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3538 PAPIER-ZEITUNG Nr. 91 Verein der Zellstoff- und Papier-Chemiker Zum Mitglieder-Verzeichnis Siehe Nr. 89, S. 3458 Als Mitglied hat sich gemeldet: Herr Franz Bartsch, k. k. Hofrat a. D. in Wien 3/2, Salmgasse 14. Mitgliederzahl: 150. Neue Industrie-Steuern ? Siehe Nrn. 88 und 89 Die Aussichten für die Industrie in Deutschland werden immer trüber. Wenn sich wirklich auf dem allgemeinen Welt markt die Verhältnisse wieder etwas bessern sollten, wie es den Anschein hat, so sorgen das Reich und Preußen durch die neuen Steuervorlagen dafür, daß den Industriellen nicht zu wohl wird. Man bedenke nur bei der geplanten Gas- und Elektrizitäts steuer, um wieviel schwerer die Betriebe herangezogen werden sollen, welche nicht 12 Stunden, sondern Tag und Nacht durch arbeiten; diese haben sowieso schon viel größere Ausgaben für Beleuchtung. Und dann gibt es Betriebe, welche sich mit einem Gasmotor ihre elektrische Beleuchtung, vielleicht auch noch Kraft für gewisse Maschinen selbst erzeugen; diese werden doppelt gestraft, denn erst sollen sie das Gas versteuern und dann die dadurch erzeugte elektrische Energie nochmals. Als Drittes kommt die Gesellschaftssteuer In Preußen dazu. Nur vor dem Großgrundbesitz wird Halt gemacht, trotzdem gerade ihm die deutschen Arbeiter Unsummen in den viel höheren Lebensmittelpreisen In den Schoß werfen müssen und dadurch gezwungen werden, höhere Löhne von der Industrie zu fordern. Es sollten doch einmal verschiedene industrielle Unternehmungen zusammenstellen, welche Summen derart von ihnen aufgebracht werden müssen. Da heißt es Immer, daß die Landwirtschaft die beste Abnehmerin der deutschen Industrie ist. Hier im Nordosten merkt man davon nicht viel. Th. Knösel, Neustadt, Westpr. Elektrische Bleiche Zu Nr. 84 S. 3248 Kopenhagen, 55, Havnegade, 1. November 1908 Ich höre, daß Sie eine Mitteilung in Ihrer Zeitung betreffend mein elektrolytisches Verfahren für Zellstoffbleiche gebracht haben, und die Firma Siemens & Halske in Verbindung mit der Sache erwähnt ist. Das ist ein Irrtum, und ich bitte Sie zu bemerken, daß ich mit Siemens & Halske in keiner Ver bindung stehe. J. Rink 1 * * * Berlin-Nonnendamm, 2. November 1908 Ihre werte Zeitschrift enthält in Nr. 84 vom 18. Oktober (Seite 3248) unter der oben genannten Rubrik eine Notiz über das Quecksilber-Verfahren J. Rink in Kopenhagen, worin u. a. auch erwähnt wird, daß wir das Verfahren von Rink »geprüft und für bedeutungsvoll erachtet haben sollen«. Diese Nachricht dürfte auf einem Irrtum Ihres Gewährsmannes beruhen. Wir stellen demgegenüber folgendes fest und bitten Sie, dies auch in Ihrer werten Zeitschrift zu veröffentlichen: Das Rink’sche Verfahren wurde uns seinerzeit zwecks Verwertung angeboten. Wir mußten es aber ablehnen, weil wir es nach den uns zur Verfügung gestellten Unterlagen noch nicht als reif zur Ein führung in die Praxis ansehen konnten. Wir unterlassen es daher auch, irgend eine weitere Kritik daran anzuschließen, da wir selbst ein neues, uns sehr aussichtsreich erscheinendes Verfahren zur elektrochemischen Gewinnung von Aetznatron und Chlor aus Steinsalzlösung besitzen, das bereits in der Praxis ausprobiert worden ist. Siemens 6- Halske, Aktien-Gesellschaft Papierstoff-Fabrikation in Kanada. Die 58 kanadischen Papier stoffabriken erzeugen jährlich 700000 t Papierstoff und 290000 t Papier; erstere bewerteten sicn auf 3 Millionen, das Papier auf 1,6 Millionen Dollar. Da aber die amerikanischen Papierstoff fabriken im Jahre 1907 650360 Klafter (Cords) kanadisches Fichtenholz bezogen, dafür nur 2,6 Millionen Dollar bezahlten, anderseits der daraus erzeugte Papierstoff 7,6 Millionen und das daraus gefertigte Papier gar 20 Millionen Dollar Wert hat, so verlor Kanada dabei nur in diesem einen Jahr 18 Millionen Dollar, weshalb man mit allen Mitteln Einschränkung der Ausfuhr von Papierholz anstrebt. (Nach einem Kosular-Bericht) Wasserkräfte der Schweiz Bei der am 26. Oktober stattgefundenen eidgenössischen Volksabstimmung wurde die Uebertragung der Verfügung über die schweizerischen Wasserkräfte an den Bund mit 303 386 gegen 55924 Stimmen angenommen. Das neue Gesetz will nicht die Rechte der Kantone beschneiden oder einzelne Wasserrechts besitzer belästigen, sondern den ungeheuren In den Wasser kräften liegenden Wert schützen und für spätere Geschlechter erhalten. Die bereits nutzbar gemachten Wasserkräfte der Schweiz werden auf 270000 PS berechnet und haben rund 270 Millionen Frank Wert. Weitere 6—800000 PS können ge wonnen werden, sodaß man die gesamten Wasserkräfte der Schweiz auf 1 Milliarde Wert bringen kann. Das jetzt an genommene neue Wassergesetz wird die Entwicklung der Wasserkräfte außerordentlich fördern. St. Verein schwedischer Papierfabrikanten Den Bericht in Nr. 90 S. 3519 über die am 28. Oktober stattgehabte Herbstversammlung ergänzen wir nach »Svensk Pappers Tidning« durch folgendes: Der Vorsitzende, Kapitän C. Stenholm, Vargön, erinnerte daran, daß die Marktlage in den seit der letzten Versammlung verflossenen 6 Monaten recht ernst geworden und man durch Konkurse und Beanstandungen von Kunden Ausbleiben von Abruf-Aufträgen und dergleichen manche unangenehmen Er fahrungen gemacht habe. Ueber die gegenwärtige Marktlage sprachen sich Vertreter der Hauptgruppen der Papiererzeugung aus. Danach ist die Lage für Zeitungsdruckpapier und nahe verwandte Papiersorten sowie für Holzpappe gut, wenn auch die Holzpapierfabrikation unter der Buchbindersperre und ihren Folgen etwas gelitten hat. Für die übrigen Papiersorten war, hauptsächlich infolge des allgemeinen Geschäftsrückganges, die Marktlage in der letzten Zeit recht schwankend; einige Besserung scheint indes jetzt eingetreten zu sein. Es wurde festgestellt, daß sich schwedische Papierfabriken allmählich einen recht ansehnlichen Markt in überseeischen Ländern erworben haben, woraus sich (wie auch aus verringerter Transitausfuhr über England) die Abnahme der Ausfuhr nach England, welche die Statistik für dies Jahr zeigt, erklärt. Lebhaft wurde erörtert, wie die Ausfuhr schwedischen Papiers zu fördern sei. Der Ausschuß, welcher den Vorschlag eines Ausfuhrzolls auf Schleifholz behandelt, hat seine Vor arbeiten noch nicht beendet. Großhändler W. Dickson’s Vor schlag eines Kontraktformulars und der Vorschlag des Vorstands, die Sektionseinteilung umzuarbeiten, wurden je einem Ausschuß überwiesen. Zuletzt sprach Ing. Müntzing über die hohe Be deutung, welche es für die schwedische Papierindustrie habe, daß die Verarbeitung von Pappe und Papier in Schweden lebenskräftig gemacht wird, Als Vertreter des Vereins im Vor stand des Schwedischen Exportvereins wurde C. Stenholm wiedergewählt. Die Sektion für Natronzellstoff und Kraft papier hatte eine Sitzung, fand aber keine Veranlassung, die fest gesetzten Verkaufspreise zu ändern, bg. Zellstoffmarkt in Schweden. Der Versuch, durch Zusammen künfte zwischen schwedischen Zellstoff - Fabrikanten ein Ab kommen zu erzielen, um die Erzeugung eine Zeitlang einzu schränken, ist bisher ergebnislos geblieben. Das Ist, sagt »Sv. Pappers-Tidn.e, sehr erklärlich. Diejenigen Fabriken, welche für Ihr gutes Fabrikat bekannt sind und Ihre Kunden gut be handelt haben, sind hinreichend beschäftigt und haben auch über Mangel an Versandtaufträgen nicht zu klagen, sowohl in Sulfit- als auch in Sodazellstoff; sollten sie ihre Erzeugung ein schränken, so wären sie außerstande, ihren Verpflichtungen nachzukommen. Den Vorschlag der Vertreter anderer auftrag hungriger Fabriken, ihnen Lieferungsabschlüsse abzutreten, nehmen die zur Genüge mit Aufträgen versehenen Fabriken nicht an. Auch die neuangelegten schwedischen Fabriken sind keineswegs gewillt, ihre Erzeugung einzuschränken oder gar einzustellen, sondern meinen, wenn dergleichen notwendig sei, so müßten es die älteren Fabriken tun, die gut verdient und sich Reservefonds geschaffen haben, bg. Neue Erwerbung der Kellner-Partington Co. Die Mehr heit der Aktien der Forshaga Sulfit-Aktiebolag in Forshaga, Schweden, ist von der Kellner Partington Paper Pulp Co. in Manchester erworben worden. (Svenska Dagbladet) Kellner-Partington hatten schon 1906 die norwegischen Waldungen der Forshaga Gesellschaft erworben, der nor wegische Justizminister verweigerte jedoch der englischen Gesellschaft die Genehmigung zu diesem Kauf. Kellner- Partington wollten damals das Holz der Forshaga-Waldungen in Norwegen verarbeiten, jetzt dürfte das Holz zur Ver arbeitung in Schweden kommen, wodurch Norwegen volks wirtschaftlichen Verlust erleidet.