Volltext Seite (XML)
jemand etwas anderes als seine immer wieder nachgeschriebene wörtliche Beschrei bung zu Gesicht bekommen hätte. Er und ein kleiner Halbling mit drei Türmen wußten sich am längsten verborgen zu halten, als ich mich bemühte, auch das Er scheinungsbild des Storchaer Fundes nach den Beschreibungen in Gipsabgüssen —wie beim Rodewitzer Funde — wiederherzustellen. Den Dreiturmhälbling hatte Buchenau in Kopenhagen gefunden, im „Fund Gotha“ darüber geschrieben, und es war nicht schwer, einen Abguß zu erhalten. Der noch immer fehlende Magdeburger aber lag — Suchet, so werdet ihr finden! — in der Leipziger Universitätsmünzsammlung, stellte sich als wesensgleich heraus mit der Abbildung in Beckers „200 seltenen Münzen“ von 1813 und wies die übrigen im gleichen Buche an benachbarter Stelle abgebildetcn Oberlausitzer Brakteaten, unter denen sich auch der erwähnte Drei turmhälbling befindet, als Storchaer Fundstücke aus. Sie liegen im Münzkabinett Dresden, und der dortige Hälbling mit dem Kopfbildnis eines Herzogs Wenzel II. scheint neben dem Kopenhagener Hälbling als wohl einziges vorhandenes Stück ein gleiches nachweisbares Storchaer Einzelstück zu sein wie der schon besprochene seltene Rodewitzer mit dem Königspaar beiderseits eines Turmes. Fundbeschreibungen: Die folgenden Fundbeschreibungen bringen die sämtlichen bekanntgewordenen Brakteatenfunde des 12. Jahrhunderts aus dem Bereich der Oberlausitz mit der schon erwähnten Ausnahme des Oberguriger Fundes, der keine Oberlausitzer, sondern lauter auswärtige Gepräge enthielt. Wir sind der Mühe enthoben, jede Einzelheit der Münzbilder mit Worten zu umschreiben, da es möglich war, die drei großen Funde vollständig naturgroß abzubilden (Tafel 27, 28 und 29). Vom Funde von Pursch witz 1912 genügt es, die eine Münze abzubilden, die nicht in anderen Funden ent halten war (Tafel 31). Tafel 31 bringt außerdem eine Reihe Brakteaten, deren Oberlausitzer Herkunft nicht durch den Fundort, sondern nur durch Bildähnlich keit nachzuweisen ist. Ferner zeigt sie drei meißnische Burgbrakteaten. Diese bringen die offenbare Abhängigkeit der Oberlausitzer Burgbrakteaten vom meißni schen Vorbild deutlich zum Ausdruck, zeigen aber daneben, daß sich die Oberlausitzer Stempelschneider in Formgefühl und Ausdrucksweise durchaus auf eigenen Füßen bewegten. Von Belang für die frühe Brakteatentechnik ist die Feststellung, daß alle Brakteaten einer Art, auch die zu Hunderten gefundenen, keine Stempelabweichungen auf weisen, also mit einem einzigen Prägeisen geschlagen wurden, das während des ge samten Arbeitsganges praktisch keine Abnützung erfuhr, sehr im Gegensatz zu den Brakteaten des 13. Jahrhunderts. Man darf wohl annehmen, daß im Gegensatz zu den stark profilierten Pfennigen des 13. Jahrhunderts, die wohl ausschließlich von Bronzestempeln geschlagen wurden — solche aus anderem Metall sind nicht bekannt geworden —, die flachen Pfennige des 12. Jahrhunderts, wie sie in den hier be sprochenen Funden einzig auftreten, von Eisenstempeln geschlagen wurden. Der Fund von Storcha 1799 Nachweis: 1. Lausitzische Monatsschrift 1799 S. 305. 2. Leitzmanns Numismatische Zeitung 1844. 3. Schumann, Lexikon von Sachsen XL 463 (VII. 587) schreibt: „Im Jahre 1799 fand man bei dem Dorfe 1%2 Pfund rein silberne Brakteaten, die aus 11 ver-' schiedenen Sorten bestanden.“ 4. Preusker, Blicke in die vaterländische Vorzeit II. 207. 5. Preusker, Nettes Lausitzisches Magazin 1827 S. 556 erwähnt, daß die hiesigen Brakteaten in die Sammlung der Gesellschaft der Wissenschaften gekommen seien. 6. Scheuner, Brakteatenfunde in der Oberlausitz. Eundumstände: Beim Grundgraben in einem Topfe. Umfang: 1% Pfund. Zeitansetzung: Zwischen 1191 und 1200.