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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 28.09.1900
- Erscheinungsdatum
- 1900-09-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-190009285
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-19000928
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-19000928
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1900
-
Monat
1900-09
- Tag 1900-09-28
-
Monat
1900-09
-
Jahr
1900
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 28.09.1900
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ner in eim eier ,un aber» ind >em hen Nk. :de- er- >art den ren St. des iee- er» ein ssen t in ge hen ids, stich izu- -tet. nitz. hr- ten, eser sche >en. rch im de nen ;ei- gs- och ohl og. zen >un em der em cts ts- Die mit >aß icht wn 8e- )0N !k- UM >en. !ege ira- 30 >ra- ben bar Die gen hen zur von 250 Millionen Fres, für Neuanschaffung von Kriegs Uhr 10 Uhr 10 Uhr IO Amerika eingegangenes lutionärm Elementen. des Sultans" in Empfang, zeigte er kein die Attentäter zu fangen. Der „Freund nahm die 4500 Franken schmunzelnd aber die 2000 zu verdienen, darnach Verlangen. , See gegangen. Unter den Passagieren befinden sich hauptsächlich Holländer Deutsche und Buren, darunter der Generalpostmeister von Transvaal, der Unterstaats ' sekretär für auswärtige Angelegenheiten und der General- Schatzmeister; auch eine Menge Gold in Barren wird mit den Schiffen fortgeschafft. Präsident Krüger hält sich noch immer in der Wohnung des Gouverneurs auf. Lorenzo Marquez, 26. Sepl. Die Generale Pole-Carew und Jan Hamilton stehen mit 9000 Mann in Komatiport. Lord Kitchener trifft heute früh aus Hek torspruit dort ebenfalls ein. Man erwartet, daß der Betrieb auf der Bahnlinie von Lorenzo Marquez nach Johannesburg morgen wieder ausgenommen wird. Haag, 26. Sept. Das Kriegsschiff „Gelderland* wird wahrscheinlich am Freitag von Aden nach Lorenzo Marquez abgehen, um den Präsidenten Krüger nach Europa zu bringen. Es wird von der Entscheidung Krügers abhängig gemacht werden, nach welchem Ort sich das Schiff zu begeben hat. China. Frankfurt a. M., 26. Sept. Die „Franks. Ztg." meldet aus Petersburg: „Wie ein sibirisches Blatt mittheilt, hat kürzlich auf der Transbaikal-Brücke dec ostsibirischen Bahn eine Zugentgleisung statt gefunden. 20 Waggons wurden zertrümmert, elf Soldaten eines Schützenregiments, das auf der Reise nach Ostasien war, wurden getödtet und verwundet. Die Untersuchung hat ergeben, daß die Schienen los geschraubt waren, was die Entgleisung hervorrief. Washington, 27. September. (Meldung des Reuterfchen Bureaus.) Man glaubt zu wissen, den diplomatischen Kreisen sei die amtliche Nachricht zu gegangen, Prinz Tuan sei zum Präsidenten des Ge heimen Ruthes, nicht zum Mitglied des Großsekretariats, ernannt worden. London, 27. September. Den „Times" wird aus Hongkong vom 25. gemeldet: In der Umgebung von Kanton plündern Räuber und Arbeitslose die Dörfer. Die katholische Kirche in Tohainhang wurde zerstört. Der Kirchhof der Ausländer, der sich in der Nähe befindet, wurde entweiht. Auch die amerikani sche Kirche in der Vorstadt Kantons wurde zerstört. London, 27. September. Die „Times" melden aus Shanghai vom 25. d. M.: Es sind Anzeichen vorhanden, daß die Mandschupartei mehr und mehr eine herausfordernde Haltung einnimmt. In hiesigen chinesischen Zeitungen wird mitgethsilt, es seien Be fehle ergangen, einen neuen Palast in Smganfu zu errichten. Depeschen aus chinesischer Quelle melden, Luchuanlin sei zum Bizekönig von Kanton ernannt. Li-hung-tschang hat sich von Tientsin unter Eskorte , russischer und japanischer Truppen nach P king be- , geben. Im Damen Schenko wird das letzhin von der , chinesischen Presse verbreitete Gerücht bestätigt, daß, Li-hung-tschang von der kaiserlichen Regierung eimn i geheimen Befehl erhalten habe, alle verfügbaren Truppen < zu sammeln und die Hauptstadt w -der zu erobern. Es wird aber hinzugefügt, der Viz könig halte diesen Befehl mit seiner Stellung als Fri.'densunterhändlec unvereinbar. Mrchttchr Nachrichten Boa vberlaugwi z. greitag, den 28. September findet Lo mittag Wochcncvmmunion in der Hauptkirche statt. Anmeldung von '/,1O Uhr an in der Sacristei. Bou Wüsteubrar d. Freitag, den 28. September 1900, Üormittags Wochen.ommnnion. vermischte« * Von der VauthLtigkeit in Berlin entwirst die „Baugew.-Ztg." ein wenig lichtes Bild: Es wird immer schmieriger, ausreichend hohe erste Hypotheken zu erhalten und zweite werden kaum mehr gegeben. Und dabei kosten erste Hypotheken schon 4^ Procent und außerdem eine Provision. Jede kündbare Hypothek ist gekündigt bezw. wird gekündigt, um zu einem höheren Zinssatz und mit geringerer Beleihungsgrenze wieder vergeben zu werden. Bau gelder sind noch erheblich theurer als feste Hypotheken, werden nur in geringer Höhe gegeben und in vielen Fällen ganz verweigert. Biele Kapitalisten entziehen überdies dem Grundbesitz viel Geld, weil sich ihnen jetzt Gelegenheit bietet, sichere Werthpapiere zu 4 und 4i/z Procent zum Parikurs zu erwerben. Die zweite Schwierigkeit liegt darin, daß in den letzten zwei Jahren der Häuserbau um 25 bis 33^/g Procent theurer geworden ist. Ein Haus, welches vor zwei bis drei Jahren noch für 300 000 M. erbaut werden konnte, kostet beute mindestens 400 000 M. Hieran schuld sind die Streiks und die höheren Preise aller Baumaterialien und Bauarbeiten für den weiteren Ausbau. MchtMK. Sa« Sebastian, 27. Sept. Kaiser Wilhelm hat aus Anlaß des Ablebens des Feldmarschalls Campos dessen Wittwe sein Beileid ausgesprochen. Budapest, 27. Sept. Der Schah von Persien ist heute Vormittag nach Konstantinopel abgereist. Pattis, 26. Sept Der internationale Sozialisten congreß beschloß heute mü 24 gegen 5 Stimmen, seine Zustimmung zu dem Eintritt eines Sozialisten in eine bürgerliche Regierung zu geben, falls ganz besondere Um stände dies erheischten und unter der Bedingung, daß die sozialistische Partei ihre Erlaubniß dazu gegeben habe Dies Votum bedeutet einen großen Sieg für Jaures und dessen Anhänger. Der Prager Stadtrath beschloß von allen städtischen Schulgebäuden die deutschen Aufschriften zu entfernen und ausschließlich durch czechische zu ersetzeu. Prag, 24. Sept. JnKladno und der Umgegend fanden gestern neun Versammlungen von Kohlen arbeitern statt, welche die früheren Forderungen wieder- jolten und die Wiederaufnahme der entlassenen Arbeiter retten Die Gemeinde erlitt dadurch einen beträchtlichen Schaden. Die Strafkammer zu Kaiserslautern gewann aus der Verhandlung gegen den Knaben den Eindruck, daß der jugendliche Brandstifter die nöthig- Einsicht in Vie Strafbarkeit seiner Handlung bei der Ausführung be saß und verurtheilte ihn zu 1 Jahr Gefängniß. * Ei» Bootsunfall, dem 6 Menschenleben zum Opfer fielen, ereignete sich auf der Peene bei Cröslin. Die aus Wolgast gebürtige» Arbeiter Albrecht, Bildt, Gedicke, Seefeld, Risch und Wegener unternahmen in früher Morgenstunde zur Nachfeier der Verlobung des Risch mittels Segelboots eine Ausfahrt nach Cröslin. Da der Wind zwischen 10 und 11 Uhr etwas stärker geworden war, ließen die Insassen, von denen keiner ein Boot zu segeln verstand, das Segel einfach überschlagen. Da sie alle auf einer Seite des Bootes s-ßen, so schlug dasselbe um und die Insassen stürzten ins Wasser. Als auf ihre Hilferufe mehrere Leute herbeieilten, waren die Aermsten bereits ertrunken. Bei der Nachforschung nach den Leichen konnten bisher nur diejenigen von Risch und Bildt gefunden werden. Fünf der Ertrunkenen si-d Familien väter und hinterlassen zahlreiche Familien in dürftigsten Verhältnissen * Soldalenliebe. Für gewöhnlich melden Vie amtlichen Berichte des Oberkommandirenden Mac Arthur in Manila von nichts als Todesfällen unter den amerikanischen Truppen, die weit mehr in den Hospitälern und Lazaretten an der Ruhr, dem Fieber und sonstigen Tropenkrankheiten sterben, als im offenen Felde durch die Kugeln der Filipinos. Letzthin befand sich unter den Meldungen eine, die in ebenso kurzen, wie dürren Worten einen langen Liebesroman ent hielt, wie er interessanter von keinem Romanschrift steller erdacht werden könnte. Unter den abenteuer lustigen jungen Leuten, die sich für den Dienst auf den Philippinen anwerben ließen, befand sich auch ein junger Mann Namens Henry Vance von Chicago. Man sandte ihn nach den Philippinen, wo er als Musiker bei dec Kompagnie vom 37. Infanterie regiment eintrat. Er kam gerade zu der Zeit an, wo die Filipinos noch in geschlossenen Truppenkörpern gegen die Amerikaner fochten. Die Kompagnie, bei der Vance stand, bezog eines Tages Quartier in einem der zahlreichen Dörfer auf Luzon, und hier machte der junge Mann die Bekanntschaft einer kaffeebraunen leinen Venus unter den Filipino-Mädchen. Ihre remdartige Schönheit übte einen solchen Zauber ins ihn aus, daß er eine leidenschaftliche Zuneigung zu ihr faßte. Als die Truppen weiterzogen, erschien ihm der Gedanke, sich von der Geliebten trennen zu müssen, unmöglich, und er desertirte, um des Glückes theilhafiig zu werden, ständig in ihrer Nähe sein zu können. Das war jedoch noch nicht das Schlimmste. Ec ließ sich von der Geliebten, die eine glühende Patriotin war, dazu überreden, sich den um ihre Freiheit kämpfenden Filipinos anzuschließen. Diese nahmen ihn wie jeden weißen Soldaten mit offenen Armen aus und ernannten ihn zum Major in der Filipino-Armee. Als solcher überfiel er die Proviant züge, d e seinen eigenen Landsleuten im Innern des Landes Lebensmittel zuführen sollten, nahm diese fort und machte die Bedeckungsmannschaft zu Gefangenen oder er lieferte vereinzelten Trupps amerikanischer Soldaten an der Spitze seiner Fffipinoschaar kleine Gefechte und schadete ihnen, wo er konnte. Vielleicht hätte er cs noch bis zum Filipinogeneral gebracht, aber das Schicksal wollte cs anders. In einem größeren Gefecht mit seinen Landsleuten wurde der junge Major verwundet und gefangen. Man brachte ihn naei, Manilla, nachdem mm ihm seine Bitte, noch einmal die Geliebte sehen zu dürfen, rundweg abge schlagen hatte. Er hatte von ihr Abschied nehmen wollen, denn er wußte nur zu gut, was ihm nach den Kriegsgesetzen bevorstand. Er wurde in Manilla vor dem Kriegsgericht der Fahnenflucht und des Hoch verraths unter erschwerenden Umständen schuldig be funden und zum Tode durch Erschießen verurtheilt. Aber als das Todesurcheil dem Präsidenten in Washington zur Bestätigung vorgelegt Warde, ließ Mac Kinley den jugendlichen Leichtsinn und die Liebe als mildernde Umstände gelten nnd begnadigte Henry Vance zu 99 Jahren Gefängniß! Dieser Tage ist er auf dem Transportdampfer „Thomas" als Militär gefangener wieder in der Heimath eingetroffen. Der seltsame Traum von rauschenden Palmen, den dunklen Augen eines Filipino-Mädchens und von Kämpfen und Siegen als Filipino-Major ist ausgeträumt. Wie lange wird's dauern, bis ein geriebener Fabrikant von Theaterstücken Henry Vance als Helden eines Melodramas auf die Bühne bringt? Konstantinopel, 24. Sept. Eine ungeheure Brandkatastrophe vernichtete in der Nacht den größten Theil der Vorstadt Hossakeui am Goldenen Horn. In 5 Stunden brannten 7 Straßen mit rund 300 Häu sern und 50 Magazinen nieder. Auch der israelitische Tempel, die Schule und ein öffentliches Bad wurden zerstört. Der Sultan entsandte seinen Adjutmre 1, um schiffen zu machen. Rom, 27 September General Barratieri legte m Namen des Negus Menelik einen Kranz aus Bronze am Sarge König Humberts nieder, der die Worle ent hält: „Der König von Aethiopien als Andenken dem König Humbert." K-Nsta«1i«0p-l, 26. Sept. Größere Au regung hat hier der Untergang des Khedevich Steamers „Scharkich" hervorgerufen. Es wird nämlich bekannt, daß von 120 Personen an Bord noch nicht die Hälfte gerettet ist, und diese meistens Schiffsoffiziere einschließ lich des Capitäns und Matrosen sind, welch' letztere sich in das einzige flottgemachte Boot stürzten. Die Disziplin losigkeit soll derart gewesen sein, daß ein Kellner die Rettungsgürtel, die in seiner Verwahrung waren, für SO Francs das Stück ausbot. Der Capitän ist verhaftet. Transnaal. London, 26. Sept. Lord Roberts berichtet aus Prätoria von gestern: Hamilton fand in Krokodilriver 13 Geschütze, von denen die meisten zerstört waren Unter denselben befanden sich einige Geschütze, welche die Eng länder seinerzeit verloren hatten. Ebenso wurde eine große Menge von Wagentrümmern vorgefunden. Lorenzo Marquez, 26. Sept. Der Reichs-, postdampfer „Herzog" ist, mit Paffagieren voll besetzt, in vielen Filialen in den Städten und auf dem Lande, nm auch für die Beschaffung lanvwirthschastlicher Arbeiter Sorge zu tragen. Berlin, 25. Sept. Wegen Beleidigung richter- sicher, staatsanwaltlicher und Verwaltungsbehörde und Beamten anläßlich der Könitzer Mordthat wurde der verantwortliche Redakteur des Centrums blatte- „Germania", HanS Contzen, vom Landgericht I Berlin zu einmonatigem Gefängniß verurtheilt. Die in dem Artikel erhobenen Vorwürfe gipfelten in der Be hauptung, daß die Untersuchung zu Gunsten der Juden geführt und in Folge dessen der Mörder nicht ermittelt werde. Der Staatsanwalt ging in längerer Rede auf die Mordangelegenheit ein. Er bestreite energisch, daß von vornherein in der Untersuchung etwas verfehlt sei und behaupte, daß die ersten Unter suchungsmaßregeln nach Kenntniß der Thatsachen durchaus sachgemäß eingeleitet worden seien. Der Gedanke eines Ritualmordes sei doch so entsetzlich und fürchterlich, daß er von Anfang an gar nicht aufgekommen war; man dachte vielmehr zuerst an einen Mord aus Eifersucht. Die Ermittelungen seien ohne Erfolg geblieben, sie haben in Bezug auf den Mord nichts Neues erbracht, abge- sehen von der Nothwendigkeit, Meineide zu verfolgen, die auf der einen wie auf der anderen Seite ge schworen zu sein scheinen. Der Staatsanwalt be antragt für jeden Fall 2 Monate Gefängniß. Das Ein in New-Dock aus Havanna Telegramm besagt, die Mehrheit der am Sonnabend auf Kuba gewählten Abgeordneten zum konstitutionellen Konvent besteht aus Gegnern Amerikas und revo- vou Lavgevchursdorf. Fieitag, den 2-". September 1900. Vormittag Wochencommuuton in der Kirche zu Langenchursdorf. * Trunksucht im AtudeSalter. Einen geradezu erschreckenden Fall von Alkoholmißbrauch bei einem Kinde hat vor kurzem der Augenarzt Geh. Hofrath vr. Wagner in Meiningen festgestellt. Das Kind mußte wegen eines Augenleidens operiert werden; aber das Chloroform erwies sich als völlig unwirksam, . trotzdem der Arzt zu den stärksten Dosen griff, die überhaupt zulässig sind. Die höchst auffällige Er scheinung erklärte sich folgendermaßen. Der Vater des Kindes ist Gastwirth, und es war von klein auf an den täglichen Genuß von Bier und Wein, ja selbst Schnaps gewöhnt. Hierdurch war es vollkommen unempfindlich gegen Cloroform geworden. Die Opera tion mußte nun unter den größten Schwierigkeiten ohne Narkose vollzogen werden. (Aus den Mittheil- ungen des Deutschen Vereins gegen den Mißbrauch geistiger Getränke.) * Aus Widerwille« gegen den Schulbesuch satte der 12jähr Werktagsschüler Otto Forell in Mehl bach (Pfalz) den Plan ausgeheckt, das Schulhaus in Brand zu stecken. Im Juli d. I. mißlang sein Versuch; das von ihm auf dem Speicher gelegte Feuer konnte im Keime erstickt werden. Dagegen glückte sein zweiter Ver- üch am 7. August. Das Gebäude war nicht mehr zu Urtheil lautete in jedem Falle auf 3 Wochen Ge fängniß, zusammen auf einen Monat Gefängniß. In der Begründung heißt es, daß die Artikel die schwersten Beleidigungen gegen die Behörden enthalten. Dem Oberlandesgerichts-Präsidenten Wolf in Marienwerder, der Stnatsanwaltschaft in Konitz und dem Polizei- Präsidenten von Berlin wurde die Publikationsbefugniß in der „Germania", der „Staatsbürger-Zeitung" und „Könitzer Zeitung" zugesprochen. Vom sozialdemokratischen Parteitage wird noch berichtet: Die letzten beiden Tage standen noch „voll und ganz" im Zeichen der „taktischen Frage", ob die Sozialdemokratie auch unter dem Dreiklassenwahlsystem ihr Schwergewicht in die Wagschale der praktischen Politik werfen soll oder nicht. Es ist uns aus Raum mangel nicht möglich, ein erschöpfendes Bild der Debatte zu geben. Reichstagsabg. Stolle-Gesau spricht für die Betheiligung. In unseren reaktionären Zeiten kommt's auf jede Stimme an, und kein Geringerer als Liebknecht hat gesagt: Stets in der Offensive, nie in der Defensive! Grenz-Leipzig glaubt nicht an Landtagswahlerfolge in Sachsen. Die bürgerlichen Parteien sind nicht besser als die Junker. Wie Hal sich Dr. Hirsch im Landtag gegen die Straßenbahn arbeiter gestellt, wie stellen sich die Bürgerlichen zum Werftarbeiterstreik in Hamburg? Sie haben sich uns gegenüber nicht geändert, wir wollen uns auch nicht ändern. Riemann-Chemnitz tritt dem Vorredner ent gegen. Es muß ein Weg gefunden werden, sich zu, betheiligen. Die Kompromißangst muß überwunden werden wie der Zickzackkurs. Mir ist vorgeworfen worden, ich hätte ein Kompromiß gemacht. Ich habe hinter Schloß und Riegel gesessen. Wie konnte ich da Kompromiß machen. (Heiterkeit.) Wir machen keine Kompromisse, wir wählen höchstens mal einen Anti semiten statt eines Konservativen, also das kleinere Uebel. (Heiterkeit.) Genosse Ledebour braucht uns Sachten das Wählen nicht zu lehren. Wir können längst wählen. (Heiterkeit.) Nu üben. (Heiterkeit.) Wir lassen uns nicht länger von der Minderheit tyrannisiren. Wenn die Belheiligung beschlossen wild, dann wehe dem, der nicht mitmacht. Er wird hinaus- geworsen. (Beifall und Heiterkeit.) Nach einem Schlußworte Bebels schritt der Parteitag zur Ab- ! stimmung und wurde der Antrag über die Betheiligung an den Landtagswahlen, wir wir schon gemeldet, mit 100 St. Mehrheit angenommen. Die B. N. machen solgende Bemerkungen zu den Verhandlungen des Parteitags: Wenn man die Ver handlungen lieft, so glaubt man sich in den Reichstag versetzt, denn es gab wohl keine inner- und außer - politische Frage, die hier nicht angeschnitten worden wäre. Auch eine sozialdemokratische Fraueukonferenz, die allerdings zu einem Drittheil aus Männern be stand, wurde dabei abgehalten, bei welcher sich einzelne recht erfreuliche Perspektiven ergaben. So war es erfreulich, aus dem Munde eines Sozialdemokraten zu hören, daß es noch eine Anzahl Sozialdemokraten gäbe, welche der sehr richtigen Meinung seien, die Frau gehöre an den Kochherd und es sei besser, daß sie Sttümpfe stopfe, als in Versammlungen gehe. > Das Beste und Wahrste, was seit langer Zeit auf sozialdemokratischen Versammlungen gesprochen worden ist, kam aber aus dem Munde einer Dame, welche, behauptete, daß weder das Männermaterial noch da Frauenmaterial für Jdealzustände reif sei, wie sie im Parteiprogramm gefordert werden. Das ists ja, was die Gegner der Sozialdemokraten seit Jahrzehnten schon predigen, ohne bisher beachtet worden zu sein, , daß sie mit den Menschen, wie sie nun einmal sind, niemals die idealen Zustände erreichen werden, die sie - erstreben, sie müßten denn zuvor aus den Menschen Engel machen. Vielleicht bricht sich auch die Er- kenntniß noch einmal Bahn, daß das Menschenmaterial für die erträumten Jdealzustände auch niemals reis werden wird. Aus Mühlhausen i. E. wird gemeldet: Um der drohenden Kohlennoth zu steuern wählte der Gemeinde- rath eine Kommission zum Einkauf größerer Kohlenvorräche, die für die Selbstkosten an diK*Bürgerschaft abgegeben werden sollen Hamburg, 22. Skpt. Die seit einigen Tagen vom Professor Braun-Straßburg persönlich geleiteten Versuche mit dem Braun'schen System der drahtlosen Telegraphie haben, wieder „Hamburgische-Correspon- dent" aus Helgoland meldet, zu dem Ergebniß ge führt, daß damit eine fehlerfreie Verständigung zwischen Cnxhafen und Helgoland, eine Entfernung von 62 Kilometern, möglich ist. (Deutsche Mädchen in Südwestafrika.) Die deutsche Colonialgesellschast hat mit ihren Bemühungen, den Ansiedlern in Deutsch-Westasrika die Gründung eines Hausstandes mit deutschen Mädchen zu ermög lichen, bisher gute Erfolge erzielt. Bisher sind im ganzen 60 Personen auf Kosten der Gesellschaft nach Deutsch-Südwestafrika besördert worden. Ein Theil von ihnen waren Dienstmädchen, ein anderer Baute, Ehefr uen und sonstige Angehörige von Ansiedlern. forderten. Die relativ schwache Betheiligung an den Versammlungen läßt die Folgerung zu, daß die Mehr heit der Arbeiter nicht mehr streiklustig sei. Die maßgebenden Zechenkreise halten denn auch den Aus bruch eines Streiks derzeit sür ausgeschlossen. Frankreich. Paris, 25. Septbr. Der internationale Sozia- listencongreß beschloß die Gründung einer internatio nalen Kommission und eines internationalen Sekretariats, die ihren Sitz in Brüssel haben sollen. Die nöthigen Fonds sollen dadurch gebildet werden, daß die einzelnen Organisationen eine jährliche Umlage von 10 Centimes von jedem ihrer Mitglieder erheben. Paris, 23. September. Der internationale Sozialistenkongreß trat heute Vormittag hier zusammen und wählte Jaures (unabhängiger Sozialist) zum Präsidenten. Bis zum 16. September hat die Weltausstellung, die Abtheilung zu Vincennes inbegriffen, neben 8579364 Freigängern, 25 419 169 zahlende Besucher gehabt, die zusammen 29 056 769 Tickets erlegten. Bei der 1889er Weltausstellung wurden im Ganzen 28 149 152 Tickets von 25 398 609 zahlenden Be suchern abgegeben. Die Gesammtzaht aller Besucher erreichte 32 350 279, während diesmal am 16. Sep tember eine Gesammtzahl von 33 998 533 Besuchern erreicht war. Wenn das Wetter einigermaßen günstig bleibt, werden in den bis zum Schluß der Ausstellung verbleibenden 51 Tagen 8 bis 10 Millionen Besucher gezählt werden. Rußland. Eine Petersburger Zuschrift der „Pol. Corr." führt aus, daß ungeachtet der Sympathien rer Russen sür die Buren dock Rußlands Politik von dem höher.« Grundsatz beherrscht bliebe, das Einver nehmen zwischen den Großmächten ausrechtzuerhalten, zumal da dieses jetzt in China nothwendiger sei als je zuvor. England. London, 24. Sept. Lord Roseberry richtete an die Candidaten der Liberalen in New Castle ein Schreiben, in dem erklärt, die Negierung sei die schwächste von allen, an d e er sich erinnern könne. Er wirft ihr vor, daß sie < die auswärtigen Angelegenheiten in einer Weise behandel! 1 habe, welche England allen fremden Nationen entfremdete , und daß sie durch Mangel an jeglicher Voraussicht und, das Unterlasten aller militärischen Vorbereitungen das 1 Land der Gefahr einer Erniedrigung ohne Gleichen, ausgesetzt habe. Roseberry räth für diejenigen Candi- baten zu stimmen, welche eine Politik befolgen wollen, die geeignet ist, die Interessen Englands mit Festigkeit und Würde, aber auch in entgegenkommendem und ver , bindlichem Sinne zu vertreten und welcke schließlich ir der süoafrikanischen Frage, wenn sie auch nur eine Lösung < annähme, die geeignet ht, den Opfern Englands auch ihr Resultat zu sichern doch nur allein den Zweck verfolge, in den Beziehungen der Königin in Südafrika Wohlfahrt, Vertrauen und vollständige Harmonie herzustellen Türkei. Auf einen frechen Gaunerstreich ist die türkische Regierung hineingefallen. Ein angeblicher „Freund des Sultans" in Barcelona telegraphirte an die türkische Regierung, es werde ein Attentat auf den Sultan geplant, und bereits s-ien einige Anarchisten nach Konstantinopel abgegangen; wenn » an ihm, der dieselben kenne, 4500 Franken zur Reise nach Konstantinopel schicke, werde er das Attentat vereiteln und die Attentäter zur Bestrafung bringen helfen. Die türkische Regierung telegraphirte sofort an den ' türkischen Generalkonsul in Barcelona, dem braven Manne 4500 Franken auszubezahlen und ihm weitere 2000 in Aussicht zu stellen, wenn es gelungen wäre, Die Hinaussendung geschah in jedem Falle nur unter der Bedingung, daß vom kaiserlichen Gouvernement eine Bestätigung dafür gegeben wurde, daß die Hinaus gesandten in der Colonie ein gesichertes Unterkommen finden würden. Bon den übergesiedelten Mädchen sind alle, mit wenigen Ausnahmen, bereits verheirathet oder verlobt. Die Ansiedler begrüßen das Unter nehmen der deutschen Colonialgesellschaft mit der leb haftesten Anerkennung. Der preußische Minister für Landwirthschaft hat eine allgemeine Verfügung erlassen, wonach mit Rücksicht auf den in neuester Zeit hervorgetretenen Mangel an Brenn Holz das geringe Brennholz, namentlich Stockholz und schwächeres Reisig, in größeren M ngen zum Verkauf ge stellt werden soll Auf eine gesteigerte Einnahme für die Forstkaste soll dabei viel weniger Gewicht gelegt werden, als auf die vermehrte Gelegenheit, den Brennholzbedarf Unbemittelter zu befriedigen und im volkswirthschaftlichen Interesse Forsterzeugniffe zu verwerthen, die bisher unbe nutzt geblieben sind. Oesterreich Ungar«. London, 27 Sept „Daily Mail" meldet ausl * Der Prager Dienstmann Franz ReSper, der Rom, vie italienische Regierung beabsichtige eine Ausgabeleinen 185 Kilo schweren Handkoffer von seiner Vater stadt nach Paris geschoben hat auf einem zweirädrigen Handkarren, ist jetzt dort angekommen. 24 Tage hat er zu seinem Wege gebraucht.
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