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WMWMWM Verlag r E M. Gärtner, Aue, Sachsen. Hauptgeschäftssteller Aue, Fernruf-Sammel-Nr. 2541. Drahta«schristr Volksfreund Auesachsen. Geschästsstellear Lößnitz (Amt Aue) 2940, Schneeberg 310 und Schwarzenberg 3124 Nr. 231. Dienstag, den 3. Oktober 1939. Jahrg. 92. „Man mntz die Erklärungen -es Führers abwarte«." Die Schritte des Dnee zur Rettung -es Friedens Italienische Stimme« zur Ciano-Reise Die Bedeutung der Reise des Grafen Eiano nach Berlin wird von den italienischen Blattern aufs stärkste unterstrichen. So erklärt die Zeitung ,Mornale d'Italia" unter anderem: Die Reise sei nicht als ein abgesondertes Ereignis zu be trachten, sondern gehöre in den Rahmen jener Politik, die Deutschland und Italien im Hinblick auf das allgemeine Ziel eines Friedens der Gerechtigkeit entwickelt haben. Diese Politik habe sich schon an lebenswichtigen Punkten des Kon- tinents in glücklicher Weise durchgesetzt. Die Mahnungen und die rechtzeitigen Schritte von Berlin und Rom seien aber nicht ausgenommen und ein Friede der Gerechtigkeit sei zurück- gewiesen worden. So sei eine Lage entstanden, die einen Teil von Europa in einen Krieg stürzte. Italien habe sich deswegen nicht entmutigen lassen. Die Aktion, die der Duce unter Mit arbeit des italienischen Außenministers zur Rettung des Friedens unternahm, sei bekannt und von den Gegnern sowie von allen Völkern Europas anerkannt worden. Diese Aktion sei in einer Weise fortgesetzt worden, die den gemeinsamen und lebenswichtigen Interessen der Völker gegenüber einen: Kriege am besten entsprächen. In seiner Rede vom 23. Sep tember habe Mussolini sich über die Parteien gestellt und noch mals Regierungen und Völker zur Einsicht über die Nutzlosig keit und Gefahr eines Krieges ermahnt. Gleichzeitig habe Italien verhindert, daß sich der Konflikt auf das Mittelmeer und auf den Balkan ansbreite. Diese wohlüberlegte und aktive Haltung stimme nicht nur mit den Interessen und letzten Zielen des befreundeten Deutschland, sondern auch mit dem Wunsch aller Völker Europas überein, die mit Sorge den: Fortgang dieses Dramas zuschauen, das über ihrer Kultur lastet. Das Blatt stellt abschließend fest, daß die Tragödie noch nicht tatsächlich entfesselt worden sei; Deutschland habe im Osten lediglich das durch Versailles geschaffene Problem gelöst. Heute erkläre es, alle seine begrenzten Ziele erreicht und damit den Krieg beendet zu haben. Zusammen mit Rußland und im Einvernehmen mit den befreundeten Mächten habe sich Deutschland dazu entschlossen, den Krieg so rasch wie möglich zu , an einet« -«tschÄA. Leu Wendepunkt, berdem alle Volker sich besinnen und die ^Regierenden sich ihrer Verantwortung bewußt sein sollten", ^Obwohl schon mehrere Wochen vergangen seien, sei noch nichts geschehen, was nicht wieder gut zu machen wäre, und die Idee eines, auf Gerechtigkeit gegründeten Friedens, der den be- rechtigten Wünschen der Völker entspreche und zugleich Europa eine lange Periode der Sicherheit und des ruhigen sozialen Fortschritts gewährleiste, könne von keiner Negierung und vor allem auch von keinem Volk zurückgewiesen werden. Auch bei den Vestmachten erkenne man da und dort zwei Strömungen urr" man möchte hoffen, daß die gesunden ver- antwortungsbepsußten Kräfte, die die wahren nationalen Interessen und Lie der europäischen Kultur im Auge behalten, sich endlich gegenüber jenen durchsetzen, die mehr oder weniger unbewußt der Katastrophe zusteuern. — „Popolo d'Italia" schreibt über die Unterredung Cianos mit dem Führer, auch dieses Mal dürfe man den Piloten nicht stören. Die Zukunft sei unbekannt und man müsse die Erklärungen des Führers abwartenl Angebrachter sei es, mit gutem Willen die Tat sachen zu überblicken und über die Phasen des Dramas und die Zwischenspiele nachzudenken. Man stehe zwischen zwei Kriegen, demjenigen, der in Polen abgeschlossen wurde, und jenem anderen, der sich im Westen noch nicht entfesselt habe., Die großen Armeen seien noch nicht aufeinandergeprallt. Im Osten sei das Drama, soweit es die Operationen betreffe, be endet, und die Polen könnten sich darüber klar werden, wie richtig die Ratschläge Noms gewesen seien, sich mit Berlin zu verständigen. — „Corriere della Sera" stellt fest, daß die Reise des italienischen Außenministers nach Deutschland auch in Paris stärkste Beachtung finde. Niemand höre jetzt auf das Getöse der Kanonen an den beiden großen Festungslinien, sondern alles sei erwartungsvoll gespannt auf die Dinge, die sich ankündigen. In Berlin betone man, daß Deutschalnd, nachdem es in einem Monat den ihm von den Westmächten aufgezwungenen Krieg siegreich zu Ende geführt habe, jetzt in der Lage sei, den Feinden erneut die Entscheidungsfrage „Krieg oder Frieden vorzulegen". Deutschland sei sich bewußt, seinerseits alles für den Frieden getan zu haben und tun zu wollen, aber auch militärisch jeder feindlichen Herausforderung die Stirn bieten zu können, wenn die Gegenseite den Krieg wolle. In Erinnerung an den 2. Oktober 1935, an dem die italienischen Heere die Grenzen Abessiniens überschritten, schreibt die Zeitung, heute sei die Lage gegenüber damals anders, aber der Geist des italienischen Volkes sei der gleiche. Wenn der Duce es für nötig halten sollte, das Volk Italiens zu einem neuen Appell aufzurufen, dann würde es ihm mit nicht geringerem Eifer und noch größerer Siegeszuversicht folgen. „Die Weltwandlung gegen England". Das belgische Blatt „Libre Belgique" schreibt, daß die Lage in jeder Hinsicht für England negativ und für Deutschland positiv sei. Militärisch stellt die Zeitung den „vollen Triumph" der deutschen Waffen fest, der selbst „die kühnsten Voraussetzungen übertroffen" habe. Wirtschaftlich habe sich durch die Rückgewinnung Oberschlesiens und die Hinzugewinnüng der reichsten Industriegebiete Polens eine Verlagerung der wirtschaftlichen Schwerpunkte in Europa vollzogen, die ja durch die grundstürzenden deutsch-russischen Wirtschaftsabmachungen zu einer weltwirtschaftlichen Revo lution überhaupt wird. Am entscheidendsten findet die Zeitung das völlig neue Gesicht, das Adolf Hitler der diplomatisch, politischen Lage Europas und der Welt gegeben habe. Schon daß während des ersten Kriegsmonats nicht ein einziger von Englands 30 Helfershelfern aus dem Weltkrieg sich gerührt habe, empfindet das Brüsseler Blatt als eine Weltwandlung. Wo blieben die Balkanstaaten? Sie, welche die ersten und nächsten vor dem englischen Kriegswagen sein sollten, ließen sich nicht einspannen. Von dem, was England und das Welt- judentum ihre „Friedensfront" nennen, sei nicht viel übrig geblieben. Italien verharre unerschütterlich . . . nicht bei England. Kein Staat habe überhaupt ein Kriegsziel, das er seinen Leuten begreiflich machen könne. Allenfalls stünden im Hintergrund die italienischen Kolonialforderungen oder die ungarischen und bulgarischen Revisionsbegehren. Daß diese nicht für England wirken würden, erübrige sich zu sagen. O Die britische Hungerblockade bedroht allein die Neutralen. Oslo, 3. Okt. „Nationen" schreibt, selbst die erbittertsten Gegner müßten zugestehen, daß die Einkreisung Deutschlands mißglückt und der Plan einer wirtschaftlichen Blockade infolge des deutsch-russischen Abkommens ernstlich geschwächt sei. Auch wenn der britische Seekrieg noch so wirkungsvoll wäre, so würde es Jahre dauern, ehe Deutschland geschädigt würde. In manchen neutralen Ländern aber, und gerade in Nor wegen, würden schon in wenigen Wochen die notwendigsten Dinge fehlen. Auch die anderen nordischen Länder würden die Blockade viel schwerer zu spüren bekommen als die Macht, die England eigentlich treffen wolle. Das Blatt richtet dann einen dringenden Aufruf an die neutralen Länder, die in größerer Gefahr schwebten als die Kriegführenden selbst, sich zu einem kraftvollen Vorstoß für einen Frieden zu sammeln. Der Krieg drohe mit gegenseitiger Vernichtung, aber lange bevor England oder Deutschland ernstlich bedroht seien, wür den die kleinen Staaten längst zusammengebrochen sein. Jetzt sei die letzte Gelegenheit zur Rettung. Wer wage es, die Verantwortung zu übernehmen, daß sie verstreiche? In Budapests wir d erklärt, wenn England nicht die entsprechenden Folgerungen aus der Friedensbereitschaft Deutschlands ziehen wolle, so trage es alle Verantwortung für die weitere Entwicklung der Dinge. Auch in Spanien findet der Cianobesuch starke Be achtung. Die Zeitungen weisen auf die günstige militärische und wirtschaftliche Lage Deutschlands hin. Graf Eiano berichtet dem Dnee. Rom, 3. Okt. Außenminister Graf Eiano traf heute um 10.15 Uhr im Sonderzug hier ein. Er begab sich sofort in den Palazzo Venezia, um dem Duce über seine Besprechun gen mit dem Führer zu berichten. Wie wir bereits mitteiltcn verließ der italienische Außen minister gestern mittag um 12 Uhr mit seiner Begleitung Berlin. Reichsaußenminister o. Ribbentrop geleitete Graf Ciano vom Gästehaus der Reichsregierung zum Anhalter Bahnhof, wo sich zur Verabschiedung außer dem italienischen Botschafter in Berlin Attolico Mitglieder der Reichsregierung und der Reichsleitung der NSDAP, sowie führende Persön lichkeiten von Staat, Partei und Wehrmacht eingefunden hatten. Ferner waren Mitglieder Ler italienischen Botschaft, Vertreter des Fascio und der italienischen Kolonie anwesend. Nachdem Graf Ciano die Front der Ehrenkompanie der -Leibstandarte „Adolf Hitler" abgeschritten hatte, überbrachte der Chef des Oberkommandos der Wehrmacht, Generaloberst Keitel, die Grüße des Führers. Dann begab sich der italie nische Minister zum Sonderzug, der um 20.48 Uhr in München einlief. Dort hatten sich zur Begrüßung eingefunden der italienische Generalkonsul, der Konsul und der Vizekonsul, sowie eine Abordnung des Fascio und der Jungfaschisten mit dem Sekretär des Fascio in Bayern, Dr. d'Amato. Um 21.05 setzte der Sonderzug die Fahrt nach Rom fort. Italiens Außenminister beim Führer. (Presse-Jllustrationen-Hoffmänn-M.) Der Einmarsch i« Lie Fest««« Warschau. Berlin, 3. Okt. Das Oberkommando der Wehr macht gibt bekannt: Im Laufe des 2. Oktober rückten «eitere deutsche Truppe« in die Festung Warschau ein. Die Zählung der Gefangene« sowie der in Warschau und Modlin erbeuteten umfangreiche« Bestände an Waffen «nd sonstigem Kriegsmaterial dauert noch an. * Im Westen nur geringe Artillerie, «nd Flugzeug, tätigkelt. Kein polnischer Soldat mehr unter Waffen. Zum gestrigen Lagebericht des Oberkommandos der Wehr» macht wird aus Berlin geschrieben: Genau einen Monat nach Ausbruch des deutsch-polnischen Konflikts hat auch der letzte Stützpunkt polnischen Wider standes, die befestigte Halbinsel Heia, sich ergeben. Die Kapitulation dieses äußersten Ausläufers der polnischen Stellung in der Danziger Bucht ist erfolgt, noch bevor der planmäßig vorbereitete deutsche Angriff durchgeführt wurde. Der Grundsatz der deutschen Führung, auf Prestigeerfolge zu verzichten, hat sich auch hier wieder als richtig erwiesen. Durch Masseneinsatz hätte der Fall Helas sehr viel früher erzwungen werden können. Das Oberkommando der Wehr macht hat sich aber, da die Halbinsel für den Gesamtverlauf der Operationen ohne Bedeutung war, in den vergangenen Wochen darauf beschränkt, die Halbinsel durch die Schulschiffe der Kriegsmarine „Schlesien" urch. „Schleswig-Holstein" zu überwachen und niederzuhalten. Besondere Anerkennung verdienen ferner die deutschen leichten Seestreitkräfte; im Feuer feindlicher Batterien haben deutsche Räumboote die polnischen Positionen von Minen gesäubert und so die Aus gangsstellungen für den Angriff geschaffen, -essen Beginn die bis dahin wenig belästigte Verteidigung nicht erst abgewartet hat. In derselben Stunde, in der am Ende der Danziger Buckt die polnische Besatzung von Heia die streckte und damit bestätigte, daß der Traum vom „polnischen Meer" in ein Nichts ze rönnen ist, zogen iy die polnische Hauptstadt, die bereits vorher von einer Infanterie division besetzt worden war, Abordnungen aller Truppenteile ein, die bei Warschau gekämpft hatten. Einerß Monat, nachdem das deutsche Ostheer die polnischen UeberAiffe mit den: Einmarsch beantwortete, befindet sich kein polnischer Soldat mehr unter Waffen. * s Erbitterung in Warschau über die Flucht der Kriegstreiber. Belgrad, 2. Okt. „Politika" schildert, welche Wirkung die feige Flucht der ehemaligen polnischen Machthaber auf die Bevölkerung Warschaus hatte. Das einfache Volk habe am 16. September mit Ingrimm festgestellt, daß sich „die eleganten Frauen der Minister und Direktoren samt ihrem Anhang aus dem Staube gemacht" hätten. Während der kleine Mann ge- kämpft und gehungert habe, sei die polnische „Elite" mit allem, was sie noch in ihre Koffer raffen konnte, über die Grenze geflohen. Man wende sich heute mit Abscheu von denen ab, die Polen in den Krieg trieben. Beförderungen in der Wehrmacht. Der Führer hat mit Wirkung vom 1. Oktober 1939 befördert: Zu Generalobersten den General d. Inf. Blaskowitz, die Generale d. Art. v. Kluge und v. Reichenau; zum General d. Inf. den Generalleutnant v. Falkenhorst, zum General d. Art. die Generalleutnante Modrig und Petzel; zu Generalleutnanten die Generalmajore Brand (Albrecht), Clößner, Richter, Theißen, Tiemann, Baltzer, Felber, Rein hard (Hans) und Bernard; zu Generalmajoren die Obersten Anger, v. Sommerfeld, Rathke, Uthmann, Mühlmann, Kohl, Tittel, v. Prittwitz u. Gaffron, Mellmich, Meyer-Buerdorf, v. Zülow, Güntzel, Graeßner, Lahode, Himer, Horn, Gollwitzer, Dippold, Haarde, Zickwolff, Gercke. Mit Wirkung vom 22. September werden befördert: Zu Generalmajoren die Obersten im Generalstab Speidel und v. Seidel. Mit Wirkung vom 1. Oktober werden befördert: Zum General der Flieger die Generalleutnante Kitzinger, Grauert und Wimmer, zum General der Flakartillerie Generalleutnant Weise, zu Generalleutnanten die Generalmajore Mohr, Danckelmann, Schmidt; zum Generalmajor der Oberst Menzel. Mit Wirkung vom 1. Oktober werden in der Kriegs marine befördert: Zu Konteradmiralen die Kapitäne zur See v. Stosch und Wenneker. Berlin, 2. Okt. Der Führer hat dem König der Bulgaren zum Jahrestag seiner Thronbesteigung feiste herzlichsten Glückwünsche übermittelt. Berlin, 2. Okt. Die deutsch-rumänischen Handels- und Schiffahrtsverhandlungen, die seit Mitte September in Bukarest stattfanden, wurden erfolgreich abgeschlossen. Der gemeinsame Handel wird auch im kommenden Jahr eine weitere Ausdehnung erfahren. Reval, 3. Okt. Hier wurde eine Geheimorganisation für den Schmuggel von Juden aus dem Auslande nach Reval ausgehoben. 13 Personen erhielten Geldstrafen. Die einge- fchmugglelten Juden wurden ausgewiesen.