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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 04.05.1906
- Erscheinungsdatum
- 1906-05-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-190605048
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-19060504
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-19060504
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1906
-
Monat
1906-05
- Tag 1906-05-04
-
Monat
1906-05
-
Jahr
1906
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 04.05.1906
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religiösen Ueberzeugung der Erziehunasberechligten nicht entspricht" angenommen und damit der 8 4 des Entwurfs. Schluß der Sitzung gegen 6 Uhr. — Morgen 1 Uhr: Weiterberatung, vorder die sozialdemokratische Inter pellation wegen der Berliner Russenausweisungen. Die Lage m (pußkand. Graf Witte ist endlich der Sistzphus-Arbeit müde, in die verworrenen Zustände Rußlands Ordnung zu bringen. Er will gehen nnd im AuS- lande wird es ihm Niemand verübeln, lieber seine Absichten liegen folgende Depeschen vor: Petersburg, 2. Mai. Verschiedene Blätter melden heute, daß Traf Witte in der gestrigen Sitzung des Miilisterrates mitgeteilt habe, daß er aus Gesundheitsrücksichten zurückzu treten beabsichtige. Als Grund des Rücktrittes geben die Blätter Differenzen bei der Beratung des Entivurfes des Staatsgrundgesetzes in Zarskoje Selo an. Petersburg, 2. Mai. Ein kaiserlicher Ukas betreffend die Versetzung des Grafen Witte in den Ruhestand soll morgen veröffentlicht werden. Als Nachfolger Wittes bezeichnet man in gut unterrichteten Kreisen G o r e m y k i n. Man glaubt, daß dieser die Politik Wittes fortsetzen werde. Witte genießt nach wie vor das volle Vertrauen des Kaisers und tritt lediglich wegen einer Störung seiner Gesundheit zurück, die durch außerordentliche Arbeits überlastung hervorgerufen worden ist. Er hat sich jetzt entschlossen, sich Ruhe zu gönnen, da er nicht imstande ist, sich nenen Anstrengungen zu unter ziehen. Graf Witte hat, wie der Petersburger Korrespondent des „Berl. Tagebl." aus erster Quelle erfahren haben will, seinen Abschied in einer so kategorischen und brüsken Form eingereicht, daß man in Zarskoje Selo etwas e r st a u n t darüber gewesen ist. Im Abschiedsgesuch wird be- tont, daß Graf Witte sich unter den gegenwärtigen Bedingungen außerstande sieht, die Staatsgeschäfte weiterzuführen, weil wichtige Befehle mit voller Umgehung seiner Person von Durnowo voll zogen werden. In dem Abschiedsgesuch Wittes, nur zehn Tage vor der Eröffnung der Reichsduma, kann man also einen rein politischen Schritt sehen. Der Fortgang Wittes ändert an der inneren politischen Lage nichts, denn die Reichsduma wurde als Oppo sition gegen das herrschende Regime, nicht gegen Witte gewählt. Wer daher auch der Nachfolger Wittes werden mag, die Opposition bleibt. Die ganze Rücktritlsuffäre Witte ist daher mehr als eine Hof- und bureaukratische Episode zu betrachten, welche alle Quertreibereien gegen Witte recht charakterisiert. Petersburg, 2. Mai. Die Sicherheitspolizei kennt nicht den Aufenthaltsort Gapons, hat aber Grund anzunehmen, daß er lebt und in Finland sich aufhält. DWinsik, 2. Mai. Heute wurde hier in einer Realschule eine Bombe geworfen, durch die ein Schüler schwer und mehrere andere leicht verletzt wurden. Mai. Heule wurde hier eine Bombe in der Nähe des Gebäudes der Kredit gesellschaft geworfen, in welchem morgen Dumawahl stattfinden sollte. Die Urheber des Anschlages, zwei Juden, wurden nach einem Feuergefecht mit den Wächtern verhaftet. > Sächsisches. HohensteiU'Ernstthal, 3. Mai 1906. Wettervoraussagedes Kgl.Sächs.Meleorvlogischrr Instituts zu Dresden. Kür Freitag: Heiteres und trockenes Wetter bei normaler Temperatur und südöstlichen Winden. Barometer: hoch. 4. Mai: TageSmittel -l-9 6<>, Maximum -s-13,50, Minimum -s-4,8". — Der Vrzgebirgsvereiu hält morgen Frei tag Abend im „Gewerbehaus" eine Versammlung ab, auf welche wir die Mitglieder des Vereins auch an dieser Stelle besonders aufmerksam machen. Bei der Wichtigkeit des Beratungsstoffes ist es unerläß lich notwendig, daß sich die Mitglieder vollzählig einfinden, denn nur von einem regen Besuch, der einen Austausch der Meinungen ermöglicht, wird es abhängen, ob auch in diesem Jahre wieder ein Volksfest in großem Stile abgehalten werden kann. Wir wollen hoffen, daß dieser Hinweis Be herzigung findet, damit man nicht — wie es ge wöhnlich in den letzten Versammlungen der Fall war — nur die rührsamen bekannten Herren ver treten steht, sondern auch auf eine stattliche Anzahl der übrigen Mitglieder, im Interesse der förderlichen gemeinnützigen Bestrebungen des Vereins, rechnen kann. — Vergangenen Montag fand im Webermeister haussaale die diesjährige Generalversammlung der hiesigen Weber-Innung statt. Derselben ging eine Expeditionssitzung voraus, in welcher ein Lehrling losgesprochen, sowie 2 Weber in die In nung als Mitmeister ausgenommen wurden, */,5 Uhr konnte der Obermeister Herr Fritz Reinhold die Versammlung eröffnen und in die Tagesordnung eintreten. Punkt 1 derselben betraf den Vortrag der Jahresrechnungen auf das zurückgelegte Jahr 1905—06. Der Jnnungskassierer Herr Viktor Münch trug dieselben in allen ihren Details vor. Nachdem die Generalversammlung hiervon eingehend Kenntnis genommen, gelangen die Rechnungen, welche von den Meistern Jäckel, Müller, Gläser und Ranft vorgeprüfl sind und der Versammlung von denselben zur Richtigsprechung warm empfohlen werden, zur sofortigen Justifikation. Nachdem dieser Punkt Erledigung gefunden, nimmt Vorsitzender die Neuwahl der ausscheidenden 3 Vor standsmitglieder vor. Ausgegeben werden hierzu 164 Stimmzettel, wovon aus der Wahl hervorgehen: Herr Münch mit 124, Herr Andrä mit 112 und Herr Funke mit 89 Stimmen. Alle 3 Herren nehmen die auf sie gefallene Wiederwahl dankend an und versprechen, ihre ganze Kraft zum Wohl und Gedeihen der Innung einzusetzen.. Weiter kommt zur Beschlußfassung, daß man im Laufe des ange tretenen Jahres eine besondere Ehrung der Meister vornehmen will, welche der Innung 50 und noch längere Jahre angehören. Die Ausführung legt man in die Hände des Gesamt-Vorstandes. Nach dem iveitere interne Angelegenheiten der Innung, welche sich nicht für die Oeffentlichkeit eignen, zur Erledigung gekommen, schließt Vorsitzender gegen >/,9 Uhr die Generalversammlung. — Ein aufregender Vorgang spielte sich gestern Mittag auf der Dresdner- und Breitestraße ab. Das vor einen leichten Federwagen gespannte Pferd eines hiesigen Möbelhändlers scheute in der äußeren Dresdnerstraße und lief in rasender Eile die abschüssige Straße herein. Der auf dem Wagen sitzende Besitzer des Gefährtes erkannte auf der mittleren Dresdnerstraße die Gefahr des Umreißens einer Anzahl spielender Kinder und versuchte daher das Tier nach der Breitestraße zu lenken. Durch die schnelle Wendung des Gefährts stürzte er vom Wagen und verfing sich mit den Beinen in die Zügel, so daß er ein Stück des Weges geschleift wurde. Es gelang ihm, wieder auf die Beine zu kommen und daS unruhige Tier wieder in seine Gewalt zu bringen. Außer Beschädigungen am Wagen zog er sich be deutende Hautabschürfungen zu. — Eine Anzahl Brieftauben, wohl gegen 100, die von Plauen nach hier gebracht worden waren, wurden vorgestern auf dem hiesigen Bahn; Hofe ausgelassen. Die Tierchen flogen in die Höhe Und nahmen, nachdem sie mehrere Male in der Luft umhergekreist waren, ihre Flugrichtung nach Zwickau zu. — In den Waldanlagen bei einem sächsischen Orte findet sich folgender, auch für Spaziergänger unserer Anlagen höchst zeitgemäßer und beherzigens werter Anschlag: Laß Dir's schmecken und gedeih'», Aber steck die Hülle! Zeitungs- und Papieresfetzen Sind dem Walde ein Entsetzen! —:/: Gersdorf, 3. Mai. Im Gasthaus „Teutonia" hier fand am Sonntag ein Gautag des 19. Niedererzgebirgischen Turngaues statt. Die Be ratungsgegenstände betraken zum teil das am 26. August d. I. hier stattfindende 10. Gauturnfest verbunden mit 25jährigem Gaujubiläum. Die Vor arbeiten in die Wege zu leiten, trat am Mittwoch Abend der Finanzausschuß zu einer längeren Be sprechung im obigen Lokal zusammen. In der nächsten Zeit soll wieder eine Gesamtsitzung aller Ausschüsse stattfinden. — Pleiß«, 3. Mai. Bei der hiesigen Spar kasse wurden im Monat April 45 Einzahlungen im Betrage von 12,642 Mark 70 Pfennig geleistet, da gegen erfolgten 16 Rückzahlungen (Einlagen und Zinsen) im Betrage von 2196 Mark 1 Pfennig. Der Barbestand betrug am Schluffe des Monats 1880 Mark 59 Pfennig. — Chemnitz, 2. Mai. Der Spiritismus hat in der Chemnitzer Pflege viele Anhänger. Selbst in der Stadt gibt es eine Anzahl spiritistischer Zirkel, deren Medium zwei Jahrzehnte lang die vor einigen Jahren entlarvte und gerichtlich abgeurteilte bekannte Anna Rothe war, die kurz nach Verbüßung ihrer Strafe starb. Im geheimen leben diese Zirkel fort in der Stadt und auf dem Lande. Die Behörde geht gegen die Veranstalter und Leiter von Zirkeln und Sitzungen vor auf Grund des Versammlungs- und Vereinsgesetzes, sobald sie glaubt, eine Hand habe zu haben, und dann hört man im Gerichttzsaal davon. Am Montag hatten sich vor dem Schöffen gericht nicht weniger denn.neunzehn Personen wegen Vergehens gegen 8 33c des genannten Gesetzes zu verantworten. Es wurde ihnen zur Last gelegt, daß sie durch Vereinstätigkeit den in Reichenbrand vor einigen Jahren aufgelösten Verein für Spiri tualisten fortgefllhrt haben. Sie bestritten das sämt lich. Sie gaben nur zu, daß sie sich gegenseitig be sucht und Vorlesungen gehalten, beziehentlich ange hört haben, auch, daß mal ein besonders begabter Besucher in Trancezustand gefallen und seinen Glaubensgenossen die Offenbarungen wiedergegeben habe. Daß sie eine Leitung gehabt und Vereins tätigkeit entfaltet hätten, bestritten sie, und da es an Beweisen fehlte, erfolgte Freisprechung aller. — Lichtenstein, 1. Mai. Gestern erlitt hier ein Schulmädchen insofern einen Unfall, als es sich auf dem Schulwege eine Häckelnadel tief in den Fuß stach. Das Kind konnte trotzdem zur Schule gehen und bemerkt: erst im Klassenzimmer die eigentliche Ursache des Schmerzes. Der schnell herbeigerufene Arzt befreite den Gegenstand aus dem Fuße und ordnete sofortigen Rücktransport des Kindes in die elterliche Wohnung an. — Waldenburg, 3. Mai. Der Dienstver- mittler Reimann von hier wurde nach mehrstündiger Verhandlung von der 3. Strafkammer des Zwickauer Landgerichts wegen Erpressung, schwerer Urkunden fälschung im einheitlichen Zusammenhänge mit vollendeter und versuchter Erpressung und wegen Betrugs in zwei Fällen zu 4 Jahren Zuchthaus, worauf 2 Monate Untersuchungshaft in Anrechnung kommen, sowie zum Verluste der bürgerlichen Ehren rechte auf die Dauer von 10 Jahren verurteilt. — Niederlungwitz, 1. Mai. Heute scheute das Pferd eines hiesigen Gutsbesitzers vor einem Automobil. Die Insassen wurden aus dem Wagen geschleudert, wobei ser Besitzer sich verschiedene Ver letzungen zuzog. — Oberfchindmaas, 1. Mai. Gestern abend '/4IO Uhr brannte die Scheune deS Hausbesitzers C. Friedrich Heft total nieder. Die Entstehungsur sache ist unbekannt. Der Kalamitose hat versichert — Hartenstein, 1. Mai. Durch Feuer alarm wurden gestern nachmittag '/,5 Uhr die Be wohner unserer Stadt erschreckt. Es brannten, wie schon kurz gemeldet, in der Zwickauer Straße daS H. MüllerschS und bas G. Beyersche HauS fast gleichzeitig und in kurzer Zeit lichterloh. Ehe Hilfe möglich war, brannten auch noch weitere zwei Häuser (Ad. Nierbauer und Eckhard). Durch das rasche Eingreifen der Feuerwehr konnten weitere sehr gefährdete Gebäude erhalten werden. Der Schaden ist bedeutend, da verschiedene Familien nicht versichert haben und auch nur wenig gerettet werden konnte. — Lößnitz t. E., 2. Mai. Vermutlich in folge von Brandstiftung brach am Montag mittag um die 12. Stunde im Pack- und Lagerraum der Auerwaldschen Schuhfabrik ein Schadenfeuer aus, das rasch um sich griff und in kurzer Zeit das Ge bäude mit dem Kontor, sowie daS angrenzende Wohnhaus des Schul-Hausmanns, ein städtisches Gebäude zerstörte; die anderen Gebäude wie auch der Maschinenraum blieben erhalten, ebenso die hart gefährdete Schule, deren Fenster infolge der Hitze zersprangen, sodaß der Unterricht ausgesetzt werden mußte. — Mylau i. V-, 1. Mai. Tödlich verun glückt ist heute gegen Mittag der etwa 40 Jahre alte Maurer Riedel von hier, als er in Gemeinschaft abschüssige Straße hinabfahren wollte. Der Wagen kam inS Rollen, riß den Maurer um und verletzte ihn so schwer, daß er nach wenigen Minuten verstarb. Riedel ist verheiratet und Vater mehrerer Kinder. — Meitze«, 1. Mai. Eine bittere Enttäuschung mußten zwei in einer hiesigen Ofenfabrik beschäftigte Leute erleben, welche mit einem dritten Kollegen gemeinsam ein Zehntel der sächsischen StaatSlotterie spielten. DaS Geld hatten sie allmonatlich dem er wähnten Dritten anvertraut und diesem die Be sorgung der Lose überlasten. In der fünften Klasse wurde nun die Nummer des Loses zur größten Freude der Mitspieler mit einem 3000 Mark-Gewinn gezogen. Nun stellte sich aber heraus, daß der Kollege nur das Los erster Klasse gekauft, das Geld der anderen vier Klassen aber für sich behalten und im eigenen Nutzen verwendet hatte. Mit dem er- erhofften Gewinn war es daher nichts, weil die Mitspieler so unvorsichtig gewesen waren, sich nicht von dem Kaufe der Lose jedeSmal zu überzeugen. — Dresden, 3. Mai. Der Raubmörder Max Dittrich wurde vor einiger Zeit in Berlin unter dem Verdachte, einen Einbruchdiebstahl verübt zu haben, verhaftet. Er ist ein alter Einbrecher, spielt den wilden Mann und war schon früher ein mal in der Irrenanstalt Herzberge interniert. Er entwich aber aus der Anstalt. Unter dem Verdacht eines Einbruchs wurde er wieder in einer Kaschemme festgenommen und abermals nach Herzberge gebracht. Die Dresdner Polizei fahndete auf ihn, weil er zu nächst eines Doppelmordes verdächtig war; als sie von seiner Festnahme erfuhr, suchte sie bei der Berliner Kriminalpolizei um Ueberführung deS Ver brechers nach Dresden nach. Die Erlaubnis dazu wurde sofort erteilt — Leipzig, 2. Mai. Ein Unglücksfall mit tödlichem Ausgange ereignete sich gestern abend in der Wintergartenstraße. Beim Ueberschreiten der Straße wurde der 79 Jahre alte Schriftsetzer-Invalid Winkler von einem Fleischergeschirr umgeristen und überfahren. Er erlitt so schwere innere Ve» letzungen, daß er an deren Folgen bald nach seiner Einlieferung ins Krankenhaus verstorben ist. — In folge der Maifeier sind heute morgen 1000 bis 1200 Holzarbeiter in rund 50 Firmen auf 2 Wochen aus gesperrt worden, weil sie gegen den Willen ihrer Arbeitgeber am 1. Mai die Arbeit ruhen ließen. Der Beschluß des Jndustriellenverbandes lautete dementsprechend. — Zittau, 1 Mai. Beim Reinigen eines Gefäßes stürzte die 71jährige Rentnerin Paul im nahen Olbersdorf in den Mühlgraben und ertrank. — Von einem ihm gehörigen Fohlen wurde dem Kohlenhändler Brüchner in Hirschfelde die Schädel decke zertrümmert. Brüchner wollte das Pferd photographieren lassen. Unterwegs kam er zu Fall, wobei ihn das Tier trat. Sein Zustand ist sehr be denklich. Don der Handelskammer. Der soeben erschienene Jahresbericht der Handelskammer zu Chemnitz für 1 905 sagt im Vorwort folgendes über die wirtschaftliche Lage: Das Wirtschaftsjahr 1905 wird gekennzeichnet durch eine erhebliche Steigerung von Pro duktion und Umsatz und durch einen er höhten Beschäftigungsgrad in fast allen Industriezweigen; nur einige wenige Branchen haben aus besonderen Gründen an der günstigen Entwickelung nicht teilgenommen. Diese allgemeine Belebung des Geschäfts dürfte auf verschiedene, von einander unabhängige Ursachen zurückzuführen sein. Einmal hat im Jnlande die Kaufkraft der großen Maste der Bevölkerung in er freulicher Weise zugenommen. Sodann zeigten die für den Chemnitzer Handelskammerbezirk als Ab nehmer besonders wichtigen Vereinigten Staaten von Amerika infolge der andauernd guten wirtschaftlichen Verhältnisse einen im Ver gleich zu den letzten Jahren wesentlich ge - steigerten Bedarf. Außerdem hat am 1. März 1906 das zu erwartende Inkrafttreten der neuen Handelsverträge wegen der in diesen ent haltenden Erhöhung vieler Zollsätze eine verstärkte Tätigkeit für Handel und Industrie mit sich gebracht, da allenthalben daS natürliche Bestreben zutage trat, mit einem anderen Maurer einen leeren Wagen die noch möglichst viele Waren zu den niedrigeren Zoll» Musketier Horu. Ein Soldatenroman von Arthur Zapp« 21. Forts. (Nachdruck verboten.) Die orginelle Produktion wirkte so überaus komisch, daß daS ganze Auditorium in ein Helles Gelächter ausbrach. Dem Herrn Obersten kollerten die Hellen Tränen über das Gesicht, der dicke Major legte sich in seinen Stuhl zurück und lachte aus vollem Halse. Der gestrenge Compagnie-Chef pru stete hinter der vorgebaltenen Hand und sah so heiter aus, als ob er noch nie im Leben seinen Musketieren eine strenge Miene gezeigt hätte. Die Musketiere und ihre Bräute wieherten vor Lachen und klatschten, als sich zum Schluß der Vorhang über die amerikanische Riesenorgel senkte, so rasend, daß Scharff noch einmal erscheinen und, den stür mischen Zurufen nachgebend, die Produktion wieder holen mußte. Den Schluß der Vorstellung bildete die Auf führung eine? patriotischen Einakters, in dem vier männliche Personen und eine weibliche auftrat. Während die ersteren von Weber, Kutschbach, Lehmann und Westphal dargestellt wurden, hatte die Rolle der letzteren Paul Horn übernommen. Der junge Musketier sah in dem Kostüm, das Fräulein Elise geliefert hatte, und in der von Leh mann kunstvoll frisirten Fraueuperrücke einem jungen Mädchen von 19 Jahren so täuschend ähnlich, daß mancher von den Musketieren unten im Zuschauer raum, die ihren Kameraden nicht erkannten, verliebte Blicke nach der Bühne hinaufwarfen. Den lebhaftesten Eindruck aber machte die Erscheinung deS als Mädchen verkleideten Musketiers auf Leutnants Wittich's Onkel. Bei dem ersten Auftreten Horns machte Herr von Nöring eine un willkürlich, auffahrende Beivegung. Leutnant Wittich blickte seinem Onkel erstaunt und fragend in das erregte Gesicht. „Was hast Du denn, Onkel?" Aber der Rittergutsbesitzer schien die Frage seines Neffen garnicht gehört zu haben. Seine Blicke hingen verzückt und wie gebannt an der Er scheinung des jungen Mädchens auf der Bühne; in seinen Mienen spiegelt sich das tiefste Interesse; seinen schnellen Atemzüge bewiesen die starke Er regung, von der der Herr alte offenbar beherrscht wurde. Seine zuckenden Lippen flüsterten einen Mädchen namen. „Beate!" vernahm daS aufhorchende Ohr seines Nachbars deutlich. Leutnant Wittich legte seine Hand sanft auf deu Arm des wie Bezauberten. „Was ist Dir denn?" raunte er seinem Onkel fragend zu. Der Gefragte, der jetzt endlich aus seinem traumartigen Zustand zu erwachen schien, strich sich mit der Hand über die Stirn, seufzte und murmelte vor sich hin: „Die Toten stehen wieder auf!" Und zu seinem Neffen gewandt, fügte er flüsternd hinzu: „Ich erkläre Dir Alles nachher." Als daS Spiel zu Ende war, hatte der Herr Oberst die Liebenswürdigkeit, dem Hauptmann die Hand zu schütteln und ihm zu versichern, daß er sich noch nie an einem KaisergeburtStag so vorzüglich amüsiert habe. Die Kompagnie scheine keinen Mangel an intelligenten und gewandten Leuten zu haben, die sich, wie er annehme, als ebenso tüchtige Soldaten erweisen würden, wie sie sich soeben als (Fortsetzung folgt.) verrannen im Nu vor mir, und die Vergangenheit lebte wieder auf. Ein junges Mädchen, das ich gekannt vor langen, langen Jahren, und das ich längst tod geglaubt, stand vor mir in der Schönheit bestellte waren, seinen eine Flasche Wein, leerte er das seine Blicken lag etwas Schweigend starrte und der Frische ihrer Jugend. Beate Hennig war Erzieherin meiner jüngsten Schwester. Ich selbst war eben von der Akademie nach Hause zurückgekehrt, um mich in NöringSfelde, das ich ja doch einmal übernehmen sollte, praktisch mit der Landwirtschaft zu befreunden. Beate Hennig war eine lieblihe, anmutige Mädchenerscheinung von bestrickendem, fesselndem Wesen. Dazu die Einsamkeit deS Land guts und das Temperament und die Empfänglich keit meiner 26 Jahre. Kein Wunder, daS ich mich in die schöne Gouvernante bis über die Ohren ver liebte und leidenschaftlich um ihre Gegenliebe warb. Sie war blutjung, 19 bis 20 Jahre, und obgleich sie mir auswich und inir mit keuscher, mädchen hafter Zurückhaltung begegnete, so unterlag sie doch schließlich den natürlichen, wachwerdenden Empfin dungen ihres Herzens. Wir sahen und sprachen uns heimlich, und die Leidenschaft in uns beiden wuchs mit elementarer Kraft. Da eines Tages entdeck ten meine Eltern unser süßeS Geheiinniß. Es gab eine heftige Scene. Meine Mutter überhäufte daS junge Mädchen mit heftigen Vorwürfen, ich aber verteidigte sie lebhaft und erklärte mit aller Endschiedenheit, nicht von ihr lassen zu wollen. Die Folge war, daß die Gouvernante Knall und Fall entlasten wurde. Sie ging nach Berlin. die hinter dem Saal lagen, Tische bereit standen. Träumerisches, Nachdenkliches, er vor sich hin. Restaurationszimmer, und in denen gedeckte Herr v. Nöring Al« die Gläser gefüllt in einem Zuge. In und eS auf das Wohl der Compagnie zu leeren. Während nun die Stühle an die Seite gestellt wurden und der Saal ausgefegt und besprengt wurde, zogen sich die beiden Stabsoffiziere und die Offiziersdamen zurück. Des Festes letzter und nicht schlechtester Teil begann. Hauptmann Rommel eröffnete mit der Frau seines Feldwebels den Ball. Die Leutnants, die Unteroffiziere und die Soldaten folgten seinem Beispiel. Hei, wie flott die Paare durch den Saal wirbelten, wie kräftig die Musketiere ihre Schönen im Kreise herumschwenkten, daß die Röcke flogen und die fröhlichste Tanzlust sich in der flammenden Glut der Wangen, in den blitzenden Augen und in den strahlenden Mienen malte. Herr v. Nöring aber führte seinen Neffen in eins der Erstaunt beobachtete ihn Leutnant Wittich. „Du wolltest mir eine Erklärung geben, Onkel!" mahnte er endlich. Der Rittergutsbesitzer fuhr wie aus einem Traum auf, dann nickte er gedankenvoll. »Mir ist heute etwas merkwürdiges passiert, Bruno", begann er. „Du hast wohl bemerkt, daß daS Auftreten des jungen Soldaten, der die Mäd chenrolle in dem Einakter darstellte, in der ersten Künstler bewährt hätten. Darauf war der Regi-!Minute wie eine Vision auf mich wirkte. 20 Jahre ments-Kommandeur so freundlich, aus den Händen! deS Leutnants Wittich ein GlaS Bier anzunehmen
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