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(Sarde, uvd seine Tochter war mit einem Rittmeister verlobt. Er hatte auch bald gelernt, was er seiner Familie und seinem Ruhme schuldig war und sich im Hand umdrehen eine Menge Bedürfnisse angeeignet, die er vordem nicht einmal dem Namen nach gekannt hatte. Da war seine luxuriös eingerichtete Stadtwohnung, die Sommervilla auf dem Dorfe, die aussah, als sei es ländlich und einfach darinnen, Wagen und Pserde, ein Diener, der auf dem Bocke saß, wenn der Professor mit seiner Frau spazieren fuhr und der sich hinter seinem Stuhle zu schaffen machte, wenn der Professor mit seiner Familie zu Mittag aß; dazu die Loge im Theater, Plätze zu den Konzerten und Rennen, von der Unzahl Kleinigkeiten ganz zu schweigen, die ihm alle im Laufe der Jahre zu Nothwendigkeiten ge worden waren, so daß er längst aufgehört hatte, sie als AnpHmlichkeiten zu empfinden. Nur daß alle diese Dinge viel Geld kosteten, blieb ihm klar bewußt, und am Monatsletzten sah es häufig in seiner Kaste aus wie weiland im Geldtäschchen des armen Kunst jüngers. Freilich hatte er jetzt immer die Möglichkeit, der Ebbe abzuhelfen. Natürlich galt es zu arbeiten, fleißig zu sein, nicht mäkelig in der Annahme von Aufträgen; kleinen Privatlieblingsplänen nachzuhängen ging nicht an. Wann hätte er auch dazu Zeit ge funden? Ein großer Künstler muß schon ein recht unangenehmer Mensch sein, wenn es ihm gelingen soll, die Trabanten seines Ruhmes fernzuhalten. DeS Professors Atelier wurde nie leer. Tags über kamen die Kunstliebhaber und Kunstkenner mit und ohne Empfehlungen, die die Hauptstadt nicht ver lasten wollten, ohne das berühmte Atelier des berühmten Künstlers gesehen zu haben; die Kunsthändler, die sich um feine embryonalsten Studien rissen, die Kritiker und Reporter, die ihre liebenswürdig-indiskreten Notizen in die Blätter lancirten und dazu einiger Anhaltepunkte bedurften; die jungen Kollegen, denen er allzeit mit Rath und Lhat, lieber mit der letzteren — beistand; seine Schüler — er hätte sie garnicht zu nennen gewußt die Hunderte und tausende, die im Laufe der Jahre an seine Thür pochten, die ihm den Ruhm ins HauS brachten und die Ruhe mit daraus fortnahmen. Der Abend gehörte dann den Seinen, aber wieder nicht im traulichen Familienkreise; man war eS seiner Stellung schuldig, offnes Haus zu halten, offnes Haus für alle die Verwandten und den großen Kreis intimer Bekannter, denen es schmeichelte, im Hause eines berühmten und vornehmen Künstlers zu verkehren. Rücksichten! Rücksichten an allen Orten und Enden! Es war, als habe ihm eine Fee, um seine Blöße zu decken, einen goldnen Mantel geschenkt. Er hielt warm und erfreute das Auge, aber bei jedem Schritt hinderte er die freie Bewegung. Früher in seinem dünnen Röckchen war er gesprungen vor Freude, er hatte sich zu Boden geworfen in Schmerz und Ver ¬ zweiflung, die Hände gegen dar wildtlvpftude Herzl gepreßt, die Arme jubelnd gen Himmel gestreckt. Dail war nun alles nicht mehr möglich. Aller Augen ruhten auf dem Träger des goldnen Mantels; schwer lasteten dessen wuchtige Falten auf seinen Schultern, ja, bisweilen dünkte eS ihm, als halte das Prunkstück die frische freie Luft von seinen Lungen fern. In seltenen Augenblicken, wie ihm jetzt einer gekommen war, wo es ihm gelang, die goldne Last lockernd, tief Athem zu schöpfen, fragte er sich wohl, ob es eigent- lich eine gute oder eine böse Fee gewesen sei, die ihm das kostbare Geschenk dargebracht hatte? Der Abend sank herab. * Es wurde kühler. Der rothe Streif, der vom westlichen Himmel durch das Baumgezweig schimmerte, verlosch allmählich. Der Professor erhob sich und schritt gedankenvoll gesenkten Hauptes dem Ausgange zu. Der Hof war menschenleer. Nur in der Laube links vom Thorweg saß der Maler und verzehrte sein Abendbrot, seelenvergnügt in Voraussicht der Be stellungen, die ihm für morgen bevorstanden. Der Professor lüstete den Hut ein wenig und nickte ihm zu. Wenn er sich's recht überlegte, Glückskind, das er war, die Zeiten, da er hier gesessen, arm an Mitteln, reich an Hoffnungen, das waren doch die besten in seinem Leben gewesen. Schöne Wirklichkeiten — schönere Träume! Kord Kitcheners Slockhaussystem Im südafrikanische« Kriege. von der Quelle des er am 12. Oktober von einer Abtheilung der zehnten Husaren gefangen genommen. Ueber Scheepers berichtet die „Südasr. Korr." : Scheepers, ein blühender 23jähriger Mann, geistig wie körperlich hoch entwickelt, war bekanntlich infolge der Strapazen des Feldzuges schwer erkrankt. Er sah sich genöthigt, das Kommando an einen anderen Burgher abzugeben und blieb auf einer einsamen Farm zurück, wo er von den Briten gefangen genommen wurde. Gegen jedes Recht wurde der noch immer Schwer kranke vor die Schranken des Kriegsgerichts gezerrt und zum Tode verurtheilt. Warum? Bisher hat die britische Presse darüber geschwiegen. Wegen Hoch- verralhs? Scheepers war wohl in der Kapkolonie ge boren, aber schon als Knabe kam er nach Ladybrand, wo sein Vater Feldkornett war. Dadurch war er Bürger des Oranje - Freistaats und unterstand somit zweifellos den Gesetzen dieses Landes. Wir können nicht feststellen, ob Scheepers Vater um Entlassung aus dem Staatsangehörigkeitsverbande Großbritanniens nachgesucht hat; denn bekanntlich läßt das britische StaatSgrundgesetz zu, Bürger eines anderen Landes zu sein, ohne die britische S aalsangchörigkeit zu ver- lieren. Dieser Widerspruch hat schon oft Anlaß zu Differenzen gegeben, er liegt namentlich in den Wehr- Verhältnissen Großbritanniens begründe. Aber auch eben aus diesen Verhältnissen heraus ist der Full Scheepers zu beurtheilen. Scheepers halte dem Oranje- Freistaate gegenüber seine Bürgerpflicht zu erfüllen, wie sie im „Grundwet" dieses Landes niedergelegt ist. In Erfüllung dieser Pflicht hat er als Soldat, als Kommandant gehandelt. Berurtheilte man ihn weiter wegen „Ermordung" britischer Soldaten, so ist die Berurtheilung des Burenführers ein Justizmord ersten Ranges. Scheepers schneidig durchgeführter Einfall in die Kapkolonie, seine kühnen Züge durch das weite Land, sein unleugbar großes strategisches Geschick, seine Um sicht und zähe Ausdauer erinnern an Hannibals Kriegführung in Italien, und einen solchen Helden läßt der große Lord Kitchener durch Pulver und Blei öffentlich ermorden. WaS sagt wohl die Geschichte einst dazu? -st * ganze Blockyaussystem, soweit dasselbe bis heute fertig gestellt ist, klar übersehen kann. Im östlichen Trans vaal sind dieDelagoa- und die Natal-Bahnlinie durch 2 solcher Blockhausreihen verbunden. Eine derselben führt 130km weit von „Burgspruit" direkt nach „ Greylingstad", und die andere, 80 km lang, von „Eerste Fabriken" über „The Springs" nach „Heidelberg". Westlich von „Pretoria" ist zwischen „Bredts Neck" in den „Ma- galiesbergen" ui.weit „Rustenburg" und „Frederik- stad", nördlich von „Potchefstroom" eine solche Btock- hauslinie von 120 km Länge fertig gestellt, und eine zweite, 80 km lange, führt von der Quelle des In der engl. konservativen und unionistischen Presse, die mit der Regierung Beziehungen unterhält, wird selbstverständlich die Hinrichtung des tapferen, jungen Burenführers Scheepers, der den Engländern in der Kapkolonie soviel zu schaffen machte, vollständig ge billigt. Einige unbeeinflußte, unionistische Blätter und die liberale Presse stimmen aber mit der anscheinend wieder im Zuge befindlichen strammen Handhabung der Kriegsgesetze in Südafrika und der damit wieder belebten AbschreckungS-Theorie durchaus nicht überein. So schreibt der „Manchester Guardian": „Die Hin richtung Scheepers, des jungen Kapburen, der die Invasion der südlichen Distrikte der Kolonie so ge In veii Üt« ßnglWnn emMe WmkmmMnt schMs. Scheepers, einer der fähigsten und rührigsten Burenführer, war der erste, welcher bei der Invasion in die Kapkolonie Ende 1900 mit 70 Leuten den Orange-River überschritt. Von allen Seiten durch Zuzug verstärkt, war seine kleine Schaar bald auf 300 Mann angewachsen. Während der ersten Hälfte des vorigen Jahres operirte er meist gemeinschaftlich mit Kruitzinger und Fouchä und durchzog einen großen Theil der Kapkolonie, wo er in den Kondeveld Mountains, in den Sneuwbergen, in den Pässen des Winterberges, dann bei Büffelshoek, Willowmore und Murraysburg den Engländern Gefechte lieferte, die meist recht verlustreich für diese waren. Mitte August wurde er von Kruitzingers Kommando getrennt und von britischen Truppen eingeschlossen, während ersterer mit seinen Leuten nach Norden abgedrängt wurde. Am 8. September wurde ein Theil des Scheepers- schen Kommandos unter Bandermerve bei Driefontein geschlagen, und Bandermerve selbst getödtet. Ein weiteres Gefecht fand am 14. September zwischen Scheepers und dem englischen Colonel Crabbe bei OockertSkraal statt und 4 Tage später hatte Scheepers bei Oudtshorn gegen die Truppen deS Colonel Atherton zu kämpfen. Bon zwanzig- bis dreißigfacher Uebermacht umstellt, gestaltete sich die Lage deS kleinen Burenkommandos immer schwieriger. Trotzdem wäre es Scheepers vielleicht gelungen, seine Leute durch die englischen Linien hindurchzubringen, wenn er nicht selbst schwer am Typhus erkrankt wäre. Noch am 23. September telegraphirte Kitchener an das Kriegs- amt in London: „Scheepers weicht unseren Kolonnen mit großem Geschick aus." Darnach bestand die kleine Schaar noch 2 Gefechte bei Calitzdorp und Adenkraal, und zog sich dann in die Wittenberge zurück, während S.eepers, welcher nicht mehr transportfähig war, in einer Farm bei Ketting Unterkunft fand. Hier wurde „SchoorflusseS", nördlich von „BenterSdorp" bis zur Einmündung desselben in den „Va lfluß". Die beiden letztgenannten sind 120 Km bezw. 80 Km lang. Im Orangesreistaat ist zurächst fast die ganze Südgrenze gegen die Kapkolonie durch eine Blockhauslir ie geschützt, die sich von Alival North im Osten bis zur Orange River-S'ation der Eifenbahn Kapstadt-Kimberley hinzieht, und zwar genau dem Lauf des Grenzfluff.s folgend. Diese Linie hat eine Länge von 320 km und soll den Buren den Einfall in die Kapkolonie erschweren. Ein zweite Blockhaus linie von 300 km führt von „Jacobsdal", südöstlich von „Kimberley", am „Modder River" entlang bis nach „Bloemfontein" und dann von dort weiter über „Tabanchu" nach „Ladybrand". Weiter im Norden führt eine dritte Blockhauslinie, 180 Km lang, von „Bierfontein" über „Kroonstadt" nach „Lindley", und eine vierte von 80 Km Länge von „Heilbronn" nach „Lindley." Diese 8 Blockhauslinien haben also eine Gesammtlänge von 1290 Km. Hierzu kommen noch die speeiell zum Schutz Ler Eisenbahnen selbst angelegten Linien, deren Länge in Transvaal 720, im Orangejefreistaat 380 und in der Kapkolonie 700 Km beträgt. Dies ergiebt sür alle Blockhauslienen zu sammen 3 090 Km Länge. Rechnet man nun auf je 1000 m ein Blockhaus mit je 15 Mann Besatzung, so ergiebt sich, daß allein 45 000 Mann von diesen Blockhäusern absorbirt werden, die natürlich zu irgend welchen Operationen im freien Felde nicht verwendet werden können. Denkt man sich fern.'r zur weiteren Prc.fizirung deS Lanks und Einengung der noch im Felde stehen- den Buren die Zahl Hr Blockhäuser verdoppelt oder gar verdreifacht, wie dies beabsichtigt sein soll, so würde England trotz aller Hilfskontingente, welche die britischen Kolonien dem Mutterlande zur Verfügung stellen, keine nennenSwerthe Truppenmacht mehr den Kolonnen Bothas, Delareys oder DewetS entgegen stellen können. Dagegen werden die an den Bahn- linien gelegenen Blockhäuser den früher oder später doch erfolgenden Rückzug der britischen Truppen nach Kapstadt sichern und erleichtern. Es ist schon so viel über den Werth bezw. Unwerth der britischen Blockhäuser in dem südafrikanischen Kriege geschrieben worden, und die über die Zweckmäßigkeit des ganzen Blockhaussystems geäußerten Ansichten sind so verschieden, daß man sich nur an der Hand einer für diesen Zweck besonders hergestellten Karte, wie wir sie unseren Lesern beistehend bieten, ein Urtheil über den möglichen Erfolg bilden kann, welchen Lord Kitchener von dem weiteren Ausbau des Blockhausnetzes zuversichtlich erwartet. In erster Linie sollten die nach verschiedenen Plänen errichteten Blockhäuser nur zum Schutze der Eisenbahnen dienen, und wurden daher unmittelbar neben den Schienen strängen in Abständen von etwa 1000 m von einander erbaut und durch eine Stacheldraht-Umzäunung gegen Uebe» rumpelung von Seiten der Buren geschützt. Als sich dann herausstellte, daß der beab sichtigte Zweck thatsächlich, wenigstens zum Theil, erreicht wurde, dehnte man das Blockhaussystem immer weiter aus und legte, nachdem die gesammten Bahnstreckten in beiden Buren-Republiken ihre Block häuser erhalten hatten, solche auch im offenen Lande an den Hauptverbindunzs- straßen an, um hierdurch die Bewegung?- freiheit der zahlreichen, aber numerisch schwachen Buren-Kommandos zu ver ringern. So hat man in Transvaal bis jetzt 4 derartige Blockhauslinen angelegt, 2 östlich und 2 westlich von Prätoria, und im Orange freistaat hat man deren ebenfalls 4, darunter 2 von bedeutender Länge errichtet. In unserer Karte sind nun die Blockhäuser durch schwarze volle Kreise kennt- lich gemacht, so daß man auf den ersten Blick dar schickt leitete, und der gefangen genommen wurde, als er krank in einem Farmhause lag, erscheint uns im Lichte eines schweren Fehlers. Wenn auch, wie es wahrscheinlich genug bekannt ist, die Bertheidigung Scheepers, daß er ein Bürger des Freistaate« sei, nicht haltbar war, so kann doch, selbst wenn er nicht Frei- stätler gewesen wäre, die Berechtigung des wider ihn gefällten TodeSurtheilS nicht bestritten werden. Das gesetzliche Recht ist aber nicht das einzige, was es zu erwägen gilt. Scheepers hat ehrenvoll gefochten; so weit eS hier bekannt geworden, hat er Koffern nur unter Umständen erschossen, wenn dies auch Weißen gegenüber vollständig gerechtfertigt gewesen wäre, und wenn er einige Farmhäuser niedergebrannt hat, so hat die Hälfte aller britischen Offiziere in Südwestafrika dasselbe gethan und nicht einer von ihnen ist des wegen von den Buren zur Verantwortung gezogen und barsch behandelt worden. Selbst die Feinde Scheepers fanden viel in dem Jüngling, und mehr war er nicht, um ihn zu achten und zu schätzen. Und die Umstände, unter welchen er gefangen genommen wurde, haben ihm auch die Sympathie derjenigen ein gebracht, die sich mit seinen Handlungen nicht ein verstanden erklären konnten. In 999 von 1000 Fällen widerstrebt es dem Gefühle der Engländer, einen ehr lichen Rebellen mit dem Tode bestraft zu sehen, der ehrenhaft für sein Land gefochten hat. Es entspringt dies einer Art von halbem Einverständniß, daß der artige Hinrichtungen moralisch nicht zu rechtfertigen sind, und weiter der festen Ueberzeugung, die aus bitteren Erfahrungen herausgewachsen ist, daß dies eine schlechte Politik sei. Alles was wir aus unserer Politik in Südafrika erfahren haben, sollte diese An sicht befestigen. Wir haben es mit einer zähen Raffe zu thun, die nicht leicht vergißt und tief fühlt, wenn sie dies auch nicht offen zur Schau trägt. Eine Raffe, der ein Krieg mit ihren eigenen Stammesbrüdern aufgezwungen wurde, in dem diejenigen, die ein Recht aus unseren Schutz hatten, schließlich nur zu oft ohne Schutz gelassen wurden. Endlich aber ist zu berück sichtigen, daß wir es jetzt in Südafrika mit einem furchtbaren Raffenkrieg zu thun haben, der nicht durch strenge Anwendung des Gesetzes und des Rechts, sondern nur durch Großmuth und Versöhnlichkeit geheilt werden kann." — Auch in parlamentarischen Kreisen waltet dieses Gefühl in beträchtlichem Um fange vor und wird die Angelegenheit wohl auch dort zur Sprache gebracht werden. Zu den Bluturtheilen der Engländer bemerken die Dr. Nachr.: Während von London aus uroi et orbi feierlich verkündet wird, daß die englische Armee in Südafrika die humanste der Welt sei, ja sogar zu ihrem eigenen Schaden in Humanität förm lich aufgehe und daß mit ihr verglichen zu werden für jedes andere Heer eine Ehre sonder Gleichen sei, bemüht sich Lord Kitchener, der Oberstkommandirende dieser so hoch civilisirten und mit so ungewöhnlichen Eigenschaften ausgestatteten Söldnerschaaren, für die Londoner Versicherungen den praktischen Beweis zu liefern. Er thut das, indem er schon seit Monaten grausame, blutige, unerbittliche Arbeit verrichtet und tapfere Männer, die nach gesitteter Anschauung An spruch darauf haben, daß ihnen die Stirn mit dem Lorbeer bekränzt wird, auf Grund von gefetz- und rechtswidrigen Todesmtheilen in den blutigen afrika nischen Sand niederknallen läßt. Wenn einmal der Tag des Gerichts anbricht und die so schmählich ge mordeten Helden als Zeugen wider die englische Kultur anferstehen, dann wird es eine lange furcht bare Reihe sein, ein Todtentanz von eigener schauer licher Art, von dem selbst das hartgesottene britische Krämergewissen ein Grausen überfallen muß. Nur einige der Opfer der englischen Kriegsgerichte seien hier aufgezählt: Da ist zuerst unser unglücklicher oeulscher Landsmann, der Hamburger Cordua, zu nennen, der wegen einer in Wirklichkeit gar nicht vor handenen, von englischen Lockspitzeln angezettelten „Verschwörung" verurtheilt und wegen des besonderen Verbrechens seiner deutichen Nationalität in der ver schärften Form vom Leben zum Tode gebracht wurde, daß man ihn auf einen Stuhl setzte und ihn dann von rückwärts meuchlings niederfchoß! Weiter ist zu nennen der frühere BurenstaatS- anwalt Broeksma, der das Raubgesindel des Herrn Jameson seiner Zeit in Gemeinschaft mit seinem Kollegen Dr. Krause hinter Schloß und Riegel brachte und es der verdienten Strafe zu überliefern bestrebt war. Broeksma hat sür die ehrliche Pflicht erfüllung im Dienste des Gesetzes und der Interessen seines Landes ein paar Loth englisches Blei zu kosten bekommen, und Dr. Krause ist nur dadurch, daß er rechtzeitig den afrikanischen Boden verließ und in England selbst außerhalb der kriegsgerichtlichen Zu ständigkeit abgeurlheilt wurde, dem gleichen Schicksal entgangen; er mußte jetzt zwei Jahre Zw angsarbeit in einem englischen Gefängniß verbüßen und wird diese Strafe nach Allem, was über seinen Gesund heitszustand verlautet, wohl nicht überleben. Kaum hatte sich über Broeksma's blutiger Leiche die Erde geschlossen, da krachte schon auf Befehl Kitchener'- eine neue Salve und machte dem Leben des tapferen Buren kommandanten Lotter ein jäheS Ende. Noch ist über seinem Grabe nicht das Gras gewachsen und schon dringt die Kunde von einem neuen Morde her über und läßt aller Orten die Empörung der ge sitteten Welt abermals hell auflodern: der helden hafte Kommandant Scheepers, der vor Wochen schwer verwundet in englische Gefangenschaft gerieth, hat gleichfalls unter englischen Kugeln seinen Geist aus- gehaucht. Gleichzeitig wird gemeldet, daß der Prozeß legen den Kommandanten Kritzinger nächste Woche tatlfinden werde. Das heißt mit anderen Worten, »aß auch Kr'tzinger's Geschick besiegelt ist und daß er seinen tapferen Landsleuten im Tode nachfolgen wird; auch er muß fallen zur Vervollständigung der Dekalo mben, die von der unersättlichen Rachgier der ritischen Soldateska in Südafrika gefordert werden. Ler wird der Letzte sein? Wie jetzt erst bekannt wird, war in der Rächt zum 5. Dezember v. I. Lord Kitchener in Lebensgefahr sp rachen, nicht durch ein Burenkommando, sondern durch einen der gepanzerten Eisenbahnzüge, die ihm zur Sicher ung seiner Reise im Oranje Freistaatgebiet beigegeben worden waren. Der Zug Lord Kitchener's fuhr zwischen den beiden gepanzerten Zügen. Die Nacht war dunkel,