Hilfe dieser Karte neue Papiere verschafft und darauf ge arbeitet hatte. Er ivar dann auch gestorben und unter dem Namen des rechtmäßigen Inhabers der Papiere begraben worden, während sein wirklicher Name und seine Herkunft unbekannt geblieben sind. 's Dynamit-Explofio«. Mittwoch vormit- tag fanden in der Dynamitfabrik der Nitroglzerin- Aktiengesellschaft bei Vinteroiken (Schweden) drei unmittelbar aufeinanderfolgende Explosionen statt, die in der ganzen Hauptstadt gehört wurden. Sämt liche Fabrikgebäude sind zerstört, vier Arbeiter ge tötet worden. Die Ursache der Explosion ist unbe kannt. 1- Diebstahl mit ei«em Biergespa««. Die Redensart, daß die Diebe nur Mühlensteine und glühendes Eisen liegen lassen, wird auch bald ihre Berechtigung verlieren. Die heutigen Diebe lassen nichts mehr liegen. So haben sie dieser Tage an der Ecke der Nogat- und Selkstraße in Berlin für etwa 1000 Mk. Eisen gestohlen. Auf der Baustelle des Maurermeisters Emil Müller lagerte seit längerer Zeit eine große Anzahl eiserner Träger. Eines Nachmittags fuhr ein vierspänniges Arbeitsfuhrwerk vor, und sieben Mann hoch luden die Begleiter die Eisenträger auf den Wagen und fuhren mit ihrer schweren Beute davon. Zwei Augenzeugen des Vorfalls glaubten natürlich, daß eS sich um Angestellte des Bauunternehmers handele. Gestern stellte es sich heraus, daß die Eisenträger, die einen Wert von 1000 Mark haben, gestohlen worden waren. Von den Dieben fehlt noch jede Spur. 's Dynamit-Diebstahl. Aus dem Dynamit- lager im Walde von Brettnach bei Metz wurden zwei Kisten mit Dynamit von zusammen 40 Kilo gramm Gewicht durch Einbruch gestohlen. Der Täter ist spurlos verschwunden. Das Dynamit ist vermutlich in das französische Streikgebiet geschafft worden. Ei« Zwischenfall in Livorno. Ein Komitee, welches für die Verunglückten der Vesuv gemeinden Geldsammlungen veranstaltet, wendete sich auch an den Kapitän eines deutschen Schiffes, wel ches zurzeit im Hafen von Livorno liegt, mit der Bitte um eine Spende. Das Schiff heißt „Kolga". Der Kapitän aber zog ein italinischeS Witzblatt her vor, welches eine Karikatur des Deutschen Kaisers brachte, und verweigerte mit bezug auf dieses jeg lichen Beitrag. Darauf benahmen sich die Herren des Komitees derart, daß der Kapitän sich veran laßt sah, sie vom Schiffe zu veriveisen. Als der Vorfall im Hafen bekannt wurde, weigerten sich die Arbeiter, die Löscharbeiten auf dem deutschen Schiffe fortzusetzen. 's Verunglückte Bergleute. In der Preußen- Grube verunglückten zwei Bergleute, iadem sie sich vorzeitig einem Sprengschuß näherten. Emer wurde sofort getötet, der andere schwer verletzt. In der Königsgrube wurde der Bergarbeiter Kobuollik von herabstürzenden Kohlen getöiet. -j- Aus Rache erschossen. D-r serbische Student Jsakovitsch wurde in verflossener Nacht in Wien auf der Straße von seinem Kolle ea Pevitsch erschossen, weil er angeblich den Pevitsch denunziert hat, daß dieser bei seiner Aufnahme an der Wiener Universität ein g> fälschtes Maturitätszeugnis präsen tierte. Pevitsch verwundete sich dann selbst durch einen Schuß in den Kopf lebensgefährlich. f Die Frechheit eines Stratzeuräubers. leber den Schloßplatz in Berlin ging abends ein ?err mit einer Dame am Arm. Hinter dem Paare ging ein Herr in schäbigem Rock. Plötzlich langte er von hinten nach dem Hute des Herrn, stülpte letzterem seinen eigenen abgetragenen Filz auf daS Haup^