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40 Handelsblatt für den deutschen Gartenbau nsw. No. 5 Anträge zur bauptversammlung. Rnträge, welche eines Dringlichkeitsbeschlusses des Husschusses bedürfen. Hntrag von Hd. von Drathen-Elmshorn. Der Verband der Handelsgärtner möge dafür Sorge tragen, dass die Verbandsmitglieder aut ihren Reisen in den Hotels, die sich hierzu bereit erklärt haben, Preis ermässigung erhalten, etwa 10—20 %. Diese Hotels wären auf der Mitgliedskarte namhaft zu machen, eventuell durch einen eingelegten Bogen, wonach dann die Mitgliedskarte als Legitimation dient. Bei Be zahlung der Rechnung wären dann die Prozente unter Vor zeigung der Mitgliedskarte zu kürzen. Das nur erste, bessere Hotels dafür ausgewählt werden dürfen, setze ich als selbstredend voraus, auch darf die Lage des Hotels keine ungünstige sein. Um nun über ganz Deutschland diese Einrichtung zu treffen, würde es sich empfehlen, wenn die einzelnen Gruppen sich mit den Hotelbesitzern ihres Bezirkes in Verbindung setzen, um diese für unsere Zwecke zu gewinnen. Begründung. Dass eine solche Einrichtung für die reisenden Mit glieder unseres Verbandes von sehr grossem Nutzen ist, dürite jedem einleuchten. Die Mitgliedschaft zum Verbände erhält auch durch diese Neuerung einen grösseren Wert, da die Ersparnisse an Hotelkosten für viele Gärtner weit mehr alljährlich be tragen würde, als der Jahresbeitrag zum’Verbände ausmacht. Ueberdies ist der Gärtner auf seinen Reisen der Mühe ent hoben, sich bei Ankunft in einer, für ihn unbekannten Stadt, nach einem passenden Hotel umzusehen, da seine Mitglieds karte diese aufführt, selbst für kleinere Städte. Zu grösseren Ausstellungen, Versammlungen usw. ver ¬ einigen sich auf diese Art die Gärtner in bestimmten Hotels, | wodurch ein besseres, geselliges Beisammensein geschaffen wird, als es bisher der Fall war. Es wäre daher nur zu wünschen, wenn diese Ein richtung recht bald ins Leben gerufen wird. Die kleinen Mühen, die hierzu erforderlich sind, werden sich hundertfach lohnen. Ee& Zur Konkurrenzfrage. Von dem Vorstand unseres Provinzialverbandes Ost preussen erhalten wir nachstehende Ausführungen mit der Bitte um Veröffentlichung: Wie wenig berechtigten handelsgärtnerischen Interessen mitunter seitens der Behörden die genügende Beachtung geschenkt wird, lehrt deutlich folgende Angelegenheit. — Schon mehrfach waren an den Vorsitzenden der früheren Ortsgruppe Königsberg unseres Verbandes Klagen darüber laut geworden, dass der Betrieb der Provinzial-Gärtnerlehr- anstalt Tapiau in seiner Geschäftsführung eine angemessene Preisnotierung vermissen liesse, und gab unser Mitglied, Herr Handelsgärtner Rödiger- Tapiau in einem Schreiben vom 4. Juli vergangenen Jahres die schliessliche Veran lassung, beschwerdeführend darüber vorstellig zu werden. Herr Rödiger führt zunächst einen Fall an, wo einem H< rrn Maurermeister S. dort, für den er eine Garten anlage übernommen, von der Lehranstalt äusser 20 Stück Flieder, starke Sträucher gegen 2 m hoch, noch 2 Thuja, 2 Fichten für Sa. Mk. 2.— frei Haus geliefert wurden. Nach Aufstellung der Rechnung für selbst gelieferte Sachen war dieselbe dem Auftraggeber in der Preisdifferenz nach Vergleich so augenfällig, dass er kurz urteilte: „Sie sind zu teuer, einmal und nicht wieder.“ Obige Sachen sind von einem in der Angelegenheit unbeteiligten Kollegen zu einem reellen Wert von 20—25 Mk. taxiert worden. — In Topfflanzen wurde ebenso geschleudert, oft aufgekauft und zu Einkaufspreisen wieder verkauft. Topfrosen mit 3 bis 4 Blumen hat man im März incl. Garnierung für 40 bis 60 Pfg. gehandelt. — In einem Falle wurde Herr Rödiger, für einen Topf Chrysanthemum 1 Mk. verlangend, von einer erstaunten Dame darauf aufmerksam gemacht, dass sie solche in der Qualität in der Lehranstalt für 25 bis höchstens । 40 Pfg. kaufen könne und deshalb auf Einkauf bei ihm i verzichte. Mit Gemüse und Beerenobst sei ein förmlicher Hausierhandel eingerichtet, zu dem die „geeignetsten" Zög linge die umliegenden Städte Wehlau, Insterburg, Königs berg regelmässig aufsuchten. Dabei wäre “die Preisbildung vollkommen planlos : man erhielte an demselben Tage ein mal 3 bis 4 Köpfe Kohl für 10 Pfg., bald darauf müsste man 10 bis 20 Pfg. für einen geben, ohne dass die Differenz in der Qualität begründt wäre. Desgleichen wären im Ver kauf von Obsbäumen Preise von 40 bis 60 Pfg. pro Stamm keine Seltenheit usw. Auf ein Schreiben des Vorstandes unserer Gruppe Ostpreussen an den Vorsteher der Gärtnerlehranstalt mit dem Ersuchen um Abhilfe der erwähnten Uebelstände sprach | derselbe sein Bedauern über die übertriebenen Angaben aus ! und stellte anheim, sich an den Herrn Landeshauptmann zu wenden, um „gegebenenfalls“ auf dem Gerichtswege Genugtuung erlangen zu können. Dem Herrn Landeshauptmann wurde die Angelegenheit nun auch unterbreitet. Der Vorstand führte aus, dass es doch nicht Aufgabe der Anstalt sein könne, durch Massen- ' Produktion und Handelsgeschäfte dem kleinen Gewerbe treibenden den Erwerb zu entringen, dass die Verwendung der Zöglinge zum Hausierhandel für ihre gärtnerische Aus bildung unvorteilhaft wäre und ganz unterbleiben müsste; man wies darauf hin, dass der Hauptzweck der Anstalt, die > Hebung des Obsbaues in der Provinz, etwas aus dem Auge verloren wäre, die Anstalt hätte neben gehöriger Ausbildung der Zöglinge in musterhaften Kulturen sich doch weniger mit der speziellen Anzucht junger Obstbäume in grossen Mengen als der Prüfung von Sorten, Anlage und Unter haltung von Musterobstpflanzungen, Pflege und Behandlung von Anlagen im staatlichen und behördlichen Besitz der Provinz zu befassen. Es wurde uns zur Antwort, dass eine Einschränkung des handelsgärtnerischen Betriebes „im Interesse der Aus bildung der Zöglinge“ und „im Interesse der Obstbaumzucht in der Provinz“ nicht angängig sei, und dass die Angabe, die Lehranstalt treibe beim Verkauf Preisschleuderei, nach eingehenden Ermittelungen nicht zutreffend wäre. Diese ein gehen den Ermittelungen sind nach Erkundung ohne Prüfung der von Herrn Rödiger ange führten Fälle erfolgt 1 Der Vorstand des Provinzial verband es sah sich veranlasst, den Herrn Landeshauptmann hierauf aufmerksam zu machen, und wurde ihm hierauf der Bescheid, dass das Kuratorium der Anstalt in einer Nachprüfung der Angelegenheit auf einer am 9. Nov. 06. stattgefundenen Sitzung unsere Beschwerde gleichfalls als unbegründet erachtete. Ein Mitglied des Kuratoriums hat nach dieser Sitzung eines Tages dann kurze Zeit mit Herrn Rödiger über die Angelegenheit gesprochen und durchblicken lassen, dass das Kuratorium sowie der Herr Landeshauptmann sich mit den gemachten Angaben der Anstalts leitung begnügt haben. Der oben erwähnte Fall, dass Sachen im Werte von 20 bis 25 Mk. für 2 Mk. ver kauft wurden, ist dahin ausgelegt worden, dass man eben im Begriff gewesen, die Sachen auf den Kompost zu werfen, und da sei der Herr gekommen und hätte sie eben für den minimalen Preis erhalten. Die zu niedrigen Preisen ver kauften Obstbäume seien ihrer geringen Qualität wegen durchaus nicht mehr wert gewesen I (?) Der Vorsitzende des Provinzial-Ausschusses, Herr Graf zu Dohna-Lauck, an den sich der Vorstand im