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Der Krieg »m Trans»««!. Soweit bekannt wird, wird Lord Roberts seine Operationen gegen den Kommandanten Botha auf einige Tag» verschieben müssen, um seine berittene Infanterie nach Süden hin zu entsenden und frische Remontepferde zu erlangen, da die meisten Pferde unbrauchbar geworden oder eingegangen sind. Die Vereinigung des Generals Buller mit der Kolonne Hamilton wird ebenfalls erst innerhalb 8—10 Tagen stattfinden können, weil Buller bei seinem Vordringen auf zahlreiche zerstörte Brücken und Straßen stößt. Aus Kapstadt meldet Reuters Bur.: De Wets Kommando ist noch immer sehr rührig. Am Sonn abend schnitt es einen Vorposten der Kanadier auf der Eisenbahnstrecke zwischen Kronstadt und Honnig- spruit ab und griff das verschanzte Lager des Shropshire-Regiment und des kanadischen Kontingents bei der Bahnstation Honnigspruit an, ferner fing es einen nach Süden fahrenden Militärzug ab und riß die nach Norden und Süden führenden Schienen auf. Die befreiten britischen Gefangenen aus Waterwal kamen dem Militärzug zu Hilse, und es entstand nun ein mehrere Stunden dauernder verzweifelter Kampf. Als Verstärkung aus Kronstadt eintraf, zogen sich die Buren zurück. Die Verluste auf britischer Seite sind folgende: 1 Offizier und 3 Mann todt, 1 Offizier und 16 Mann verwundet. Loudon, 26. Juni. Infolge telegraphischer Störungen ist ein amtlicher Bericht über die Weg nahme eines von 150 Hochländern begleiteten eng lischen Convoys in Stärke von 50 Wagen, welche zwischen Renoster und Heilbronn erfolgte, dem Kriegs amt erst heute zugegangen. Lord Roberts berichtet, daß der Convoy umzingelt wurde. Der befehlshabende Officier sandte um Hilfe nach Vredefort-Road; es wurden sofort Verstärkungen abgesandt, aber von den überlegenen Kräften des Feindes zurückgeschlagen. Lord Roberts bestätigt ferner, daß ein Angriff au das Derbyshire-Regiment stattgefunden hat; die Eng länder hätten dabei 35 Todte und 111 Verwundete verloren, die übrigen wären gefangen genommen worden. Marschall Roberts hatte seiner Zeit gemeldet, daß er auf dem Vormarsch auf Kroonstad am Zand river ein Gefecht hatte, in dem das deutsche Korps im Bucenheere nahezu aufgerieben sei. Das „B. T." erhält jetzt von seinem Kriegskorrespondcnten eine Be stätigung dieser Meldung und zugleich eine Verlust liste des deutschen Korps. Der Brief lautet: Bechtkop im Freistaatlager, 12. Mai. Ich sende meinen Depeschenreiter heute Nacht noch nach Johannesburg, nota bene wenn er nicht vom Feinde, dessen Patrouillen in einem fort uns beunruhigen, unterwegs gekapert wird. Es war eine äußerst anstrengende Woche. Gefechte hier und da. Jndeß ohne Vortheil für uns. Bei Boschrand am Zandriver fanden Gefechte statt, in denen das deutsche Korps besonders fürchterlich mitgenommen wurde. Todt: Leutnant Baron v. Brachel, Leutnant Günther, Leutnant Teichmann und zwei un- bekannte. Verwundet: Oberst Lorentz, Leutnant von Lochstedt, Leutnant Adjutant v. Wrangel, Leutnant Pontinus, Baron Wolff, Werbe. Die Verwundeten liegen im deutschen Hospital zu Prätoria. New-Kork, 25. Juni. Die Burendelegierten kehrten von ihrer Rundreise in Amerika nach Siew- Jork zurück und werden am 28. Juni nach Frank reich abfahren. Sie theilten mit, daß sie niemals ihr Beglaubigungsschreiben in Washington vorlegten, weil sie erfuhren, daß sie keine Hoffnung Hütten, b.i der Regierung Unterstützung zu finden, doch hätten sie die Unterstützung des amerikanischen Volkes erlangt. Sie seien noch der Ansicht, daß die Summe des amerikanischen Volkes die Regierung zwingen sollte, einzugreifen, denn der Burenkrieg sei noch lange nicht zu Ende. Alle Mächte sollen ferner gegen die Konfiszirung und die Zerstörung von Privateigenthum, wie sie jetzt von dem englischen Barbarismus gepredigt werden, Ein spruch erheben. Paris, 26. Juni. Fürst Leo Galitzin in Moskau ließ heute Morgen vor der Büste des Präsidenten Krüger im Ausstelluugspavillon von Transvaal am Trocadero einen silbernen Kranz niederlegen, welcher die Inschrift trug: dem Vertreter eines kleinen Volkes und einer großen Idee Achtung und Bewunderung! Der Kommissar der Ausstellung von Transvaal sandte ein Telegramm nach Moskau, in welchem er dem Fürsten für düsen werthvollen Beweis seiner Sympathie und dieses Unterpfand aufrichtiger Freundschaft dankte. !!. WnWt ZüW da LlMmoiimtm M MMin-AnW X am 26. Juni 1900. "V Vorsitzender: Herr Vicevorsteher Koch. Anwesend: 15 Mitglieder. Am Rathstische: Herr Bürgermeister Dr. Polster. Herren Sladträthe Clauß und Anger; außer dem Herr Stadtbaumeister Matzinger. Nach Eröffnung d^r Sitzung giebt der Herr Vorsitzende vor Eintritt in die Tagesordnung bekannt, daß Stadiv. Friedemann durch Wegzug sein Mandat niedergelegt habe. Herr Koch bedauert, daß Herr Friedemann nicht längere Zeit seine Dienste habe wid men können; das Collegium habe in ihm ein tüchtiges Mitglied verloren. — Endlich giebt der Herr Vor sitzende noch bekannt, daß der dem Krankenhausausschuß angehörende Herr Theodor Stiegler gestorben sei. — Man tritt darauf in die Tagesordnung ein. 1. Bebauungsplan des Stadttheiles östlich des Neustädter Schützenhauses. Herr Stadtverordneter Reinhold U referirt über diese Angelegenheit und be richtet, daß unter dem 17. April d. I. Herr Robert Müller ein Gesuch an den Stadtrath gerichtet habe, in welchem ec um die Genehmigung zum Bebauen seines Grundstückes östlich des Neustädter Schützen hauses bittet. Herr Stadtbaumstr. MgHinger hat da raufhin einen Plan zur Bebauung dieses Stadttheiles angefertigt, und der Bauausschuß empfiehlt, das Colle gium wolle diesen im Sitzungszimmer aushängenden Plan genehmigen. Nach kurzer Aussprache, an welcher sich die Herren Stadto. Krauß und Stadtrath Clanß betheiligten, trat das Collegium einstimmig dem Vor schläge des Bauausschusses bei. 2. Beschleußung der Feldstraße. In der Stadt- gemeinderathssitzung vom 10. October v. I. wurde beschlossen, die Beschleußung der Feldstcaße in Ge meinschaft mit der Gemeinde Oberlungwitz vorzunehmen. Oberlungwitz hat die Arbeiten ausführen lassen und nach Beendigung derselben die Rechnung vorgelegt. Die Kosten belaufen sich insgesammt auf 2434,83 M., die Stadtgemeinde Hohenstein-Ernstthal hätte demnach 1217,42 M. zu tragen. Ein Beschluß des Finanz ausschusses schlägt vor, diese Summe der 4. Anleihe zn entnehmen. Herr Vicevorsteher Koch führt aus, daß Herr Stadtbaumeister Matzinger die Rechnung geprüft und hierauf geäußert habe, die Stadt möchte sich Vorbe halten, auch die später erforderlichen Abfallkästen auf gemeinschaftliche Kosten anbringen zu lassen. An der sich anschließenden Aussprache betheiligten sich die Herren Stadtv. Reinhold II, Krauße und Resch. Dar nach wird der Vorschlag des Finanzausschusses, die zu bewilligende Summe der 4. Anleihe zu entnehmen, mit dem Zusatze des Herrn Stadtbaumeisters einstimmig zum Beschluß erhoben. 3. Reparatur des Anna-Stollns. Zu diesem Punkte ergreift zuerst Herr Vicevorsteher Koch das Wort, um über die Beschaffenheit des Anna-Stollns zu berichten. Derselbe giebt täglich ca. 20 Kubikmeter Wasser. Eine vom Gas- und Wasserausschuß vorge nommene Besichtigung hat nun ergeben, daß ein Theil der Wasserleitungsanlagen der Reparatur bedürftig sei. Die Ausbesserungskosten dürften sich auf 1000 Mark belaufen. Der Finanzausschuß beantragt, man möchte diese Summe auf Pos. 44 des Haushaltplanes setzen. Zur Sache sprechen die Herren Stadtrath Anger und Stadtbaumeister Matzinger. Letzterer erklärt, die Stadt müßte sich das Wasser des Anna-Stollns un bedingt erhalten, da einige hochliegende Häuser, wie die „Zeche", Lampertus rc. durch die Hochdruckleitung vom Reservoir im Silbergäßchen nicht gespeist werden könnten. Einstimmig nimmt hierauf das Collegium den Antrag des Gas- und Wasserausschusses an und be willigt die erforderliche Summe. 4. Beschleußung des oberen Theiles der Bahn hofstraße. Herr Stadtv. Layritz I berichtet in seinem Referat über diese Angelegenheit, daß die Beschleußung der oberen Bahnhofstraße auf beiden Seiten einen Kostenaufwand von 3360 M. verursache. Nach Abzug der Anliegerbeiträge verbleibe der Stadt noch die Summe von 2000 M. zu decken. Es liegt ein An trag des Finanzausschusses vor, diesen Betrag zu be- willigen. Das Collegium beschließt einstimmig in diesem Sinne. 5. Kenntnißnahme. Die drei hiesigen Turnvereine haben an den Herrn Bürgermeister ein Schreiben ge richtet, in welchem den beiden städtischen Collegien gedankt wird für die bewilligte Summe zur Deckung des Fehlbedarfs gelegentlich des zu Ostern in unserer Stadt abgehaltenen Kreisturntages. Ueber die Tagesordnung hinaus regt Herr Vice vorsteher Koch an, die Mitglieder des Gas- und Wasserausschusses möchten doch einmal die Erhöhung der Gaspreise ins Auge fassen, da sich die Produktions kosten durch die gestiegenen Kohlenpreise wesentlich er höht hätten. Die Einnahmen der Stadtkasse erlitten sonst einen empfindlichen Ausfall. Herr Stadtrath Anger glaubt gleichfalls, daß sich dies späterhin erforderlich mache, da ein Miuderertrag- niß der Gasanstalt von 7—8000 M. zu gewärtigen sei. Man möchte aber erst noch dieses Jahr abwarten, da doch vielleicht in nicht allzulanger Zeit eine rück gängige Conjunctur auf dem Kohlenmarkte eiutreten könne. Nachdem das Protocoll verlesen, schließt der Herr Vorsitzende die Sitzung. MMsches. Hohenstein - Ecasttha!, 27. Juni 1000 Etttzevimgru oou üllgrmrinem Jnteresje werde,' Ladbar «ru gegena-rummen uns eventl. — Dresden, 26. Juni. Ueber das Befinden Sr. Majestät des Königs verlautet folgendes: Geh. Mc- dizinalrath Generalarzt Professor Dr. Trendelenburg, welcher schon öfters wegen des Befindens Sr. Majestät des Königs zu Rathe gezogen wurde, traf gestern zur Konsultation in Strehlen ein. Der Zustand Sr. Majestät des Königs war nach einer ruhig verbrachten Nacht ein befriedigender. Auch heute ist das Allgemeinbefinden Sr. Majestät den Umständen angemessen gut. — Der Monarch brachte auch heute den größten Theil des Tages außerhalb des Bettes zu. Als bester Beweis für das gute Befinden des Königs mag der Umstand gelten, daß er mehrfach mit Behagen seine Cigarre rauchen konnte. Die Uebersiedelung in das königliche Sommerschloß Pillnitz, die für Anfang Juli in Aussicht genommen war, dürste sich jedenfalls noch um einige Tage verzögern. — Heute ist der S i eb e n s ch l ä f e r t a g. Es regnet bereits seit morgens, der Himmel sieht grau aus und nach mehr Regen. Die im Volke verbreitete Annahme, daß, wenn es am Sicbenschläfertage regnet, es sieben Wochen lang regnet, knüpft freilich nicht überall und durchaus an den 27. Juni an, sondern in manchen Gegenden an den 24. oder 29. Juni oder 2. Juli. Genaue meteorologische Tabellen sagen uns aber, daß diese Annahme eben weiter nichts als ein Aberglaube ist; auf einen verregneten Siebenschläfertag sind oft die schönsten Sommertage gefolgt, und in 25 Jahren (von 1868 bis 1893) folgten durchschnitt lich aus einen trocknen Siebenschläsertag sogar 25,2 Regentage. Die oft eintretende Sommercegenperiode hängt von ganz anderen Einflüssen ab, nicht von Loostagen. — Aus -em Hütteugrunde. Schon seit Mitte Juni haben die ersten jungen Gäste von dem großen neuen Mittelbau mit seinen geräumigen, Hellen Schlaf sälen Besitz ergriffen, und nun soll nächsten Mittwoch die Einweihung zugleich mit der herkömmlichen Jahres feier erfolgen. Dabei wird der frühere Diakonus von Hohenstein, Pastor Tröger in Jerisau, die Ansprache halten und der Vorsteher der Anstalten, Pastor Siebenhaar in Breitenborn, den Bericht geben. Ueber Mangel an Zuspruch können sich die beiden Anstalten nicht beklagen. Im Frauen-Genesungsheim waren schon Ende Mai alle Plätze besetzt und auf länger hinaus vergeben, und die Kinderhäuser beherbergen jetzt über 100 Kinder. Wenn Gott günstiges Wetter giebt, wird es zur Jahresfeier ein froh und bunt bewegtes Treiben geben. Bei der Feier ist jedermann gern gesehen. — DaS Königl. Ministerium des Innern hat den Amtshauptmannschaften eröffnet, daß eS bei der Verordnung vom 10. December 1897, in welcher gewünscht wurde, daß die Beamten der Stenographie kundig seien, lediglich das Gabelsbergersche Steno graphie-System im Auge gehabt habe. Dadurch ist klargestellt, daß bei Annahme von Diätisten ein anderes Stenographiesystem nicht in Frage kommen kann. — Hermsdorf. In unserem Orte hat sich eine landwirthschaftliche Genoffenschaft gebildet, die die Firma „Bezugs- und Absatzgenossenschaft Hermsdorf, eingetr. Gen. m. beschr. Haftpflicht" führt. Die Haftpflicht eines Genossen ist auf 250 Mk festgesetzt. Gegenstand des Unternehmens ist die Förderung der Wirthschaft der Mit glieder mittelst gemeinschaftlichen Geschäftsbetriebes dadurch, vaß denselben die Bedarfsartikel zum Betriebe ihrer Landwirthschast, welche die Genoffenschaft im Großen be zieht, im Kleinen abgelaflen werden und ihre landwirth- schaftlichen Erzeugnisse abgenommen und gemeinschaftlich verkauft werden. Die Mitglieder des Vorstandes sind die Herren Chr. Frdr. Werner, Johann Louis Schubert und Friedrich Ernst Kirsch in Hermsdorf, August Louis Thost in Bernsdorf. — Hohndorf. Beim Transport von Langholz gerieth am Sonnabend in der Nähe des Heleneschachtes der den Hinterwagen bedienende Stürzer unters Rad und wurde ihm durch Ueberfahren ein Arm und ein Bein sehr schwer verletzt. — Chemnitz, 26. Juni. Im Verlaufe der letzten 8 Tage sind hier wiederum zwei Fahrräder entwendet worden. — Das König!. Landgericht Chemnitz verurtheilte den in Stollberg geborenen, 25 Jahre alten Emil Max Haustein, früher Kohlenhändler in Hermsdorf und Ober lungwitz, jetzt Handarbeiter in Löbtau, bei dem verschiedene Geschäftsleute ihre Forderungen eingebüßt, wegen Hinter ziehung der Zwangsvollstreckung zu 6 Wochen Gefängniß In einer weiteren Sitzung wurde der Bergarbeiter Her mann Robert Band aus Mitteldorf zu 100 Mk. Geld strafe verurtheilt. Derselbe hatte die am 6. März erfolgte Verunglückung des Häuers U. verschuldet, welcher infolge fehlerhafter Bedienung der Bremse seitens Bands beim Hinaufbremsen von Bauholz derart an den Bremsstuhl gedrückt worden war, daß er eine Verletzung des Rück grates erlitt und lebenslang ein Krüppel bleiben wird.— Die Schaustellung von Barnum lockte am Montag eine überaus große Anzahl von Menschen nach Chemnitz, und die Verkehrs Institute waren kaum imstande, deren Be förderung zu bewältigen. Ganz besonders stark war der Fremdenzufluß auch von weiter gelegenen Städten und Orten, und am Vormittag allein trafen nach nicht zu hoher Schätzung mit den Eisenbahnzügen in der Richtung von Zwickau 5000, von Aue 3000, von Stollberg 1500, von Riesa 3000, von Hainichen 2000, von Limbach 1500, von Leipzig 2500, von Annaberg 1500, von Reitzenhain 1000 Personen hier ein. 24 Sonderzüge mußten zur Bewältigung des Verkehrs eingelegt und eine große Anzahl fahrplanmäßiger Züge doppelt abgefertigt werden. Die Gesammtfrequenz auf den hiesigen Bahn höfen betrug mindestens 55,000. Nach Schluß der Abendvorstellung entwickelte sich auf dem hiesigen Haupt bahnhofe ein so eigenartiges Leben, wie es ähnlich wohl noch nicht beobachtet worden ist, denn fast gleichzeitig trafen gegen 6000 Personen ein, die alle mit den Nacht zügen fort wollten. Nur nach und nach wurde Luft, nachdem sich die Fahrgäste in die bereit gestellten Züge ver..zeilt hatten, an. welche nicht Wagen genug geschafft werden konnten. Unter solchen Umständen war ein pünkt licher Abgang ,der Züge natürlich nicht zu erzielen, und die Reisenden mußten sich mehr oder weniger gedulden. Fortgekommen und glücklich ans Ziel gelangt sind sie aber alle. — Chcnmitz. (Jugend von heute.) In einem Hause der Canalstraße stürzte sich am Sonntag Vor mittag ein zwölfjähriger Schulknabe in selbstmörderi scher Absicht aus einem Fenster im 3. Stock der elterlichen Wohnung auf den Plattenfußweg. Der Knabe erlitt eine Verstauchung beider Füße und ver- muthlich auch innere Verletzungen. Er wurde in das Krankenhaus gebracht. Furcht vor zu erwartender Strafe soll das Motiv zur That sein. — Lichtenstein Callnberg. Auch hier hat sich ein Miethcrverein gebildet, als Gegengewicht für den Hauöbesitzerverein. Den Vorsitz übernahm Herr Klein hempel, dem ein Ausschuß von vier Herren zur Seite steht. Angeblich ist das Endziel des Vereins „die Bil düng einer Vereinigung auf genossenschaftlicher Grundlage zwecks Erwerbung von Baustellen und Errichtung von Wohnhäusern." — In Gaschwitz ist am 25. Juni eine Stadt- Fernsprecheinrichtung in Betrieb genommen worden. Kosten für ein gewöhnliches Dreiminutengespräch: 50 Pfennige. — Döbel». Auch beim hiesigen 11. Infanterie- Regiment Nr. 139 ist die Aufforderung zur Meldung von Freiwilligen für den Dienst in Ostasien ein- qegangen, worauf sich gegen 20 Unteroffiziere und Mannschaften, sowie ein Offizier gemeldet haben. Letzterer ist bereits telegraphisch zum Dienst in China berufen worden. Frankenberg. In Neudörfchen ist Sonntag früh das Schreiter'sche HauS gänzlich niedergebrannt Der bejahrte Besitzer mußte sich mit seiner 12jähr. Enkelin mit der Leiter zum Fenster hinaus retten. — Wechselburg. Wir hatten gestern mit- getheilt, daß die ultramontane „Köln. V.-Z." wegen der Wechselburger Angelegenheit Skandal schlägt und sich wegen angeblicher sächsischer Intoleranz beschwert. Das Blatt schreibt heute weiter: „So wird im letzte» Jahre des 19. oder im ersten des 20. Jahrhunderts im Stammlande der Reformation Toleranz geübt und dem Volke die Religion erhalten! Freie Religions übung? Pah! Nachdem jahrhundertelang der katho lische Gottesdienst in der Umgegend des Schlosses Wechselburg unterbrochen (!) worden ist, hat sich endlich eine Freistätte für das alte Bekenntniß geöffnet und selbstverständlich machen die Umwohner von dieser Gelegenheit Gebrauch. So was kann natürlich nicht geduldet werden." Da das Blatt den Anschein hervor ruft, als ob durch die obrigkeitliche Behandlung der Hausandacht des Grasen Schönburg die Toleranz des Protestantismus im Allgemeinen sich eines Vergehens schuldig gemacht hätte, so sei in die Erinnerung zurück gerufen, wie im katholischen Spanien der öffentliche Gottesdienst der Nichtkatholiken verfassungsmäßig be handelt wird. In Spanien ist die religiöse Frecher zum ersten Male durch die Verfassung von 1896 sanktionirt worden. Indessen sind laut Artikel 10 der spanischen Verfassung „keine anderen öffentlichen Ceremonien oder Kundgebungen gestattet, als jene der Staatsreligion, d. h. des Katholicismus". Was die Bestimmung bedeutet, darüber äußert fick Professor Torres CampoS in feinem „StaatSrecht des König reichs Spanien" unter Anderem folgendermaßen: „In der Praxis haben sich Zweifel und Schwankungen ergeben nicht bezüglich des Wortes Ceremonien, dessen richtiger Sinn nicht dunkel sein kann, sondern be züglich der Worte öffentliche Kundgebung. Wenn man ihnen ihren richtigen Sinn beilegt, so muß man sagen, daß Alles, was in und aus der öffentlichen Straße die religiösen Meinungen, den Glauben oder )ie Ansi chten der dissidentischen Sekten kundgiebt oder in gleicher Weise die ihrem Kultus eignenden Akte zur Wahrnehmung bringt, verboten ist und von den Behörden nicht gestattet oder geduldet werden kann. Demgemäß ist jede öffentliche Kundgebung der von der katholischen Religion abweichenden Kulten und Sekten außerhalb ihres Tempels oder Kirchhofes ver boten. Unter öffentlicher Kundgebung ist jeder auf der öffentlichen Straße oder an der äußeren Mauer des Tempels oder Friedhofes geübte Akt zu verstehen, welcher die Ceremonien, Riten, Gebräuche und Sitten des dissidentischen Kultus wahrnehmen läßt, sei es mittelst Prozessionen, Inschriften, Fahnen, Abzeichen, Anzeigen und Plakaten. Die innerhalb der Tempel und Friedhöfe stattfindenden Versammlungen der Dissidenten genießen ebenso w>e die der Katholiken die verfassungsmäßige Unverletzlichkeit, vorausgesetzt, daß in denselben keine ausgesprochene Uebertretung wider die Verordnungen und Verfügungen der Polizei vorkommt." — So viel Toleranz gewährt das katho lische Spanien den Nichtkatholiken für ihren öffent lichen Gottesdienst! Ob es in Spanien möglich ist, daß ein Nichtkatholik Hausandachten abhalten darf, wissen wir nicht. Wird sich die deutsche klerikale Presse über die spanische „Toleranz" ebenso entrüsten wie über den sächsischen „Toleranzskandal"? Wir glauben es nicht, denn der Klerikalismus ist wohl stets und überall abgeneigt, Anderen zu gewähren, was er für sich fordert. — Adorf, 25. Juni. Auf dem Heimwege von einer außerhalb der Stadt gelegenen Restauration ging vergangene Nacht der Schnittwaarenhändler Hermann Müller ein Stück auf dem Eisenbahngleise. Auf den Zuruf eines Bahnwärters, es nahe eine Maschine und er solle sich beeilen, vom Gleise herunter zu kommen, sprang Müller erschrocken zur Seite, kam aber zu Fall und schlug mit dem Hinterkopfe aus einen Stein. Der Mann wurde besinnungslos auf gehoben und in seine Wohnung geschafft, woselbst er infolge eines bei dem Sturze erlittenen Schädelbruches starb. — Der hiesigen Grenzoberkontrole wurde gestern abermals ein stattlicher Ochse zugeführt, welcher durch die Grenzwache unweit Hundsgrün sich flüchtenden Viehschmugglern abgenommen wurde. — Dresden, 23. Juni. Gestern Mittag ver brannte in einer Wohnung der Pirnaischen Vorstadt das 2jährige einzige Kind einer Familie in seinem Bettchen in schrecklicher Weise. Die Mutter sah ihren Liebling fest schlafen, als sie zu unaufschiebbaren Be sorgungen auf kurze Zeit fortging. Nach knapp einer halben Stunde kehrte sie zurück. Da fand sie das Kind in dem brennenden Bett, mit fürchterlichen Wunden bedeckt, todt vor. Der Zustand, in welchen der Anblick die bedauernswertye Frau versetzte, wirkte auf die yerbeigeeilten Hausbewohner erschütternd. Und doch mußte der Umstand ihr zum Tröste ge reichen, daß sie selbst auch nicht die geringste Schuld au dem Unglück trifft. Das Kind mag nach dem Weggange der Mutter aufgewacht sein und die am Fußende des Bettes auf einem Tische neben einem Leuchter in einwandfreier Weise aufbewahrten schwedi schen Streichhölzchen geholt und eines entzündet haben. — Dresden. (Ein schlechtes Geschäft.) Am 21. d. Mts. Abends in der 7. Stunde hat eine un bekannte, anscheinend den besseren Ständen angehörende junge Dame in einem Cigarrengeschäst der inneren Stadt einen Einkauf gemacht und darauf den Ver käufer gebeten, einen Hundertmarkschein zu wechseln. Der Verkäufer, welcher dem Ersuchen sofort entsprochen und das Wechselgeld aufgezählt hat, ist darauf ander weit von Käufern in Anspruch genommen worden; inzwischen hat die Dame, ohne den Hundertmarkschein zurück zu lassen, sich entfernt. Dresden, 27. Juni. Aus den beiden sächsischen Armeeccrps werden 200 Mann in die nach China gehen den Seebataillone eingestellt. — Koschwitz, 25. Juni. Am Donnerstag ver schied hier unerwartet, vermuthlich infolge Vergiftung vurch Wurst, Frau Alma Nixdorf. Am Sonnabend nahm man auf dem Kirchhofe in Weißer Hirsch die ge richtliche Sezirung der Leiche vor Das kurz vor ihrem Tode noch geborene Kindchen ist gleichfalls Tags darauf gestorben. Das Resultat der Sektion ist noch nicht be kannt. — Leipzig, 25. Juni. Heute früh in den ersten Morgenstunden sind in L.-Neustadt, Kirchstraße 83, die Arbeitsräume der Metallwaarenfabrik von Enderlein und der Fabrik von Glühkörpern, Inhaber Sörgel, ausgebrannt. Der Brandschaden ist ein ganz erheblicher. Als Ent stehungsursache wird Selbstentzündung von Putzwolle vermuthet. — In einer Versammlung der Vereinigten Kaufleute wurde gestern beschlossen, in einer Petition ge meinschaftlichen Ladenschluß um 8 Uhr Abends zu bean tragen. Diesem Ersuchen wollen sich jedoch die Produkten- und Grünwaarenhändler nicht anschließen, die längere Geschäftszeit wünschen — Bei einem Fouragehändler in Connewitz sind gestern Nachmittag etwa 7000 Mk. in baarem Gelde gestohlen worden. Als des Diebstahls ver dächtig kommt der Pflegesohn des bestohlenen Fourage- Händlers, der 19jährige Commis Pätzold in Frage, der flüchtig ist — Zwenkau. Frieda Rothe, die von ihrem Geliebten, dem 24 Jahre alten Malergehilfen Rothe hier geschossen worden war, ist ihren Verletzungen im Hospital erlegen. Die Liebcsleute hatten beschlossen, gemeinsam in den Tod zu gehen. — Die Stadtverordneten von Oschatz bewilligten am 20. Juni 300000 Mark für die Erbauung des Schlachthofs und lehnten einstimmig die Beschickung des sächsischen Gemeindetages in Glauchau ab. — Leipzig. In dem bei dem hiesigen Amts gerichte anhängigen Konkursverfahren über das Ver mögen des Ziegeleibesitzers Gustav Gläser in Holz haufen beträgt der Verfügbahre Masfenbestand baare — 3,39 M.; dieser reicht natürlich nicht einmal zur Deckung der Kosten des Verfahrens, sodaß die