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MeMm-EniUHM TaMM Amtsblatt Sonntag, den 15. April 1900 1. Beilage. Nr. 86 4^ W Will er An des Wird er Reinigt Luch, kastei t und fastet, Wie das heilge Wort bestimmt, Werft von Luch, was Luch belastet, Und Luch trüb und traurig stimmt! Laßt den Lenz in Lure Seelen Gleich des Himmels Ddem wehn! Lrde will sich neu vermählen . Auferstehen . . . aufersteh'n Und die Osterglocken klingen Durch die Luft so klar und rem!D Und in warmen, goldnen Schlingen Ringelt sich der Sonnenschein! — Und die Glocken rufen, hallen, Wie im andächtigen Sleh'n: Hried' und Segen allen, allen, Tie an Ostern aufersteh'n! — «i- Oeffnet alle Lure Herzen Rach des Winters langer Rächt! Ten Ihr kreuzigtet in Schmerzen Ist der Welt aufs neu' erwacht! Lure Sündenlast zu tragen, Tausend Blüthensäste gähren Schon in jedem Strauch und Baum! Tie Ratur will rings gebären wonnesamen Hrühlingstraum! Und der Vögel muntre Weisen Zwitschernd durch die Lüfte gehn, Gottes Schöpferkraft zu preisen . . . Auferstehen . .. . aufersteh'n! Hier und da mit Blüthenflocken Schon ein erster Zweig beschneit. — Und des Osterfestes Glocken Rufen in die Lande weit . . . Rusen: Rüstet Luch zur Weihe, wer den Lenz will einziehn seh'n; Unsre Lrde will aufs neue Auserstehen . . . aufersteh'n! neu zum Areuze geh'n Osterfestes Tagen aber aufersteh'n! Der Krieg um Transvaal. Am Schlüsse einer Betrachtung über die Krieg führung des Lord Roberts in Afghanistan und bei Blumsontein sagt Generalmajor v. Schm-ling im Ber!. L.-A.: Es muß sich bald entscheiden, ob General Roberts nach Blumsontein so viel Lebensmittel Hot schaffen können, um eine Einkreisung durch die Buren aus viele Wochen aushalten zu können, oder ob er aus Verpfleg ungsmangel vor dem Eintreffen seiner Verstärkungen einen Rückzug, wie einst zum Kuram-Fluß, antreten muß. In dieser einen Frage liegt die Entscheidung des Feldzugs. Kann Lord Roberts die Ereignisse in Blumsontein ruhig abwarten, dann wird die weitere Besetzung des Oranje-Staates folgen/ muß er aber nach dem Oranjefluß zurück, dann ist der Verlust des Oranje-Staates und der aufständischen Gebiete noch die geringste der für die englische Armee hieraus er wachsenden schweren Folgen, die wir mit dem Nieder bruch jeglichen Vertrauens in die eigene Leistungs fähigkeit nur andeuten wollen." In der „Londoner Kabelkorr." wird mitgetheilt, Lord Roberts habe erklärt, er könne an keinerlei Vor gehen denken, so lange man ihm nicht allerwenigstens Winter-Uniformen und warmes Unterzeug, sowie neues Schuhwerk und Zelte für seine sämmtlichen Truppen sende und mindestens seine Artillerie und den Train mit neuen kräftigen Pferden versehe. Der Gesundheitszustand der Truppen habe in Folge der bitteren Nachtkälte und des Mangels an Wariner Kleidung und Zelten Masscnerkrankungen jener Art schweren Influenza hervorgerufen, welche schnell und plötzlich die Lungen ergreife. Ein Londoner Situatiousbericht vom 12. besagt: „Meldungen aus Ladysmith lassen erkennen, daß der Seuchenherd dort noch nicht erstorben ist. Die TyphuSverlustlisten sind von unheimlicher Lange. Uebrigens soll sich auch in Blumsontein infolge der Absperrung des Flußwassers der Typhus zeigen. Ueber das Resultat der Kämpfe bei Wepener liegen ncch keine weiteren Nach-ichten vor. Wepener wird nur von einem Theil der Division Brabant vertheidigt, ein anderer steht bei Aliwal North, doch steht auch dort ein ziemlich starkes Burencommando, dessen Aus gabe zu sein scheint, die Entsendung von Verstärk- ungen nach Wepener zu verhindern. Nach einem Telegramm der „Morningpost" gehen noch immer stärkere Burenabtheilung über Thabanchu südlich, die vermuthlich gleichzeitig als Verstärkung der Truppen vor Wepener und nach dort erfüllter Auf gabe zur Bedrohung der Eisenbahn verwandt werden sollen. Eine sehr schwierige Frage für Marschall Roberts ist der Schutz der Buren, welche sich unter- warfen haben und die von den friegführenden Buren als Verräther angesehen und behandelt werden. Mar schall Roberts beabsichtigt zu deieu Schutz die Ein richtung einer berittenen Polizei, die später den Stamm einer permanenten b waffneten Macht bilden soll. Nach einem weiteren Telgramm aus Blumsontein „nähern sich die permanenten Vertheidigungswerke Blum- fonteins ihrer Vollendung, es wird auch ein großes Kavallerielager gebildet. Kitchener ist mit berittenen Truppen in Burgersdorp in der nördlichen Kapkolonie, wo die Rebellen viele Schwierigkeiten bereitet haben " Auch diese Nachricht wirft ein recht bedenkliches Licht auf die augenblickliche Situation, in der Lord sich Roberts befindet. Danach scheint es im Norden der Kapkolonie gerade in dem Distrikt, den die Bahn nach Blumsontein durchschneidet, ehe sie den Oranjestaat er« reicht, bedenklich zu gähren Die Möglichkeit sür die englische Hauptmacht, von Blumsontein nach Norden vorzudringen, rückt übrigens in immer weitere Ferne, je bedrohlicher die Buren in ihrem Rücken auftretcn. Zwar erfährt man n. ch nichts von-dem Schicksal der in Wepener bedrängten englischen Abtheilung, und auch über das mysteriöse Gefecht bei Meerkatsfontein liegt keine weitere Nachricht vor: wohl aber ersieht man, das; die Versuche, Wepener zu entsetzen, bisher erfolglos blieben, daß die Buren vielmehr gerade im Südosten des Oranjestaates immer mehr Terrain ge winnen. Wie uns noch telegraphiert wird, haben nach einer Meldung aus Kronstadt die Freistaatler Smithfield, südwestlich von Wepener, wieder besetzt; die englischen Truppen zogen sich in der Richtung nach Aliwal North zurück. Die Buren machen auch im Uebrigen in der Wieder besetzung der nach Cronjes Kapitulation geräumten Theile des Oranjesreistaats ununterbrochene Fortschritte. Von ihrem strategischen Verständniß zeugt besonders, daß sie die geivonnenen Positionen östlich der Bahn von Blum sontein nach Brandfort mit starken Sicherungen versehen; dadurch bedrohen sie jeden etwa geplanten Vormarsch Lord Roberts nach Norden derart, daß der englische Heerführer zunächst unbedingt d-ese Stellung zu über wältigen versuchen müßte Es wird uns darüber tele graphiert: Blumsontein, 12. April. Nach Berichten von der Karree-Station ist der Feind beschäftigt, seine Stel lung im Osten von Brandfort, welche parallel mit der Eisenbahn läuft, zu befestigen. Gleichzeitig melden Kund schaster, daß der Feind noch die Walerval Drift und die Wasserwerke mit großer Macht halte. Wenn die Daily Mail über Lorenzo MarqueZ melden, „35000 Buren mit 90 Geschützen seien auf den Hügelreihen zwischen Kroo stad und Wynburg zusammen gezogen, die ganze Linie sei befestigt und saft uneinnehmbar" — so ist das wieder eine jener englischen Uebertreibuugen, durch welche die Engländer ihre üble Lage bemänteln und darthun wollen, welche Helder thaten sie zuverrichten haben. lieber die Kapitulation bei Reddersburg wird jetzt gemeldet, daß die Truppen, genau wie in früheren Fällen, 24 Stunden vollständig ohne Nahrung und Wasser gewesen seien und größtentheils deshalb den Kampf als hoffnungslos aufgegeben hätten; der sie begleitende Train habe sich weit hinter ihnen be funden und sei zuerst den Buren in die Hände ge fallen. Tie Zahl der gefangenen Engländer ist weit größer als offiziell zugegeben wird Ganz wie bei früheren Anlässen werden jetzt nachträglich und ganz nebenbei die 2. Northumberland-Fusileers und 2 Schwadronen Husaren als fehlend gemeldet. — Diesen Sieg bei Reddersburg dürfte ebenfalls De Wet er fochten haben, derselbe, welcher das Ob-rcommando auch bei dem Uebei fall an den Wasserwerken führte. Seinen dritte'- Sieg bei Merkatsfontein dürste er gegen eine auf Wepener vorrringende britische Ent satzkolonne erfochten haben. Vielleicht stand diele unter dem Befehl dis Generals Brabant, der nicht, wie bisher angenommen wurde, selbst in Wepener einge schloffen, sondern schon vor der Einschließung dieser Platzes mit dem größeren Theil seines irregulären Reiterheeres von etwa 2000 Mann nach Aliwal North entwichen sein soll. Ist wirklich der General Brabant der Geschlagene von MerkatsfoMein, dann hat sein Britenheer, das zumeist aus kolonialen Kontingenten bestand, zu be stehen aufgehört, denn viel mehr als 1500 Mann kann er nach Zurücklassen seiner Nachhut in Wepener nicht bei sich gehabt haben. In Natal haben am ganzen Mittwoch hindurch Kämpfe bei Elandslaagte stattgesunden. Vom Mitt woch Abend wird aus dem Lager bei Elandslaagte telegraphirt: „Nachmittags erneuerte sich das Gefecht. Die Buren machten einen tn.rgischen Angriff auf die englischen Stellungen und kamen bald in nahe Berühr ung mit unseren Vortrupp?«. Es folgte ein ununter brochenes Gewehrfeuer. Ebenso begannen die Geschützt der Buren zu fcuein, unsere Artillerie erwiderte. Der Angriff wurde schließlich abgewiesen. Die Buren find offenbar bestrebt, das Lager von Ladysmith abzuschneiden; weitere An griffe sind zn erwarten." London, 12. April. Aus Ladysmith wird von heute Mittag gemeldet: Seit dem Gefecht am Mitt woch Nachmittag hat iu der Gegend von Elandslaagte kein weiterer Kamps stattgesunden. Die Berichte, welche hi.rher gelangt sind, besagen, daß die Buren gegen Dewdrop im Westen, sowie gegen Weenen über Helpmakaar nach Süden Vordringen. Wenn die Buren hier stark genug sind, um eine wirksame Offensive ergreifen zu können, fo dürfte die Lage Bullers bald genug bedenklich werden, da der selbe einen großen Theil seines Korps nach dem Kaplande absenden mußte, wo es gebraucht mied, um Roberts zu Helfer. Aus dem Burenlager wird über die Lage in Natal telegraphirt: LouSou, 12. April. Wie das „Reutersch. Bureau" aus dem Burenlager bei Gleneoe von gestern meldet, rückten am 10. April bei Tagesanbruch dir Streitkräfte der Buren gegen die Höhenrücken in der Nähe des englischen Lagers vor und eröffneten mit ihrer Artillerie ein Feuer aus dasselbe. Die Beschie ßung dauerte den ganzen Tag. Das Ergebniß ist ein günstiges. Die britischen Verluste müsse« schwer sein. Einige Geschosse krepirten unter ihren Truppen. Den Buren wurden nur 3 Maulesel und 2 Pferde getödtet. Loudon, 12. April. Aus dem Burenlager zu Glencoe wird telegraphirt: Der fchneidige Angriff vom 10. April früh auf das englische Lager bei Elandslaagte unter Louis Bothas Führung war du ch- aus erfolgreich. Die Engländer müssen schwere Ver luste gehabt haben, da mehrere Granaten in ihrem Lager krepirten. Die Buren hatten keine Verluste. In den mit dem südafrikanischen Kriege zusammen hängenden politischen Vorgängen verzeichnen wir folgen des Telegramm: London, 12. April. Reuters Bureau meldet aus Newyork, die Transvaal-Regierung habe Portugal formell mitgetheilt, daß sic die Landung von britischen Truppen und Kriegsmunition in Beira einem feindlichen Akt seitens Portugals gleich erachte Portugal habe noch nichts erwidert. Der Schritt der Buren-Regierung werde die Landung englischer Truppen in Beira nicht be einträchtigen. In London wird es für unwahrscheinlich gehalten, daß die Burenrepubliken auf das Ultimatum Repressalien folgen lasten, England würde aber Portugal, wenn es wirklich angegriffen werden sollte, sofort unterstützen. Por tugal dürfte auf das Ultimatum antworten, es handle nur gemäß den Verträgen mit England. Der Daily Mail wird aus Kopenhagen telegraphirt, der Czar sei über die Conceffion Portugals an England beyiglich der Beira-Route persönlich äußerst ungehalten. Mau fürchte einen officiellen Protest seitens Rußlands. London, 12. April. Dem mit dem französischen Dampfer „Caravellas" in Lorenzo Marquez angekomme nen Chicagoer Ambulanzkorps wurde erst nach heroischen Kämpfen mit den portugiesischen Behörden gestattet, sich nach Pretoria zu begeben. London. 12. April. Dem „Neuterschen Bureau" wird aus Durban vom ll. d. M. gemeldet: Staats sekretär Reitz hat angeordnet, daß alle britischen und amerikanischen Staatsangehörigen und ein großer Theil der Deutschen innerhalb 14 Tagen das Land zu ver lasten haben. Von den 70 Passagieren, die mit einem deutschen Dampfer in der Delagoabai ankamen, wurden 25 die Pässe nach Transvaal auf Verlangen des briti schen Consuls verweigert, weil man bei ihnen Munition vorgefunden hatte. London, 12. April. Dem „Neuterschen Bureau" wird aus Durban vom 11. April gemeldet: Zuverlässigen hier eingetrofjenen Mittheiluugen zufolge werden in einer Anzahl Goldminen in Johannesburg Löcher gebohrt zur Vorbereitung ihrer Zerstörung durch Dynamit im Falle der endgültigen Niederlage der Buren. Aus Kreisen, die der Brüsseler TranSvaalgesandt- schasl nahe stehen, erfährt die Rheinisch-Westfälische Zeitung, die in Neapel eingetroffene Buren-Gesellschaft reise mit versiegelten Ordres, die erst in Mailand, wo Or. Leyds mit ihr zusammentrifft, geöffnet werden dürfen. Angeblich gehen von den Freistaaten Vor schläge aus, die als Basis zur Verständigung mit England geeignet seien, auf die Neutralität der Buren staaten unter Garantie der europäischen Großmächte, sowie Amerikas abzielten und als Zugeständnisse die Schleifung der Festungswerke und die artilleristische Entwaffnung Ver beiden Republiken enthielten. Ob I)r. Leyds sich der Mission anschließen wird, hängt von besonderen Umständen ab. * * Ueber das britische Verpflegungs- und Transport- wefcn schreibt der Kriegskorrespondent der „Midland Nervs": „Sie machen sich keine Vorstellung, in welchem Maße von Korrelpondenten und officiellen Autoritäten Sem Publikum die Wahrheit vorenthalten wird. Obgleich sie Armee von Enslin bis Paardeberg so gut wie gar keine natürlichen Schwierigkeiten des Transports zu über winden hatte und vurch keine Flankenbewegungen des Feindes behelligt wurde, wir außerdem die erschöpfendsten Hilfsquellen des Reichs zur Verfügung haben, so waren unsere Mannschaften doch auf halbe Rationen gesetzt, die Pferde dem Verhungern nahe und der Transport der Verwundeten geradezu schimpflich. Der Fehler liegt an der elenden Organisation des Transportes. Unsere Leute haben zu fechten und zu arbeiten bei einer Nahrung, die gerade nur ausreicht, um sie nickt vor völligerErschöpfung zusammenbrechen zu lassen; Nachtmärsche und'Tages kämpfe werden ihnen bei leerem Magen zugemuthet. Das Resultat ist, daß die Leute murren und unzufrieden werden Solche Zustände sind eine dauernde Gefahr für die Moral der Armee. Und alles Das ist möglich, trotz dem wir „den großen Organisator" Kitchener haben, der als Generalstabschef sür die Organisation des Transports verantwortlich ist! Aus die Indifferenz dieses Officiers gegenüber den nothwendigsten Bedürfnissen seiner Mann schaften ist auch die abscheuliche Behandlung der Ver wundeten zurückzuführen. Zunächst verweigerte er den Ambulanzen und Trägercompagnien die Erlaubniß, die Colonnen zu begleiten, unter dem Vorwande, er hätte nicht genug Futtervorrüthe. Die Folge dieses geradezu verbrecherischen Eigensinnes war, daß unsere bei Paarve- berg verwundeten Officiere und Mannschaften drei Tage und drei Nächte, darunter zwei Regennächte, in meist un- verdeckten Ochsenwagen, bei glühender Hitze am Tage und bitterer Kälte in der Nacht und mit der traurigen Geschwindigkeit von zwei Meilen per Stunde herum gerattert wurden. Die Qualen dieser armen Menschen waren schrecklich da das Stoßen und Rumpeln der feder- losen Wagen auf vem steinigen Felde ihre zerschossenen Knochen aneinander knittern ließ und sie in die entsetz lichste Pein brachte, so daß ihr Wimmern und Schreien einem das Herz zerschnittt Dabei waren die Verwundeten so zusammcngcpfercyt, daß sie nicht einmal niederliegen konnten." Philadelphia, 10. April. Gestern fand in der Musik-Academie eine große Versammlung der hiesigen männlichen Schuljugend statt, in welcher Ansprachen zu Gunsten der Buren gehalten wurden. Einer der Redner war der frühere Hilfssecretär im Parlament des Innern, Webster Tavis. Es wurde einer der Schüler gewählt, der dem Präsidenten Krüger persön lich eine von 22 000 Schulknaben unterzeichnete Adresse zu überbringen hat, in der die Hoffnung auf den Sieg der Buren ausgesprochen wird. AusRew-Aorl wird gemeldet: Für die Ueber- bringung der Adresse von 22,000 amerikanischen Schulkindern an den Präsidenten Krüger wurde der Messenger Boy James Smi.h aus Philadelphia er wählt. Dieser äußerte: Diese Adresse wird in Präsident Krüger's Hände gelangen, und wenn ich sie nach St. Helena bringen müßte.