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ndrn Jahre 116000 Mk. geleistet. — Da« Arbeit-- febiet de- Verein- vergrößert sich immer mehr. Ein inzlich unerwartete- Arbeitsfeld ist in Oesterreich ent- anden durch die evangelische Bewegung. In Oester- >ich steht, nach der Meinung de- Referenten, die imische Kirche auf der tiefsten Bildungsstufe, woraus ch die LoS-von-Rom-Bewegung erklärt. Ueber die iflege der neuen Gemeinden in Oesterreich dürfe man ber der alten Pflegekinder nicht vergessen, die beson- er- in der Deutschen Ostmark stark bedroht sind. In Österreich gewinne der Gustav Adolf-Verein, während r der Deutschen Ostmark konfessionelle und nationale kerluste zu verzeichnen seien. — Alpenfahrten. Die Sächsischen und bayerischen StaatSeisenbahn-Verwaltungen beabsichtigen uch in diesem Jahre wieder zur Erleichterung deS ZesuchS der Bayerischen sowie der Tiroler und Schweizer Alpen Sonderzüge nach München, Salzburg, Zad Reichenhall, Kufstein und Lindau abzulassen. Ser erste Sonderzug wird am 29. Juni nur von !eipzig, Bayerischer Bahnhof abgehen, während die leiteten Züge am 13. und 20. Juli, sowie am 4. August je von Dresden, Chemnitz und Leipzig us verkehren. Die Abfahrt erfolgt von Leipzig Bayer. Bf.) aus 3 Uhr 15 Min. Nachm., von Dresden (Hauptbf.) aus 2 Uhr Nachm. und von Lhemvitz aus 5 Uhr 30 Min. Nachm. Zum Besuche Stuttgarts und des Bodensees verkehrt auch diesmal wieder, und zwar am 19. Juli von Dresden und Leipzig je ein Sonderzug. Er verläßt Leipzig 9 Uhr Nachm., Dresden 6,5 Nachm., Chemnitz 8,45 Uhr Nachm. und trifft am 20. Juli 3 Uhr 45 Min. Nachm. in Friedrichshafen ein. Auf den Stationen der öst lichen preußischen Staatsbahnen und zwar in Breslau Brieg, Dittersbach, Glogau, Hirschberg, Liegnitz, Neisse O.ls und Schweidnitz werden zu dem am 13. und 20. Juli und 14. August verkehrenden Sonderzügen billige Anschlußrücksahrkarten nach Görlitz in Ver bindung mit Sonderfahrkarten von Görlitz ausgegeben. Alles Nähere über die Ankunftszeiten der Sonderzüg» in München, über die Weiterführung dieser Züge nach Salzburg, Lindau u. s. w., sowie über die bedeutend ermäßigten Fahrpreise, über die in Salzburg, Kusstein und Lindau aufliegenden Anschlußfahrkarten und Abonnementkarten nach den Alpen, ferner über du sonstigen Bestimmungen ist aus der jetzt erschienenen Uebersicht über die genannten Sonderzüge zu ersehen, welche auf Verlangen bei allen größeren sächsischen Smatsbahnstationen, sowie bei den Ausgabestellen für zusammenstellbare Fahrscheinhefte in Leipzig (Grimma- ische Straße 2), in Dresden-Altstadt (Wienerstraße Nr. 2) und in Chemnitz (Albertstraße Nr. 4) unent zeitlich abgegeben wird. Brieflichen Bestellungen sind zur Frankirung 3 Pf. in Marke beizulegen. — Eine Atters- und Rettetenverstcherung für selbstständige Handwerker soll von der Reichs regierung in Aussicht genommen sein, un ihnen ein» Entschädigung für die Lasten zu bieten, die ihnen di» Arbeiterversicherungsgesttzgebung auferlegt. Man ist dabei, durch Umfragen Material zur Einrichtung einer entsprechenden Organisation zu erzielen. — Aufgeregte Menschen. Wir Mensche von heute leiden allesammt an einer allgemeinen epidemi scheu Krankheit, die charalteiisrisch für unsere aufgeregte Zeit ist, — an der Nervosität. Die krankhafte Nervositä» ist bei uns im familiären, geschäftlichen und beamtlichen, Leben fast zur Mode geworden. Da kommt nun die Sommerfrische. Die gute Landlust, die Entfernung von allem geschäftlichen Treiben, die Zerstreuung neue Ein drucke, natürliches Leben sollen die Nerven wieder stärken und sie thun es auch, wenn nur die Nerven sich selbst zur Ruhe kommen .affen Da findet man zuerst nicht die häusliche Bequemlichkeit, da giebls zu murren, da ist Alles primitiv eingerichtet, da giebts zu kritischen Ta hat man nicht gleich vermeintlich angemessene Gesellschaft, dann sind die Wege und die V'rkehrsverhältniffe schlecht dann regnet es wieder, das Essen ist auch nicht besonders, die Einkäufe sind umständlich u s. f. Armer Mensch Tu kommst aus dem Aerger nicht heraus, wie Du selbst so gern hktvorhebst. Ja, aber aus dem Gesundwerden wird dann auch nichts. Das ist der große Schaden der Nervosität, sie ruft sich selbst immer wieder hervor. Da- erste Erforderniß in. der Sommerfrische ist jedenfalls: „Rege Dich über nichts aus!" — 100 Kilometer in der Stunde kann Niemand fahren, aber jeder Radler kommt rascher weiter, wenn er sich einer guten Karte bedient! Eine solche ist die eben erschienene Fr.ytag's Radsahrerkarte Blatt 15: Dresden-Reichenberg (Maßstab 1:300000 Verlag von G. Fr. ytag 8c Berndt, Wien und Leipzig Preis K. 1,60 — M. 1,35 auf Japanpapier sErsa für Leinwand-Aufzugs K. 2,— — M. 1,70), welch unseres Erachtens von keimr, auch den vielgerühmten Profitkarten nicht, in Bezug auf Deutlichkeit, Ueber sichtlichkeit und Genauigkeit übertroffm wird. Wn empfehlen dieselbe unseren Lesern aus Ueberzeugung und bemerken, daß an dieselbe anschließend noch 1c weitere Karten, darstellend Oesterreich bis über die Grenze nach Oberitalien, die Ostschweiz, Südbayern, Thüringen, Köln und Rheinprovinz rc. in gleichem Maßstabe und Preis in jeder Buchhandlung zu haben sind. — Meerane, 28. Juni. Bezüglich der Notiz, daß durch den Concurs der Dresdner ElekcricitätS- werke, vorm. O. L. Kummer u. Comp., der Bau de- . lektnjchen Verbindungsbahn Crimmitschau-Meerane- Glauchau (Werdau dann ebenfalls) in weite F.rne Drückt sei, bezw. d finitiv unterbleiben werde, kan heute berichtigend mitgetheilt werden, daß die Firma mit welcher die vorgenannten Städte (auch Werdau) den Vertrag bezüglich des Baues abgeschlossen haben nichts mit Kummer u. Comp. zu thun hat, sondern „Aknengesellschaft für elektrische Anlagen und Bahnen zu Dresden" firmirt. Die Firma gedenkt mit dem Bau der elektrischen Bahnen Anfang nächsten Jahres u beginnen. — Meerane. In der Angelegenheit des Mordes bei Sylbitz am P.lersb rge fand am Dienstag am Thatorte ein Termin statt. Der Mörder Thielicke mußte eine zu diesem Zwecke mitgenommene Stroh puppe genau so behandeln, wie er den Ermordeten behandelt hatte. Er mußte vom Wagen steigen, de auf dem Wagen sitzenden Puppe mit der beim Morde benutzten Radehacke mehrmals in'S Gesicht schlagen, die Puppe dann einein Pferdedecke einwickeln und nach dem Cha sie,graben sch! ppeu, wie er es seiner Zen mit der Lache d s ermordeten Staabs gemacht halt . Nach Beendigung de- Termin- wurde Thielicke wieder m das Gefängniß zu Halle zurücktranSportirt. — Meerane, 27. Juni. Unter dem Motto: Mittelstand mit Muth und Maik, bist du einig bist )u stark" hat sich, nachdem Herr Sattlermeister Krügel die Initiative hierzu ergriffen, Statuten ausgearbeitet, ein Handwerkerverein gebildet. Die Zwecke und Ziele ehen dahin, das tief darniederliegende Handwerk und Gewerbe zu heben, gemeinschaftliche Besprechungen über gewerbliche Fragen abzuhalten und feinen Mitgliedern mrch ausschließlich das Handwerk betreffende Vorträge Aufklärungen und Anregungen zu geben. Die Ge- ammtvorstände der hiesigen Innungen hatten gestern Übend die Jnnungsmitglieder zu einer Besprechung ingeladen. Diese Versammlung, die Herr Tischler obermeister Steinbach leitete, war sehr gut besucht; es waren wohl alle Innungen vertreten. Nachdem Mit heilung davon gemacht worden, daß sich der Verein >ereits konstituirt, Statuten aufgestellt und von der Behörde genehmigt worden seien, trat man in die Diskussion ein. Alle Redner beklagten die gegen wärtige mißliche Lage des Handwerks, sührten ver- chiedene Uebelstände an und waren alle der Meinung, laß sich auch die Handwerker rühren müßten, um eine Besserstellung ihrer Lage zu erreichen und Miß- tände im Handwerk aus der Welt zu schaffen. Um rrigen Meinungen vorzubeugen, wurde auch erklärt, daß der Verein keineswegs gegen die Bestrebungen des Gewerbevereins gerichtet sei, sondern daß man in dem neuen Verein ausschließlich Fragen des Handwerks er ledigen will. Nach Schluß der Debatte gab die Ver- sammlung einstimmig ihrer Sympathie gegenüber dem neuen Verein Ausdruck und meldeten sich auch gleich 109 Personen an. — Schmölln, 28. Juni. (Vom Dache gestürzt.) Auf dem Villen-Neubau ber Herren Gebrüder Fritzsch» in der Ronneburger Straße verunglückte heute Abend der Dachdecker Wiesehüter aus Gera dadurch, d.ß e: vom Dache herabstürzte. Er erlitt einen Genickoruch und war sofort todt. Wie die Mitarbeiter des Ver unglückten versichern, hatte derselbe erst heute Mittag die telegraphische Nachricht erhalten, daß ein Kint von ihm heute früh in Gera durch die elektrisch» Bahn überfahren worden ist. Er soll eine starke Fa milie hinterlassen. — Eine heitere Episode spielte sich am Chemnitzer Hauptbahnhof ab. Kam da ein Reisender an und wendete sich, nachd.m er vom diensthabenden Schutz mann die Marke entnommen hatte, an den Droschken kutscher mit den Worten: „FahrenSie mich nachdem Carola-Hotel, aber beeilen Sie sich!" Schnell war der Reisekeffer auf dem Bock plazirt, der Herr ein- gestiegen und die Droschke umgelenkt. Mit einein „Bitt' schön" und einem freundlichen Lächeln öffnete der Rosselerker dm Wagenschlag, den er kaum erst geschlossen hatte. Der Reisende soll ob solcher Schnellig keit, da das Carolahotel dem Bahnhof direkt gegen überliegt, ein sehr verdutztes Gesicht gemacht haben, doch zahlte er die Taxe ohne Weiteres. — Am Dienstag Abend in der 12. Stunde ist in der Nähe von Zwickau der Schaffner Schmid aus Schwarzenberg vom Zuge gestürzt. Der Mann, der bewußtlos aufgesunden wurde, hat eine Ver- stümmelung der rechten Hand und schwere Kopf verletzungen erlitten. — An dem neuen Berliner Bismarck-Denkmal hat eine Stamintijch-Gesellschaft aus Zwickau einen Kranz niederlegen lassen, dessen Schleife folgende In schuft trägt: „Dem großen Kanzler des großen Kaisers." (Die Widmung der Schleife des kaiserlichen Kranzes lautete b-.kanmlich: „Des großen Kaisers großem Diener.") — Unter großem Andrang des Publikums be gann am Mittwoch Vormitlag vor dem Kömg'. Schwurgericht Freiberg die Verhandlung gegen die Landwirths- und Mühlenbesitzers-Ehesrau Ida Alma Ludwig geb. Seifert aus Krummenhennersdorf wegen Brandstiftung. In Abwesenheit des Ehemanns der Angeklagten entstand in der Nacht zum 8. Juli v. I. auf dem Oberboden des ersterem gehörigen, in Krummenhennersdorf gelegenen Wohnhauses, der sog. „Bäckermühle", ein Brand, durch den dieses, sonn- die angebauten Getreiemahlgebäude und die Scheune bis auf die Umfassungsmauern niederbrannten. Die 1868 in Hohentanne bei Nossen geborene Angeklagte ist beschuldigt, diesen Brand vorsätzlich angelegt zu haben. Se bekennt sich nichtschuldig, gicbt aber zu, daß sie ohne Absicht den Brand herbeigeführt haben könne und daß sie und ihr Mann die Brandstiftung geplant haben. Die Ludwig giebt an, sie habe am Tage vor dem Brande in der Summermaschine Hefen brötchen gebacken und eS sei wahrscheinlich, daß si- das Feuer verwahrlost habe. Den Ludwigschen Ehe leuten, denen zu den in d m Grundstück noihwendig gewordenen giößeren Bauten die Mittel gefehlt, fei dec Brand willkommen gewesen. Beide, sowie der Bruder Ludwigs, der Gu sbesitzer Ludwig in Rothcn- jarth, haben vor und nach dem Brande verschiedene versicherte Gegenstände im Werthe von 1500 Ma k beiseite geschafft, die sie der Vwsicherungsgesellschafl gegenüber als verbrannt bezeichneten und für die sie sich die Versicherungssumme ausz. ,len lichen. Wegen dieses Versicherungsbetrugs wurden Ludwig zu sechs Monaten, die heutige Angeklagte zu zehn Monaten Gesängniß und der Bruder Ladwigs wegen Beih lfe zu 400 Mark Geldstrafe verurtheilt. Zur Feststellung des Thatbestandes und der Anklage gegen die Ludwi., wegen Brandstiftung sind 16 Zeugen geladen. Die Ludwig wurde unter Aufhebung der ihr wegen Ver sicherungsbetrugs zueckannten zehnmonatigen Gsängniß strafe wegen Versicherungsbetrugs und vorsätzlicher Brandstiftung zu 3 Jahren 6 Monaten Zuchthaus verurtheilt. — Eine für Zschopau wichtige Angelegenheit beschäftigte das dortige Scadtverordneten-Kollegium i:» einer jüngsten Sitzung, nämlich dec Ankauf de; Ehrlerschen Gutes. Der Stadtrath hält den Ankam dieser auf dem „alten Siechen" gelegenen Grundstücke für geboten, um das Gebiet für Zschopaus Ver größerung — sei es durch gewerbliche Niederlassungen, sei es durch Wohnhäuser — aufzuschließen und gleich zeitig den Bod nwucher auf dem alten Siechen zu verhindern: eventuell könne sich auch eine gemein nützige Gesellschaft zur Ausschließung des Bodens brlden. Der Besitzer hat, um als früherer Zschopauer Burger siin Entgegenkommen zu beweisen, den auf 55000 Mark festgestellten Preis auf 50000 Mark herabgesetzt. Bei der Abstimmung wurde der Raths- beschluß mit 13 von 19 Stimmen angenommen. — Leipzig, 28. Juni. Eine vom Vorstand der Schneiderinnung zu Leipzig veranstaltete sogenannte Freie Innung- - Versammlung beschäftigte sich u. a. nochmals sehr eingehend mit der Militärschneiderei und im besonderen mit der bekannten Bestimmung der Militärbehörden, wonach Uniformstücke durch Privat- Militärschneider nicht angefertigt werden dürfen. Seitens der Innung ist, wie daS „Leipz. Tagebl." berichtet, über die Wirkungen dieses Verbotes eine Umfrage gehalten worden, die ergab, daß die Vorschrift sehr streng gehandhabt und daß die Privat- Militärschneider durch dieselbe auf daS empfindlichste geschädigt worden sind, da sie sür die verlorene Mili tärkundschaft keinen Ersatz haben. Sie halten dar Verbot für unnöthig, solange die militärischen Be- kleidungSvorschristen bei Anfertigung von U iso» men von ihnen eingehalten werden. In Bezug auf die Konkur renz der Militärwelkstätten mit Oekonomiehandwerkern wurde dringend verlangt, daß zum Zwecke der Be schäftigung in solchen Militärwerkstätten Mannschaften aus dem Beurlaubtenstande nicht eingezogen werden sollen. Diese Angelegenheit soll auf dem am 25. u. 26. August d. I. in Chemnitz stattfindenden BerbandS- tage der sächsisch-thüringischen Schneider-Innungen eingehend berathen werden. Auch der Bund der deutschen Schneider-Innungen soll in dieser Beziehung bei der Reichsregierung vorstellig werden. — Leipzig, 27. Juni. Ein Unglücksfall mit tödtlichem Ausgange ereignete sich gestern Nachmittag in der Sandgrube bei Großstädteln. Daselbst wurde der 43 Jahre alte Arbeiter Karl Steinberg, wohnhaft in Gautzsch, von einer cinstürzenden Erdschicht ge troffen und verschüttet. Der BedauernSwerthe, welche» an'cheinend schwere innere Versitzungen erlitten hat, verstarb auf dem Transport nach dem Leipziger Stadtkrankenhause. Er hinterläßt Frau und acht Kinder. — Wie die Cigarren-, Grünmaaren», Blumen- und Zuckerwaarenhändler in Leipzig haben jetzt auch die Productenhändler gegen die eventuelle Einführung des 8-Uhr-Ladenschlusses Stellung genommen. Sie sind in diesem Sinne bereits beim Rathe vorstellig geworden und haben des Weiteren angefragy ob der Rath in den betheiligten Kreisen eine Umfrage erlasse» wolle. Verneinendenfalls wird der Productenhändler- verein dies selbst in die Hand nehmen und überhaupi die Agitation beschleunigen, um noch vor Eingang der AuLsührungsbestimmungen des BundeSrathes Mussen- unterschristcn zu sammeln. Meisten, 25. Juni. Ein Deserteur hat Heun bei dem nahen Winkwitz feinen Tod in der Elbe ge- funden. Der Soldat, der die Uniform des Schützen regiments trug, hatte sich schon mehrere Tage in Winkwitz und Umgegend herumgetrieven und iourde deshalb heute Vormittag von Steinbrucharbeitern fest genommen. Auf dem Wege nach dem Gemeindeamt riß er sich jedoch los und sprang in die Elbe, nach dem er vorher d e Mütze und Seitengewehr wegge worfen hatte. Es konnte ihin keine Hilse gebrach werden. — Auerbach, 27. Juni. Die königliche Amts hauptmannschaft macht die Schießgesellschaflen ihres Bezirkes darauf aufmerksam, daß durch Verordnun des Königlichen Ministeriums des Innern eingeschär worden ist, daß daS Tragen von Waffen bei öffent lichen Aufzügen, und zwar auch bei Einholung deS sogenannten Schützenkönigs, verboten »st. Ausnahmen von diesem Verbote bedüiien in jedem einzelnen Fall der Genehmigung deS königlichen Ministeriums des Innern. — Auerbach. Das in Hamburg erscheinende Gewerkschaftsorgan der Zimmerer bringt in feiner Nummer vom 22. Juni einen umfangreichen Artikel über die Bürgermeister-Affuire hier, welcher aus Berlin dalirt ist und eine Zusammenstellung der bisher an dieser Sache gebrachte»'. Referate und Schilderungen darstellt. Der Verfasser ist sehr gut orientirt und scheint, wie die hiesigen „Nachrichten" vermuthen, den ReichStagskreisen nahe zu stehen. Derselbe muntert die Bürgerschaft Auerbachs auf, wenn auch die letzte Instanz der Oberbehörden versagen sollte, den Land tag und den deutschen Reichstag (!!) in Anspruch zu nehmen. Die „Nachrichten" schreiben, diese Ansicht » schon seit längerer Zeit vorhanden und wird die Sach auf jeden Fall in der nächsten Session des Reichstages zur Sprache gebracht werden. Zur Orientirung werden den Mitgliedern des Reichstages je ein Exemplar der dem, ächst erscheinenden Broschüre „De Kampf der städtischen Kollegien und der Bürgerscha von Auc bach gegen die früh-ren Mißstände im städti schen Le.waltuugkwesen und die Amtsführung des Herrn Bürgermeisters Kretzschmar" von C. Goinolka zugestellt werden. — Der im Mai verstorbene Kommerzienrath Max Schröder in Grimma hinterließ der evangelisch, lutherischen Mission zu Leipzig ein Vermächtniß von 10000 Mark. — ErbiSdors, 27. Juni. Gestern Abend ist dec im 16. Lebensjahre stehende Stellmacherlehrling Karl Eduard Butze von hier in dem hiesigen sogen. Landreiche beim Baden ertrunken. Butze, der deS Schwimmens unkundig war, war an eine tiefe Stelle gcrathen. — Der gemeldete Fund von Kinderleichen in Zittau findet folgende Ausklärung: ES handelt sich um medizinische Spiritus-Präparate. Das eine Kind ist ein Abortus von etwa 4 Monaten, daS andere Kind ist vielleicht 6 Monate alt, aber auch nicht lebens fähig gewesen. Diese Präparate sind von einein Herrn, der früher in Zittau als Garson wohnte, bei d-sien Wirth zurückgelassen worden. Da nun der Wirth, ein hiesiger Agent und früherer Drogist, in nächste, Zeit seine Wohnung wechsel», so waren ihm di Präparate im Wege gewesen und er hatte sich der selben auf die geschilderte, allerdings nicht ganz ein wandfreie Art entledigt. — In Großrückerswalde ist in der ver- gangenen Woche der gewiß seltene Fall vorgekommen, daß von einer Kuh 4 ausgewachsene Kälber todt ge boren wurdtN. Das Rind selbst mußte getödtet werden. — Aus noch unaufgeklärte W ise kain in Joachlmsthal ein Schadenfeuer zum Ausbruch,! da- so rasend um sich griff, daß sieben Wohnhäuser ein Raub der Flammen wurden. Die Kalamitosen erleiden großen Schaden, da sie theilS nicht, theil- nur ganz gering versichert haben. — Ansprung, 27. Juni. Gestern Nachmittag ertranken beim Baden in der im Kriegwalder Forst revier gelegenen, mit Wasser angefüllten Sandgrube >er Gutsbesitzer Karl Hermann Schönherr und der Sandgrubenarbeiter Louis Seifert, beide hier wohn- ast. Ersterer ist 38 Jahre alt, verheirathet und Zater von 4 Kindern im Alter von 11—17 Jahren, etzterer ist 27 Jahre alt, verheirathet und hinteiläßt frau und 2 noch unerzogene Kinder. — Lausigk. Dem Weichenwärter Lippert wurden beim Rangiren von einer Sandlowry sämmt- iche Zehen des einen FußeS abgefahren und mußte der Verunglückte nach dem Krankenhause verbracht werden. — Dresden. Der bekannte Gasthof Demnitz n Loschwitz ist bei der Subhastation von dem hiesigen Kaufmann Herrn Max Wangemann für 243 500 Mk. erstanden worden. Der bisherige Besitzer hatte da- Grundstück seinerzeit für 350000 Mk. gekauft. — Dresden. Ein schreckliches Unglück hat am Sonntag die Familie eines auf dem Burgker Ritter gute dienenden Knechtes Namens Slupianek betroffen, dieser fuhr früh mit einem 2spänn. Wagen nach Kaitz, um die Möbel und Kleidungsstücke seiner ebenfalls auf dem Rittergute dienenden Schwester zu holen. Bci der Wegebiegung am Kaitzer Hofe löste sich nun das Rad von der Achse, der Wagen schwankte, Slu- pianek stürzte herab und kam dabei so unglücklich zu liegen, daß ihm die Achse den Brustkorb eindrückte. Der BedauernSwerthe wurde sofort in das Burgker Krankenhaus gebracht, wo er gegen 11 Uhr starb. Der Verstorbene, welcher allgemein als ein braver, 1-ißiger Arbeiter geschildert wird, hinterläßt eine Frau mit 3 Kindern bis zu 5 Jahren. — Wildenfels, 26. Juni. Die Frau des Waldarbeiters Müller befand sich vom Holzholen auf dem Nachhausewege. Auf dcr Brücke neben der Neu mühle wollte sie sich ausruhen. Sie stellte ihren mit Holz schwer beladenen Korb auf die Mauerbrüstung, doch verlor sie dabei das Gleichgewicht, und der Korb zog sie über die Mauer in den Bach. Bei dein Fall zatte sie das Kreuz gebrochen. Die BedauernSwerthe wurde nach mehreren qualvollen Stunden durch deir Tod voi» ihren Leiden erlöst. — Auch im benachbarten Härlensdoif ereignete sich ein sehr bedauerlicher Un fall. Der Sohn des Herrn Gutsbesitzers Müller hatte Gras gehauen. Zu Mittag wollte er die elter liche Wohnung aussuchen und hing die Sense über tie Schulter. Doch hatte er sich dabei mit der Sense geschnitten, ohne etwas zu bemerken. Erst als er im Stiefel die Nässe der Blutes fühlte, bemerkte er die starkblutende Wunde. Bei seinem Versuche, sich doch noch trotz des starken Blutverlustes nach Hause zu schleppen, fiel er ohnmächtig zu Boden, seine um ihn besorgten Ellern fanden ihn im bewußtlose»» Zu stande und brachten ihn nach Hause, wo ihm bald ärztliche Hilfe zu theil wurde. — Das 6jährige Söhnchen deS Bäckermeisters Rotermund in Lchleiz gerieth über ein Fläschchen, das Schwefelsäure enthielt, und trank daraus. DaS Kind war nicht zu retten und verstarb nach qualvollen Leiden. Ausbruch dcr Pocken. Berlin, 25. Juni. (Die Pocken in Berlin ) Dre neue Pockeniälle werden gemeldet. Die vierjährige Tochter Charlotte der Wittwe Löther voin Luisenplatz S ging am Sonnabend Nachmittag 4 Uhr ganz gesund mit dem Dienstmädchen nach dem Luucnplay, spielte dort und saß längere Zeit mit zwei anderen unbekannten Kindern zusammen aus einer Bank. B i der Heimkehr klagte sie über Kopfschmerzen und Rauigkeit in den Gliedern. Erst gestern wurde ein Arzt zu Rathe gezogen. Dieser stellte fest, daß das Kind an den Pocken leidet, und ließ es sofort in eine Anstalt bringen Leider ist durch Ver spätung der ärztlichen H lfe die Krankheit in diesem Falle schon ziemlich west vorgcschritt n. — Die beiden anderen Fälle sind wieder im Norden der Stadt vorgekommen, in dem Hause Anklamer Straße 6, das von den Häusern Elisabethkirchstraße l5 und Bernauer Straße 114 6, in denen in den letzten Tagen die Kinder Bluhm und Müller e krankten, nur je eine MimUe entfernt ist Hier zeigte sich die Krankheit gestern in der Familie des Dachdeckers Heiman die im r erten Stock des Vorderhauses wohnt, Morgens bei der 5^ Jahre alten Tochter Frieda, Nach mittags bei ein m erst acht Monate alten Töchterchen. Die Kinder sollten gestern Abeno in eine Anstalt gebracht werden Die Mutter widers. tzte sich jedoch dieser Maß regel Die Wohn ng wird daher von der Revierpolizei mit einem Warnungs'child v.rsehen Gera. In m hreren Gemeinden des Thüringer Waldes sind vereinzelt schwere Pockenerkrankungen auf getreten. Die behö.dliche Untersuchung ist eingeleitet. Breslau. Die schwarzen Pocken sind jetzt auch in fünf weiteren Ortschaften deS Kreises Grott- kau ausgetreten. Der Regierungspräsident in Oppeln hat die Abhaltung von Märkten, Ablaßsesten und Wallfahrten für den Umfang des ganzen Kreises auf die Dauer von zunächst drei Wochen verboten. vermischtes. * Eine Hochzeitsreise ins Wasser machte dieser Tage ein neuvermähltes Pärchen in Saaralben (Lothringen). Der junge Ehemann hatte bereits vor der Hochzeit seiner Braut aus offener Straße mit dem Wasser gedroht. Doch diese Aeußerung sckreckte die Braut nicht ab, ihm Vie Hand zum Lebensbunde zu reichen. Beim HochzeitSfchmause bemerkte die junge Ehefrau, daß ihr Gemahl genug ßxz Guten n Geträi.ken gethan hatte, und, um'ihn vor weiterem Alkoholgenuß zu bewahren, ergriff sie einfach feine Flasche und schleuderte sie durch das Fenster in die vorbeifließende Saar. D r Ehemann war jedoch mit )er Entziehung des edlen Stoffes durchaus nicht zu frieden und stürzte sich kopfüber der geliebte» Flasche nach in die Fluchen. Nun aber fürchtete die Ehefrau ür daS Leben ihres Gemahls Sie warf sich eben- alls in die Saar, und eS gelang ihr auch, den Mann glücklich zu re Nen. Nach diesem kleinen Zwischenfall nahm das Hoch.eiO nicht »einen Fortga -q, als wenn nichts vorg-'atl n ivä '.