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der Heimatmuseen sollte gemeinsam mit den Volksbildungsämtern durchgeführt werden, die ja als Aufsichtsbehörde des Gesetzes zum Schutze von Kunst-, Kultur- und Naturdenkmalen ohnehin für den Zustand der erkannten Bodendenkmale ver antwortlich sind, ob diese Kulturreste nun in die Landesdenkmalliste eingetragen sind oder nicht. Es handelt sich dabei fast ausschließlich um große Gemeinschafts leistungen, um Hügelgräber und Wallanlagen bis in die frühdeutsche Zeit, die ent weder als reine Verteidigungswerke oder als geschützte Wohnbezirke zu deuten sind. Die Anlagen der frühdeutschen Zeit sind meist verhältnismäßig klein und treten in vielen Fällen als Wasserburgen mit Bühl und Graben oder als einfache Erdtürme auf. Im Museum sollte nun auf die Bedeutung und Art der in seinem Arbeitsgebiet befind lichen Anlagen hingewiesen werden, damit die Besucher dann auch bei Wanderungen auf solche Bodendenkmale aufmerksam achten und sich in der natürlichen Umgebung die beste Anschauung selbst holen können. Bisher wurden deshalb schon in einzelnen Instituten nicht nur Bilder solcher Anlagen gezeigt, sondern es wurde versucht, die Dinge an Modellen und Rekonstruktionen zu erläutern. Dadurch wird der Kreis der Interessierten erweitert, und es ist leichter möglich, von geplanten oder bereits begon nenen Veränderungen Kenntnis zu erhalten, um dann durch wissenschaftliche Unter suchung noch das möglichste zu retten und zu erforschen. Noch wichtiger ist das Auf treten von Neufunden, die meist vollkommen aus ihrer Umgebung gerissen als ein zelnes Schaustück in die Museen gelangen, zwar über Zeit und Kultur noch Auskunft geben können, durch den Verlust der Fundzusammenhänge aber die wichtigeren Möglichkeiten der Deutung nicht mehr zulassen. Es muß unter allen Umständen erreicht werden, daß, bei jedem Fund die genaue Fundstelle mit Flurnummer und Grundstückseigentümer festgestellt wird, daß außer der Beschreibung der Fundstelle eine tunlichst genaue Lageskizze nach den Katasterblättern, die in jeder Gemeinde verwaltung vorliegen, angefügt wird, daß weiterhin das Funddatum angegeben wird und vor allem sämtliche Fundumstände nach der Aussage des Finders gemeldet werden, daß die eigenen Beobachtungen der Fundumstände mit Angabe der Tiefe, der Orientierung, der Bodenschichtung und Bodenbeschaffenheit sowie etwaiger Verfärbungen oder Knochen- und Aschebeigaben oder den Resten von verziegeltem Lehm und dergleichen als Wichtigstes nicht vergessen werden. Angestrebt wird auch eine Aufmessung des Befundes auf Millimeterpapier oder wenigstens eine sorgfältige Skizze. Sehr wichtig sind sonstige Bemerkungen über weitere Gefährdung der Fund stelle, Angaben über frühere Funde und Beobachtungen in nächster Umgebung, über alte Flurnamen und Sagen. Die Aufzählung der Funde mit Zeichnungen oder Photos und die Angaben über den Aufbewahrungsort bilden dann den Abschluß. Diese Dinge sind deshalb in ihrer Gesamtheit so wichtig, weil nur durch Fundbeobachtung und genaue Angaben Schlüsse auf die Anlage der Gräber oder Siedlungen gezogen werden können, durch genaue Kartierungen Verbreitungsgebiete einzelner Formen oder ganzer Kulturkomplexe möglich werden und weiterhin bei Importstücken die Han delswege erschlossen werden können. Die möglichen Rückschlüsse über das gegen seitige Verhalten ganzer Kulturgruppen und die gegenseitige kulturelle Beeinflussung können nur mit diesen Unterlagen gewonnen werden. Zu empfehlen ist in jedem Falle, daß nach Möglichkeit die Dinge unberührt im Boden liegenbleiben, bis ein Fachmann die nötigen Untersuchungen durchführen kann. Nur er wird die Beobach tung über die Lagerung gleich an Ort und Stelle richtig auswerten können und bei Überschichtung verschiedener Kulturen ein geschichtliches Nacheinander erkennen. Vor allem aber wird er aus den Bodenverfärbungen und den Einlagerungen Rück schlüsse auf im Boden vergangene Bauten ziehen und pflanzliche Reste und der gleichen — und sei es auch nur an Abdrücken — erkennen können. Durch Boden proben und Pollenanalysen lassen sich das Landschaftsbild, die Ernährung und andere Lebensbedingungen rekonstruieren. All die gewonnenen Ergebnisse und deren Aus wertung helfen dann dem Museum bei seiner Aufklärungsarbeit.