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BERICHT ÜBER DIE AUFBAUARBEIT DES LANDESMUSEUMS FÜR VORGESCHICHTE UND DIE BODENDENKMALSPFLEGE IM LAND SACHSEN FÜR DIE ZEIT VOM SOMMER 1945 BIS ENDE APRIL 1950 Von Werner Coblenz Der hier zu gebende Bericht wird in seinem Inhalt durch die vollkommen neuen Auf gaben nach der Zerstörung des Dresdner Stadtkernes von den bisher üblichen ab weichen. Enthielten die bisherigen Berichte bis 19421) alle Einzelheiten, von den Personalveränderungen bis zu den einzelnen Zugängen des Museums, so muß hier erst einmal die allgemeine Linie gegeben werden, da die Aufzählung aller Anschaf fungen und Veränderungen zuviel Raum in Anspruch nehmen würde. Die Zugänge des Landesmuseums und auch die sonstigen Neufunde des gesamten Landes müssen vom 1. April 1942 an zusammengefaßt und sollen im nächsten Bericht vorgelegt werden. Eine Prüfung der zwischen 1942 und 1945 gemachten Neufunde war bisher noch nicht in allen Museen möglich; ihr Abschluß muß erst abgewartet werden. Damit erübrigt sich auch eine langwierige Aufzählung aller einzelnen Fundstellen untersuchungen und kleinerer Grabungen. Nach den zuletzt gegebenen Berichten war für das Landesmuseum für Vorgeschichte und das Amt des Landespflegers für Bodenaltertümer in Sachsen für die letzten Kriegsjahre folgendes festzustellen: Die 42 Arbeitsräume und Werkstätten, die bei den Dienststellen im Taschenberg-Palais bewilligt worden waren, mußten für die Dauer des Krieges für militärische Aufgaben freigestellt werden. Die Schausammlung konnte bis in die Zeit der immer drohenderen Bombenangriffe geöffnet bleiben. Es muß hier erwähnt werden, daß die vorgeschichtliche Staatssammlung 1874 1 2 ) durch H. B. Geinitz ins Leben gerufen wurde und damit im Vorjahre auf ein 75 jähriges Be stehen zurückblicken konnte. Sie wurde zunächst dem Königlichen Mineralogischen Museum angegliedert, dem späteren Staatlichen Museum für Mineralogie, Geologie und Vorgeschichte und dann 1938 als Landesmuseum für Vorgeschichte aus dem Verbände dieses Museums gelöst. Nach dem Gründer H. B. Geinitz waren J. V. Deich müller und G. Bierbaum Leiter des Museums. Ausstellungsraum bildete seit 1892 der Wallpavillon des Zwingers. Die Bestände waren besonders durch eigene Ausgrabun gen, weniger durch Sammlungsankäufe und Geschenke, sehr schnell auf ein Viel faches angewachsen. Das Amt des Landespflegers für Bodenaltertümer in Sachsen fußt auf dem Archiv urgeschichtlicher Funde, das 1900 seitens des Ministeriums des Innern als Zentral stelle für die Inventarisation aller vorgeschichtlichen Funde des Landes Sachsen gegründet worden war, und wurde nach Erlaß des sächsischen Gesetzes zum Schutze von Kunst-, Kultur- und Naturdenkmalen 3 ) zu dessen Durchführung notwendig. Das Gesetz selbst, die Ausführungsverordnung und die Anweisung für die Ver trauensmänner für Bodenaltertümer und ihre Stellvertreter bestimmen mit der Fort führung des Archivs urgeschichtlicher Funde, der eigentlichen zentralen Forschungs stelle des Landes, den weiten Aufgabenkreis dieses Instituts. Bis 1939 war es ge lungen, die zunächst bekannten vor- und frühgeschichtlichen Bodenaltertümer in 1) G. Bierbaum, Tätigkeitsbericht des Landespflegers für Bodenaltertümer in Sachsen und des Landes museums für Vorgeschichte in Dresden für die Zeit vom 1. April 1939 bis 31. März 1942, Nachrichten ¬ blatt für deutsche Vorzeit, 18, 1942, S. 212—225. 3) Siehe auch G. Bierbaum, Zur Geschichte der Altertumsforschung in Sachsen, Bautzener Geschichts- hefte, V, 1927, S. 15—36 (26). 3) G. Bierbaum, Das sächsische Gesetz zum Schutze von Kunst-, Kultur- und Naturdenkmalen (Hei matschutzgesetz) vom 13. Januar 1934, Nachrichtenblatt für deutsche Vorzeit, 9, 1934, S. 211—224.