Volltext Seite (XML)
Oe»Aa«^ cis» ^s6s»^§s«c/e^ ^Da«t/i^s» „Hi6«»^a Untergang wurden und denn, daß ist, daß es 39 Mann der Besatzung des Dampfers „Isis" sind den Stürmen des Atlantik zum Opfer gefallen. Ein Boot konnte, als die schwere See den Dampfer unter Wasser zwang, abgelaffen werden. Es zerschellte zwar an der Bordwand, aber es trieb noch als Wrack und wurde so dem Schiffsjungen zur Rettung. Nicht immer endet ein Schiffsuntergang mit dem Verlust der ganzen Besatzung; manchmal gelingt es, trotz Sturm und schwerem See gang ein oder mehrere Boote zu Wasser zu bringen. Da mit ist die Rettung jedoch noch nicht sicher; denn nicht selten wird das eine oder andere Boot ein Opfer der schweren See, ehe ein rettendes Schiff in Sicht kommt. Manchmal haben jedoch die Boote trotz schwersten See eineu Sender nicht an Bord hat. Ein Schiffsuntergang vollzieht sich also nur selte so, daß nicht wenigstens ein Versuch der Rettung unternommen werden könnte. Früher war das anders, da schrillte kein SOS-Rus durch den Aether. Wenn das Unglück nicht in Sicht eines anderen Fahrzeuges geschah, dann waren die Schiffbrüchigen völlig auf sich angewiesen. Gingen sie mit dem Schiff unter, dann wurde ihr Schicksal bekannt, wenn nach vie len Wochen Dampfer oder Segler überfällig als verloren betrachtet werden mußten. Konnten sie in die Boote gehen, dann führte sie das Glück vielleicht in den Kurs eines rettenden Fahrzeuges, oder aber das Schicksal wollte es, daß sie im kleinen Boot tage-, ja wochenlang um ihr Leben zu kämpfen hatten. Nicht alle werden ein Opfer der See. In dem Buche „Kleinsegler des Welt meeres" von Stanley Rogers (Verlag Brockhaus, Leipzig) wird eine Anzahl seltsamer Rettungen erzählt. Da ist das Schicksal der Ueberlebenden des amerikani schen Schneüseglers „Hörnet". Am 3. Mai 1866 ging der Segler von New Tork nach Kalifornien in See. Er hatte Cap Horn umsegelt und befand sich auf der Breite von Valparaiso, als durch die Unvorsichtig keit des Steuermanns Feuer ausbrach. Da das Schiff eine Ladung Petroleum an Bord batte, ging die Besatzung schleunigst in die drei Boote. In das Großboot drang sofort Wasser ein; man verstopfte das Loch not dürftig mit Decken. In keinem Boot be fanden sich Chronometer und Sextant, wohl aber je ein Kompaß. Auch der Proviant war mangelhaft. Der Schiffbruch ereignete sich mehr als lOOl) Meilen vom nächsten Land entsernt, und zwar westlich der ganges die Schiffbrüchigen vor dem sicheren bewahrt. Heute ruft der Funk Hilfe herbei, es sei das in Seenot befindliche Fahrzeug so klein vor dem Untergang Hilse herbeigerufen werden. Ehe das Schiff während eines schweren Sturmes sank, konnte die Be satzung drei Boote aussetzen. Schon nach 24 Stunden ttaf der Cunard-Dampfer „Manhattan" die Schiffbrüchigen. Er nahm das zuerst gesichtete Boot an Bord und fuhr langsam weiter, um nach den anderen Booten Ausschau zu halten; schließlich fand man das zweite Boot, und dann fuhr der Dampfer nach weiterem stundenlangen Suchen fort, obwohl die Leute im dritten Boot mit Segelsetzen und Jacken gewinkt hatten, seitdem das Schiss in Sicht kam. Kurze Zett darauf kam der Dampfer „Man hattan" wieder zurück, anscheinend hatten die Geretteten daraus aufmerksam gemacht, daß noch ein Boot treiben muffe. Es ge sellte sich der Dampfer „Marengo" dazu. Beide Schiffe dampften in einem Geviert von 30 Seemeilen hin und her, und obwohl man nach jedem Quadratmeter der Meeres oberfläche scharfen Ausblick hielt, gelang es nicht, das vermißte Boot zu finden. Zeit weise beobachteten die Schiffbrüchigen die ses Suchen. Wieder sahen sie die Rauch fahnen der beiden Dampfer am Horizont verschwinden. 14 Tage trieben sie in dieser kröten und nagten an Segeltuch und Schuhleder wie ver hungerte Tiere. Am 28. Tage war die Rede davon, je manden auszulosen, der geschlachtet werden solle, damit die übrigen sein Fleisch essen konnten. Noch gerade znr rechten Zeit kamen die Berge Hawais in Sicht. Die l5 Menschen hatten in dem lecken Rettungsboot, das nur von einem kleinen Segel getrieben wurde, mehr als die Hälfte des Stillen Ozeans überquert. Dagegen blieben die anderen Boote verschollen. Grausig ist das Schicksal der Ueberlebenden des Dampfers „Hibernia", der am 24. November 1868 i:n Nordatlantik unterging. Der Dampfer befand sich seit zehn Tagen aus einer Reise von New Bork nach Glasgow, als er vom Sturm so schwer leck geschlagen wurde, daß er in kurzer Zeit versank. Die Besatzung konnte in zwei Boote gehen. Das eine Boot kenterte kurz darauf; 32 Menschen ertranken. Das zweite Boot, nur 6,50 Meter lang, trug 27 Schiffbrüchige, darunter Frauen und Kin der. Es war so voll, daß nur zwei Mann Platz finden konnten, um je einen Riemen zu bedienen. Obendrein leckte das Boot, und bei der Ueberfülltheit ließ sich das Wasserschöpfen nur mit äußerster Schwierigkeit vollziehen. Das Unglück, das die Schiffbrüchigen heimsuchte, ge hört zu dem ergreifendsten in der Geschichte der Seefahrt. Am ersten Tage sprang ein Mann in die See, am zwei ten wurde ein anderer irrsinnig und ging ebenfalls über Bord. Am fünften Tage erlag der erste den Entbehrun gen, andere redeten irre und tobten. Der nächste Tote war ein kleines Kind. Am Abend des fünften Tages lagen die überlebenden 23 Menschen unter den Boots- duchten und versuchten zu schlafen, als eine Bö das Segel packte und das Fahrzeug kenterte. Die 23 Menschen kämpften in der wilden See um ihr Leben. Als sie em- portauchten, schwamm das Booi kieloben; was es an Wasser und Vorräten enthielt, sank bereits auf den Galapagos-Jnseln. Die Schiffbrüchigen wußten, daß die Inseln unbewohnt und öde waren, infolgedessen beschlossen sie, westlichen Kurs zu nehmen, um sich auf eins der zerstreuten Atolle Polynesiens zu retten. Nach einigen Tagen trennten sich die Boote. 43 Tage lang mußten die 15 Menschen im Großboot ununterbrochen i das eindringende Wasser ausschöpfen. Da der Trinkwasser- Ivorrat nur wenige Tage reichte, wurde mit einem kleinen Degel Regen aufgefangeu. Sie nährten sich von Schild Aufnahme: Rona «Mauritius — M>. Schwere See an der Küste. Meeresboden nieder. Man sollte meinen, damir sei die Geschichte aus. Aber der Kräftigste unter ihnen machte den Versuch, auf den Kiel des wild umherschlagenden Bootes zu kommen. Der Versuch glückte, und er konnte noch zwei seiner Schicksalsgesährten emporziehen, während die 20 anderen versanken. Jene drei Mann klammerten sich entkräftet an die Bootsplanken. Eine ganze Nacht lagen sie durchnäßt auf dem Kiel. Am nächsten Morgen brachten sie das Boot, als es in ein Wellental geschleu dert wurde, zum Herumrollen. Um es bewohnbar zu machen, mußte das Wasser herausgeschöpft werden. Da alle Gefäße fehlten, schöpften sie das Wasser mit der Hand sowie mit einem vom Boden abgerissenen Holzstück über Bord. Mast und Segel waren heil geblieben. Und so nahmen sie Kurs auf die irische Küste. Noch sechs Tage dauerte die Leidenszeit. Am meisten hatten sie unter Durst zu leiden. Am zwölften Tage tauchten die irischen Berge auf. Niemand von den Fischern, die sie am Lande in Empfang nahmen, wollte ihnen ihr Erlebnis glauben. Die längste Fahrt eines Rettungsbootes machte das Boot der „Bounty" mit 19 Meuterern an Bord. Sie gingen im Frühjahr 1789 von Tahiti in See und erreich ten nach Monaten Indien. Viele tausend Seemeilen hatte das nur sieben Meter lange offene Boot zurückgelegt, und 17 Mann erreichten schließlich das Ziel. In unseren Tagen ist wahrscheinlich die Fahrt zweier Boote des Dampfers „Trevessa" im Jahre l923 über 1728 Seemeilen im Indischen Ozean die bemerkenswerteste. Die Schiff brüchigen der „Bounty" brachten 49 Tage aus See zu. Eins der Boote der „Trevessa" war 25 Tage auf See, das andere zwei Tage weniger. Wenn auch das Rettungs- Boot des englischen Frachtdampfers „Columbian" „nur" 14 Tage auf See trieb, so ist das Schicksal dieser Schiff brüchigen um so tragischer. Es war im Mai 1914, als südlich von den Neusundlandbä iken das amerikanische Wachschiff „Seneca" das Boot mit vier ausgemergcltcu Männern sichtete. 14 Tage vorher war der Dampfer „Columbian" durch eine Explosion verlorengegangen. Die „Columbian" besaß eine Funkanlage, und so konnte Die Zeichnungen <41 wurden mit Genehmigung des Verlages F. A. Brockhaus, Leipzig, dem Buche Stanley Rogers „Kleinsegler des Weltmeeres" entnommen. von Schiffen außerordentlich stark belebten Gegend und wurden nicht gesichtet. Sie hofften, trotz Sturm mit der Strömung das amerikanische Fest land zu erreichen. 16 Mann starben in dieser Zeit. Als die vier Ueberlebenden am vierzehnten Tage halbtot auf dem Boden des Bootes lagen, davon der eine mit brandigen Händen, wurde das Born von der „Seneca" gesichtet. Bei diesen Fahrten handelt es sich um unfreiwillige, von tragischen Begleitumständen überschattete Rekorde. Im Gegensatz dazu stehen die vielen Ozeansahrten und Weltumseglungen, von denen das bereits erwähnte Buch berichtet. In diesem Buch wird auch jenen tollkühnen Männern ein Denkmal gesetzt, die den Nordatlantik im Ruderboot bezwungen haben. Es handelt sich um zwei Norweger, die am 6. Juni 1897 New Bork in einem etwa sechs Meter langen Boot verließen, um nach England zu pullen. Am 28. Tage kenterten sie während eines West sturmes. Es gelang, das Boot wieder umzudrehen. Am 55. Tage nach der Abfahrt aus New Bork erreichten sie Plymouth. Sie hatten die tollkühnste Bootsfahrt voll bracht, die bis heute nicht überboten worden ist. Paul Deparade^