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Nr. 1 ben in r sw. vor tzen g2SE•CS-K2CSESS9E©SC°2DE2C9NSE2CSSE2CSNE2CS9E2058 /HandelsblattfürdenDeutsmhenGartenbau) Mgg und die mit ihm verwandten Zweige, (g (O) Wochenzeitschrift des Verbandes deutscher Gartenbaubetriebe. (65) Hauptgeschäftsstelle: Neukölln-Berlin, Bergstr. 97-98. Fernsprecher: Amt Neukölln 1123. Postscheckkonto Berlin 2986. LS— Verkündungsblatt der Gartenbau-Berufsgenossenschaft, Sitz Cassel, der Gärtnerkrankenkasse, Sitz Hamburg, des Gartenbau-Verbandes für den Freistaat Sachsen und der Vereinigung deutscher Nelkenzüchter. Bezugspreis für Deutschland und Deutsch-Oesterreich 80 Mk. jährlich, für das Ausland je nach Währung, Preis der Einzel-Nr. 2 Mk. Mitglieder des „Verbandes deutscher Gartenbaubetriebe“ erhalten das „Handelsblatt“ kostenlos. Auszüge aus dem Inhalt des „Handelsblattes" nur unter ausführlicher Quellenangabe, der Nachdruck ganzer Artikel nur nach besonderer Genehmigung der Hauptschriftleitung gestattet. Nr. 20, Neukölln-Berlin, 19, Mai 1922, 37, Jahrgang, her, len, ien. ) M. I M. r k. jie. 1 SOW /erbat lentöp .brike >00 ufs- ich Ver- sten 1104 Die Werbung neuer Kunden. *) Von R. Bloßfeld in Potsdam. Der deutsche Gartenbau befindet sich in einem Stadium, welches als außerordentlich kritisch bezeichnet werden muß. Auf der. einen Seite steht er unter dem beklemmenden Drucke der Blumeneinfuhr aus dem Süden und kann nicht wagen, seine Kräfte frei spielen zu lassen, während auf der anderen Seite gebieterisch die ausreichende und vermehrte Erzeugung von Winterblumen gefordert wird, bei Kokspreisen, welche jede Rentabilität ausschließen, solange es nicht möglich ist, ziemlich erhebliche Preissteigerungen der gärtnerischen Erzeugnisse durchzuführen, ohne eine Absatzkrise herauf zu be schwören. Die Blumengeschäftsinhaber in erster Linie müssen darauf bedacht sein, dem erzeugenden Gärtner solche Preise zu zahlen, welche eine angemessene Vergütung der aufgewendeten Kosten und Arbeit darstellen und ihn abhalten, anstelle von Blu men vielleicht Kartoffeln oder Gemüse anzubauen. Solange aber eine nicht unbeträchtliche Anzahl von Blu mengeschäftsinhabern nicht einsehen will, daß der Gärtner bei der Fortdauer der gegenwärti gen unhaltbaren Zustände zu Grunde gehen muß, solange diese Blumengeschäftsinhaber wohl loh nende Preise erzielen, sich aber weigern, ihre Lieferanten angemessen zu bezahlen, solange werden die Gärtner darauf sinnen müssen, zur Selbsthilfe zu schreiten. Ich schreibe diese Zeilen mit voller Ueberlegung, wohl wissend, daß die große Einigungsbestre bung vielleicht diesen Uebelständen ein Ende machen wird, obwohl ich überzeugt bin, daß der Arzt hier kommen wird, wenn der Patient verschieden ist. Wenn etwas erreicht werden soll, so muß schnell eingegriffen werden. Mittel zur Selbsthilfe gibt es genug. Der vertikale Ausbau der Gärtnerei ist schon ein Mittel, welches durchschlagenden Erfolg bringt und die im Gange befind lichen Bestrebungen in dieser Beziehung sind nur zu begrüßen. Auch die Veröffentlichung von angemessenen Kleinverkaufspreisen in der Tagespresse kann Wandel schaffen, kann helfen, die auch von einsichtigen Blumengeschäftsinhabern beklagten Mißstände zu beseitigen. Den Wölfen im Schafspelz, welche andauernd von Wucherpreisen des Gärtners reden, sich selbst aber nicht genieren, 200 Prozent Aufschlag auf eine sehr haltbare Ware (Hortensien) zu legen, diesen Leuten muß die Larve heruntergerissen werden. Mit den glücklicherweise immerhin zahlreichen einsichtigen Ele menten muß in engster Gemeinschaftsarbeit vorwärts gestrebt wei den, auf der einen Seite, um die Erzeugung zu heben, auf der ande ren Seite, um den Absatz zu steigern und die Preise den Geste hungskosten anzupassen. Der Absatz kann nur gesteigert werden, indem man durch entsprechende Mittel die Kauflust des Publikums anregt. Auf diesem Gebiete ist sehr wenig getan und sehr viel Versäumt worden. Daß dieser Weg auch anderwärts für erfolgreich gehalten wird, beweist die kürzlich in der Central-Hall in London abgehaltene Versammlung englischer Gemüsetreiber, welche sich damit befaßte, Mittel und Wege ausfindig zu machen, um den Ab satz von Tomaten und anderen Glashausfrüchten zu steigern. Es wurde vorgeschlagen, durch Inserate, durch Plakate und durch Farbentafeln die Kauflust weiterer Kreise anzuregen. Inserate sollen vor allem in der „Daily Mail“ mit täglich 1% Millionen Exemplaren, „Daily Mirror“ mit 1 Million Auflage und verschie denen anderen Blättern mit zusammen 5% Millionen Tagesauflage erscheinen. Diese 5% Millionen Zeitungen werden in 5% Millionen Familien von schätzungsweise 28 Millionen Menschen täglich ge lesen. Die Tomatenreklame wirkt demnach suggestiv auf 28 Millio nen Menschen täglich. Ferner sollen in den Monaten Juli/August in den Untergrundbahnen und auf den 173 -Stationen der Londoner Untergrundbahn Plakate aufgehängt werden, welche, durch appetit liche farbige Abbildungen unterstützt, monatlich auf 50 Millionen ßen . *) Anmerkung der Hauptschriftleitung: Ausnahmsweise br’ngen wir Oe obigen Artikel, obwohl er auch in anderen Fachblättern erscheinen wird, da die Aus- führungen des Verfassers im Interesse des gesamten Erwerbsgartenbaues sehr be achtenswert sind. Menschen, in zwei Monaten auf 100 Millionen Menschen einwirken und ihnen täglich erzählen, wie zuträglich Tomaten, wie nahrhaft sie als tägliche Nahrung sind. Es wurde auf dieser Versammlung beweiskräftig dargetan, daß in Zeiten von Ueberproduktion das Fallen der Preise durch eine großzügige Reklame nicht nur ver mieden, sondern darüber hinaus sogar der Preis bis auf das dop pelte gesteigert werden kann. Die Verteilung von Koch- und Re zeptbüchern wurde gleichfalls noch ins Auge gefaßt und zur Durch führung dieses Propagandafeldzuges, der etwa 12 000 Pfund Sterlg. erfordert, die „British Glasshouse Produce Marketing Association“ gegründet. Auch in den Vereinigten Staaten von Nord-Amerika werden in diesem Jahre 100 000 Dollar seitens der amerikanischen Gärtner-Verbände für Reklame ausgegeben, in früheren Jahren war es nur die Hälfte dieser Summe. Die Obstzüchter in den westlichen Staaten geben einen festen Betrag von jeder Kiste Obst, die zum Versand kommt, für Propaganda aus. Wir in Deutschland sind aber arm geworden und können nicht an so großzügige Werbefeldzüge denken. Wir müssen nach ande ren Mitteln suchen, um in der breiten Oeffentlichkeit mehr Beach tung und besseren Absatz unserer Erzeugnisse zu erzielen, Auf der Suche nach solchen Mitteln wird man erstaunt sein, daß ein Reklamemittel, um welches uns jeder andere Erwerbsstand beneidet, bisher bei weitem nicht genügend angewandt wurde. Es ist die immerwährende, farbenfrohe und duftende Reklame der Blume und Pflanze. Wo immer sich Blumen und Pflanzen in voller Schön heit zeigen, erregen sie Freude und Bewunderung und erwerben sich neue Freunde und Liebhaber, uns aber neue Kunden. Ob es die edle deutsche Rose oder Nelke ist, welche bei gesellschaftlichen Anlässen der Dame des Hauses verehrt wird, oder die Knopfloch blume im Straßen- oder Gesellschaftsanzuge des Herrn, ob es das Chrysanthemum, die Primel oder eine andere Blume ist, die an Besuchstagen gutgeleiteter und vorwärtsstrebender Gärtnereien den Besuchern erläuternd vorgeführt wird, ob es der Balkonschmuck des Nachbars, oder sein Rosenbeet, oder sein Blumenfenster, ob es das •Staudenbeet des Schrebergartens ist, oder ob es die Blumengrüße sind, die den Genesenden im Krankenhause erfreuen, immer werben sie und reizen sie in ihrer eindringlichen Sprache. Selbst bei Schul kindern, denen Stecklinge oder Samen verteilt werden, legen sie den Grundstein zu einer späteren Liebhaberei. — Ein Werbemittel größten Stils, eine Riesenreklame, können wir uns verschaffen durch Veranstaltung von Ausstellungen. Wohl bei jedem Besucher einer Ausstellung bleibt eine Anregung im Ge dächtnis haften, bei vielen Besuchern verdichtet sie sich sofort zu einer Bestellung. Leider waren die letzten Jahre für derartige Ver anstaltungen recht ungünstig, sie sind es auch heute noch, denn ganz riesenhafte Summen werden benötigt, um wenigstens einiger maßen umfangreiche und gute Darbietungen vorzuführen. In die sem Jahre sind es zwei Ausstellungen, welche wegen der Art ihrer Durchführung und wegen ihrer Ausdehnung Aufmerksamkeit er regen. Dies sind die Internationale Rosen-Ausstel lung in Hamburg und die Große Jubiläums-Aus stellung der Deutschen G a r t enb a u - G e s e 11 s ch a f t in Berlin. Letztere verspricht einen ganz riesenhaften Umfang anzunehmen und ein Ereignis zu werden, welches für unseren Be ruf angesichts der kritischen Verhältnisse von weittragender Be deutung ist. Schon die Wahl des Platzes für die Ausstellung stellt ein Novum dar. Sie soll in dem früher kaiserlichen Parke des Schlosses Bellevue, im Tiergarten zu Berlin stattfinden. Dieser Park mit etwa 80 Morgen Grundfläche bietet Raum und glänzende Ausstellungsmöglichkeit für alle Zweige und Spezialitäten unseres Berufes, vom Obstbaum bis zu den Orchideen, vom Brautstrauß bis zum Oräberschmuck, vom Schreber- bis zum Villengarten, vom Samenkorn bis zur fertigen Pflanze, Topfpflanzen, Obst, Gemüse, Rosen, Stauden, Sträucher, Bäume, Sommerblumen, Blumenbinderei, technische Neuerungen, Beregnungsanlagen, Düngersorten, Schäd lingsbekämpfung, kurz, auf allen Gebieten soll in umfassender Weise gutes Altes und gutes Neues gezeigt und vorgeführt werden. Neben den Darbietungen für das breite Publikum, sind Darbietungen für den vorwärtsstrebenden Fachmann vorgesehen. Sonder- Ausstellun-