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11086 Börsenblatt «. d. Dtschr:. Tuchhandel. Mchtamtlicher Teil. ^ 22L, 21. September 1S12. Buchhändler-Warte. Organ für die Interessen der Gehilfen schaft des Buch-, Kunst- u. Musikalienhandels, 1912, Nr. 51. Verlag der Buchhändler-Warte (Geschäfts stelle der Allgemeinen Vereinigung Deut scher Buchhandlungs-Gehilfen), Berlin-Schöne berg. 12 S. mit Umschlag. Diese dem Andenken Heinrich Düllos gewidmete Nummer, die er anscheinend aus dem Jenseits herausgegeben hat, da ihn der Umschlag noch als Herausgeber nennt, könnte ohne Be nachteiligung der Leser mit Stillschweigen übergangen wer den, wenn nicht ein Brief der Redaktion des Börsenblatts darin Aufnahme gefunden hätte, mit dem ein ihr von Herrn Max Teschner-Steglitz eiugesandter Artikel über den Verstorbenen, »diesen Kopf mit diesem goldenen Herzen«, ivie ihn einer der abgedruckten Nachrufe nennt, abgelehnt wird. So wenig wir gegen die Wiedergabe von Briefen der Nedaktioi?' einznwenden haben, obwohl sie nicht den Gepflogenheiten entspricht, so glauben wir doch das Recht beanspruchen zu können, das; sie dann so zum Abdrucke ge langen, wie sie hinausgehen. Um den Lesern des Börsen blattes, denen die Nummer der Buchhändler-Warte zu Ge sicht kommt, Gelegenheit zu einer Nachprüfung zu geben, drucke» wir nachstehend das Schreiben ohne das reichliche halbe Dutzend Fehler ab, durch das die Buchhändler-Warte das Andenken Düllos zu ehren glaubte: Sehr geehrter Herr, Wir danken Ihnen verbind!, für den Artikel über den f Heinrich Dullo, bedauern jedoch, keinen Gebrauch da von machen zu können. Der Anstand und der Lateiner, die uns heißen von den Toten nur Gutes zu reden, än dern nichts an der Tatsache, das; der Verstorbene den Riß zwischen Prinzipalität und Gehilfenschaft oft ohne jede Not verbreitert hat und daher nicht den Anspruch erheben darf, daß seiner im Börsenblatt in überschweng licher Weise gedacht wird. So wie ihn die Freundschaft sieht, haben ihn nicht die gesehen, die mit ihm publi zistisch zu tun hatten, und so mögen ihn seine Freunde feiern, wie sie es für gut halten, aber nicht von den anderen verlangen, daß sie ihre Meinung über ihn ändern, nur weil er jetzt tot ist. Damit ist niemandem, nicht ein mal der Wahrheit gedient. Was aber die »Tragik« seines Lebens anbetrifft, so möchten wir der Tausende gedenken, die unerfüllte Hoffnungen zu Grabe tragen mußten und dafür nicht wie Dullo Ersatz in einem reichen Leben voll Arbeit und Gewinn finden konnten, in dem er viel Gutes hätte wirken können. Hochachtungsvoll Redaktion des Börsenblattes für den Deutschen Buchhandel. Emil Thomas. Sprechsaal. Zu dem Artikel »Ein Vorschlag«. <VgI. Nr. 215.> Zwischen diesem interessanten Artikel und der noch interessan teren Mitteilung der Redaktion des Börsenblattes bestehen große Widersprüche, die mich zu der Frage veranlassen, ob es nicht Sache des Börsenvcreins wäre, eine genaue Statistik oder einen eingehen den Bericht iiber die Lage, Ausdehnung usw. des Reise- und Vcr- sandbuchhandels mit treffenden Zahlenangaben zu beschaffen. Es leuchtet mir zwar ein, daß die Schwierigkeiten der Erlangung genauer Angaben ungeheure sind, aber nichtsdestoweniger bin ich der Überzeugung, daß diese mit Hilfe geeigneter Fachmänner be zwungen werden können. Diese Feststellungen würden nicht nur für den Neisebuchhändler selbst, für den Sortimenter und den Ver leger äußerst lehrreich sein, sondern auch einen großen volkswirt schaftlichen Wert besitzen, in gleichem Maße wie ähnliche noch nicht vorhandene Berichte über die Lage des deutschen Sortiments- und des Verlagsbuchhandels. Durch derartige auf modern-wissenschaftlicher Grundlage ge wonnene Enqueten könnte man dann erst so recht den abenteuer lichen Meinungen entgegentreten, die über den Buchhandel noch all gemein bestehen und gegen die man sich ohne geeignete Unterlagen nicht einmal wehren kann. Es würde mich außerordentlich freuen, wenn meine Anregungen von der Leitung des Börsenvereins unterstützt würden und wenn auch Kollegen sich einmal über die Notwendigkeit und Möglichkeit ihrer Durchführung äußern würden. Ein Verleger. Bewertung von Jeitschriften-Lesezirkeln. ««gl. Nr. 212 u. 218.» In meiner längeren Abhandlung über »Ncntenrechuuug und Bewertung bei Geschäftsverkäufen« (Bbl. Nr. 86 u. 87 vom 15. u. 16. April 1912) hatte ich bereits eingehend dargelegt, daß maß gebend für eine Bewertung lediglich die reine Rente des betr. Objekts sein könne. Wenn nun Herr I. Ferda den durchschnitt lichen Reingewinn zugrunde legt, so kann dies leicht irre führend sein. Von dem bilanzmäßigen Durchschnittsgewinn müssen noch Zinsen für das Betriebskapital und ferner die eigene Arbeits kraft abgezogen werden. Erstere werden allerdings selten in Be tracht kommen und letztere nur dann, wenn der Lesezirkel als Hanpt- geschäftszweig betrieben wird; wird er in einem Sortiment als Ncbenzweig geführt, so wird sich der Chef wichtigeren Arbeiten widmen und die Hauptarbeit einem Gehilfen übergeben, dessen Ge halt dann in den Unkosten steckt, also bereits beim Reingewinn abgezogen ist. Ganz richtig betonl Herr I. Ferda, daß sich in einem Ge schäft, dessen Hauptüktivum in der Kundschaft liegt, das Anlage- * kapital mit mindestens 20 Prozent verzinsen muß. Löst er nun die Rente von jährlich 1000 ^ mit dem Fünffachen, also mit 5000 ^ ab, so verzinst sich das Anlagekapital — Kaufpreis bei angenommenem, gleichbleibendem Reingewinn allerdings jährlich mit 20 Prozent, er vergißt aber, daß der Kaufpreis allmählich ab- geschrieben werden muß. Entsprechend der Nententabelle auf Seite 4705 würde eine Amortisation wie folgt möglich sein: Gewinn auf Ungefähre jeweiligen Buchwert Zeitdauer 5°/° 6 Jahre 10°/> 7»/- Jahre 15"/o 10 Jahre. Bei der von Herrn I. Ferda verlangten 20 prozentigen Ver zinsung wäre eine Amortisation des Kaufpreises von 5000 ^ un möglich, auch wenn der Lesezirkel bis zum jüngsten Tage einen jährlichen Reingewinn von 1000 <-6 abwerfen würde. Die obigen Gewinne stehen zur Amortisationsdauer in einem derartigen Miß verhältnis, daß bei fünffacher Abfindung von einem »Geschäft«, wenigstens für den Käufer, nicht die Rede sein kann. Sieht man von außergewöhnlichen Verhältnissen ab, so dürfte m. E. das Vier fache der reinen Rente das Maximum sein. Innerhalb welcher Zeit ein Kaufpreis abgeschrieben werden muß, läßt sich schwer sagen. Es kommt ja nicht darauf an, wie lange beispielsweise der betr. Lesezirkel die angenommene Rente durchschnittlich überhaupt abliefert, sondern wie lange dies auf Grund der Arbeit des Vorbcsitzcrs geschieht. Würde der Lese zirkel auch noch im siebenten und den folgenden Jahren eine Rente von 1000 ^ abwerfen, so ist dies zwar nicht für den Käufer an sich, wohl aber für die gegenwärtige Bewertung und den heutigen Kaufpreis ziemlich belanglos. Ich glaube, wenn Herr I. Ferda, eine Autorität in der Frage der Lesezirkel, hellte einen Lesezirkel gründet, dann wird er nach sechs Jahren angestrengter Arbeit es sicher soweit gebracht haben, daß sich sein Lesezirkel etwas rentiert. Oder nicht? In den ersten Jahren würde vielleicht auch er nichts verdienen, und einen Lesezirkel usw. kauft man ja gerade und gründet ihn nicht neu, um auch bereits in den ersten Jahren eine kleine Rente zu verdienen. Verdienen kann man in den ersten Jahren bei einem Kauf aber nur dann, wenn man weniger bezahlt, als übliche Verzinsung und notwendige Amortisation aus- macheu. Man muß also beim Kauf entweder eine niedrigere Rente als die tatsächliche oder einen höheren Zinsfuß als den üblichen annehmen: letzteres ist das einfachere. Der Gegenwartswert eines Objekts, das nach Abzug etwaiger Zinsen des Betriebskapitals (nicht Anlagekapitals!) und des Werts der etwaigen eigenen Ar beitsleistung durchschnittlich 1000 ^ jährlich abwirft, wäre ent sprechend der Rententabellc auf Seite 4705 bei einer Verzinsung von 15 Prozent bzw. 20 Prozent, wie sie Herr I. Ferda ver langt, 3 352,20 bzw. 2 990,90 ^ und nicht etwa 5 000 Berlin 52, den 19. September 1912. Hans St oll.