^ 221, 21. September 1912. Fertige Bücher. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. 11091 lichkeiten, auf die sich die Anklage des vorsätzlichen Mordes stützt. Llod schildert diese Vorgänge mit plastischer Deutlichkeit und aufregender Lebendig keit. Aus der Anklagebank sieht man die imponierende Kraft einer sein organisierten Intelligenz unter den brutalen Hammerschlägen des Schick sals vollkommen entstellt und fast gänzlich gebrochen. Man sieht die Kinder des Angeklagten fast erstarrt in Schmerz und im qualvollen Warten aus eins Lösung. And im Gegensatz dazu die ruhigere Amwelt. Der Gerichts hof ist mit einer erstaunlichen zeichnerischen Gabe dem Leser übermittelt. Vom Präsidenten, den Geschworenen und Beisitzern bis herunter zum letzten Gerichtsschreiber bekommen wir eine ganze Galerie von lebendigen Typen zu sehen. And aus den Tribünen und in den Logen, drängend, heiß und erregt Wut park, das sensationslüsterne, leichtlebige, elegante graziöse, blasierte und enervierte, das brutale und skandalsüchtlge "Paris, das zuerst nichts weiter für uns ist als die dumpfe, große Masse; das "Publikum, das sich aber unter den formenden Händen des Künstlers Lwd bald wieder in eine Gruppe beseelter Individuen verwandelt, in Menschen, von denen jeder einzelne sein Gefühl und seine Intelligenz sprechen läßt. Genau so, wie diese ganz gewaltige Menschenmenge von dem Be ginn des Mordprozesses an bis zur endlichen Freisprechung in Atem ge halten wird, läßt auch Lwd den Leser bis zur letzten Seite seines Buches nicht aus dem Bann seiner starken und realistischen Kunst. Das Aus und Nieder der Spannung, das für Liecht erkannte und wieder Verworfene, das scheinbar Entwirrte und doch Geheimnisvolle des "Prozesses teilt sich auch unserem Blute fiebernd mit. And heftiges Mitleid erschüttert uns, wenn wir miterleben, wie der zermürbte Angeklagte seine Freisprechung gänzlich apathisch und müde entgegennimmt; eine eindringliche Illustration zu den bitteren und wahren Worten Liods, daß ein Verbrecher diese Gualen überlebt, ein Anschuldiger aber daran stirbt. In diesem Werk bringt ein von dem Gefühl der höchsten Menschen würde Beseelter mit einer ungeheuer überzeugenden Wucht das erschreckend Vage und furchtbar Gefährliche eines Iustizverfahrens zum Ausdruck. Mit 401- und 7>ö 144«'