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(Wir erinnern daran, daß wir die Verordnung kürz lich in einer Reihe von Nummern zum Abdruck brachten.) Darnach handelt eS sich für die Geschäfts- inhaber unserer Stadt, als einer Gemeinde mit weniger als 20000 Einwohnern, darum, ob sie den Laden von Morgens 6 bis Abends 8 Uhr oder von Morgens 7 bis Abends 9 Uhr offen halten wollen. — In der sich entspinnenden Diskussion tritt Herr Bäckerober- meister Layritz für den 9 Uhr-Ladenschluß ein und stellt gleichzeitig einen Antrag in diesem Sinne, Darauf erhebt die Versammlung den Vorschlag des Herrn Layritz einstimmig zum Beschluß. — Nach den ^üEsÄgrungen des Herrn Vorsitzenden hatte die Ver sammlung sich dann mit den von der Behörde zu gelassenen sogen. 40 „Ausnahmetagen", also den Tagen im Jahre, an welchen der Laden eine Stunde länger offen gehalten werden kann, zu beschäftigen. In verschiedenen Städten unseres Vaterlandes haben die Geschäftsinhaber hierzu bereits Stellung genommen. Herr Fichtner trägt einige Zeitungsberichte über Ver sammlungen in dieser Angelegenheit aus Burgstädt, Annaberg und Reichenbach i. Vogtl. vor. Die Laden inhaber Reichenbachs hatten beschlossen, als „AuS- yahmetage" die 12 letzten Sonnabende des Jahres, die letzten 10 Wochentage vor Weihnachten, die 7 Sonnabende vor Pfingsten, 6 Sonnabende vor Ostern und den Sylvesterabend vorzufchlagen. Die noch übrigen 4 Tage sollen zur freien Verfügung der Behörde gestellt werden. Herr Bäckerobermeister Layritz hält diesen Beschluß Reichenbachs auch den hiesigen Verhältnissen entsprechend; nur könnte man die 2 Jahrmarktsmontage als AuSnahmetage heran ziehen. Herr Goldschmidt hält dem entgegen, daß aus der Verlängerung während der Jahrmärkte nur einzelne Geschäftszweige Vortheil hätten. Für die Fassung einer Entschließung im Sinne des Reichen bacher Beschlusses tritt Herr Bäckermeister Kreher ein; das Gleiche thut Herr Arthur Wiedner, welcher hierzu noch bemerkt, man würde gut thun, noch einige Tage herauszunehmen und zur Reserve zu stellen, damit sie bei Gelegenheit etwa stattfindender Feste rc. verwendet werden könnten. Auch Herr Bäckermeister Starke äußert sich für die Annahme des Reichenbacher Be- schlusses; darauf geschieht dies von den Versammelten einhellig. Annahme findet schließlich noch ein Neben antrag des Herrn Layritz, 6 statt 4 Tage zur freien Verfügung der Behörde zu stellen. Die noch fehlenden 2 Tage sollen von den 7 Sonnabenden vor Pfingsten genommen werden. Die hierdurch abgeänderte Fassung des Beschlusses, betr. Verlegung der 40 Ausnahme tage, hätte nun zu lauten: Die letzten 12 Sonnabende des Jahres, die letzten 10 Wochentage vor Weihnachten, 5 Sonnabende vor Pfingsten, 6 vor Ostern, Sylvester abend und 6 Tage zur freien Verfügung. — Die in der Versammlung gefaßten Beschlüsse sollen der Be hörde als Vorschläge unterbreitet werden. — Nach kurzer, allgemeiner Aussprache genehmigte man das vorgelesene Protokoll; darauf schließt der Herr Vor sitzende die Versammlung. — Theater. „Hans Huckebein" ist eines der Werke, welches, aus dem Bureau der Lustspielfirma O. Blumenthal und G. Kadelburg hervorgegangen, unzählige Male, be sonders in den Großstädten, über die Bretter gegangen ist und von stetem Erfolg begleitet war. — Ein junger Ehemann, stark unter dem Pantoffel seiner Frau stehend, überwacht von der gefürchteten Schwiegermama, macht in Ostende die Bekanntschaft einer jungen Dame, und wird dort, als er diese am Strande küssen wollte, auf Veran lassung jener Dame, die für den Kinematographen eine komische Gruppe liefern wollte, photographirt. Einige Zeit darauf besuchen ihn seine Schwiegereltern in Berlin Er besucht mit ihnen u. A. eine kinematographische Vor stellung, und in deren Verlauf wird auch das seinerzeit am Strande aufgenommene Bild wiedergegeben. — Tableau! — Nunmehr kommt auch an den Tag, daß der junge Ehemann schon mehrfach darüber falsche An gaben gemacht hat, wie er die freien Abende verbringt. Am verwickeltsten wird schließlich die ganze Sache, als sich herausstellt, daß der Herr Schwiegerpapa noch jetzt in seinen alten Tagen ähnliche dumme Streiche ausgeführt hat. Die dabei entstehenden komischen Situationen bieten fortwährend Stoff zu allgemeiner Heiterkeit. Zum Schlüsse endlich löst sich die ganze Sache in Wohlgefallen aus. Das junge Ehepaar versöhnt sich und Borris Mensky verlobt sich mit der Nichte des Schwiegervaters. — Die Hauptrollen waren recht gut besetzt. Herr Kraft als junger Ehemann, Herr Otto Schmidt als Mensly und Herr Neumeister, der Schwiegervater, entledigten sich auss Beste ihrer Aufgabe, ebenso seien erwähnt von den mitwirkenden Damen Frau Schmidt, die Schwieger» mutter, sowie Frau Grosche und Frl. Hamm als junge Frau, resp. Nichte des Schwiegerpapas. Das erfreu licherweise zahlreich erschienene Publikum war durchaus vom Gebotenen befriedigt und dankte durch lebhaften Beifall. — Heute, Donnerstag, Abend gelangt zur Auf führung: „Im weißen Röß'l", morgen Freitag: „AIS ich wiederkam". Beide Lustspiele sind ebenfalls Werke von O. Blumenthal und G. Kadelburg; das zweite Stück ergänzt gewissermaßen das erste. Wir zweifeln nicht daran, daß schon der Name der beiden Autoren ein volles Haus sichert. KI. — Hohenstein-Ernstthal. Von der Polizei verhaftet und heute Morgen an das Kgl. Amtsgericht abgeliefert wurde in der vergangenen Nacht in einem hiesigen Gasthause ein zur Fahndung ausgeschriebener Handelsmann aus Zethau. — Die Polizei ermittelte ferner ein hiesiges Schulmädchen, welches, als Aufwartung beschäftigt, ihre Herrschaft in verschiedenen Fällen durch Betrügereien geschädigt hatte. — In den verschiedensten Blättern dauert die Erörterung der unglückseligen Vorgänge, welche den Tod des Prinzen Albert zur Folge hatten, fort. Wie erinnerlich haben wir mit anderen Blättern einer Darstellung seinerzeit Raum gegeben, nach welcher die Pferde des unglücklichen Prinzen Albert erst unruhig geworden sein sollten, nachdem Prinz von Braganza, ein naher Verwandter des Ersteren, bereits eine Weile in einen Seitenweg eingebogen war. Diese Darstellung stammte aus emer Quelle, deren guter Glaube nicht im mindesten angezweifelt werden dürfte. Inzwischen ist aber, wie bereits mitgetheilt, ganz zweifellos fest gestellt, daß die ältere Version voll den Thatsachen entspricht. Hiernach muß es nun als höchst ungeschickt, ja taktlos bezeichnet werden, wenn ein Blatt, wie die „Münchner Allg. Ztg." die Versuche der thunlichsten Entlastung des Prinzen von Braganza in solgender Weise fortsetzt. Das Blatt schreibt nach Gegenüber stellung der beiden Darstellungen: „Die ganze Er- örterung über die Ursache des beklagenSwerthen Er eignisses, die Darstellung von der einen, die Gegen darstellung von der anderen Seite gehen offenbar von der Voraussetzung aus,, daß, wenn das schnelle Borbeifahren des zweiten Wagens die Ursache des Unglücks gewesen ist. seinem Führer oder Insassen eine schwere Schuld beizumessen sei. Wir können diese Ansicht nicht theilen. Wenn die Insassen des zweiten Wagens kein Vorwurf getroffen hätte, auch namentlich von dem zunächst, Betheiligten, dem Prinzen Albert selbst, nicht gemacht worden wäre, falls das Vorbei fahren "hne schlimme Folgen geblieben wäre, so trifft ihn, dem doch sicherlich jeder Gedanke an die Möglich keit eines so traurigen Ereignisses fern gelegen hat, auch jetzt kein Vorwurf. Hier ist das llrtheilen nach dem — beklagenswerten — Erfolg nicht am Platz. Was nun das Ueberholen eines Wagen durch den anderen an sich betrifft, so werden ganz besonders vorsichtige Leute hiergegen vielleicht etwas einzuwenden jaben, ebenso wie gegen das Wettfahren und Wett reiten auf der Chaussee; unter jungen Kavallerie- Officieren hat die Sache kaum ein schlimmes Ansehen und kann es auch nicht haben. Sollte — was wir nicht wissen — der Prinz von Braganza vielleicht iber bessere Pferde verfügen, und mehr Geld an ein Gespann gewendet haben als der Königl. Säch- ische Prinz und ollte er das allzu stark markiren, so wäre das eine Sache für fick, jedenfalls würde es nicht angehen, sein Verschulden nach der Größe des Unglücks zu bemessen, das sich unmittelbar nach dem Vorbeifahren seines Wagens an dem des Prinzen Albert — ob nur post oder aber propter doo ist chwer zu erweisen — zugetragen hat. Man könnte ebenso gut behaupten, daß tüchtig eingefahrene und gelenkte Pferde nicht scheuen dürfen, wenn ein anderes Gespann sie überholt." Mit der Vertretung einer derartigen Auffassung der Angelegenheit dürfte dem Ansehen des Prinzen von Braganza am wenigsten gedient sein. Eine solche rein sportliche Auffassung verträgt sich durchaus nicht mit der Schwere des Unglücksfalles und der tiefen Trauer, die er hervor gerufen hat. — (Telegraphie in Sachsen.) Am 1.October kann die elektrische Telegraphie im Königreich Sachsen auf ihr fünfzigjähriges Bestehen zurückblicken. Welche Ausbreitung dieselbe in unserem Lande genommen hat, geht daraus hervor, daß nach Ablauf von 50 Jahren seit Legung des ersten, dem Privatverkehr dienenden Telegraphendrahtes ein Leitungsnetz von 15000 Kilo metern mit rund 900 Telegraphenstationen und jähr lich über 1^ Millionen Telegrammen vorhanden ist. — Eine Anzahl von Abänderungen der Gewerbe ordnung treten mit dem 1. Oktober d. I. in Kraft. Unter anderem ist von diesem Tage ab in Fabriken auf Kosten des Arbeitgebers für jeden minderjährigen Arbeiter ein Lohnzahlungsbuch einzurichten. In das Lohnzvhlungs- buch ist bei jeder Lohnzahlung der Betrag des verdienten Lohnes einzutragen; es ist bei der Lohnzahlung dem Minderjährigen oder seinem gesetzlichen Vertreter auszu händigen und von dem Empfänger vor der nächste" Lohnzahlung zurückzureichen. — Das Lohnzahlungsbuch muß den Namen des Arbeiters, Ort, Jahr und Tag seiner Geburt, Namen und letzten Wohnort seines Vaters oder Vormundes (seines gesetzlichen Vertreters) und die Unterschrift des Arbeiters enthalten. — Die Eintragungen in den Lohnzahlungsbüchern sind mit Tinte zu bewirken und von dem Arbeitgeber oder dem dazu bevollmächtigten Betriebsleiter zu unterzeichnen. — Die Eintragungen dürfen nicht mit einem Merkmal versehen sein, welches den Inhaber des Lohnzahlungsbuches günstig oder nach theilig zu kennzeichnen bezweckt. — Die Eintragung eines Urtheils über die Führung oder die Leistungen des Ar beiters und sonstige durch die Gewerbeordnung nicht vorgesehenen Eintragungen oder Vermerke in oder an den Lohnzahlungsbüchern sind unzulässig. — Trotz des Gesetzes zur Bekämpfung des unlau teren Wettbewerbes stehen die schwindelhaften Ausver käufe nach wie vor in Blüthe. Das Reichsamt des Innern hat darüber Erhebungen veranstaltet. Die „Nat- lib. Corr " glaubt Grund zu der Annahme zu haben, daß der Ausfall dieser Erhebungen ein solcher ist, daß eine Ergänzung des Gesetzes in Aussicht genommen werden wird, nachdem sich gezeigt hat, daß eine gewerbepolizei liche Regelung der Angelegenheit nicht angebracht ist. — Der Centralrath der deutschen Gewerkvereine hat folgende Petition, betr. Abhilfe der herrschenden Kohlentheuerung, an die preußische Regierung gerichtet: „In Anbetracht der großen und anhaltenden Kohlentheuerung, welche am stärksten auf den wenig bemittelten Klassen, insbesondere auf den Arbeiter familien lastet, richtet der Centralrath der deutschen Gewerkvereine (Hirsch-Duncker) in Vertretung von rund 70000 größtentheils verheiratheten Arbeitern in fast allen Gegenden Preußens an die Königl. Staats regierung das ergebene und dringende Gesuch, die Kohlentheuerung, namentlich auch sür den Hausbedarf der kleinen Konsumenten mit allen verfügbaren Mitteln baldmöglichst vermindern zu wollen. „Als solche Mittel betrachten und empfehlen wir insbesondere 1. die zeitweilige Anwendung des Rohstofftarifts für den Eisenbahntransport nicht auf die Einfuhr in ländischer Kohle und auf einzelne inländische Bezüge zu beschränken, sondern auf den gesummten Transport von Brennmaterial auf preußischen Bahnen auszu dehnen, dagegen die den Export begünstigenden Tarife zu beseitigen; 2. die Ermäßigung der Kohlenpreise aus den fiskalischen Gruben auch dem Hausbrand zu gute kommen zu lassen. Viele unserer Mitglieder seyen mit Bangigkeit dem Kommenden entgegen, da die Be schäftigung für Tausende schon erheblich vermindert ist oder ganz aufgehört hat und die Mieths- und Lebensmittelpreise fortgesetzt steigen. Möge daher der Staat bei den großen Ueberschüssen sowohl von den Bergwerken als auch von den Eisenbahnen seinestheils der Bedrängniß zahlreicher redlicher Arbeiterfamilien thunlichst Abhilfe schaffen!" — Aehnliche Petitionen sollen auch an die Regierungen der anderen Staaten Deutschlands gerichtet werden. — Dienstsuchende Mädchen, sowie deren Eltern und Vormünder möchten wir darauf aufmerksam machen, daß der Verein „Volkswohl" in Dresden seit Jahren eine Dienstvermittelung eingerichtet hat, welche sich von Jahr zu Jahr sowohl bei stellen- suchenden Mädchen, als auch bei den Herrschaften einer «wachsenden Beliebtheit erfreut. Die Stellenvermittelung, welche hauptsächlich in der Absicht errichtet worden ist, solche Mädchen, die in Dresden fremd sind, vor den Gefahren der Großstadt und vor Ausbeutung und Irreleitung zu bewahren, wurde im Jahre 1899 von 1380 Herrschaften und 775 Mädchen benutzt. Der Verein nimmt von den Mädchen nur eine einmalige Bermittelungsgebühr von 25 Pf., und da die Nach frage der Herrschaften eine fehr große ist, so ist jedes ordentliche Mädchen sicher, daß es auf eine Stelle nicht lange zu warten braucht. Günstig ist noch be sonders, daß die erwähnte Stellenvermittelung sich im „Mädchenheim" des Vereins „Volkswohl", Ammon straße 24, part. (5 Minuten vom Hauptbahnhofe entfernt) befindet, wo die Mädchen gleichzeitig zu den niedrigsten Preisen, wöchentlich 3 Mk. 70 Pst, täglich 70 Pf., Wohnung, erstes Frühstück und Mittagessen erhalten können. — Da Herrscha ten die zu miethenden Mädchen am liebsten persönlich sehen wollen, so ist es zu empfehlen, daß die Mädchen sich nicht auf die Einsendung ihres Dienstbuches beschränken, sondern selbst nach dem „Mädchenheim" kommen. — Oberlungwitz. Der hiesige Obst- und Gartenbauverein wird seine diesjährige Ausstellung von Obst und anderen Gartenerzeugnissen am Sonn tag, den 7., und Montag, den 8. Oktober d. I. ab halten. Sie wird auch am Montag Vormittag ge öffnet sein. — Limbach. Hier ist am Dienstag unter Lei tung des Herrn Cantor Nagler „Der Waffenschmied" von Lortzing zur Aufführung gekommen. — Oelsnitz i. E. Im nahen Neuwiese brannte in der vorigen Woche die Mauersberger'sch: Wirth- schaft nieder. Brandstiftung wurde vermuthet. Jetzt hat die hiesige Gendarmerie den Gatten der Besitzerin gefänglich eingezogen, damit eine Vernehmung über den Brandfall erfolgen kann. — Zwickau, 27. Sept. Eine Versammlung von Milchproduzenten im benachbarten Leubnitz hat be schlossen, die Staatsregierung zu ersuchen, Milchregu lativen die Genehmigung zu versagen, in denen hin sichtlich des Fettgehaltes und des spezifischen Gewichts Deklarationszwang vorgeschrieben wird. — Die Jahrhunderte alte Zwickauer Kramer innung hat sich aufgelöst Sie besitzt u. a. drei geschrie bene Urkundenbücher aus den Jahren 1587 und 1672, welche wegen ihres historischen und kunstgeschichtlichen Werthes dem dortigen Rathsarchiv einverleibt werden sollen. — Zwickau. Nach dem Verwaltungsberichte für Zwickau besitzt unser Rathsarchiv zahlreiche ge schriebene Bücher, die bis zum 14. Jahrhundert zurück reichen, z. B. das Zwickauer Stadtrecht 1348, Zwickauer liker proscriptorium 1367 bis 1536, ein vollständiges Manuskript vom Sachsenspiegel 1472, zwei Bände, einen von Hans Sachs geschriebenen Registerband zu seinen Werken und 13 Werke von Hans Sachs selbst, die Rathsprotokolle und Beschluß bücher bis 1512, 5000 alte Urkunden, darunter 90 Pergamenturkunden, deren älteste vom 24. Juli 1273 datirt ist, zahlreiche Briefe Luthers, Melanchthons, Bugenhagens rc. — Werdau. Ein recht betrübender Unglücks fall ereignete sich wieder in einem hiesigen Fabrik betriebe am Montag Vormitlag. Einer dort be schäftigten 37 Jahre alten unverheiratheten Wolferin von hier, welche von dem Tambour eines Wolfes aus noch unerklärliche Weise am rechten Arme erfaßt worden ist, wurde der rechte Vorderarm bis oberhalb des Ellenbogens abgerissen. Die Bedauernswerthe wurde in das hiesige Krankenhaus untergebracht, woselbst ihr Befinden als ein gutes genannt werden kann. — Frankenberg. Ein hiesiges Dienstmädchen steht im Verdacht, ihr im Mai d. I. geborenes Kind gleich nach der Geburt getödtet und hiernach in der Waschküche unter dem Kessel verbrannt zu haben. Die Sache kam erst Anfang dieses Monats durch Zufall ans Tageslicht. Das Mädchen behauptet, das Kind sei vorzeitig und todt zur Welt gekommen und die kleine Leiche sei allerdings von ihr in der ersten Ver wirrung, um die Geburt zu verheimlichen, verbrannt worden. Die Staatsanwaltschaft zu Chemnitz leitet die Untersuchung, welche bis jetzt noch nicht abgeschlossen ist, so daß die Frage, ob thatsächlich Kindesmord vorliegt, noch nicht entschieden ist. — Frankenberg, 24. Sept. Die von Auers walde aus als vermißt gemeldete 15jähr. Magd Schauer ist von Mitgliedern der freiwilligen Feuerwehr zu Auers walde, welche nach ihr Nachforschungen hielten, im Walde zwischen Auerswalde und Wittgendorf kampirend ange- troffen und später dem hiesigen Amtsgerichtsgefängniß zugeführt worden. Das etwas leichtsinnig veranlagte Mädchen hatte seit seinem Verschwinden im Freien ge nächtigt. — Ein Materialwaarenhändler in Lichtentanne, der ohne Ursache böswillig einen Radfahrer zu Fall ge bracht und dann noch mißhandelt hat, ward dafür vom Schöffengericht Zwickau zu 3 Monaten 3 Wochen Ge- fängniß und 40 Mk. Buße verurtheilt. — Falkenstein, 25. Sept, Infolge der an haltenden Trockenheit sind die Bäche und Flüsse, sowie die kleinen Wasserläufe fast vollständig ausgetrocknet. Die Quellen unserer städtischen Wasserleitung liefern nur noch geringe Waffermengen, so daß der obere Stadttheil wie derholt oh, e Wasser war. — Vorige Woche wurde auf Bahnhof Schön- Heiderhammer ein großer Transport Gänse aus geladen, von denen sich ein Theil in solchem Zustande befand, daß die Gänse schleunigst für 75 Pfg. bis 1 Mk. verkauft werden mußten. Aehnliche Fälle, bei denen Gänse sogar zu Hunderten zu Grunde gegangen sind, sind in der letzten Zeit in Sachsen mehrfach vor gekommen. Im letzten Jahre sind in Sachsen über 800000 lebende Gänse eingeführt worden. — Grotzposttvitz. Am Sonnabend Abend er folgte bei dem Fleischermeister L. hierselbst, als sich die beiden Gesellen desselben mit einer Laterne auf dem Hof befanden, eine nicht unbedeutende Acetylengas-Explosion. Jedenfalls hatte einer der Gesellen die Thüre zum Ent wicklungs-Apparat geöffnet und verursachte dadurch das Unglück. Beide sind im Gesicht, an Armen und Händen furchtbar zugerichtet worden. Am Sonntag erfolgte die Ueberführung der zwei Schwerverletzten nach dem Bautze ner Krankenhause — Bischofswerda, 24. Sept. Während des Jahrmarktes sind mehreren Mädchen von unbekannten Personen die Zöpfe abgeschnitten worden. — Bo« einer Kurschwindlerin berichtet das „S. V." Die betr. Frau will durch das Verschlucken kleiner Papierschn tzel, die mit Tinte beschmiert sind, Flechten an Händen und Füßen vertreiben. Ein Grei ¬ zerin hat sich an eine „weise Frau" wegen Beseitig»» ihrer Flechten gewendet und von derselben nachstehender» gedruckten Zettel erhalten: kleekte Haucke unck küsse. Hnua (gedruckt) Zettel zum Einnehmen. Nehmen jeden 3ten Tag Abend 7—9 Uhr ein solches Zettelchen in Suppe oder Kaffee ein. Müssen gleich ins Bette und dürfen denselben Vormittag nicht in die freie Luft. Die Zettel werden abgeschnitten und ge brochen wie der erste. (Folgen neun Papierzettelchen nebeneinander und mit Tinte beschmadert.) Sonnabends, Sonn- und Festtags wird nicht expedirt. Wer brieflich Mittel haben will, hat 50 Pfg. in Briefmarken beizu legen. Briefe ohne Marken werden nicht beantwortet. Wilhelmine verw. — in Adorf bei Neukirchen, Chemnitz. — Daß fo etwas noch in unserem „aufgeklärten" Jahr hundert vorkäme, sollte man kaum für möglich halten, doch versichert das denunzirende Blatt die Wahrheit dieser erbärmlichen Kurpfuscherei! — In Leipzig ist, wie die medizinische Wochen- rundschau „Medico" mittheilt, soeben ein „Verband der Aerzte Deutschlands zur Wahrung ihrer wirthschaftlichen Interessen" gebildet worden. Vorsitzender des Verbandes, der hauptsächlich gegen die dem Aerztestande durch die Krankenkaffengesetzgebung erwachsenen und noch drohenden Gefahren ankämpfen will, ist vr. Hartmann Leipzig. — Zur Grundsteinlegung des Völkerschlachtdenkmals bei Leipzig- Die Stadt Leipzig rüstet sich, die Grund steinlegung des Völkerschlachtdenkmals festlich zu begehen. Am 18. October, am Jahrestage des großen Kampfes, der Deutschlands Freiheit begründete, soll in feierlichster Weise vor den Thoren der Stadt in nächster Nähe des Napoleonsteines der Grundstein zu dem gewalti en Mo numente gelegt werden, das aus freiwilligen Gaben des deutschen Bürgerthums erstehen soll zur Tilgung der Ehrenschuld an die Helden jener unvergeßlichen Tage. Der Vorstand des „Deutschen Patriotenbundes", der sich die Errichtung des Völkerschlachtdenkmals zur Aufgabe gesetzt, hat durch ganz Deutschland hin die Einladungen zur Theilnahme an dem vaterländischen Festacte ergehen lassen, namentlich an alle jene Vereine und Gesellschaften, die durch Betheiligung an den Sammlungen zu- Förde rung des patriotischen Werkes beigetragen. — Leipzig, 24. Sept. Auf dem Dresdner Bahnhofe gerieth heute nachmittag der 1878 in Delitzsch geborene Streckenarbeiter H. F. Linder beim Ueberschreiten der Geleise zwischen die Puffer zweier Wagen und ward sofort getödtet. — Dresden, 24. September. Die deutsche Bauausstellung wird am 15. Oktober geschlossen. Die Lotterie der Ausstellung war einige Tage durch die Behörde untersagt worden auf Anzeige eines im Vergnügungseck angestellten Bierausgebers, der be hauptete, er erkenne die Couverts mit den Gewinnen von außen an gewissen Merkmalen. Die Polizei direktion veranstaltete nun im Beisein des Regierungs raths Koettig eine Probe mit dem Manne, die jedoch insofern zu Ungunsten desselben ausfiel, als er sowohl Couverts mit Gewinnen als auch mit Nieten zog. Der Mann hatte allerdings in der Probe seit Wochen auffallend viel Gewinne gemacht. Es stellt sich nun heraus, daß die Couverts der Gewinne mit einem anderen Leim zugeklebt waren, als diejenigen der Nieten. Das Bindemittel fühlte sich nach dem Trocknen härter an als bei den Nietencouverts und hierdurch hatte der schlaue Bierausgeber heraus bekommen, wo die Gewinne zu holen waren. Die Ausstellungsleitung hat nun sämmtliche Loose mit einem nochmaligen Couvert versehen lassen, so daß dem Uebelstande, an den bis jetzt Niemand gedacht hatte, abgeholfen ist. Da die erste Serie von 500000 Stück Loosen vergriffen war, so ist die Ge nehmigung zur Verausgabung einer neuen Serie von 100000 Stück ertheilt worben. — Apolda. In große Trübsal ist die Fa milie Matthey versetzt worden. Nachdem ein Töch terchen gestorben, trank am folgende Tage das drei jährige Söhnchen aus einer mit Schwefelsäure gefüllten Flasche, die jemand hatte vorübergehend auf der Haustreppe stehen lassen. Heute Morgen hat der Tod auch dieses Kind von seinen Schmerzen erlöst. Beide Geschwister werden gemeinsam beerdigt. — Die Brüxer Bergbau-Gesellschaft hat sich ent schlossen, ihre Kohlenpreise öffentlich zu annonciren, um zu verhüten, daß der Zwischenhandel einen über mäßigen Gewinn fordere. LWesßeWchtk. Deutschland St. Privat, 25. Septbr. Das vom 3. Garde- Regiment zu Fuß seinen gefallenen Kameraden er richtete Denkmal ist heute Vormittag in Gegenwart der Spitzen der Militär-, Staats- und Stadtbehörden von Metz feierlich enthüllt worden. Zur Feier waren aus allen Theilen des Reiches Mitkämpfer von St. Privat und ein großer Theil des Offiziercorps deS Regiments, sowie der Kommandeur des 15. Armee- corps Generalleutnant Herwarth von Bittenfeld er schienen. Als Neuerung sind bei den jüngsten Kaiser ma n ö v e r n in Pommern nach der „Kreuzztg." zum ersten Mal die Haubitzen ins Gefecht geführt worden. Für Radfahrer waren die meist sehr weichen Wege Pommerns sehr schwierig zu benutzen. Die Telegra phie ohne Draht wurde zu Mittheilungen bis auf 30 und mehr Kilometer verwandt. Mittels heliogra phischer Signale konnten am Tage Zeichen gegeben werden, die eine Meile und darüber hinaus erkennbar waren; nachts bis zu 12 und 15 Kilometer. Die Motorwagen haben nicht den großen Erwartungen entsprochen. Von den neun verschiedenen deutschen Gesellschaften waren dem Generalstab Automobile zur Verfügung gestellt. Nur drei haben sich bewährt. Beim Deutschen Hilfskomitee für Ostasien sind bis zum 15. August 265130,42 Mk., bei dem Centralkomitee der deutschen Vereine vom Rothen Kreuz ebenfalls bis zum 15. August 105 189,29 Mk. eingegangen. Der in Köln abgehaltene Verbandstag deutscher Arbeitsnachweise empfahl nach langer Berathung die Schaffung einer Centri"! 1.- des Arbeitsnachweises für ganz Deutschland, sow^ die Gründung von möglichst.