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4. ...AGVo J... (auswärts gestellte, rückläufige Schrift). Auf einem Faltstuhl sitzender Markgraf in langem Gewand stützt die erhobene Rechte auf eine Lanze und die Linke auf einen normannischen Schild. Im Felde verteilt 4 Kugeln und 4 Ringel. 1 Bruchstück. Die Beschriftung kann man wohl ohne Gewaltsamkeit als einen Teil der üblichen Inschrift (CONR)ADVS M(ARCHIO) ansehen. Wären diese Buchstaben nicht, dann hätte man Sorge, das Stück unterzubringen. Von Konradsbrakteaten sind wir das Bild des stehenden Kriegers, nicht aber des thronenden Herrschers gewöhnt. Es scheint eine Anlehnung an thüringische Kaiserbrakteaten vorzuliegen, deren eigentlicher Stil aber feiner ist als der unsere. Man sieht, daß man auch in der Heranziehung bestimmter Münzbilder für die Zuweisung einer Münze an einen bestimmten Herrscher vorsichtig sein muß: Wäre die Inschrift nicht, dann dächte niemand daran, den Brakteaten an Konrad von Wettin zu verweisen. Die Haltung der thro nenden Gestalt erinnert ein wenig an den bekannten Oberlausitzer Sobieslav-Brakteaten, ist aber bei weitem nicht so zierlich; unser Stück muß ja auch älter sein. Von besonderem Belang ist der Stuhl, auf dem der Markgraf sitzt; es ist eine Art Faltstuhl mit geschweiften Beinen; vielleicht sollen diese den Regenbogen vortäuschen, den Sitz der als Weltenrichtcr thronenden Deutschen Kaiser auf ihren Thüringer Brakteaten, um ihnen den Eingang in westliche, etwa thüringische Gebiete zu erleichtern. Es ist denkbar, daß unser Brakteat mit seiner „höfischen“ Darstellungsweise und seiner Anlehnung an thüringische Kaiserbrakteaten in einer west lichen Münzstätte entstanden ist, wenn wir im übrigen annehmen, daß die vielen kriegerischen Abzeichen auf den sonstigen Konradsbrakteaten, auf allen übrigen!, auf den Grenzkampf im Osten der Mark hindeuten sollen. 5. Unkenntliche Schriftzcichen. Hüftbild eines Mannes in langem, faltigem Gewand mit dem Schwert in der Rechten und einer einwärts wehenden Fahnenlanze in der Linken. Im Felde verteilt sind vier Ringel und eine Lanzenspitze (?) zwischen Schwert und Kopf. 5 beschädigte Stücke. Die Schrift ist nicht zu entziffern, da sie nicht kräftig genug ausgeprägt und meist ausgebrochen ist. Das Stück weicht in der Machart von allen anderen Konradsbrakteaten ab. Vielleicht ist es auch nicht Konrad selbst, sondern einem Dynasten zuzuweisen, wenn eine dynastische Prägung in dieser frühen Zeit in Meißen schon anzunehmen oder nachzuweisen wäre. In der Roheit der Darstellung steht das Stück etwa auf der gleichen Stufe wie Schwink. 25/26, von deren Machart er sich aber derart eindeutig unterscheidet, daß die gleiche Herkunft nicht er- wogen zu werden braucht. 5 Die Veröffentlichung des Fundes in seinem jammervollen Zustande hätte sich nicht gelohnt, wenn er nicht lauter unbekannte Stücke enthielte und die Veröffentlichung des Puschwitzer Fundes nicht Anlaß zur Ergänzung durch einen gleichaltrigen Fund geboten hätte, so daß wir jetzt über Konrads von Wettin Brakteatenprägung durch fast doppelt soviel Stempel, wie sie Schwinkowski bei der Abfassung seines großen Zitierwerkes über die meißnischen Brakteaten noch vorlagen, unterrichtet sind.