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3062 PAPIER-ZEITUNG ländern nachgeäffte Unsitte. In England gelten solche Einbindearten nicht als bleibender sondern nur als vor läufiger Einband besserer Bücher. Dort sind sie auch an gebracht, weil beim Engländer der wirkliche Einband erst beim Halbfranz- oder Ganzlederband beginnt, was in Deutschland leider noch immer nicht der Fall ist. Des halb fort mit dieser Unsitte, und mehr einfach broschierte Bücher auf den Markt gebracht. P. Kersten Die Tiegeldruckpressen Von Frans Bauer, Fachlehrer an der k. k. Graphischen Lehr und Versuchsanstalt, Wien Fortsetzung zu Nr. 69 von 1908 IV. Tiegeldruckpressen mit getrennt schwingendem Tiegel und Fundament (Gordonsystem) Eine besondere Bauart der Tiegeldruckpressen wurde auch durch die in den fünfziger Jahren des vorigen Jahr hunderts von dem Amerikaner Geo. P. Gordon ge machte Erfindung geschaffen. Die von diesem gebaute und nach ihm benannte Gordonpresse hat im Bau wohl Aehn- lichkeit mit der Weiler’schen Erfindung, aber nur soweit, als an beiden Pressensystemen Tiegel und Fundament schwingend angeordnet sind. Doch sind beim Gordon system Tiegel und Fundamentkörper nicht miteinander scharnierartig verbunden wie bei den Pressen der vorigen Gruppe, sondern beide schwingen getrennt voneinander. Der Weg, den beide Druckkörper bei ihrer Tätigkeit zu rücklegen müssen, ist nicht gleichgroß. Der Formentiegel schwingt um seinen möglichst tief gelagerten Drehpunkt von der mehr oder minder senkrechten Offenstellung in ganz kurzem Weg, während der Drucktiegel um seinen Drehpunkt in der Tiegelwelle eine weitaus größere Schwingung zu vollführen hat. Dieser Unterschied gegen über den Pressen des Scharniersystems macht auch die weiteren Abweichungen erklärlich. Die Gordonpressen wurden in Amerika sehr beliebt, doch blieb mit Ausnahme von England und einigen anderen Ländern des amerikanischen Absatzgebiets ihre Verbreitung hauptsächlich auf die Vereinigten Staaten beschränkt, wo sie jedoch zu den verbreitetsten Druckpressen zählen. Die Ausbauungsfähigkeit des Gordonsystems ersieht man daraus, daß auf seiner Grundlage sowohl neue Bauarten geschaffen, als auch die Gordonpressen selbst in verschiedenen Ver änderungen ausgeführt wurden. Gewiß wurden unter Be nutzung des Gordonsystems als Vorbild die ersten Tiegel druckpressen mit feststehendem Fundament und Teller farbwerk erbaut, die sich von den Gordonpressen haupt sächlich durch die Festlegung des Formkörpers unter scheiden, wobei die Anlage des Einfärbungsmechanismus und des schiefstehenden Fundaments noch auf ihre Vorlage hinweisen. Ein weiterer Schritt auf dieser Bahn war die Erfindung Gally’s, für welche wahrscheinlich wieder die schon vorhandenen Pressen mit feststehendem Fundament eine Anregung boten. Ferner bildet das Gordonsystem noch die Unterlage für einige Schnelltiegeldruckmaschinen, deren Beschreibung im nächsten Abschnitt folgen wird. Da die Gordonpressen schon seit langer Zeit in Amerika von verschiedenen Fabriken gebaut werden, gibt es auch mehrere voneinander abweichende Ausführungen. Die Unterschiede sind meist nicht bedeutend, am bemerkens wertesten ist die Benutzung eines Zylinderfarbwerks an Stelle des sonst gebräuchlichen Teller- oder Tischfarbwerks. In Deutschland wurden wohl Versuche mit Gordon pressen gemacht, doch führten diese nicht zur allgemeinen Einführung, und auch für die Zukunft ist wenig Aussicht dafür vorhanden, wohl wird aber der deutsche Buchdrucker an dieses System bei manchen Schnelltiegeldruckmaschinen erinnert. Eine ausführliche Beschreibung aller Abarten der Gordonpressen ist deshalb auch weniger notwendig und die folgende Erklärung eines Beispiels derselben bietet ge nügend Aufklärung. Wie aus Bild 84 hervorgeht, schwingt der Fundament körper A um seine tiefgelegene Achse B. Da diese in der Ebene der Formfläche liegt, ergibt sich ein annähernd paralleler Druck. Der Drucktiegel C und der Form tiegel A werden durch die Zugstangen E, die an der An triebsscheibe oder dem großen Zahnrad D exzentrisch an- Nr- 79 gelenkt sind, zusammen- und auseinandergebracht. Das große Zahnrad D wird von dem auf der Schwungradwelle sitzenden kleinen Zahnrad angetrieben. Um die Fun ¬ damentwelle F schwingen die Walzenträger G, welche beiderseitig durch die Traverse H zu einem Rahmen ver bunden sind, und befördern die Auftragwalzen LLL vom Bild 85 Farbteller über die Form und zurück. Die Anordnung des Farbwerks ist also hier ebenso wie bei den in Gruppe II beschriebenen Pressen. An der Schwungradseite findet bei