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geführt. 1869 übernimmt Schuster in seinen alten Heidenschanzen Deutschlands den „Brahnaer Sumpfrundwall"4). Wenn unsere Anlage dann in dem 1888 erschienenen Rundwallwerk von Behla 4 5 ) fehlt, ist dies um so unverständlicher, als der Verfasser ja dauernd auf Preuskersche Angaben zurückgeht und ihm auch Schusters Arbeit nicht unbekannt ist. Über den Aufbau erfahren wir erstmals etwas in den Görlitzer Jahresheften 6 ). Die Ergebnisse fußen auf Ausgrabungen des Jahres 1907 unter der Leitung des damaligen Leiters des Dresdner Vorgeschichtsmuseums, Herrn Hofrat Prof. Dr. J. V. Deich müller und des Bautzner Prof. Dr. R. Needon, die mit Mitgliedern der Bautzner Gesellschaft für Vorgeschichte und Geschichte der Oberlausitz gruben. Es ließ sich damals auf eine „kreisrunde“ Schanze schließen, die ohne hölzernen Unterbau direkt auf dem gewachsenen Boden, also dem Sumpfland, aufsitzt. Da sich in der untersten Schicht keine älteren als slawische Scherben fanden, war dieser Bau als slawisch er wiesen. Nur in den Auffüllungs- und Aufschüttungsmassen waren als Mischscherben auch ältere Materialien vorhanden. Frenzel 7 ) schreibt 1925, daß 1 m über dem Wiesen- gründe eine waagerechte Balkenpackung mit einer Höhe bis zu 1 m, deren Zwischen räume mit Lehm ausgefüllt waren, zu erkennen sei. Über neuere Funde berichtet er nochmals 1931 8 ). Scherben, Holzkohle und Knochen wurden dauernd von Besuchern der Schanze aufgesammelt und befinden sich im Bautzner Museum, im Landes museum für Vorgeschichte und in vielen Privatsammlungen. Ein klarer Grabungs schnitt fehlte bisher, ebenso auch die stratigraphische Einordnung des Fundmaterials. Der erschreckende Zustand der Schanze und das Interesse an der Klärung der hier offenstehenden Fragen veranlaßten das Landesamt für Vorgeschichte zur Erstellung eines Höhenschichtenplanes des Wallrestes 9 ) und zur leider nur in gedrängtester Zeit durchzuführenden Untersuchung der Anlage 10 ). Die Grabung selbst fand in der zweiten Aprilhälfte 1949 statt und mußte sich in Anbetracht der nur kurzen zur Ver fügung stehenden Zeit auf einen Schnitt beschränken. Dieser wurde am Nordteil, der die beste Erhaltung zeigt, in der Richtung auf magnetisch Nord so geführt, daß er einmal die Sohle des erwarteten Außengrabens inbegriff, dann die Mitte der Innen anlage traf, soweit sie sich innerhalb des kleinen Restes errechnen ließ, und schließlich, um Verzerrungen des Profils zu umgehen, senkrecht zum Wall, und damit radial zum Ring verlief. Es machte sich ein Schnitt von 30 m Länge nötig, der bei einer Breite von 1,50 m und einer stellenweisen Tiefe von 7 m in der kurzen Grabungszeit wenig stens anfangs ein stufenweises Arbeiten in drei Abschnitten erforderte. Der Südgipfel ist zwar mit 6,56 m über dem Nullpunkt des Vermessungsplanes 0,21 m höher als der 4) 0. Schuster, Die alten Heidenschanzen Deutschlands mit spezieller Beschreibung des Oberlausitzcr Schanzensystems. 1869. IX: Die Schanzengruppc der Oberlausitz. S. 117: 17 (18) der Brahnaer Rundwall. Ungefähr 10 Minuten nördlich des Dorfes, links des Weges nach Luppa zu, liegt ein noch schön erhaltener Sumpfrundwall von fast durchweg 20 Fuß Höhe und 200 Schritt im Umfang, der inmitten vieler Teiche einen vorzüglichen Schutz gewährt haben mag. Südlich von Brahna bei Radibor hat ehemals ein ähnlicher Ringwall gelegen, der 1820 abgetragen worden . . . 1869, also noch vollständig erhalten, siehe auch die Karte im Oberreitschen Atlas! ) R. Behla, Die vorgeschichtlichen Rundwälle im östlichen Deutschland, 1888. 6) Vgl. Anm. 2. 7) W. Frenzel, Die Brohnaer Schanze. Eine zerstörte Wendenburg. Bautzener Geschichtshefte III, 1925, H. 5, S. 212—215. 8) W. Frenzel, Neue Funde an der Wendenburg zu Brohna. Bautzner Tageblatt 1931, Nr. 252, Beilage 2. 9) Besorgt von Dipl.-Ing. Schöne, Bautzen. Die Abänderungen des Richtungspfeiles in magnetisch Nord wurde für die Spezialuntersuchung von Herrn A. Pietzsch vorgenommen. 10) Dabei genossen wir die Unterstützung des Sorbischen Kulturamtes, das die Vermessungsarbeiten, die Stellung von Baumaterial und die Hinzuziehung des Bautzner Museums ermöglichte, und die freiwillige Mitarbeit mehrerer Lehrer des Lehrerbildungsinstitutes Radibor, der Sorbischen Uni versität und einer Arbeitsbrigade der Domowina an vier Tagen. Mit dem Dank an alle Mitarbeiter verbindet sich der an Herrn Ministerialrat Nedo und Herrn Regierungsrat Dobrucky vom Sorbischen Volksbildungsamt, Herrn Leinert vom Lehrerbildungsinstitut Radibor.