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dem Gedanken eine- deutschen RationalcouzilS näher. Den durch dar katho lische Büudniß 1538 bedrohten Protestanten mutzte er im Frankfurter Auf stand Zugeständnisse machen; anstatt des ConzilS wurde eine deutsche löb liche christliche Vereinigung ins Auge gefatzt zur Behandlung der Religions fragen. Solche Vereinigungen fanden 1540 in Hagenau und Worms, 1541 in Regensburg in Karls Gegenwart statt, natürlich ohne Erfolg. Auf den Reichstagen zu Speier 1541 und 1544 war der Kaiier durch die Er folge der mit Frankreich verbündeten Türken veranlaßt, den Protestanten noch weitere Zugeständnisse zu machen. Dennoch spitzte sich das Vertzält- nitz zwischen ihm und den protestantischen Fürsten, die zum Schmalkaldischen Bunde zusammengetreten waren, immermehr zu. Da die Evangelischen die Beschickung des von Papst Paul !!!. nach Trient ausgeschriebenen ConzilS verweigerten, so bot sich ihm eine Handhabe, den längst gehegten Plan zu ihrer Unterwerfung zu verwirklichen. Es war ihm das bekanntlich in dem mit grotzer Vorsicht -mgesädeiien schmalkcudischen Kriege vollständig gelungen, freilich nur in Folge der Uneinigkeit des schmalkaldischen Bundes selbst, des VerratHS des Herzogs Moritz von Sachsen und der schlechten Haltung der Reichsstädte. Die Schlacht bei Mühlberg, die Gefangennahme der beiden Kurfürsten von Sachsen und Hessen, erhob ihn und seine kaiserliche Macht zu einer nie gehabten Höhe. Wenn er sie trotzdem nicht zr Vernichtung deS Protestantismus verwandte, so lag dies darin, daß dieser, zu Boden geworfen, doch noch eine Macht blieb in Deutschland, wo man Luthers Erbe nicht so leichte» Kaufs fahren lassen wollte. DaS sog. Interim wurde zwar durch den Augsburger Reichstag 1548 angenommen, fand aber weit und breit Widerspruch und weckte Erbitterung im deutschen Volke Dazu Die Evangelisch-lutherische Landeskirche > (Rach dem Bericht der Nachdem schon im Jahre 1897 die Zahl der Austritte aus der Kirche geringer, die der Uebertritte grötzcr geworden war, hat jene im Jahre noch mehr ab-, diese noch mehr zugcnommen. Es sind nämlich ausgetreten 635 (i. I. 1897: 711; 1896: 798) Personen, ein getreten 441 (i. I. 1897: 354; 1894: nur 239). Die meisten Austritte hatte die Ephorie Plauen (92), gar keine die Ephorieu Borna, Dippoldiswalde, OelS- nitz, Oschatz, Stollberg, unsere Glauchauer DiözcL 39, wovon 38 zu der apostolischen Gemeinde. Den sog. „Apostolischen" kamen überhaupt die meisten Austritte aus der Landeskirche zu Gute (230). „DaS Schleichende und Heimliche, womit von ihnen insbesondere suchende Seelen und gut kirchlich gesinnte Leute umworben werden, wird heroorgehoben, aber auch die Aufdringlichkeit ihrer Anwerbungen. Ihre Scndliuge besuchen Kranke uud Arme unter der Verheitzung der Genesung, der Unterstützung, falls Anschluß an die apostolische Gemeinde erfolgt Selbst bei Sterbenden soll versucht wordeu sein, sie und ihre Pfleger zum Austritte zu bewegen rc" Zn den Methodisten sind 169 Personen ausgetreten, wovon allein 40 in der Schneeberger Ephorie, zu den Baptisten 26, zu den Daebysten, die der Landeskirche den Vorwurf machen, sie habe keine Gemeinschaft der Heiligen, sie dulde Ungläubige, verweigere ihnen nicht das heilige Abendmahl, taufe Kinder, und anderen Secten 58 (in Leipzig ein Ehepaar zu den Mormonen!) zu den religionslosen Dissidenten 17, zu den separirten Lutheranern 29, zu der reformirten Kirche 12, zu den Deutsch Katholiken 59, zur römisch- katholischen Kirche 54, zum Judenthum 1 (in der Ephorie Dresden II). Da gegen sind in die Landeskirche «»getreten aus dem Judenthum 37, aus der römisch-katholischen Kirche 310, von den apostolischen Gemeinden und Methodisten je 18, aus anderen Secten 3, von den religionslosen Dissi denten 4, von den separirten Lutheranern 2, von den Deutsch-Katholiken 8, von der reformirrcv Kirche 2. — Rach wie vor hat die römisch-kathol. Kirche insbesondere auf dem Gebiete der gemischten Eheu und der confes- sionellen Kindererziehung Vorthcile zu erringen gesucht. In einer lutheri schen Stadt ist öffentlich zu röm.-kath. Versammlungen eingeladen worden; anderwärts haben katholische Krankenpfleger in schwere» Krankheitsfälle» für ihre Kirche geworben. Leider zeigen manche Evangelische ei» sehr weites Entgegenkommen, das hi r und da bis zur Verleugnung des evangelischen Bewußtseins und zur offenen Verletzung selbst der äußeren Pflichten gegen die eigene Kirche geht. So haben die Besitzer oder Pächter mancher große» Güter am ReformatiovSfeste arbeiten lassen, um den römisch-katholischen Sachscngäogcrn die Feier am Allerheiligen und Allerseelen zu gewähren! . Vielfach wird auch den aus der römischen Kirche Uebertretcnden die Er- f langung des Entlaßscheines von ihren Geistlichen erschwert. Trotzdem hat f die Zahl der Uebertrittc aus der römischen zur lutherischen Kirche erheblich - zugenommen. Bei den Mischehen überwog fortgesetzt das Begehren der Trauung und Taufe io der evangelisch-lutherischen Kirche und die evange lische Kindererziehung. Richt wenige römische Katholiken besuchen regel mäßig die lutherischen Gottesdienste. Taufe. Auf 1000 Geburten lebender Kinder evangelischer Eltern kamen 959 evang.-luth. Taufen (gegen 903 im Vorjahre), auf 1000 lebend i geborene Kinder aus gemischten Ehen 909 (gegen 906 i. I. 1897) Die Eiuführuvg von Taufgottesdiensteu hat Fortschritte gemacht. Dar Bemühen, zu den TaufgotteSdienstev auch die Angehörigen der Täuflinge hcranzu- ziehen, ist nicht ganz vergeblich gewesen. (Änmerk. v. Red.: Es wäre gut, weun auch in unserer Gemeinde wenigstens die Väter der Täuflinge den Kirchentauien beiwohnen und zu dem ^ekeoutniß und Gelübde der Pathen ihr Ja und Amen sprechen wollten. Die Eltern sind doch zunächst zur christliche» Erziehung ihrer Kinder verpflichtet uud sollen sich von den kam das Zerwürfniß des Kaisers mit Kurfürst Moritz vou Sachsen, den er durch die unwürdig: Behandlung seines Schwiegervater Philipp vou Hessen p-rs nlich gekränkt hatte. Durch eben den Fürsten, dem er das Aufsteigen auf die größte Macht verdankt, wurde er vou seiner stolzen Höhe herab- gestürzt. Nachdem er ia Innsbruck nur mit Mühe der Gefangennahme Lurch Moritz entgangen war, mußte er im Passauer Vertrag (1552) nicht nur die Freilassung Philipps von Hessen willigen, sondern auch versprechen, auf einem demnächst abzuhaltenden Reichstage den kirchlichen Zwist end gültig zur Zufriedenheit der Parteien beilegen zu wollen. Dies geschah im Jahre 1555 durch den Augsburger Rcllgionsfrieden. Am Ende sah er ganz Deutschland, das evangelische nicht nur, sondern auch das katholische, dessen Religion er nicht gewaltsam herzustellen vermochte, einmüthig gegen sich, und da er die Dinge weder hindern noch lenken konnte, ließ er, ohnedies alt uud gebrechlich geworden, ihnen, speciell dem Augsburger ReligionS- friedcn, den Laut. Am Gtückr verzweifelnd und durch körperliche Leiden verstimmt, legte er 1556 in Brüssel die Krone nieder und zog sich in die Einsamkeit des spanischen Klosters San Just zurück. Hier lebte er nicht wie die Sage ber chtete, als Mönch, sondern nur als Privatmann immer in Fühlung mit dem Gange der Politik. Er hat noch gegenüber dem be drohlichen Umsichgreifen der Ketzerei in Spanien die Scheiterhaufen an zünden Helsen, wie er es auch bereute, Luther das freie Geleit gestattet zu haben Am 21. September 1558 starb er. Aber die unselige religiöse und nationale Schädigung, welche durch ihn Deutschland widerfahren ist, dauert unüberwunden bis heute fort. ks Königreichs Sachsen im Jahre 1898. LandeSconsistoriums.) Pathen darin unterstützen lassen durch Gebet, Wort und Vorbild.) — Aus drückliche Tauioermngerungen käme ' 44 vor, wovon 4 in der Ephorie Glauchau. In manchen Ephorieu wird geklagt, daß man so viele Kinder ungetaust sterben läßt. Trauung. Die Proceutzahl evang.-luth. Trauungen im Verhält nisse zu den Eheschließungen hat sich bei den rein evangelischen Paaren von 98 2 i. I. 1897 au» 98,7 i. I. 1898 erhöht, bei den gemischten Paaren von 89,0 auf 88,9 vermindert. Im Ganzen kommen 97,9 Trauungen auf 100 Eheschließungen. Ausdrückliche Trauverweigerungen seitens der Ehe schließenden ist 107 Mal vorgekommen (3 Mal in der Ephorie Glauchau), während di: Trauung von Seiten der Kirche 33 Mal versagt worden ist (2 Mal in der Ephorie Glauchau) In Leipzig ist Orgelspiel auch bei unentgeltlichen Trauungen eingeführt worden. Die Confirmation wurde an 74,258 Kindern vollzogen, wovon 1395 aus gemischten Ehen. Verweigert wurde sie von den Betheiligten in 5 Fällen (so in H Henstein-Er. St. Christophori), von der Kirche ganz oder zeitweilig in 13 Fällen. Zur Eröffnung deS Coufirmandenunterrichts sind in vielen Parochien besondere Gottesdienste gehalten worden; in einer Ge meinde werden die Confirmanden im Hauptgottesdienste der Gemeinde vor- gestellt. Auf persönliche Vorstellung der Confirmanden durch Eltern oder Pflegern wird au manchen Orten gehalten; anderwärts sucht der Geistliche die Elt:rn und Pfleger aller Confirmaodcu in ihren Wohnungen auf. Hier und da wurden Bibelstunden oder sonstige Unterredungen mit den Confir manden im Pfarrhouse gehalten. Die kirchlichen Ehrenrechte sind wegen Nichtachtung d.r kirch lichen Ordnung 1166 Mal aberkannt worden, nämlich 340 Mal wegen Unterlassung der Taufe (1892: 392 Mal), 821 Mal wegen Unterlassung der Trauung (1897: 677 Mal), 1 Mal wegen Verweigerung der Confir mation (in unserer Gemeinde!), 4 Mal auf G'und von 8 22 der Trau ordnung (wonach Ue Trauung versagt werden muß). Die kirchliche Voll- Lerechtigung konnte wieder ertheilt werden in 448 Fällen, nämlich 249 Mal nach Nachholung der Taufe, 198 Mal nach Nachholung der Trauung, 1 Mal mit unter 8 22 der Trauordnung gehörigen Fall. Die Zahl der Abendmahlsgäste hat um 28,785 zugenommen, (11210 Männer, 17575 Frauen). Sie betrug 43,73 Prozent der Seelen zahl (gegen 43,6 im Vorjahre). Abgenommen um 1178 hat die Zahl der Privatcommunionen. In der Ephorie Glauchau communicirten von 1000 lutherischen Gemeindegliedern 443 (mehr als im Vorjahre). — Von ge- meiusamen Abendmahlsfeiern der Fortbildungsschüler, der letzten Confir- manden-Jahrgänge, der Jünglingsvereine, der zum Militärdienst Einberufenen, der Kilchenvorstäude und von besonderen Communionen für Alte und Schwache wird von vielen Seiten berichtet. Persönliche Anmeldung zum heiligen A'iendmahl ist noch vielfach gebräuchlich, oder bürgert sich wieder ein An Maffencommunionen nimmt man vielfach Anstoß, weil diese leicht Störungen mit sich bringen un) durch lauge Dauer ermüden. Von einer S lte wird betont, daß mit der Einführung von Abendcommunionen sehr vorsichtig verfahren werde» müsse, damit die Feier deS HauptgotteS- dienstes nicht beeinträchtigt werde und den AbendmahlSgästeu womöglich ein ganzer Tag stiller Sammlung erhalten bliebe, für den ein paar kurze Stunden am Abend kein Ersatz sein könnten. Während vielfach die Abend mahlsfeier außerhalb des HauptgotteSdienstcs stattfindet, bleibt in nicht wenigen Kirchen die Gemeinde während der Communion nach der Predigt versammelt war die Feier erhöht und bewirkt, daß schon die Kinder mit dem Gauge der Feier bekannt werden, während sonst die Confirmanden mit dem Gange der Feier und dem dabei zu beobachtenden Verhalten zu-