Volltext Seite (XML)
214 PAPIER-ZEITUNG Nr. 7 Stof-Fänger für Papiermaschinen Nachdruck verboten Ueberall in der Papierfabrik, wo Stoffe be- und verarbeitet werden, enstehen auch Stoffverluste, indem das stets erforder liche Waschwasser Faserteilchen usw. mittührt. Es sind schon viele Einrichtungen erdacht und angewandt worden, welche die Wiedergewinnung dieser verlorenen Fasern bezwecken. In vielen Stoff-Fängern lässt man die im Abwasser schwimmen den Stoffteilchen langsam absitzen, um sie später herauszu nehmen und wieder zu verarbeiten. Die auf solche Art wieder gewonnenen Stoffe erfahren jedoch in der Zeit, die bis zu ihrer Verwendung notwendigerweise verstreicht, Gährungen und andere Veränderungen, sie verlieren Frische und Reinheit, erleiden chemische Zersetzung und lassen sich infolgedessen nur zu viel geringeren Papiersorlen wiederverarbeiten als die jenigen, aus denen sie stammen. Ihr Wert wird dadurch be deutend vermindert. Der neue, von Herm Füllner in Warmbrunn erfundene und durch Patente geschützte Stoff Fänger vermeidet diese Schwierigkeit, indem er aus dem Abwasser der Papirrmaschine die wertvollen Bestandteile so rasch gewinnt, dass sie inner halb einer oder weniger Stunden wieder in den Holländer ge geben werden können. Sogar Farben, Füllstoffe und Leim werden so rein und rasch ausgeschieden, dass ihre Wieder verarbeitung keinerlei Schwierigkeiten verursacht. Bild 1 zeigt einen senkrechten Längsschnitt mitten durch den Stoff-Fänger, der bei flüchtiger Betrachtung wie eine Sieb- Bild 1 Zylindermaschine aussieht. Der Stoff, d. h. in diesem Falle das Abwasser der Papiermaschine, läuft in üblicher Weise durch die Rinne a und einen engen Zuflussranm in der Richtung der Pfeile in den unteren Teil des Stoffkastens b. Von hier aus steigt die Flüssigkeit auf, bis sie den Kasten b bis zur vorgeschriebenen Höhe füllt. Der Siebzylinder c ist zwölfeckig anstatt rund gestaltet, weil durch die eckige Form Ablagerung fester Teile am Boden des Kastens b verhindert wird. Während sich bei . dem üblichen Siebzylinder die Fasern auf dem Sieb ablagern, ist dieses hier von dem end losen Filz d bedeckt, und die Ablagerung der festen Bestand teile erfolgt auf diesem. Der Filz muss locker genug sein, um das Wasser durchzulassen, und auch das Unterlagsieb darf dessen Durchgang nicht bindern. Da der Zylinder etwa 2 m Durchmesser hat, so entsteht ausserhalb ein starker Wasser druck, der die wässrigen Teile durch den Filz d ins Innere des Zylinders c treibt, wo sie sich am Boden sammeln und nach der Seite abfliessen. Der Farbgehalt vieler Stoffe bleibt mit den Fasern so vollständig auf dem Filz zurück, dass das Wasser einer blauen Stoffmasse bei der Besichtigung durch Schreiber dieses klar und farblos abfloss. Dar wie eine Papp lage auf dem Filz d ausgebreitete Fangstof geht mit diesem über die Führungswalze weg zwischen die Presswalzen h h, welche ihn von einem grossen Teil seines Wassers befreien. Ein Stahlschaber m schält ihn von der oberen Presswalze so ab, dass er fortlaufend wie eine nasse Pappe in den neben stehenden Behälter n fällt. Der Filz d wird von Spritz rohren g g fortwährend gewaschen, von der Flügelwelle f ge schlagen und bedarf nur wenig anderer Waschung. Durch Anziehen der Walze k wird der Filz gespannt erhalten. Bild 2 gibt eine fotografische Aufnahme des Stoff-Fängers. Die bemerkenswerte Klarheit, mit welcher das ausge schiedene Wasser aus dem Zylinder c wegfliesst, wird dadurch erklärt, dass sich aus dem Abwasser sofort eine dünne Faser- schiebt auf dem Filz ablagert, die ihrerseits wieder als Filter lür die verbleibende Flüssigkeit dient. In der wieder gewonnenen Masse befinden sich nach den Zeugnissen der mit dem Stoff-Fänger arbeitenden Papierfabrikanten 20 bis 30 pCt. trockener Fasern, Leim, Fü lstoffe usw. Der Stoff- Fänger verarbeitet etwa 4 bis 800 1 Abwasser in der Minute und gewinnt in 24 Stunden 200 bis 1000 kg trocken gedachten Stoffs, den man sofort wieder in den Ganzholländer gibt. Bild 2 Die grosse Verschiedenheit des Stoff-Ergebnisses rührt daher, dass die Abwässer bei manchen Papieren viel weniger Fang stoffe als bei anderen Sorten enthalten, und dass sich die Fangstoffe mancher Abwässer leichter und schwerer ab scheiden. Erfahrung hat gezeigt, dass Papiere aus kurz- oder röschgemahlenen Fasern mit viel Füllstoff (z. B. Drück) am meisten, feine schmierige, von mineralischen Zusätzen freie Papiere am wenigsten ergeben. Bei letzteren Sorten wird die geringere Menge durch den höheren Wert der Fangstoffe aus geglichen. Die Firma H. Füllner hat schon mehr als hundert solcher Stoff-Fänger geliefert, darunter zahlreiche Nachbestellungen. Nach Füllner’s gedruckter Liste hatten u. A. die Papierfabrik Penig und die Vereinigten dänischen Papierfabriken zuerst nur einen Stoff-Fänger bezogen und dann vier nachbestellt. Papierzölle. Die Vereinigung für die Zollfragen der Papier verarbeitenden Industrie und des Papierhandels hat an den Bundesrat eine von dreissig wirtschaftlichen Vereinigungen unterzeichnete Eingabe gerichtet, in welcher die dringliche Bitte ausgesprochen wird, der Bundesrat wolle dahin wirken, dass durch Erlass einer Novelle zum Zolltarifgesetz jene Zoll erhöhungen beseitigt werden, welche durch die Beschlüsse der Zolltarifkommission zu den Positionen 653—658 in den Zoll tarif kamen. Die »Vereinigung« beantragt, bezüglich der Tarifirung von Holzschliff, Zellstoff und groben Pappen es bei dem seitherigen Zollsatz von 1 M. zu belassen und hinsichtlich der Tarifirung von Papier folgende Zölle festzusetzen: Stroh papier, ganz grobes graues Löschpapier und braunes Holz papier 1 M., holzhaltiges Papier 3 M., alles sonstige Papier 6 M. Sollte der Erlass einer Zolltarif Novelle unter keinen Umständen möglich sein, so wird Berücksichtigung der obigen Anträge bei den Handelsvertragsverhandlungen erbeten.