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Nr. 33 Handelsblatt fflr den deutschen Gartenbau usw. 315 und ein Beweis dafür, daß es nur der innigen Hingabe an seine Pfleglinge bedarf, um Großes aus ihnen herauszuholen? Aber wir sehen auch hier: ein Einzelner hat das Monopol und für die All gemeinheit des Erwerbsgartenbaues sind dann die Preise zu hoch. Unsere Chrysanthemum, Amaryllis, Cyclamen, Primeln sind ge wiß schön und leisten unsere Spezialisten auch in Hortensien, Flie der usw. Hervorragendes, aber der Mensch will auch einmal etwas anderes naben, namentlich das zahlkräftige Publikum. Die schonen Bromeliaceen, die fast immer verkauft waren, sobald sie ins Laden geschäft kamen, oft sogar mit Extrapreisen ausgezeichnet wurden, weil sie bleiben sollten, fehlen ganz. Wenn wir die führenden Platz geschäfte der Reichshauptstadt in ihren Ausstellungen betrachten, dürfen wir ruhig sagen, die Sachen seien hervorragend, aber wir müssen als Gärtner von altem Schrot und Korn doch still hinzu fügen: prunkvoll, doch arm und kalt! 1 Der echte Berliner sagt: „Nischt fürs Herze!" Meinungsaustausch ========== Sclerotinia Libertiana Fuck., der Schädling der Tomaten, Auch mir geht es dieses Jahr wie Herrn Marquardt in Hathenow mit den Tomaten. Schon voriges Jahr zeigten einige Pflanzen das Absterben vom Boden aus, schon damals las ich von der neuen Tomatenkrankheit, die in Holland so stark aufgetreten ist. Selbstverständlich wechselt man sowieso die Plätze der Kulturpflan zen jedes Jahr, und glaubte ich nun dieses Jahr verschont zu sein. Der Befall ist aber an dem neuen Platz viel ärger. Ganz üppige Pflanzen werden mit einem Male welk, untersucht man sie, so ist der Stamm über der Bodenfläche schwarz und faulig. Besieht man sich die Pflanzen genauer, so sieht man schon hier und da die Pflanzen, welche zwar noch gesund aussehen, aber schon faule Stellen am Stamm haben. Einige Tage noch, und sie sind welk. Sclerotinia Libertiana ist ein Pilz, der auf verschiedenen Pflanzen gedeiht; so ist er heimisch auf Gurken, Tomaten, Kümmel, Zicho rien, Topinambur, Sonnenrosen, Dahlien, Zinnien, Möhren, Raps, Rübsen und Senf. Außerdem kommt er in Aufbewahrungsräumen auf lagerndem Gemüse vor. Dennoch brauchen wir uns nicht zu wundern, wenn er sich durch das feuchtwarme Wetter — seine Hauptwachszeit ist wohl im Juli — dieses Jahr ganz besonders auf den Tomaten breit macht. Hier hilft weder sofortiges Herausreißen der erkrankten Pflanzen und Verbrennen derselben, noch Platz wechsel der Kulturen, sondern nur möglichst entfernte Anpflanzung von den obenerwähnten Wirtspflanzen. Zum mindesten dürften dort keine Tomaten angepflanzt werden, wo das Jahr zuvor die obengenannten Wirtspflanzen gestanden haben. Da das Mycel des Pilzes beim Vorhandensein reichlicher Mengen organischer Stoffe sich längere Zeit — wahrscheinlich mehrere Jahre — im Boden lebensfähig erhalten soll, so ist obige Rücksichtnahme auf den Platz geboten. Da die Sclerotien nicht tiefer als ca. 4 cm im Boden keim fähig sein sollen, ist tiefes Umarbeiten Bedingung. Zu verwerfen ist es jedenfalls, daß Abfälle der obengenannten Wirtspflanzen, be sonders Abraum aus Kellern, in dem faule Möhren, Rüben und Sellerieknoten usw. sich befinden,' auf Komposthaufen gebracht werden und so die Erde mit Pilzen geimpft wird, die später als Dünger und wieder zu Kulturen verwendet wird. Das Absterben von Gurken, Petunien usw., wo der Stamm braune Stellen bekommt und die Pflanzen dann abwelken, dürfte nach obigem erklärlich sein. Für ganz falsch halte ich aber das Vorhaben des Herrn Frage stellers, daß er jetzt die Pflanzen über der ersten Traube abschnei det und stehen läßt, damit die Früchte nachreifen. Erstens bekom men die Früchte doch keine Nahrungszufuhr mehr, da der Stamm abgestorben, also die Saftzirkulation unterbunden ist, zweitens wür den die Früchte demnach auch abgeschnitten genau so nachreifen können und drittens bleiben ja die Pilzsporen dann im Boden, um ganz sicher auszureifen und das Land auf diese Weise total zu ver seuchen. Also heraus und einen Scheiterhaufen damit gemacht. Auf die Sorten nimmt der Pilz keine Rücksicht, ich habe ihn am Lttkullus, Sieger von Lüttich, genau so wie an einer frisch aus England von einem Freunde erhaltenen Sorte. Der Pilz hat eben dieses Jahr infolge der günstigen Wachstumsbedingungen weit gehende Verbreitung gefunden und — wenn nicht energisch be- kämpft — dürften die folgenden Jahre noch schlechter ausfallen. Curt Knebel, Erlau. Anzucht von Gemüsesamen. Zugleich Antwort auf Frage 2812. Sofern ein streng reelles Saatgut erzielt werden soll, ist es meiner Ansicht nach unbedingt notwendig, stets die Samenträger auszuwählen, also Auslese zu halten. Ich überwintere die ausge wählten Samenträger von Kohlrabi, Sellerie usw. und pflanze diese dann so bald als möglich im Frühjahr-aus. Ich gebe ja zu, daß dieses Verfahren für den Samenbau im Großen nicht ganz durch führbar ist. Ich behaupte aber nach meinem Verfahren, und so werden es die meisten Kollegen handhaben, welche ihren Samenbe darf selbst ziehen, wird stets ein einwandfreies Saatgut hervor gehen. Ich bin der Ansicht, daß bei gedrillten Samenträgern doch Degeneration eintritt. Man kann es ja nur zu oft an gekauftem Saatgut feststellen. Gerade in diesem Jahre wieder sieht man aller- wärts in Samen gegangene Kohlrabipflanzungen. Meist wird be hauptet, daß in solchen Fällen die jungen Pflanzen Frost bekommen hätten, oder daß sie als zu alte Pflanzen verwendet Worden seien. Ich wage zu behaupten, daß es die Art und Weise des Samenan- baues ist, welche solche Mängel zeitigen und den Erwerbsgärtnern so ungeheuer viel Verdruß, Ernte- und Einnahmeausfall bringen. Daß ich mit meiner Ansicht auf starken Widerspruch stoße, weiß ich von vornherein. Ich wünsche nur, ich könnte denen, die die gegenteilige Ansicht vertreten, meine diesjährigen Pflanzungen von Kohlrabi zeigen. Alle Bete, auf denen Pflanzen von gekauftem Samen verwendet worden sind, zeigen zu zwei Drittel Schößlinge, dabei sind die Pflänzlinge so jung gewesen, wie sie kleiner gar nicht verwendet werden konnten. Es sind alles die frühesten Sorten. Die Beete, welche mit Pflanzen von eigenem Saatgut, allerdings keine ganz frühen Sorten, bestellt worden sind, zeigen auch nicht einen Schößling. Dasselbe Beispiel ist ja auch bei Radies zu er bringen; Samen von gedrillten Samenträgern bringen niemals so vollendete Formen, wie Samen von verpflanzten und gewählten Samenträgern. Ich empfehle deshalb strengste Auslese der Samen träger, namentlich aber dann, wenn das Saatgut als einwand frei von vornherein gelten soll. Mag selbst der Preis für solche Anzuchten sich etwas höher stellen als bei oberflächlichen Samen gewinnungen, die Mehrausgabe anfänglich an Samen bringt aber eine gute Ernte. — Nun kann der Wortkrieg zwischen Samenzüch tern und Erwerbsgemüsegärtnern beginnen. Rudolf Schrön, Dresden-A. 26. Fragekasten ■■■—■. - F r a g e 2 8 1 2. Ist es möglich, eine gute, einwandfreie Quali tät Kohlrabisamen zu ernten von im Herbst gedrillten Samen? Der hierfür verwendete Samen ist schon mehrere Jahre auf die selbe Weise geerntet, also in 2. resp. jetzt 3. Generation. Degene rieren diese Nachzuchten nicht derartig, daß ein Anbau zwecks Knollengewinnung nicht völlig versagt? Ist der Vertrieb solcher Sämereien nicht Betrug? Da es sich um größere Anbauflächen handelt, würde ich für eine fachmännische Auskunft sehr dankbar sein. Kann man auch Sellerie zur Samengewinnung im Herbst drillen? J. Z. Samen von guter und einwandfreier Qualität von Kohlrabi kann auf die beschriebene Art und Weise nicht gezogen werden. Die Ausbildung der Knollen, die doch der Kohlrabipflanze erst ihren Wert verleiht, ist der Pflanze künstlich angezüchtet, denn die Pflanze hatte ursprünglich überhaupt keine Knollen. Die ange- züchtete Eigenschaft der Knollenausbildung verliert sich aber, wenn man als Samenträger nicht fortdauernd solche Exemplare sorgsam auswählt, die sich durch starke Knollenentwicklung auszeichnen. Durch wahllose Verwendung aller aufgegangenen Pflanzen zu Samenträgern wird der Rückschlag in die Ursprungsform ohne Knollenbildung schnell herbeige ührt und zwar umso schneller, als die der Ursprungsform sich nähernden Exemplare meist robuster und kräftiger wachsen und mehr und vollkommeneren Samen tragen als die aus ihnen herausgezüchteten Kunstprodukte. Dazu kommt noch, daß die im Herbst spät gedrillten Kohlrabi meist im Frühjahr ohne Knollen gebildet zu haben, hochschießen, wodurch die Degene ration ebenfalls sehr stark begünstigt wird. Paul Kaiser, Berlin. Bei hochgezüchteten Sorten kann einmal, also ausnahmsweise, Anbau ohne vorhergegangene Auslese vorgenommen werden, ohne daß die Sorte darunter erheblichen Schaden erleidet. Ein fortge setzter Anbau ohne Auslese muß aber die Sorte verderben. Ge müsearten, die leicht zu Entartungen neigen, die z. B. wie Kohl- rabi, Rüben, Sellerie leicht „Schosser“ bringen, werden sicher schon in 2. und 3. Generation für den Gemüsezüchter wertlos. Der be wußte Vertrieb solcher Sämereien darf ruhig als Betrug bezeichnet werden. Daß unser Samenanbau während der letzten Jahre ganz erheb- dich herabgewirschaftet hat, ist leider Tatsache. .Wir haben vor 2 Jahren einen Anbau des Bonner Advents-Wirsing vorgenommen, den Samen aus bestimmtem Grunde aus einer der bekanntesten Saatzüchtereien Mitteldeutschlands bezogen und aus ihm etwa 20 v. H. Advents-Wirsingpflanzen erhalten Der kleine Rest war Mischmasch. Dieser Anbau hat uns einige Tausend Mark Schaden gebracht. M. L ö b n e r , Bonn. Druckfehlerberichtigung. Auf Seite 302, linke Spalte, Zeile 22 von oben lies: 1 : 1000 000 statt 1 : 100 000, Zeile 3 von unten lies: Neger, statt Meyers, rechte Spalte, Zeile 14 von oben lies: Bohnen statt Palmen, a Bücherschau ================= Schönberg, die Wirtschaftsberatung im Obstbau, ein Buch für jeden Obstzüchter, Verlag von Eugen Ulmer, Stuttgart. Das in drei Teile gegliederte Werk will Aufschluß geben dar über, daß die Lage ausschlaggebend für höhere Erträge im Obst bau ist. Dem Obstgärtner, der es aufmerksam studiert, wird es vielerlei für ihn wichtige und beachtenswerte Aufschlüsse geben. Verantwortlich: für den Herausgeber und Verleger: Verband deutscher Gartenbaubetriebe. Preßgesetzliche Verantwortung u. Hauptschriftleitung: Generalsekretär K. Fachmann. wirtschaftl. Teil Syndikus K. Siegmund, für den fachlichen Teil und für den Nachrichten- u. Anzeigenteil Gartenarchitekt C. G. Schmidt, sämtlich in Neukölln.